30.11.2010: Insel Santa Cruz ( Puerto Ayora )

Auch heute stehen wir wieder um kurz nach 6 auf, denn wir wollen Norma und Keith verabschieden, die uns heute verlassen und weiter nach Kolumbien reisen. Der Abschied ist sehr herzlich, die beiden waren wirklich sehr nett, leider haben wir nicht so viel mit ihnen gesprochen. Aber das wäre sicher anders gewesen, wenn man von Beginn an mit ihnen zusammen gewesen wäre. Norma und Keith waren uns sympathischer, als einige andere hier an Bord.
Nach dem Frühstück bestiegen wir wieder ein Dingie und setzten über nach Puerto Ayora, wo wir einen kleinen Spaziergang durch die noch schlafende Stadt unternahmen. Es war kurz vor 8 und die Straßen waren noch leer. Fabian zeigt uns verschiedene typische Opuntien und Mangrovenarten, die hier vorkommen.
Wir kommen an einem Platz vorbei, wo die Fischer ihre gefangene Ware ausnehmen und direkt weiterverkaufen. Fabian erzählt uns, dass hier in ein paar Stunden sehr viele Pelikane zu sehen sind, die natürlich von dem Fisch etwas abhaben wollen. Aber unser Interesse wird zunächst für einen Kasten voller Hummer geweckt, die noch lebend versuchen aus ihrem Gefängnis herauszukommen. Der Fischer, der den Kasten abgestellt hat, breitet die Tiere auf dem Boden aus, damit wir einen besseren Blick haben. Fabian fragt uns, ob wir nicht Lust haben, heute Abend Hummer zu essen. Ein Hummer kostet 30 Dollar. Die Gelegenheit lassen wir natürlich nicht aus und stimmen zu. Das wird sicher ein leckeres Abendessen.

tag 28 - 01
Aber dann müssen wir auch schon weiter und erreichen die Charles Darwin Forschungsstation, eine Aufzuchtstation für Schildkröten. Wir haben hier Gelegenheit, bis auf 1m Entfernung an die Tiere heranzukommen. Das ist ein tolles Gefühl, aber die Tiere sind auch vorsichtiger und etwas ängstlicher. Immer wieder verschwinden die Köpfe unter den Panzern, aber wir kommen doch zu unserer Foto- und Filmausbeute. Wir gehen durch die große Anlage in Strandnähe und wundern uns über die Hitze, denn am morgen sah das Wetter noch nicht so schön und warm aus, aber jetzt, wo wir an Land sind, ist es wunderbar und sehr warm. Ein paar Wolken schieben sich immer wieder vor die Sonne während wir von einem Gehege zum nächsten sehen. Im Gegensatz zu einem normalen Zoo haben wir hier Gelegenheit, in das Gehege hinein zu gehen und ganz dicht neben den Schildkröten zu posieren, damit man einmal die Größe der Tiere sehen kann. Ein paar Verhaltensregeln werden uns schon mitgegeben, zum Beispiel dürfen wir bestimmte Bereiche der Gehege nicht betreten, da dort die Schildkröten gefüttert werden. Auch dürfen wir die gepanzerten Tiere nicht berühren, was aber auch keiner von uns macht.

tag 28 - 02
Schließlich kommen wir zu Lonesome George, der wahrscheinlich letzten Überlebenden Riesenschildkröte der Insel Pinta, dem letzten seiner Art. Sein Alter wird auf etwa 90-110 Jahre geschätzt, eine genaue Bestimmung ist nicht möglich. Leider hat sich George bisher noch nicht fortgepflanzt und somit seiner Art zu neuem Leben verholfen, obwohl ihm verschiedene Schildkrötendamen anderer, ähnlicher Art angeboten wurden. Die genetische Kompatibilität war bisher einfach nicht vorhanden.

Lonesome George

Lonesome George

Nachdem wir George und ein Weibchen eine ganze Weile beobachtet hatten, gingen wir weiter und kamen zu ein paar kleineren Gehegen, in denen ganz junge Schildkröten zu sehen waren, kaum größer als meine Hand.

tag 28 - 04
Nach dem Besuch der Station schlendern wir wieder zurück in die Stadt und halten nach Souvenirs Ausschau, wir finden sogar eine kleine Schildkröte und ein T-Shirt für Sibylle. Anschließend gehen wir zum Postamt von Puerto Ayora und werfen unsere Postkarten ein, dieses Mal mit Briefmarken, damit sie auch wirklich ankommen. Dann gehen wir zurück zum Pier und warten auf die Dingies, damit wir zurück aufs Schiff können.
Zurück an Bord gibt es auch bald Mittagessen. Während des Essens kommen die neuen Gäste an Bord, zwei Deutsche. Aaron und Leo aus Frankfurt. Sie sind sehr kommunikativ und nett und erzählen, dass sie gerade etwas über 2 Wochen in Ecuador unterwegs waren.
Nach dem Essen geht es am Nachmittag wieder hinüber nach Puerto Ayora, wir steigen in einen Bus und fahren eine halbe Stunde ins Hochland, dieses Mal mit unserem neuen Guide Roberto, denn Fabian hat uns verlassen müssen. Im Hochland besuchen wir ein Freilandgehege, wo sehr viele Riesenschildkröten frei herumlaufen. Hier haben wir sehr viele Gelegenheiten, die Schildkröten aus aller nächster Nähe zu fotografieren und ihnen Auge in Auge gegenüber zu stehen. Es sind zwar noch ein paar andere Gruppen in dem Gehege, aber wir schaffen es schon einigermaßen, einander aus dem Weg zu gehen, so dass die Tiere nicht zu sehr verschreckt werden und ihre Hälse wieder unter den Panzern verstecken.

tag 28 - 08
Der Besuch des Freilandgeheges ist eine faszinierende und beeindruckende Sache, schon auf der Fahrt zu dem Gehege konnten wir freilaufende Schildkröten zwischen grasenden Kühen am Wegesrand beobachten, nun stehen und gehen wir hier zwischen diesen urzeitlich anmutenden Reptilien und wundern uns ein ums andere Mal, wie groß und gewaltig sie sind. Man hat das Gefühl, in der Zeit zurück zu gehen und den Anfang der Erde zu erleben, so erhabend ist dieser Eindruck. Als ich die erste Schildkröte in diesem weitläufigen Freilandgehege entdeckte war mir, als wäre ich im Jurassic Park gelandet.

tag 28 - 09
Nachdem wir das Gelände zur Genüge erkundet hatten, ging es Richtung Ausgang, zu den Souvenirläden. Dort befindet sich auch eine kleine überdachte Bühne. Hier stehen und hängen an der Decke ein paar Schildkrötenpanzer. An einem dieser Panzer demonstriert uns Roberto dann die Struktur einer Schildkröte, er erklärt uns, woraus der Panzer besteht und wie er im Inneren aussieht. Wir haben dann sogar die Möglichkeit einmal auszuprobieren, wie es sich anfühlt, eine Schildkröte zu sein, denn Roberto animiert uns, in den Panzer hereinzukrabbeln und für ein Foto zu posieren. Das ist ein echter Spaß!

tag 28 - 10

Anschließend fahren wir mit dem Bus 5 Minuten weiter und erreichen den Eingang zu einem Lavatunnel, einen durch abfließende Lava geschaffenen Tunnel, der sich über ca. 70 km durch die ganze Insel zieht, aber nicht komplett begangen werden kann. Das Stück, welches wir gleich wandern werden, ist 600m lang und hat an der niedrigsten Stelle eine Höhe von unter 60 cm, so dass man kriechen muss. Erstaunlicherweise melden sich bis auf 4 Gäste alle anderen dazu, durch den Tunnel komplett bis ans Ende zu gehen und auch die tiefste Stelle zu passieren.
Roberto macht die Vorhut und führt uns eine Steintreppe hinunter, die sich von ihrem Aussehen und Form perfekt in den Stein einfügt. Wir gehen die Stufen hinab und sind plötzlich von erkalteter Lava umschlossen, 20m unter der Erde, in einer komplett natürlich erschaffenen Umgebung. Die Temperatur hier unten ist angenehm, das soll auch das ganze Jahr über so sein, wie Roberto erzählt. Er zeigt uns auch die grünen Flechten und Farne an den Lavawänden, die sich durch die künstliche Beleuchtung hier unten entwickelt haben. Unglaublich, dass sich hier so etwas bildet!
Wir gehen weiter durch den Tunnel, der anfangs leichte Weg wird steiniger. Roberto sagt uns, dass die letzten Steine vor ca. 130.000 Jahren von der Decke herabgestürzt sind. Also scheinen wir hier relativ sicher zu sein.
Als wir an die enge Stelle kommen, sind wir etwas enttäuscht, denn so primitiv, wie wir uns den Durchgang vorgestellt hatten, ist diese Stelle nicht. Es liegt sogar eine Plastikschutzmatte auf dem Boden über den Steinen, so dass man sich beim durchkrabbeln nicht mal dreckig macht.
Hinter dem Durchgang ist der Tunnel auch schon zu Ende und wir klettern über eine weitere Treppe wieder ans Tageslicht.
Zurück im Bus geht es wieder in den Hafen von Puerto Ayora. Dort warten wir vier, Anke, Sibylle, Dieter und ich erst mal ein bißchen, aber als dann unsere Dingies vor der verabredeten Zeit auftauchen, entscheiden wir uns mit vier weiteren unserer Mitreisenden, doch schon früher aus Schiff zurückzukehren.
Zurück an Bord haben wir Zeit uns frisch zu machen. Dann gibt es Abendessen, leckeren Hummer! Das Essen und besonders der Hummer ist wirklich ein Gedicht!
Nach dem Abendessen gibt es leider noch ein bißchen was zu tun. Es müssen wieder Bilder auf das Netbook übertragen werden und Sibylle hat sich vorgenommen, das Reisetagebuch weiter zu lesen, damit ich auf dem Flughafen von Quito dann wieder ein paar Daten hochladen kann, sofern der WLAN Empfang dort besser sein wird. Zumindest hatten wir dort auf dem Hinflug guten Empfang.
Sibylle ist auch sehr fleißig, und bei einer Flasche Wein sitzen wir dann zu viert an dem Tisch und geben uns unseren Pflichten hin. Es wird dann auch wieder relativ spät, wir vier sind mal wieder die letzten, die in den Kabinen verschwinden. Normalerweise sind wir in diesem Urlaub immer gegen 20 Uhr schlafen gegangen, inzwischen ist es aber schon nach 22 Uhr, als wir das Oberdeck verlassen und uns in die Kabine zurückziehen und schlafen.

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