21.11.2014 – Von Palenque nach Corozal

Kaum sind wir aufgestanden und hatten uns angezogen, klebte die Kleidung wieder am Körper. Die Luftfeuchtigkeit hier in Palenque war extrem hoch. Wir brachten die Koffer nach vorne und waren schon wieder durchgeschwitzt.

Als wir auf Thomas warteten, der zusammen mit Salvador in einem anderen Hotel in der Stadt unten untergebracht war, erfuhren wir, dass Peter sich gestern eine Rippe gebrochen hatte. Er war nach dem duschen ausgerutscht und auf die Kloschüssel gefallen. Zum Glück war er Arzt und konnte die Lage vernünftig beurteilen. Und außerdem hatte er, wie er uns sagte, schon mehrer Rippennbrüche in seinem Leben gehabt. Thomas bat ihm an, einen Arzt aufzusuchen, was er aber ablehnte mit seinen bayrischen Worten „Da kann man eh nix machen“.

Es ging mit dem Bus wieder raus aus Palenque und auf die Fahrt nach Yaxchilian. Wir drangen mit dem Bus immer tiefer in den Regenwald vor. Im Bus war es kaum noch auszuhalten. Die schwüle Luft machte uns alle müde.

Die Landschaft wurde zusehens flacher. Wir hatten die Berge hinter uns gelassen und bewegten uns jetzt im Flachland fort.

Als wir unsere erste Pause machten, stand auf dem Platz ein großer Lkw, der gerade beladen wurde. Zwei Männer schleppten säckeweise Hühnerfutter, Zwiebeln, Kartoffeln und Chili. Kurzerhand packte Wolfgang einen Sack Hühnerfutter, hob ihn über den Kopf und schleppte ihn zu dem Lkw und warf ihn auf die Ladefläche. Da staunten wir anderen aber nicht schlecht, das hätten wir ihm so nicht zugetraut. Ein paar der Mitreisenden kauften Bananen für die Weiterfahrt.

Unterwegs erklärte uns Thomas, das hier Zäune zum teil aus frisch geschlagenen Baumstämmen errichtet werden. Das Holz ist so frisch, dass es nach einiger Zeit wieder Triebe bekommt und ausschlägt und der Zaun langsam zu einer Hecke zuwächst.

Der Dschungel wird immer dicker, dichter und grüner. Feuchter geht kaum noch, denn die Kleidung klebt an unseren Körpern. Wir klebten auf den Sitzen und waren froh über jeden Lufthauch.

Wir kamen an vielen vereinzelten Hütten vorbei, die in loser Anordnung am Straßenrand errichtet worden waren. Offensichtlich war heute am Freitag mexikanischer Waschtag, denn überall hing die farbenfrohe Wäsche zum trocknen auf der Leine.

Gegen 12 Uhr kamen wir dann am Bootsanleger an, mit dem wir über den Fluss nach Yaxchilian fuhren, der großen Maya Stätte im Osten des Bundesstaates Chiapas.
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Zu acht saßen wir in dem Boot. Zunächst langsam, dann aber zügig fuhren wir über den Fluss, den Rio Usumacinta. Das Wasser war braun vom dem Schlamm, der am Grund des Flusses lag.
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Keiner hatte Lust, hier hineinzufallen und so trugen wir alle artig die Schwimmwesten. Wir lehnten uns zurück und genossen die Fahrt über den FLuss. Links war Mexiko, auf der rechten Uferseite war Guatemala. Das üppige grüne Blattwerk links und rechts am Ufer zeigte uns, das dahinter der Dschungel lag. Wir waren hier im Dschungel! Nach ein paar Minuten wurde unser Boot langsamer, der Bootsführer zeigte auf ein Krokodil auf einem Stein. Doch als wir den Motor ausstellten und uns langsam zurücktreiben lassen wollen, verschwand das kleine Krokodil im dunklen Fluss.

Wir fuhren weiter und genossen die entspannte Fahrt. Ein bißchen Abkühlung durch den Fahrtwind tat uns mal ganz gut. Das erste Boot war weit voraus, anscheinend hatten die das Krokodil nicht gesehen. Nach 40 Minuten Fahrt kamen wir am Anleger von Yaxchilan. Wir stiegen aus und gingen die schrägen Stufen hinauf.

Yaxchilan war eine Stätte der Maya-Klassik, und als solche eines der großen religiösen und politischen Zentren des im Tiefland liegenden Zentralgebietes des Maya-Reiches. Sie lag mitten im Regenwald und viele Gebäude der Stadt, die sich auf fast 1,5 km erstreckt, ist vom Regenwald überwuchert.

Wir liessen uns von Thomas und seinen fundierten und schier unerschöpflichen Informationen durch den Regenwald führen. Dabei kamen wir der Stadt immer näher. Es ging über sich ausbreitende Wurzeln, herumliegende Steine und lose Erde, bis wir an einen fester aussehenden Steinhaufen zur linken Seite kamen. Vor uns war ein kleiner Hügel, von oben hingen die Luftwurzeln herab und die gewaltigen Palmenblätter umrahmten den Hügel. Dahinter sahen wir in einigen Metern ein Gebäude aus grünem Stein, wie es schien. Wir stiegen über den kleinen Hügel und traten näher an das erste Gebäude heran. Yaxchilan bedeute „Ort der grünen Steine“, und das traf auf dieses erste Gebäude vollkommen zu.
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Es schien von Moos und Algen überwuchert zu sein, aber dennoch erkannte man die Form der Pyramide, die schon langsam wieder vom Urwald verschluckt zu werden schien.

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Langsam gingen wir durch die wunderschöne Anlage im Urwald und bewunderten die Gebäude, die zwischen 300 und 900 vor Christus erschaffen worden waren. Obwohl die Gebäude selber keine architektonischn Besonderheiten auswiesen, waren viele von ihnen mit besonderen Dachkämmen versehen, sowie mit Steinfiguren geschmückt, von denen viele aber durch die Zeit verschwunden waren.
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Die Gebäude wurden in der Vergangenheit Stück für Stück freigelegt. Es sind noch lange nicht alle Gebäude beetretbar. Einiges liegt noch versteckt im Dschungel. Einiges war längst wieder dabei, zu verwildern. Der Urwald eroberte sich sein Reich zurück.

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Die Anlage war sehr beeindruckend und trotz der schwülen, tropischen Temperaturen genossen wir jede Minute hier im Regenwald. Während wir durch die Maya-Stätte gingen, hörten wir immer wieder die Brüllaffen schreien. Aber wir sahen leider weder einen Jaguar noch einen Ara Papagei.

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Wir stiegen auf jede Pyramide, die nicht abgesperrt war. Der Blick von oben war fantastisch. Man konnte sogar auf die andere Seite des Rio Usumacinta blicken, ganz bis nach Guatemala.

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Um kurz nach 16 Uhr verließen wir die Stadt im Urwald und gingen zurück auf das Boot. Die Brüllaffen verabschiedeten uns mit lautem Geschrei. Vielleicht waren sie froh, uns wieder los zu sein.

Kurz vor Ende der Fahrt fuhren die beiden Boote an die guatemalesische Seite des Flusses und wir betraten zum ersten Mal den Boden von Guatemala. Dies wurde mit einem Bier aus der Dose begossen. Direkt oberhalb des Bootsanlegers hatte sich bereits eine kleine touristische Infrastruktur etabliert. Kioske und Hotels entstanden direkt im Grenzgebiet.

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Nachdem wir das Bier genossen hatten ging es wieder zurück aufs Boot und wir fuhren wieder zurück auf die mexikanische Seite. VOn dort war es nur noch ein Katzensprung zu unserer Hotelanlage. Es gab Cabanas, sehr einfach eingerichtete Hütten. Die Unterkünfte waren primitiv und wir mussten erst Bescheid geben, damit wir warmes Wasser bekamen. Manche Hütten hatten zunächst gar kein Wasser und mussten getauscht werden, in anderen gab es Ungeziefer, das erst entfernt werden musste. Aber dafür war dies auch der Dschungel und nicht das Hilton Hotel. Den muffigen, nassen Geruch würden wir bald ignorieren können und uns dann auf die einfache Schönheit des Dschungels besinnen können.

Zu duschen war fast überflüssig gewesen, aber wir mussten die klebrige Masse von unseren Körpern waschen. Doch fingen wir, kaum aus der Dusche, wieder an zu schwitzen.

Das gemeinsame Abendessen war, den Umständen des Dschungels entsprechend, recht einfach gehalten. Es gab nur zwei Essen zur Auswahl: Huhn oder Rind. Die Beilagen waren die gleichen. Aber es gab keinen Alkohol, nur Softdrinks. Da einige aus der Gruppe gern Bier trinken wollten, schickte der Mexikaner an der Rezeption einen Jungen los, im Dorf Bier zu kaufen. Während wir beim Essen saßen, setzte sich dieser auf sein Moped und fuhr los, um ein paar Dosen zu kaufen. Der vorhandene Vorrat war nämlich am Mittag von einer großen Reisegruppe aufgebraucht worden.

Insgesamt war es wieder ein netter Abend in einfacher, aber authentischer Urwald-Umgebung. Das einzige Problem war, dass es hier weder ein Funknetz fürs Telefon gab noch einen Internetanschluss. Darum sind wir auch etwas rückständig mit dem Einstellen der Texte.

2 Kommentare

  • Kathrin + Jo sagt:

    Mann, Mann, Mann, ganz schön was los bei Euch!
    Aber glücklicherweise scheint es sich ja durch die beeindruckenden Erlebnisse wieder auszugleichen 🙂
    Viel Spaß weiterhin
    wünschen
    Kathrin und Jo

  • Helga und Karl sagt:

    Liebe Reisende,
    schön,daß gleich zwei Berichte kamen. Die schwüle Hitze von Palenque habe ich auch noch gut in Erinnerung. Die Ausgrabungen von Palenque habt
    Ihr gar nicht besichtigt? Wir fanden sie sehr eindrucksvoll. Dafür haben wir
    die grüne Stadt nicht gesehen. In so einer Dschungelresidenz zu
    übernachten ist doch mal interessant.
    Viel tolle Erlebnisse weiterhin
    Helga un Karl