Heute ging unser Wecker um 6 Uhr 30. Wir haben für heute eine kleine Programmänderung. Ursprünglich war der Besuch der Inkaruine Ollataytambo erst für morgen angesetzt, doch Andrea fürchtet, dass das Wetter nicht hält und möchte lieber heute die Besichtigung machen. Heute ist richtig schönes Wetter. Die Sonne scheint und der Himmel im Tal von Olltaytambo ist strahlend blau. Wir brechen um 8 Uhr mit dem Bus auf und halten im Dorf Ollataytambo für eine kleine Verpflegungstour.
Ollataytambo ist ein altes Inkadorf, welches seit dem 15 Jahrhundert durchgehend bewohnt ist. Tatsächlich ist es das älteste durchgehend bewohnte Inkadorf.
Unsere erste Station sind die Salzterassen von Maras. Dazu müssen wir erst einmal eine gute dreiviertelstunde mit dem Bus fahren. Während der Fahrt durch das Urumbatal erzählen und zeigen uns Andrea und Pepe von den Gletschern, die aufgrund der Erderwärmung immer mehr zurückgehen und schmelzen. Gerade vor etwa einem Monat ist ein Stück vom Gletscher abgebrochen und hat einen Erdrutsch verursacht, der mit einer unglaublichen Geschwindigkeit ins Dorf hinabgerutscht ist und hier große Verwüstung angerichtet hat. Zurück blieb eine herzförmige dunkle Stelle im Gletscher, gut sichtbar von der weit entfernten Straße.
Um 9 Uhr 15 erreichen wir den Startpunkt unser Wanderung zu den Salzterrassen, die kleine Kirche von Tiombamba, die das Titelblatt vieler Reiseführer über Peru ziert. Wir besichtigen die Kirche aber nicht, sondern starten vom Parkplatz unterhalb der Kirche.
Der Weg zu den Salzterrassen geht durchgehend bergab, das Wetter spielt auch wieder mit. Die Sonne scheint und wir starten die Wanderung. Wir haben dabei immer den Blick auf die Berge und sind froh, dass Andrea sich gegen den ursprünglichen Reiseverlauf entschieden hat. Normalerweise hätten wir bei den Salzterrassen gestartet und wären bergauf gewandert. Dann hätte man aber nicht den schönen Verlauf der Berge beobachten können. Es geht also talabwärts, auf rotem, zum Teil steinigen Untergrund. Wir haben keinen Spaziergang vor uns, aber es ist auch kein Bergabstieg. Die Sonne scheint schon recht stark und wir sind froh, genügend Flüssigkeit in unseren Tagesrucksäcken dabei zu haben. Strapaziös ist die Wanderung jetzt nicht, jeder kann sein eigenes Tempo gehen. Meist geht Pepe vor und Andrea bildet das Schlusslicht unserer Gruppe, damit sie sicher sein kann, dass auch niemand fehlt. Sie nimmt ihre Aufgabe und ihre Verantwortung wirklich sehr, sehr ernst! Sie und Pepe können auch viel zu dieser Gegend erzählen. Sie wissen immer, was in der jeweiligen Gegend gerade angebaut wird und was die Menschen hier neben der Landwirtschaft sonst noch so machen.
Gegen 11 Uhr erreichen wir die Salzterassen. Es ist eine beeindruckende Anlage, auf einer gewaltigen Fläche machen sich die Auffangbecken breit, die das Salz aus dem Wasser herausfiltern, welches aus dem Berg herausfließt. Wo unser Auge auch hinschaut, sehen wir Becken in verschiedenen Farbschatierungen. Diese Salzterrassen von Maras existieren seit der Inkazeit, also etwa seit dem 15 Jahrhundert. Pepe bittet uns, das Wasser, welches aus dem Berg kommt, zu probieren. Wir halten unsere Finger hinein und spüren, dass das Wasser ungewöhnlich warm ist, und sehr salzig. Es schmeckt ein bißchen wie Meersalz, welches wir immmer zum Würze unseres Essens benutzen.
Wir gehen auf den wenige Zentimeter breiten Wegen zwischen den einzelnen Salzbecken hindurch und bekommen einen immer umfassenderen Blick über die Anlage. In einigen Salzbecken sind Frauen damit beschäftigt, das bereits zu Teilen abgelagerte Salz mit deb Füßen zusammenzuschieben.
An anderen Stellen sehen wir die bereits ausgetrockneten Becken, in denen das Salz zu etwa 1 Meter hohen Zylindern aufgestockt wurde. Am Ende unseres Weges über die Salzterrassen kommen wir zu zwei Vorratslagern, in denen das getrockenete Salz aufbewahrt wird! Die Lager sind bis unter das Dach voll, vor den Lagerhäusern sind Arbeiter damit beschäftigt, das Salz aus dem Lager in Säcke zu verpacken. Anschließend wird das Salz dann abtransportiert und verkauft.
Nach den Salzterrassen geht es dann im Bus wieder zurück Richtung Ollataytambo. Wir wollen noch die Ruinenanlage besichtigen, da das heutige Wetter dazu einfach ideal ist. Der Zugang zur Ruinenanlage ist direkt über das Dorf Ollataytambo zu erreichen, vom Hotel sind es nur etwa 7 Minuten Fußweg. Andrea ist erstaunt, dass es noch so ruhig ist, als wir die Anlage betreten. Wir versammeln uns zunächst im Innenhof der archäologischen Stätte und lauschen Andreas und Pepes Erklärungen. Natürlich weiß Andrea auch eine schöne Geschichte zu dieser Anlage zu erzählen. Sie berichtet uns von der Liebesgeschichte von Ollantay, einer Art frühperuanischer Romeo-und-Julia Variante die aber in diesem Fall ein glückliches Ende nahm.
Die Anlage ist nicht von den Inka komplett erbaut, sondern von den Inka auf den Grundfesten einer früheren Kultur, der Wari, aufgesetzt. Dies sieht man deutlich an den Steinen, die unterschiedlich verarbeitet wurden. Das die Inka und ihre Vorfahren erfindungsreich waren, sieht man an der Art und Weise, wie und wo sie ihre Bauwerke errichtet haben. Andrea zeigt uns ein Objekt in den Bergen, welches wie eine Art Amphitheater aussieht. Dabei handelt es sich aber nach inzwischen weitläufiger Meinung um einen antiken Kühlschrank, eine Vorratskammer, in der auf verschiedenen Höhenebenen unterschiedliche Lebensmittel gelagert wurden. Vielfach steht in den Reiseführern, dass es sich bei dieser ganzen Anlage um eine Festung handelte, doch Andrea zeigt uns verschiedene Dinge die einen daran zweifeln lassen, dass es sich hier wirklich nur um eine Festung handelte. Besonders eindringlich kommt dies darin zum Vorschein, dass der Kühlschrank in den Bergen nicht mal eben so einfach zu erreichen ist. Wäre das ganze hier eine Festung, hätte man das Vorratslager innerhalb der Festungsmauern errichtet.
Wir klettern die Anlage empor und wundern uns, dass hier mit einem Mal ein wirklich steifer Wind über unsere Köpfe fegt, so dass wir unsere Mützen einpacken oder festhalten müssen, bevor sie fortwehen. Es ist sehr schwer, Andrea über den Wind zu verstehen. Im oberen Teil der Anlage zeigt sie uns wieder die besonders schön gearbeiteten Steine und macht uns deutlich, wie schwer es wohl sein muß, diese Steine zu bearbeiten.
Nach dem Besuch der Anlage gehen wir über den kleinen Markt von Ollataytambo. Hier werden dieselben Schmuckstücke und Kleidungsstücke angeboten, wie auf jedem Markt, den wir bisher gesehen haben. Danach geht es zurück in unser Hotel.
Das Abendessen nehmen wir auch heute im Hotel ein, denn laut Andrea soll es hier einfach am besten schmecken. Allerdings sehen wir, dass die Pfälzer ins Dorf hinein gehen und sich dort etwas suchen wollen. Wir sind gespannt, was sie morgen vom einheimischen Essen zu berichten haben.
Vor dem Abendessen ziehen wir uns allerdings noch in den Salon zurück und genehmigen uns einen Pisco Sour. Doch wir müssen feststellen, dass der beste Pisco bisher im ChiCha serviert wurde. Nach dem Pisco ging es zum Essen und anschließend wieder früh schlafen. Die Tage hier sind wirklich sehr anstrengend, so dass wir gegen 20 Uhr schon total kaputt sind. Aber wir erleben so viel und nehmen unheimlich viele Eindrücke auf, die wir erst nach und nach verarbeiten können.