Um 2 Uhr morgens wurden die Maschinen angeworfen und der Katamaran stach in See zur Insel Espanola. Bis zu dem Zeitpunkt hatten wir wieder in der Bucht von San Cristobal geankert, da fast die gesamte Besatzung an diesem Abend zu einem Fußballspiel eingeladen war. Es war Samstag, und die Besatzung hatte offenbar ihren freien Abend.
Nachdem die Motoren angeworfen wurden war an einen großartigen Schlaf nicht mehr zu denken. Die Strömung war außerdem so stark, das sich das Schiff sehr stark hin und her bewegte. Ich muß diese Eindrücke so stark verarbeitet haben, dass sich die Fahrt und das Meeresrauschen bis in meine Träume einbrachte. Als der Wecker dann um kurz nach 6 klingelte, war ich gerade wieder richtig eingeschlafen und dementsprechend unmotiviert, aufzustehen. Sibylle geht es genauso, aber nach dem dritten Klingeln müssen wir uns dann doch erheben. Die Aussicht auf den kommenden Tag ist aber auch zu verlockend, als das man den ganzen Tag im Bett verbringen würde.
Um kurz nach 7 gehen wir zum Frühstück und um 8 Uhr haben wir dann unsere erste Landung für heute, dieses Mal ist es eine nasse Landung, so dass wir ohne Schuhe von Bord gehen können. Wir besteigen wieder die Dingies, die Schwimmwesten angeschnallt, und lassen uns hinüber an den Strand der Gardner Bay bringen, wo wir schon von der Ferne unzählige Seelöwen in der Sonne liegen sehen. Unnötig zu sagen, dass das Wetter heute wieder extrem schön und sonnig ist.
Die nasse Landung macht richtig Spaß und es ist schön, dass wir noch fast die einzigen in dieser Bucht sind. Ein paar hundert Meter entfernt hat ein anderes Dingie seine Passagier abgesetzt, aber die stören uns nicht.
Fabian erklärt uns mit ein paar einleitenden Worten, was uns die nächsten eineinhalb Stunden erwartet. Die Seelöwen sind ja nicht zu übersehen, aber daneben gibt es hier auch ein paar Wasserleguane und die berüchtigten Hood-Spottdrosseln, vor denen wir unsere Sachen schützen müssen.
Wir haben dann genügend Zeit, den Strand zwischen den Seelöwen entlang zu wandern, und Foto um Foto zu machen. Fabian achtet darauf, dass wir immer den richtigen Abstand zu den Tieren einhalten und sie nicht berühren, denn das wäre gerade für die Jungtiere das Todesurteil. Doch in unserer Gruppe sind alle so vernünftig, dass keiner die Tiere berührt. Es ist aber unglaublich, wie nah man den Seelöwen kommen kann, ohne dass sie sich in ihrem Schlaf in der Sonne gestört fühlen. Ab und zu setzte sich ein Seelöwe auf und reckte den Hals in die Höhe, es schien, als würde er sich sonnen.
Auffallend war, dass kaum ein Seelöwe alleine lag, oftmals lagen sie in Dreiergruppen. Wir konnten viele Jungtiere beobachten, die von ihrer Mutter gesäugt wurden.
Dazwischen spazierten die Hood-Spottdrosseln und ein paar gelbe Finken. Die Drosseln schienen die Seelöwen zu ärgern, denn sie pickten ihnen immer wieder in die Schnauze, worauf der Seelöwe empört den Hals reckte und einen quäkenden Laut von sich gab.
Auf den Lavafelsen aalten sich ein paar Wasserleguane
und rote Klippenkrabben in der Sonne.
Wir genossen die Zeit am Strand und waren enttäuscht, dass wir dann doch schon wieder die Insel verlassen mußten.
Abgeholt wurden wir nur mit einem Dingie, das zweite hatte Probleme mit dem Außenbordmotor.
Aber der Tag wurde noch besser. Um 10 Uhr 30 durften wir wieder unsere Schwimmsachen anziehen und ins Dingie steigen. Es ging wieder ein paar Meter hinaus aufs Wasser, dann flutschen wir hinab ins Wasser und setzten die Schwimmbrillen auf. Kaum hatten wir die Köpfe unter Wasser, sahen wir die Schwärme von Fischen unter uns. Es war unglaublich, wieviel mehr Fische wir in dieser Gegend zu sehen bekamen. Dagegen haben wir gestern überhaupt nichts gesehen, doch heute ließen sich die Fische fast mit dem Arm berühren. Wir folgten wieder dem Kapitän, der auch mit uns im Wasser war, und vertrauten auf seinen Instinkt. Er führte uns um einen Felsen herum, wir mußten gegen die Strömung anschwimmen, was in diesen Gewässern vor der Insel aber kein großes Problem war, und wir sahen schon binnen weniger Minuten die erste Schildkröte. Und es wurde noch besser, denn direkt unter uns tauchte die zweite Schildkröte auf. Die zwei Meeresschildröten waren wirklich groß, zuerst verharrten sie am Meeresboden, doch irgendwann verlangten sie nach Luft und nahmen in Kauf, dass sie zwischen uns empor tauchen mußten. Es war ein fantastisches Gefühl, wir verharrten still und trauten uns kaum zu atmen, es war so schön, diesen Meeresbewohner beim Schwimmen zu beobachten. Etwas weiter draußen, auf halben Weg zwischen Felsen und Schiff, konnten wir dann auch zwei Mantelrochen im Meeresboden liegen sehen. Es war gar nicht so einfach, sie auszumachen.
Die Zeit verging wieder viel zu schnell, eine Dreiviertelstunde im Wasser war im Nu vorrüber, dann mußten wir wieder an Bord, Wir schwammen zum Schiff und kletterten an Bord.
Nach diesem Erlebnis gingen wir erstmal unter die heißen Duschen, bevor dann auch schon um 12 Uhr das Mittagessen auf dem Oberdeck serviert wurde. Heute gab es endlich einmal ein authentisches ecuatorianisches Essen, welches aus Kartoffeln, Gemüse und Thunfisch bestand und wirklich sehr lecker war.
Den Nachmittag verbrachten wir zunächst mit Warten auf die nächste trockene Landung auf Espanola, aber diese Warterei wurde verkürzt durch einen plötzlichen Ausruf des Kapitäns: Dolphins ahead!
Alle am Oberdeck stürmten nach vorne, diejenigen, die unter Deck Siesta hielten, wurden herausgeklopft und kamen ebenfalls nach vorne gelaufen. Und da sahen wir sie, einen Schwarm von ca 40 Delphinen, die vor unserem Schiff schwammen, kreuzten, auftauchten und wieder unter Wasser verschwanden, einige davon schienen noch sehr jung zu sein, wenn man nach der Größe ging.
Viele schwammen in Zweier- oder sogar Dreierformation, sie schienen sich unseren Fotoapparaten zu präsentieren, tauchten mit einem Mal zwischen den Rümpfe des Katamrans auf und zeigten sich so von ihrer besten Seite. Doch plötzlich drehten sie ab. Aber sie entschwanden nur kurz unserem Blick, denn das Schiff änderte plötzlich seinen Kurs und schon waren die Delphine wieder direkt vor uns. Der Kapitän hatte kurzerhand seinen Kurs geändert, damit wir an diesem einmaligen Schauspiel teilhaben konnten.
Doch auch dieses Erlebnis hatte ein Ende und als die Delphine ein zweites Mal beidrehten, konnte der Kapitän unseres Katamarans nicht noch einmal folgen. Wir nahmen Kurs auf die Insel Espanola, die wir gegen 14 Uhr 30 erreichten, und wechselten in die Dingies. Binnen weniger Minuten waren wir drüben am Steg von Punta Suarez, einer kleinen Buch auf Espanola und sahen bereits die ersten Meerleguane, die sich auf dem Steg und dem links und rechts aufgetürmten Lavagestein in der Sonne aalten. Ihre Farbe war meist dunkel, einige mit einzelnen roten Streifen an der Seite, viele schwarzgrau und ca 50-60cm lang. Ein paar Exemplare waren auch noch größer und besonders dick. Auf den Lavafelsen lagen auch noch ein paar Seelöwen und sehr viele Rote Klippenkrabben.
Fabian führte uns hinter die Düne zu einer kleinen sandigen Lichtung, auf der es von Meerleguanen nur so wimmelte. Wir betraten den Naturpfad und konnten uns nicht satt sehen an der Vielzahl von Echsen, die sich auf dem Weg und hinter den Steinen tummelten, von wenigen Zentimetern Länge bis zu knapp 60 cm. Außerdem hatten wir fast hautnahes Erleben der Evolution, denn am Strand sahen wir eine Robbe mit ihrem Baby und daneben die frische Plazenta, wie sie von den herantreibenden Wellen langsam ins Meer getragen wurde. Über uns kreiste ein Fregattvogel, der begierig auf diese frische Nahrung war, aber wohl durch unsere Anwesenheit gestört, traute er sich nicht herabzukommen und zu landen. Doch die Mutter lies sich weder von uns noch von dem Fregattvogel beirren, sie kümmerte sich treu und liebevoll um ihr Neugeborenes.
Unser Weg führte und in Richtung der Klippen, wo wir relativ schnell ein paar Nasca Tölpel beim brüten beobachten konnten. Wir sahen viele Tölpel und auch sehr der berühmten Blaufußtölpel, allerdings ohne die schönen blauen Füße. Doch einen blaufüßigen Blaufußtölpel bekamen wir dann doch zu Gesicht. Er saß auf einem Stein an der Klippe und schien geradewegs auf uns zu warten.
Ein paar Meter weiter machten wir Rast am Hueco Suplador, einem Blasloch, wo das Wasser durch den Druck der Brandung in einer bis zu 20 m hohen steilen Fontäne durch die Felsspalten gepreßt wird. Von unserem Beobachtungspunkt auf den Klippen, direkt neben einem Nasca Tölpel, der hier sein Nest hatte und sich durch uns nicht aus der Ruhe bringen lies, sahen wir außerdem sehr viele Rote Klippenkrabben in den Felsspalten verschwinden.
Um uns herum kreisten die Fregattvögel und auch sehr viele Albatrosse. Von den Albatrossen sahen wir im weiteren Verlauf des Wanderweges noch sehr viele junge Tiere, die noch nicht flugreif waren. Wir kamen an zwei Plätzen vorbei, die wir als den Kindergarten bezeichneten, denn hier befanden sich ausschließlich sehr junge, flauschige Tiere.
Ein paar waren allerdings schon so weit, dass sie ihre Muskeln für den ersten Flug trainierten und immer wieder direkt vor uns die Flügel ausbreiteten und den Flug simulierten.
Einen Albatros konnten wir sogar beim Start von der Klippen beobachten.
Zurück an Bord gab es dann wieder ein sehr schönes Abendessen. Wir bekommen hier an Bord wirklich sehr viel zu essen und genossen einen exzellenten Service, über den man sich wirklich nicht beschweren kann. Nach dem Abendessen fand dann das Briefing für den folgenden Tag statt. Neben dem Tagesprogramm bekamen wir auch einen Exkurs in die Geologie von Galapagos.
Für eine Flasche Wein war heute aber niemand mehr zu haben, alle waren viel zu müde und gingen relativ früh schlafen. Anke, Dieter, Sibylle und ich saßen noch allein in der Lobby bzw. der Sofaecke des Schiffs, direkt neben dem Speisesaal, und tauschten Bilder aus. Aber um kurz vor 22 Uhr verschwanden auch wir auf den Zimmern und schliefen sofort ein.