14.11.2014 – Von Mexiko Stadt über Popocatepetl nach Puebla

Wir waren gespannt, wie dieser Tag werden würde! Es war Tag 1 nach Kai und entweder die Fortführung des Chaos oder eine Verbesserung um 100%. Bevor wir uns aber der Herausforderung stellten, fuhren wir erst einmal hinauf in den sechsten Stock ins Restaurant zum Frühstück. Schon am Eingang wurde deutlich, dass es heute voller war. Wir mussten warten, bis wir hineinkamen. Die Dachterasse war nicht geöffnet und die herumlaufenden Kellner schienen mit der Menge an Gästen etwas überfordert zu sein. Darum wurde es auch nur ein kurzes Frühstück, denn da es gestern etwas spät geworden war, hatten wir das packen der Koffer vor dem Frühstück nich komplett fertigstellen können.

Um viertel nach 8 waren wir abfahrbereit. Eine Viertelstunde Verspätung war ok und wir regten uns darüber nicht auf. Alle verschwanden im Bus und suchten sich ihre Plätze. Kaum waren wir gestartet und in den Straßen Mexiko Stadts unterwegs, da legte Thomas schon los mit seinen Erklärungen. Sehr ruhig und sehr sachlich, vor allem aber laut und deutlich, so das jeder im Bus ihn verstehen konnte, erklärte er auf dem Weg zum Popocatepl Nationalpark allerlei über das mexikanische Leben. Er versorgte uns in 10 Minuten mit mehr nützlichen und vor allem strukturierten Infos, als Kai am ganzen Tag. Thomas schaffte es trotzdem noch, auf die Straße zu achten und warf auch schon mal spontan eine Erklärung zu Dingen ein, die am Straßenrand auftauchten. Über die Fahrt durch die Stadtteile kam er zur Politik, erzählte etwas über das Bildungswesen und natürlich über die Geschichte Mexikos. Einiges davon hatte Kai auch versucht uns zu erzählen, aber bei ihm hatten die Wortfindungsprobleme einiges unklar gemacht.

Thomas war da total anders und wir waren alle froh, das er ab jetzt unsere Reise bis nach Tulum begleiten würde. Heute stand als erstes eine Wanderung im Popocatepetl Nationalpark auf dem Programm. Wir würden auf dem erloschenen Vulkan Iztaccihuatl wandern. Leider war das Wetter auf der Fahrt dorthin nicht so sonnig. Es war sehr diesig und wechselhaft. Wir hofften, das bis zu unserer Ankunft der Himmel aufklären würde.  Nach einem kurzen Stop kurz unterhalb von 4000m, der uns zur Versorgung mit Wasser und zur Toilette diente, ging es noch einmal sieben Kilometer über einen Feldweg hinauf. Es war sehr ruckelig im Bus, wir wurden von links nach rechts durchgeschüttelt, die Köpfe schauckelten und es fiel schwer, sich auf irgendetwas zu konzentrieren.

Aber auch diese Qual war nach etwa 30 Minuten Fahrt zu Ende und wir konnten den Bus verlassen. Es war kalt! So kalt, das man den eigenen Atem sehen konnte. Thomas meinte, es wären 2 bis 3 Grad über Null. Schnell zog ich noch meine Windjacke über die Fleecejacke und schulterte den Rucksack. Sibylle hatte sich schon vorbereitet und stand bei der Gruppe. Thomas erklärte gerade etwas.

Thomas ist beim erklären

Thomas ist beim erklären

Er erklärte uns, dass es drei Stationen auf dem Berg gab, wo man abwarten konnte. Die erste sei bei 4150 Meter, die zwei bei 4220 Meter und die dritte bei 4300 Meter. Unser erklärtes Ziel waren die 4300 Meter.

Die ersten aus der Gruppe waren bereits losgegangen. Ich glaube, es waren Irmi, Gabi und Wolfgang. Sie legten gleich ein schnelles Tempo vor.

Wir starteten um 11 Uhr langsam über einen gemächlichen Feldweg hinauf.
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Die ersten hundert Meter waren einfach. Manch einer ging hier zu schnell und begann schon zu schnaufen. Vorbei an dichtem strohigen Berggras ging es langsam höher.

Berggras

Berggras


Einige Abschnitte waren sehr steil und steinig. Immer wieder mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen, um höher zu kommen. Unsere drei Bergziegen brauchten scheinbar keine Pause, ihre Jacken waren schon einige hundert Meter voraus. Wolfgang, der nur im kurzen Hemd und offenen Sandalen unterwegs war, war genauso deutlich zu erkennen wie Irmi in ihrer roten Jacke. Aber schnell waren die drei aus unserem Blickfeld verschwunden. Wir anderen, die nicht regelmäßig in den Bergen unterwegs sind, mußten immer öfter kurz anhalten und dafür sorgen, dass sich der Puls wieder beruhigte. Dann ging es wieder weiter. Je höher wir kamen, desto steiniger wurde der Weg.
Auf der Wanderung

Auf der Wanderung


Die Schlucht zu unserer linken Seite wechselte von der Stimmung immer wieder. Im einen Moment war alles frei und wir konnten die grünen Felder sehen, in der nächsten Minuten war alles komplett vom Nebel bedeckt. Etwas surreal wirkte die Szenerie.
Meter um Meter kraxelten wir hinauf, blieben stehen und verschnauften ein paar Minuten. Jeder ging sein eigenes Tempo. Mal überholte man einen pausierenden, ein paar Meter hinauf wurde man überholt. Irmi, Gabi und Wolfgang waren längst in den Bergen verschwunden. Die würden wir nicht mehr einholen.
Ein Felsvorsprung tauchte aus dem Nebel auf, vor uns war alles voller Steine und ein Weg hindurch war nicht zu erkennen. Wo waren die roten Punkte, die uns Thomas als Route erklärt hatte? Links ging es tief hinab, dort sollte man besser nicht herunterfallen. Es waren die letzten Meter auf die erste Zwischenstation. Die anderen standen oben und applaudierten uns. Wir waren auf 4150 Metern angekommen und liessen unser rasendes Herz einen Moment ausruhen. Der Anblick ins Tal war durch schnell ziehende Nebelwände immer wieder verborgen.
Nach einigen Minuten wollten einige aus der Gruppe weiter hinauf. Unser Ziel waren ja die 4300 Meter gewesen. Ich haderte erst mit mir, denn meine Pumpe ging wirklich schnell und Sibylle meinte, dass ich ziemlich fertig aussah. Aber ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie gerne weiter hinauf wollte. Sie wollte wirklich die 4300 Meter schaffen. Ich nahm mir also noch ein paar Minuten Zeit und knabberte ein paar Kekse und nahm noch einen Schluck Wasser. Unter der Windjacke und der Fleecejacke war ich durchgeschwitzt. Wolfgang dagegen mit seinen barfüßigen Sandalen sah schon sehr kernig aus. Er bewegte sich auch schon langsam in Richtung des Weges, um weiter hoch zu gehen. Mittlerweile waren meine Kräfte halbwegs zurück gekehrt und ich gab Sibylle grünes Licht, dass ich auch mitkommen würde. Also machten wir uns auf den weiteren Weg hinauf.
Sibylle war, wie schon zuvor, viel schneller als ich. Sie hatte sich die Zweiergruppe bestehend aus Wolfgang und Gabi als Vorbild, ja als Ansporn genommen und war zunächst dichter hinter den beiden. Ich sah bald von ihr nur noch die weiße Windjacke. Dabei mußte man auf dem Weg vorsichtig sein, denn immer wieder hatten wir es mit unberechenbarem Geröll und rutschigem Sand zu tun. Es war schwierig, einen festen Stand zu finden. Ich fühlte mein Herz rasen und mußte alle drei Meter anhalten. Kerstin, Linda, Jörg und Sebastian waren dicht bei mir, hinter uns Thomas, der aufpasste, dass nichts passierte. Aber auch auf diesem Stück bildete schnell jeder sein eigenes Tempo. Linda blieb irgendwann wegen Wadenproblemen zurück, so dass nur wir fünf weiter hinaufgingen. Manchesmal mußte ich auf allen vieren hinaufkrabbeln, mich dabei an einem dicken Felsbrocken festhalten und hinaufziehen. Je näher ich der zweiten Station kam, desto kürzer wurden die Abstände des hinaufgehens. Wolfgang, Gabi und Sibylle standen oben und winkten uns zu. Dann hatten auch wir endlich die Station erreicht. 4220 Meter.
Zur Belohnung genossen wir einen atemberaubenden Anblick auf die umliegenden Berge und ins Tal hinab.
Auf 4220 Metern

Auf 4220 Metern


Alle waren sich danach einig, das hier Schluss war. Wir waren so kaputt, dass keiner mehr die 4300 Meter angehen wollte.
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Auch wenn es nur noch 80 Höhenmeter waren. Thomas meinte, es wäre nur noch ein kraxeln und nicht ganz ungefährlich ohne richtige Bergausrüstung. Also traten wir langsam den Rückweg an.

Langsam versuchten wir hinab zu gehen. Bis zur ersten Station war der Weg immer noch sehr rutschig und voller Geröll. Es war gefährlich und schwierig, immer den richtigen Schritt zu finden.
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Unser Vorteil war, dass wir nicht mehr gegen die Höhe ankämpfen mussten und darum auch keine großen Atempausen mehr einhalten mussten. Um kurz nach halb drei kamen wir vollkommen erschöpft am Bus an.

Diejenigen aus der Gruppe, die nicht bis zur zweiten Station gegangen waren, hatten lange auf uns im Bus warten müssen. Sie waren froh, dass wir nun endlich weiterfahren konnten. Wieder ging es erst einmal den Schotterweg zurück. Dann hatten wir auch bald die Straße erreicht und konnten die Fahrt fortsetzen.

Die Fahrt nach Amacameca dauerte nur etwas mehr als 20 Minuten. Wir hatten alle Hunger und setzten uns in ein kleines einheimisches Restaurant, das Thomas ausgesucht hatte. Das Essen war einfach, teilweise sogar zu einfach und es waren keine großen Portionen. Schnell hatten wir uns in dem kleinen Restaurant Plätze gesucht. Wir waren die einzigen Gäste. Sebastian fehlte. Von Linda erfuhren wir, dass er sich nicht so gut fühlte. Er saß draußen im freien. Anscheinend hatte er unter Auswirkungen des Auf- und Abstiegs zu leiden. Er war ja auch, nachdem er Linda zurückgelassen hatte, offensichtlich zu schnell den Berg hinaufgestiegen. Wenn ich daran denke, wie sehr ich teilweise unter dem Aufstieg zu leiden hatte, dann kann ich verstehen, dass es ihm nicht gut ging.

Als er nach dem Essen an uns vorbei in Richtung Bus ging, war er blass und kaum ansprechbar. Wir ließen ihn auf der weiteren Fahrt nach Puebla in Ruhe.

Die Fahrt nach Puebla, eine der kolonialen Perlen Mexikos und UNESCO Kulturerbe, war weitesgehend unspektakulär. Die Landschaft war recht interessant. Immer mehr Kakteenfelder präsentierten sich uns auf der Ebene und an den Anhöhen der Berge. Wir hielten einmal, um ein Foto dieser beeindruckenden Sukkulenten zu machen.

Während der Fahrt kamen wir an eine Mautstation, wie wir schon so viele passiert hatten. Normalerweise bezahlte Salvadore dann ein paar Pesos und wir konnten weiter fahren. An dieser Maustation war etwas anders. Vermummte Menschen standen dort, die Ampeln an der Maustation waren ausgeixt und als wir anhielten bekam Salvadore zu hören, dass die Maut nun eine freiwillige Spende für die Unterstützer der demonstrierenden Studenten sei. Offensichtlich war die Mautstation gekapert worden, aber wir konnten ohne Probleme weiterfahren.

Gegen 20 Uhr 30 kamen wir in Puebla an. Leider war es schon dunkel, aber die vielfältige, überall präsente Weihnachtsdekoration erhellte die Stadt in ungewöhnlicher Weise. Ganze Straßenzüge waren oben an den Laternen mit leuchtenden Weihnachtslampen in Sternenform verziert, in der Nähe des Zocalo war ein komplettes Haus wie von Cristo eingepackt und mit einer leuchtenden Schleife versehen.

Wir fuhren daran vorbei und checkten im Hotel ein. Danach gingen ein paar aus der Gruppe noch ein bisschen durch die weihnachtlich geschmückte Stadt.
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Sebastian blieb im Hotel. Linda, Sibylle und ich versuchten, zum Künstlerviertel vorzudringen. Nach kurzen Startschwierigkeiten fanden wir den richtigen Weg.
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Doch mittlerweile war es schon nach 9 und die wenigen Lokale, die noch offen hatten, waren gut besucht. Laute Musik drang aus den Lautsprechern der Außenrestaurants. Wir gingen weiter und suchten ein kleines, nettes Restaurant. Doch letztlich kehrten wir dann doch zum Hotel zurück und nahmen dort noch ein Kleinigkeit zu uns. Sebastian kam noch dazu und wir blieben im Hotelrestaurant, bis wir unsere Getränke aus hatten. Dann gingen wir auf die schönen Zimmer des wirklich nett arrangierten Hotels und fielen relativ schnell in einen tiefen und erholsamen Schlaf.

3 Kommentare

  • ingrid & wolfgang sagt:

    Hallo Höhenwanderer, vielleicht erinnert Ihr Euch noch: „Lachen bei 4444 m geht garnicht!“ Weiterhin eine schöne Reise, jetzt wohl mit Reiseleiter.

  • Ingrid pump sagt:

    Hallo ihr Beiden
    Schön das euer Reiseleiter jetzt endlich o.k. ist
    .Eure Berichte sind super ,obwohl ich immer froh bin
    wenn ich am nächsten Tag einen neuen Bericht lesen kann .
    So weiss ich das ihr wieder heil im Hotel angekommen seid. .
    Eure Bilder sind toll
    L.G. Ingrid

  • Katrin+Christian sagt:

    Wir wünschen Euch nun mit einem ordentlichen Reiseleiter noch ein paar interessante Tage.

    Liebe Grüße aus dem herbstlichen Berlin von
    Katrin+Christian