Als wir an diesem Morgen in Arequipa erwachen, lacht uns die Sonne entgegen. Wieder haben wir Glück mit dem Wetter. Geschlafen haben wir auch gut, auch wenn die Matratzen natürlich nicht unserem Standard zu Hause entsprechen. Sibylles Rücken zickt heute morgen ein klein wenig herum, aber es ist nicht wirklich dramatisch. Während ich im Bad bin und mich zurecht mache, zieht ein “temblar” durch das Hotel, eine kleine Erschütterung von etwa sieben bis zehn Sekunden Dauer. Ich merke davon gar nicht, aber Sibylle ist es aufgefallen. Aber wir wurden von Andrea schon vorgewarnt und wissen diese kleinen Erschütterungen der Plattentektonik einzuordnen.
Wir gehen hinunter in die Frühstückshalle und treffen auf ein paar Mitreisende. Es ist etwas frisch, das ganze Hotel ist insgesamt sehr kühl und an vielen Stellen ist es zugig. Aber das Hotel hat Charme und ist sehr nobel hergerichtet. Die Bediensteten sind durchweg sehr nett und wir werden überall mit Buenos Dias oder Buenos Tardes begrüßt, wozu natürlich auch immer ein Lächeln gehört. Aber wir ignorieren das und setzen uns zu Walter Hill,einem korpulenterem Mann in den fünfzigern, der auch schon weit gereist ist und als Softwareentwickler für HP arbeitet. Später setzen sich noch Sonja und Andrea zu uns. Dort zeigt uns Andrea, unsere Reiseleiterin, eine ihrer Lieblingsfrucht. Sie sieht wie eine Passionsfrucht aus. Man schneidet den Kegel ab und löffelt dann wie bei einer Kiwi das Innere. Diese Frucht nennt sich Ochamoya, sie ist sehr lecker und gar nicht so säuerlich wie eine Passionsfrucht.
Pünktlich um kurz vor 9 sind wir komplett versammelt am Bus und bereit zur Abfahrt nach Arequipa. Die Fahrt ins Zentrum von Arequipa dauert nicht einmal 20 Minuten. Es ist natürlich für den Bus nicht ganz so einfach, in den teilweise recht engen Gassen zu fahren, zumal heute Samstag ist. Und dabei ist es noch relativ früh am morgen. Etwas später, so meint Andrea, wird es richtig voll werden, weil dann die ganzen Familien unterwegs sind und einkaufen.
Als erstes fahren wir den Markt von San Camillo an, einen Markt, der nicht für die Touristen erschaffen wurde, sondern der jeden Tag im Jahr für die einheimische Bevölkerung da ist und auf dem es wirklich alles zu kaufen gibt, in erster Linie aber Lebensmittel. Es gibt zwar auch Supermärkte in Arequipa, aber diese werden von der einheimischen Bevölkerung nicht komplett angenommen.
Die Marktfrauen sind sehr gerissen, meint Andrea, denn sie kennen ihre Kunden und versuchen natürlich ihnen genau die Lieblingsgerichte anzupreisen und Sonderrabatte zu geben, die in Wirklichkeit keine sind. Aber nicht nur Lebensmittel gibt es hier zu kaufen, sondern auch allerlei esoterisch und naturheilkundliches. Es gibt hier Allheilmittel ebenso wie Glücksbringer und die Potenz steigernde Mittel. Zunächst werden wir in zwei Gruppen von Ute, unserem lokalen Reiseführer für Arequipa, und Andrea, über den Markt geführt. Dabei erhalten wir einen guten Einblick in das Angebot,können auch das ein oder andere leckere Lebensmittel probieren. Dann geht es noch ein paar Minuten auf eigene Faust über den Markt.
Nach dem Markt besuchen wir eine Jesuitenkirche und lernen den Mestizenbarock kennen.
Danach zieht es uns zur Kathedrale, die entgegen üblicher Bauweise quer zum Place de Armas steht. Hiernach geht es weiter zum Kloster Santa Catalina, wo wir eine einstündige Führung erhalten.
Das Kloster ist an sich sehr interessant und auch schön, aber unsere Führering rattert ihren Text nur so herunter und achtet auch überhaupt nicht darauf, ob wir mitkommen, das scheint ihr egal zu sein. Sie macht einfach weiter.
Irgendwann ist diese Führung aber auch vorbei und allzu viel an Fakten ist bei mir leider nicht hängen geblieben.
Den Rest des Tages haben wir zur freien Verfügung. Zunächst beschliessen wir sieben, Familie Püstow aus der Nordheide, Monique und Patrick aus Luxembourg und Walter Hill aus Düsseldorf, sowie Sibylle und ich, erst einmal im Chi Cha essen zu gehen. Das war ein kleines Restaurant nicht weit vom Kloster entfernt. Es wurde uns von Andrea empfohlen und machte einen ganz netten Eindruck. Also gehen wir dorthin und essen zu Mittag. Es gibt Ricotto Rolleno, eine typisch peruanische Speise. Dabei handelt es sich um gefüllte Paprika auf einer Art Kartoffelgratin, ziemlich scharf aber auch sehr lecker. Sonja stößt dann auch dazu und setzt sich zu uns an den Tisch.
Nach dem Essen schauen wir uns noch ein bißchen in der Umgebung des Hautplatzes um. Wir gehen zurück zur Jesuitenkirche, wo im zweiten Innenhof ein paar Geschäfte waren, die wir am morgen schon kurz besichtigt hatten. Während Monique und Patrick sich den Pullovern aus Alpaca Wolle widmen, gehen Sibylle und ich in den Hutladen. Hier findet Sibylle einen schönen Hut, den sie sich kauft. Während der Verkäufer noch dabei ist, das Hutband einzuziehen,kommen Monique und Patrick und Monique kann uns mit ihren Spanischkenntnissen gut unterstützen.
Dann lassen wir uns vom Hutmacher zwei Taxen zum Hotel bestellen. Das dauert zwar etwas lang, aber immerhin sind die Taxis dann auch sehr schnell zur Stelle und wir fahren ins Hotel zurück, wo wir uns vor dem gemeinsamen Abendessen noch etwas zurückziehen.
Gegen 19 Uhr treffen wir uns dann zum Abendessen. Es war ein sehr netter Abend in gemütlicher Runde, der wirklich Lust auf mehr macht.