13.11.2010: In der Inkakapitale

Unser heutiger Tag ist programmtechnisch ein halber Tag. Wir bekommen ab dem Mittag frei. Bis dahin haben wir ein paar Programmpunkte, die wir gemeinsam mit Andrea und unserem einheimischen Pepe bestreiten. Unser Hotel Casa Andina San Blas liegt so zentral im künstlerischen Stadtteil San Blas, dass wir zu Fuß zu unserer Stadtbesichtigung aufbrechen können. Beim Frühstück sah der Himmel noch einigermaßen trüb und regnerisch aus, doch als wir gegen 7 Uhr 30 aufbrechen und uns durch die engen Gassen auf den Weg in das Zentrum von Cusco machen, wird das Wetter langsam besser.

Unser erster Stop ist Orikancha, ein heiliger Gebäudekomplex der Unterstadt. In diesem Komplex stehen viele alte, zum Teil gut erhaltene Mauerfragmente aus der Inkazeit. Wir haben das Glück,
das wir sehr früh losgegangen sind und dadurch noch fast alleine in der Anlage sind. Andrea kann uns ganz in Ruhe und ohne störende Nebentöne anderer Gruppen erklären, was sie über die frühperuanische Geschichte und im speziellen die Inkas weiß. Vor allem macht sie uns immer wieder klar, dass die Inka Kultur nur eine von vielen Kulturen der peruanischen Geschichte war und oftmals in der Literatur so getan wird, als ob alles von den Inkas erschaffen wurde.

Orikancha

Orikancha

Natürlich gab es den Inka Paschakutek, der als der bauwütige Inka gilt, doch auch er hat nur fortgeführt, was andere vor ihm begonnen haben. Interessant finden wir, dass Andrea auch immer wieder andere Aspekte des peruanischen Lebens beleuchtet, etwa die Tatsache, dass die Inkas sehr naturverbunden waren und an den Animismus, die Beseeltheit der Natur geglaubt haben. Für diese Kultur, hatte jedes in der Natur vorkommende Objekt, egal ob Pflanze oder Tier, eine Seele.

Von dem Orikancha geht es direkt in die danebenliegende Santa Domingo Kirche. Nach der Kirche geht es nach draußen auf den Plaza de Armes. Wir stehen vor der Kathedrale und erfahren von Andrea erstmal die Instruktionen für den nächsten Tag. Zunächst offenbahrt sie uns, dass wir am nächsten Tag um 4 Uhr 30 aufstehen müssen, denn es wartet ja eine 3-stündige Bahnfahrt nach Aguas Caliente auf uns, auch bekannt als Machu Picchu. Nachdem wir diesen kleinen Schock verdaut haben, führen uns
Andrea und unser peruanischer Reiseführer Pepe, der eigentlich Jose
heißt, in die Kathedrale von Cusco.

Kathedrale

Kathedrale

Die Kathedrale ist sehr beeindruckend. Wir starten in einem Seitenschiff und arbeiten uns langsam Meter für Meter vor. Dabei erklärt uns Pepe sehr ausführlich die Geschichte der Kathedrale und der Bilder, die hier überall hängen. Er macht das sehr ausführlich und geduldig.

Gegen halb 12 sind wir fertig mit dem Tagesprogramm und dürfen nun Cusco auf eigene Faust erkunden. Zu sechst, das heißt Wolfang und Ingrid aus Buchholz und Monique und Patrick aus Luxemburg, bummeln Sibylle und ich durch die Straßen Cuscos. Wir haben kein bestimmtes Ziel, sondern lassen alles nur auf uns wirken. Das Wetter ist inzwischen richtig schön geworden. Am Morgen hatte Monique uns erzählt, das Patrick sich den Bart stutzen lassen wollte. Nun ist uns aufgefallen, dass wir bisher noch keinen Peruaner mit Bart gesehen haben und wir fragen uns, ob es in Peru bzw. hier in Cusco überhaupt einen Barbier oder zumindest einen Friseur gibt. Doch da Monique sehr gut spanisch spricht und wir uns da bisher gut auf
sie verlassen konnten, fragt sie flugs in einem Geschäft nach einem
Barbier und bekommt sogar einen genannt, der nicht allzu weit weg ist.

Wir machen uns nach einem kurzen Bummel auf den Weg zu der angegebenen Adresse. Die Friseurgeschäfte sind, wie auch viele andere Läden hier, nicht so bunt und auffällig wie bei uns in Deutschland gekennzeichnet. Es ist auf den ersten Blick nicht mehr als ein Hauseingang, doch kaum sind wir drin sehen wir die typische Einrichtung eines Friseursaloons. Monique macht den drei Frauen klar, was wir vorhaben, nämlich Patrick dabei zu beobachten, wie er sich von dem Wildwuchs in seinem Gesicht trennen muß. Es ist schon lustig, wie wir das ganze filmen und fotografieren, die
Friseusin macht den Jux mit. Sie hätte uns ja auch hiauswerfen können, doch das tut sie nicht. Nach ein paar Minuten ist es vollbracht und Patrick sieht wieder sehr ordentlich aus.

Dann gehen wir essen. Wir gehen ins ChiCha, welches von dem peruanischen Alfons Schubeck betrieben wird. Das Ambiente hier ist noch besser als in Arequipa. Zu Beginn gönnen wir uns einen Pisco Sour, den leckersten bis jetzt! Das Essen ist sehr lecker und obwohl wir eigentlich nur eine Kleinigkeit wollen, werden daraus doch große Portionen. Gut gesättigt gehen wir anschließend durch die Stadt und bummeln über die drei parkähnlichen Plätze.

Immer wieder tauchen fliegende Händler auf, die uns Silber und Inka Schmuck verkaufen wollen. Obwohl wir immer “No, gracias” sagen, ist es schwer, sie los zu werden. Ist der erste fort, kommt gleich der nächste. Die Silberverkäufe werden meist von Frauen angeboten, die Jungen laufen mit Zeichenmappen umher oder wollen einem die Schuhe putzen. Es kommt uns so vor, als ob jemand diese Jungen und Mädchen, denn keiner von Ihnen scheint älter als 20 zu sein, irgendwo ausgesetzt hat und erst am Abend wieder einsammeln wird. Die Schmuckstücke und auch die Zeichnungen
ähneln einander sehr.

In einer langen Runde gehen wir durch die Stadt und grasen dabei die ganzen Schmuckhändler ab, wir sind auf der Suche nach einer Kette für Sibylle. Doch wir finden nirgendwo etwas passendes. Schließlich erreichen wir unser Hotel, dann machen Sibylle und ich uns nochmal kurz auf den Weg, um noch Getränke und Knabberkram für morgen zu besorgen. Dabei geraten wir in den Sonnenuntergang und erleben, wie plötzlich alles am Plaza de Armes von Lampen und Laternen beleuchtet ist. Auch die Berge ringsum sind hell erleuchtet.

Gegen 19 Uhr gehen wir zum Abendessen, in das Restaurant Pacha Papa. Obwohl wir für draußen reserviert hatten, gehen wir hinein, denn es ist sehr frisch und es sieht nach Regen aus. Das Essen ist hier nicht ganz so lecker wie im ChiCha, aber trotzdem ok. Dann gehen wir zurück ins Hotel und fallen wieder müde ins Bett. Es war wieder ein sehr erlebnisreicher Tag, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten ist sehr anstrengend. Morgen geht es dann in aller Frühe nach Machu Picchu.

 

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