Der Pisco von gestern hat ein wenig seine Wirkung gezeigt, denn wir haben nicht einmal die vom Band kommenden Glocken der Kirche gehört und etwas länger geschlafen. Das Wetter ist genauso trübe wie unsere Stimmung an diesem Morgen, die letzte Nacht war recht kalt, so dass wir erst ganz allmälich in Schwung kommen.
Gegen 10 Uhr brechen wir auf zum Museum Larco Herreira, wieder mit einem Taxi, welches wir einfach an der Hauptstraße heranwinken. In Lima sind sehr viele Taxis unterwegs, aber längst nicht alle sind organisiert. Es gibt auch viele Privatleute, die sich einfach ein Auto kaufen und ein Taxischild in die Windschutzscheibe kleben. Allerdings sehen diese Taxis oft nicht sehr vertrauenerweckend aus. Und es gibt auch noch das Problem, dass nicht alle Taxis in jede beliebige Richtung fahren.
Mit Dieter haben wir aber einen wirklich guten Führer, der sich bestens auskennt und weiß, welche Taxis gut und sicher sind. Schon allein seine Sprachkenntnisse sind für uns von unschätzbarem Wert. Er kann einfach ganz natürlich mit den Peruanern reden, während Sibylle und ich uns immer auf Englisch bemühen müßten.
Dieter macht einen Preis von 20 Soles mit dem Taxifahrer aus, das ist wirklich ein Spottpreis. Die Fahrt durch die Stadt dauert fast eine Stunde, was aber auch daran liegt, das der Taxifahrer nicht so richtig weiß, wie er zum Museum fahren muß. Er muß ein paar Mal mit seiner Zentrale sprechen und einmal fährt er sogar an eine Tankstelle, um nach dem Weg zu fragen.
Aber wir kommen an und betreten das Gebäude, in dem noch vor wenigen Tagen unsere Mitreisenden der Studiosusgruppe gewesen sind, bevor es für sie dann nach Deutschland zurück ging.
Wir beginnen den Rundgang in dem Museum auf eigene Faust, einen Audio Guide oder deutschen Führer gibt es hier nicht. In der ersten Halle hören wir dann aber deutsche Stimmen und entdecken eine Dreiergruppe. Wir sehen zwei Männer in den fünfzigern, kräftig und mit weißen Haaren, einer von ihnen Typ Yachtbesitzer und Lebemann, der andere vielleicht ein Anwalt. Vor ihnen steht eine junge Peruanerin, die vielleicht Anfang dreißig ist und gut einen Kopf kleiner ist als die beiden Männer. Die junge Frau scheint deren Fremdenführerin zu sein. Wir fragen, ob wir uns anschließen können. Die beiden Männer, sie entpuppen sich als Österreicher, haben nichts dagegen, dass wir uns einfach einklinken.
Und so lauschen wir den äußerst kurzweiligen Worten der Fremdenführerin, die es sehr gut versteht, die ausgestellten Sammlerobjekte peruanischer Kultur nicht nur einfach eines nach dem anderen abzuhaken, sondern uns einen Überblick über die gesamte peruanische Entwicklung zu geben und dabei die ausgestellten Stücke in einem ganzheitlichen Licht erscheinen zu lassen.
Nach der wirklich sehr interessanten Führung durch das Museum haben wir Gelegenheit, eine Art Lagerraum zu besichtigen. Hier stehen noch einmal rund 35000 Ausstellungsstücke in verschlossenen Regalen hinter Glas.
Wir können nur staunen, wieviel dieser Larco Heirrara und sein Sohn entdeckt und gesammelt haben.
Nach dem Museumsbesuch gehen wir erst einmal in das angeschlossene Restaurant und stärken uns mit einer Kleinigkeit. Die Kleinigkeit entpuppt sich bei Dieter und mir aber dann doch als größere Portion, lediglich Anke und Sibylle bekommen wirklich kleine Portionen, denn sie haben Vorspeisen bestellt, die dieses Mal auch wirklich klein sind.
Das besondere Schmanckerl haben wir uns als Nachspeise aufbewahrt, nämlich den Besuch des erotischen Museums. Hier können wir sehr viele Keramiken mit äußerst detailierten erotischen Darstellungen bewundern. Wir staunen, wie deutlich und nach unseren Maßstäben ungeniert die antiken Kulturen die Sexualität in all ihren Formen verarbeitet haben. Wobei viele der Keramiken keine glücklichen Gesichtsausdrücke hatten…
Mit einem Taxi fahren wir dann wieder zurück zu Dieters Vater. Hier müssen wir uns um die Koffer kümmern. Das packen der Koffer bedeutet, dass wir erst einmal alles ausräumen und auf den beiden Einzelbetten ausbreiten. Dann wird entschieden, welche Wäsche man als schmutzig bezeichnen muß und welche noch sauber ist. Wir erwarten und erhoffen für Galapagos nur schönes und sonniges Wetter, darum werden erstmal alle langen Hemden auf den Stapel bleibt-hier gepackt. So nach und nach lichten sie die einzelnen Häufchen auf den Betten und die beiden Koffer werden voller. Das Reisefieber steigt auch langsam wieder an. Es geht bald los…
Als Anke und Dieter dann auch fertig sind mit ihren Koffern machen wir uns wieder fertig für den Abend und nehmen ein Taxi Richtung Innenstadt. Dieter kennt ein kleines Ladenlokal, in dem es leckere Anticuchos zu essen gibt. Anticuchos sind klein geschnittene Rinderherzen, die auf besondere peruanische Art gewürzt sind. Das Fleisch ist etwas fester als Rindfleisch, aber nicht zäh und schmeckt einfach sehr, sehr lecker. Dazu haben wir Papa Fritas gegessen, auf Deutsch sagt man dazu Pommes.
Nachdem wir dann gestärkt sind, machen wir uns auf den Weg zu den Wasserspielen, die hier überall nur Fuentes genannt werden. Dieses Mal nehmen wir ein Taxi dorthin.
Wir geraten wieder in die Rush-Hour. Der Verkehr war auf den Hauptstraßen wieder extrem stark, aber man muß auch sagen, dass in Peru besonders rücksichtsvoll gefahren wird. Ampeln gibt es zwar, diese werden auch genutzt, doch noch existieren sie nicht an allen Kreuzungen. Es scheint manchmal schon etwas abenteuerlich, wenn von allen vier Seiten Autos auf die Kreuzung fahren und im Schnittpunkt dann ein Gewusel von Blech zusammenkommt. In Deutschland würde man als nächstes ein gewaltiges Hupkonzert erleben, in Peru winken die Fahrer einander durch und fädeln sich ganz elegant in den langsam fließenden Verkehr ein. Sicher haben die Autos auch den einen oder anderen Blechschaden, aber größere Unfälle haben wir bisher noch nicht erlebt.
Im Großen und Ganzen haben wir die Autofahrten in Peru als sehr sicher empfunden.
Wir kommen pünktlich an den Fuentes an und gehen in den großen Park. Die nächste Show fängt um 20 Uhr 15 an, bis dahin haben wir noch etwas Zeit. Schon die ersten Fontänen sind beeindruckend, Wasser und Farbspiele haben genau wie ein Feuer etwas magisches, etwas sehr anziehendes.
Es gibt Fontänen, die ihr Wasser bis zu 40m in die Höhe speien, dann in sich zusammensinken und sich zu einer schimmernden Wand aus dichtem Dunst vermischen, die Farbe von blassem Rot zu schwachem Türkis und schließlich in ein helles Blau wechseln, um dann schließlich in einem nebligen Grau ganz in sich zusammenzufallen. Eigentlich sollte die Fontäne sogar 80 m in die Höhe gehen, aber der Wind war heute einfach zu stark.
Pünktlich zum Beginn der Lasershow sind wir an der gut 100m langen Parkfläche, in deren Mitte die Düsen für die Wasserfontänen angebracht sind. Hinter uns haben sich schon viele Menschen auf den Parkbänken platziert und warten gespannt auf die Show. Wir haben kein Problem, uns direkt an der Rasenfläche in Position zu bringen. Pünktlich um viertel nach 8 beginnt das Spektakel. Wasserfontänen schießen aus den Düsen in die Höhe, von unten mit farbigen Scheinwerfen angestrahlt, dazu erscheint plötzlich auf dem zu einer Wand verschmolzenen Wasser ein lasergeneriertes Bild einer tanzenden Frau.
Wir konnten nur staunen, es war einfach fantastisch. Im Rhythmus der Musik wechselten die Farben und computergenerierten Bilder, die auf die Wand aus Wasser projiziert wurden, geometrische Formen erschienen und mischten sich in ein Potpurri aus Farben und Geräuschen. Unzählige kleine Filmschnipsel erschienen auf dem empor gepusteten Wasser, typische peruanische Volkstänze in den unterschiedlichsten Variationen und eben die bereits erwähnten geometrischen Formen. Passend zu den tanzenden Paaren in der Wasserfontäne erklang durch die leicht knarrenden Lautsprecher die entsprechende Musik. Dazwischen schob sich die Form eines Kondors,begleitet von den ersten Takten von “El Condor Pasa”.
Die Menschen hinter uns staunten und bewunderten die Show. Dieter sagte uns, das es diese Show seit 2008 gibt und er sich wunderte, das es die Fuentes immer noch gibt, dass jemand das Geld und die Geduld aufbringt, dies zu pflegen. Aber anscheinend sind die Wasserspiele so gut angekommen, dass die Bewohner von Lima gerne hierherkommen.
Wir bewunderten noch einige kleinere Wasserspiele, aber keines konnte an die ersten beiden heranreichen.
Interessant war noch ein Tunnel aus Wasser, unter dem man hindurchgehen konnte,
sowie ein Kreis, der in fünf oder sechs Ringe unterteilt war. Aus den Düsen im Boden kamen in unterschiedlichen Abständen und zum Rhythmus der Musik Wasser heraus. Ziel war es, bis ins Zentrum des Kreises zu gehen, ohne nass zu werden. Die Kinder und Jugendlichen hatten ihren Spaß dabei. Wir setzten uns auf eine Bank und sahen ihnen eine ganze Zeit lang zu. Dann gingen wir wieder zur ersten Wasserfontäne und genossen den Anblick vor einem nun fast leeren Schauspiel. Es war bereits nach 22 Uhr und viele Familien machten sich bereits auf den Heimweg, so dass wir freie Sicht hatten.
Gegen 22 Uhr 30 haben wir uns dann ein Taxi genommen und waren innerhalb weniger Minuten wieder beim Haus von Dieters Vater. Dort setzten wir den gemütlichen Abend bei einer Flasche Rotwein fort. Es war unser Abschiedswein, denn morgen früh werden wir Lima verlassen und Richtung Galapagos fliegen, mit einem kurzen Zwischenstop in Quito.