24.11.2014 – Von Campeche nach Merida

Mittlerweile waren wir die 100 % Luftfeuchtigkeit gewohnt, aber es war trotzdem ein komisches Geühl, wenn man gleich nach dem aufstehen schon wieder zu schwitzen begann.

Wir starteten unseren Stadtrundgang in Campeche um kurz nach 8.
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Der Himmel war strahlend blau und kein Lüftchen regte sich. Direkt gegenüber unseres Hotels befand sich das im modernem Stil erbaute Regierungsgebäude, daneben ein seltsam aussehendes, an ein Ufo erinnerndes weiteres Regierungsgebäude, das vornehmlich für Sitzungen und Abstimmungen genutzt wurde. Thomas führte uns durch die historische Altstadt und wies gleich darauf hin, das auch hier wieder sehr fortschrittlich an die blinden Menschen gedacht wurde.
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Auf dem Boden befanden sich wieder jene Führungsrillen, die wir schon aus Puebla kannten. An den Häusern an jeder Straßenecke der Altstadt hingen wieder die Straßennamen in Blindenschrift. So etwas sollte doch auch in Deutschland möglich sein.

 Weiter ging es zum Rathaus der Stadt Campeche, das früher einmal ein Gefängnis gewesen ist. Im sehr schönen, idyllischen Innenhof konnte man noch die Gitter an den Fenstern sehen. Thomas erklärte uns, das die Zellen einen Blick zur Straße und zum Meer ermöglichten.

Wir gingen weiter in Richtung Küste und zur Strandpromenade. Auf dem Weg dorthin erkannten wir schnell, dass der alte Teil der Stadt mit seinen restaurierten, historischen Häusern und Mauern sehr viel schöner wirkte, als die kastenförmigen neuen Häuser, die zum Teil auf den Resten der alten Gebäude errichtet worden waren. Viele Palmen säumten den Mittelstreifen der Straße, die die Altstadt vom Strand trennte.

Strandpromenade von Campeche

Strandpromenade von Campeche

Als wir an der Promenade entlang gingen, erklärte uns Thomas, dass es in Yucatan einen Brauch gab, der von den Gläubigen Katholiken zu Allerheiligen durchgeführt wurde. Man grub die Toten aus, reinigte ihre Knochen und legte sie dann wieder in das Grab hinein. Das klang für uns etwas befremdlich.

Auf dem Rundgang kamen wir an einigen Statuen vorbei und erfuhren dabei viel über die bewegte Geschichte Yucatans. Wir besuchten auch eine Art Heimatmuseum in einem der ältesten Häuser der Stadt. Hier konnte man sehen, wie die Menschen vor ca. 150 Jahren in Campeche gewohnt hatten. Thomas vermittelte wieder sehr viele Fakten, die zu merkten extrem schwierig war. Viel faszinierender waren aber ohnehin die fröhlichen Farben in der Kleidung der Menschen und die bunten Häuser, die sich durch die gesamte Stadt zogen.

Thomas führte uns zu einem Haus, vor dem viele alte Menschen in einer Schlange standen. Dies war die Ausgabestelle der Rente. Wir gingen an der Schlange vorbei in den Innenbereich. Hier war wieder viel weihnachtlich geschmückt. Besonders schön an diesem Gebäude war die Wendeltreppe in den ersten Stock. Wir gingen hinauf und schauten von dort noch einmal hinaus, dann ging es wieder weiter.

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Gegen 10 Uhr 30 fuhren wir los Richtung Merida. Langsam ging unsere Rundreise dem Ende entgegen, das lies sich nicht leugnen. Wir waren auf der Halbinsel Yucatan und näherten uns Kilometer für Kilometer Tulum. Doch heute ging es ersteinmal zur Ausgrabungsstelle von Uxmal.

Auf dem Weg aus der Stadt heraus kamen wir an der erste katholische Kirche Yucatans vorbei, die 1517 von den Franziskanern erbaut worden war. Es war ein schlichter Bau, aber vom Stil sehr passend zu den Häusern der Umgebung. Thomas erklärte uns, das interessanterweise die bekannte Siesta hier auf Yucatan ihren Ursprung hatte. Es ist hier in der Regel immer sehr heiß und unmöglich, während der Mittagsstunen zu arbeiten.

Nachdem wir den kurzen Stop an der Kirche gemacht hatten, ohne für ein Foto auszusteigen, ging es wieder auf die Straße und weiter nach Uxmal. Dort kamen wir gegen Mittag an. Während Thomas die Eintrittskarten kaufte, gingen wir anderen etwas shoppen, erfrischten uns oder warteten und schwitzten vor uns hin. Um 12 Uhr 45 betraten wir dann die Anlage von Uxmal, die eine der größten, bekanntesten und teuersten von ganz Yucatan ist. Der Eintrittspreis liegt hier viermal höher als anderswo, was aber daran liegt, das durch auch die weniger besuchten Ausgrabungsstätten mit Geldern gefördert werden konnten.

Uxmal bedeutet „die dreimal erbaute“. Dies bezog sich auf die große Pyramide, die wir gleich hinter dem Eingang sahen. Sie wird auch als Pyramide des Wahrsagers bezeichnet.

Pyramide des Wahrsagers

Pyramide des Wahrsagers


Die Legende besagt, dass diese Pyramide von einem Zwerg mit Hilfe seiner Mutter, die eine Hexe war, in einer Nacht erschaffen worden sei.

Tatsächlich haben die Archäologen aber herausgefunden, dass sich fünf übereinanderliegende Baukörper darunter befinden, die über einen Zeitraum von mehr als drei Jahrhunderten errichtet wurden und deutlich voneinder unterschieden werden können.

Pyramide des Wahrsagers

Pyramide des Wahrsagers

Die ganze Anlage war um etwa 1000 nach Christus erbaut worden. Besonders auffällig waren hier, neben den imposanten Bauten, die Weitläufigkeit der Anlage, die vielen Bäume, die immer wieder Schatten boten und von uns dankbar angenommen wurden. An den Pyramiden und Kammern, die wir auf dem Rundgang durch diese wirklich außerordentlich beeindruckende Anlage sahen, waren zum Teil sehr deutlich die Tierverzierungen an den Dächern zu sehen.
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Es handelte sich dabei um kleine Papagien, Schlangen und Affen. Die Leguane, die auf unserem Spaziergang immer wieder vor uns durchs Gras huschten oder einfach nur faul auf einem Stein in der heißen Sonne lagen, fanden wir nicht als Verzierungen wieder.

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Wir kamen zum Viereck der Nonnen, einem prächtigen Gebäude, das von den Spaniern wegen seiner zahlreichen Zellen diesen Namen erhalten hatte.

Viereck der Nonnen

Viereck der Nonnen


Hier wird jeden Abend eine spektakuläre Sound-and-Light Show abgehalten, bei der zu Trommel- und Flötenmusik markante Punkte der Stätte beleuchtet werden. Dabei erzählt ein Sprecher die Geschichte Uxmals. Leider hatten wir keine Zeit für dieses sicher sehr faszinierende Event.

Es ging weiter zum Ballspielplatz, bei dem wir ein Gruppenphoto in der gleißenden Sonne machten. Wir hatten auf den verschiedenen archäologischen Stätten schon einige Ballspielplätze gesehen, aber jeder war wirklich ein wenig unterschiedlich.

Uxmal ist zu 70% ausgegraben, wie Thomas uns erklärte. Aber wir sahen auch immer wieder Steinhaufen, die unter Bäumen herumlagen und darauf warteten, richtig zusammengesetzt zu werden. Begrünte Hügel überall auf der Anlage ließen ebenfalls auf noch nicht ausgegrabene Pyramiden schließen.

Dann kamen wir zur Sonnenpyramide. Die Stufen hinauf sahen sehr steil aus. Wir wagten es und gingen hinauf, mittlerweile waren wir geübt. Ich stoppte die Zeit: in 52 Sekunden schaffte ich den Aufstieg. Sibylle war gute 15 Sekunden vor mir oben angekommen.
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Von der Spitze der Pyramide hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf das ganze Areal.
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Viele kleine Gebäude, an denen wir am Boden vorbeigekommen waren, waren jetzt unter der grünen Baumdecke verborgen. Nur die große Pyramide vom Eingang und der Palast, den wir gleich bei Ausgang noch sehen würden, ragten aus dem Dickicht heraus.

Langsam mussten wir uns von diesem Ausblick lösen und wieder runtersteigen. Der Weg führte uns wieder vorbei an der Pyramide des Magiers, dieses Mal von der anderen Seite, und zum Ausgang. Uxmal war eine wirklich schöne Anlage.

Wir stiegen wieder in den Bus und lehnten uns zurück. Kaum saßen wir, da floß der Schweiß schon wieder in Strömen. Es war heute einfach zu heiß. Aber durch den Fahrtwind kam ein wenig Abkühlung in den Bus. Auf die Klimaanlage versuchten wir zu verzichten, da diese einen seltsamen Geruch ausströmte.

Gegen zwanzig vor vier kamen wir zu einer alten Hacienda, in der Sisal hergestellt wurde. Es handelte sich dabei um ein gewaltiges Areal mit großen Herrenhäusern und zwei Fabrikhallen. Das Haupthaus war noch gut erhalten, hier konnte man sogar als Tourist übernachten. Die anderen Gebäude waren zumindest äußerlich stark verwittert. In einem der Fabrikgebäude stand noch ein alter Dieselmotor und diverse Vorrichtungen zur Produktion von Sisal. Im Garten des Haupthauses entdeckten wir einen ausgetrockneten Swimmingpool und einen Baum, an dem jene Früchte hingen, aus der in Mexiko viele Trinkgefäße hergestellt werden.

Der Besuch auf der Hacienda dauerte leider etwas länger als geplant, so dass wir erst kurz vor Sonnenuntergang in Merida ankamen. Wir aktiven sechs hätten eigentlich gerne noch eine Stadtführung im hellen mitgemacht, wie es im Reiseablauf suggeriert worden war, doch das war jetzt nicht mehr möglich. Schnell checkten wir in das Hotel ein, welches wieder einen sehr schönen kolonialen Charakter hatte. Die Zimmer waren sehr nett, obwohl wir leider kein Fenster nach außen hatten. Die Zimmer waren fast alle um den Innenhof angelegt. Sibylle und ich hatten unser Zimmer im ersten Obergeschoß.

Wir machten uns schnell fertig und dann gingen wir wieder runter zur Rezeption. Thomas begann den Stadtrundngang durch Merida. Das Hotel war nicht sehr weit vom Zocalo, dem Hauptplatz, entfernt. Direkt am Zocalo befand sich eine schöne große Kirche, sehr klassisch und schnörkelos, wie wir beide es lieben. Obewohl es dunkel war, konnte man auch hier wieder sehen, dass viele Gebäude in schönen bunten Farben angemalt waren. Der koloniale Stil tat sein übriges, dass man sich hier doch recht wohl fühlte. An einer anderen Seite des Zocalo befand sich der Gouverneurspalast, den wir nach dem Besuch der Kirche aufsuchten. Hier hatten wir die Gelegenheit, im ersten Stock des ebenfalls sehr schönen Gebäudes eine Galerie aufzusuchen, in der der Maler Fernando Pacheco die Geschichte Yucatans in gewaltigen Gemälden festgehalten hatte. In beeindruckenden Farben und mit ausdrucksstarken Formen hatte er es geschafft, dass man als Betrachter der Bilder das Leid und die Geschichte Yucatans nacherleben konnte.

Gouverneurspalast

Gouverneurspalast

Nachdem wir uns die Bilder angeschaut hatten, ließen wir uns von Thomas erklären, wo es in der Nähe des Hotels gute Restaurants gab. Er nannte uns ein paar, die alle um den Zocalo herum verteilt waren. Da Sibylle, Linda und Kerstin noch ein wenig shoppen wollten, war ein Restaurant schnell gefunden. Es machte auf den ersten Blick einen einfachen Eindruck, aber das Essen schmeckte doch wieder sehr lecker und wir wurden auch sehr freundlich bedient. Wir waren gedanklich schon fast mit dem Aufbruch beschäftigt, als sich Jörg und Kerstin einen Maya Kaffee bestellten. Auf das, was dann kam, war keiner von uns vorbereitet gewesen.

Der Kellner kam mit einem kleinen Tisch an, auf dem zwei Gefäße standen, die an eine Sossiere erinnerten. Ein Topf und schmale hohe Schnapsgläser standen auch auf dem Tisch. Dann wurde in dem Topf Feuer gemacht. Erst erhitzte er den Anislikör in der einen Sossiere und lies ihn kunstvoll in die anderen Sossiere fließen.

Maya Kaffee Zubereitung

Maya Kaffee Zubereitung


Schließlich lies er den Anislikör in beide Gläser fließen. Dann machte er das gleiche mit dem Kaffeelikör und füllte diesen auf die Gläser. Am Schluss gab er jeweils eine Kugel Eis hinzu und serviert den fertigen Maya Kaffee. Nachdem Sibylle und ich dies sahen und auch probieren durften, wollten wir das auch haben und der Kellner bot uns noch einmal die gleiche schöne Vorführung. Er hatte sichtlich auch Spaß daran und versprach uns ein aphrodisiakende Wirkung. Der Kaffee schmeckte wirklich saulecker!

Nach diesem furiosen Kaffee packten wir unsere Sachen und gingen shoppen. Wir stöberten in den kleinen Läden am Zocalo und suchten nach interessanten Dingen. Sibylle fand einen silbernen Anhänger, aber als man in dem Laden mit dem Preis ganz schnell von 1600 Peso auf 500 herunterging, kam uns die Sache doch etwas komisch vor. Das konnte eigentlich kein echtes Silber mehr sein.

Bald gingen wir dann ins Hotel zurück und freuten uns auf den nächsten Tag und auf die Erlebnisse, die da noch kommen würden.

1 Kommentar

  • Karl und Helga sagt:

    Wieder ein eindrucksvoller Bericht, der mit Begeisterung begrüßt
    wird. Vor der Pyramide des Wahrsagers habe ich kapituliert Sie ist zu steil,
    das Geländer bestand aus einem auf den Stufen befestgten Seil.Ich
    hätte den Abstieg nicht geschafft. Den Maya cafe könnt Ihr uns demnächst
    mal servieren.
    Daruf freuen sich Helga und Karl