01.12.2010: Sombrero Chino

Roberto ist anders als Fabian, wir bekommen keinen Weckruf 20 Minuten vor dem Frühstück. Aber das war heute auch nicht nötig, denn wir haben wieder relativ schlecht geschlafen. Um 2 Uhr morgens ist das Schiff aufgebrochen zur Insel Sombrero Chino und da wir erst einmal den Hafen von Puerto Ayora verlassen und gegen die Strömung anfahren mussten, schaukelte das Schiff die erste Stunde so stark, das wir in unserem Bett hin und herrollten und die Schränke und Türen verdächtig knackten. Ich hatte ein wenig Angst, dass durch das halb offene Fenster Wasser in die Kajüte dringt, aber es passierte nichts.

Irgendwann wurde der Seegang ruhiger und auch unser Schlaf wurde angenehmer. Wir erwachten kurz vor dem Weckerklingeln, fast zeitgleich mit dem Herablassen des Ankers.

Anscheinend waren wir nicht die einzigen, die nicht so gut geschlafen hatten, denn auch die Besatzung war heute nicht so fit. Es dauerte etwas länger, bis das Frühstück serviert war. Das war allerdings kein ernsthaftes Problem.

Um 8 Uhr setzten wir mit den Dingies auf die Insel Sombrero Chino über, eine Insel aus schwarzem Lavagestein, mehrere tausend Jahre alt. Wir folgten Roberto den Strand entlang und sahen ein paar Seelöwenbabys, eines erst vor 2-3 Stunden geboren. Die Plazenta lag noch im Sand und es hatte sich noch kein Seevogel darauf gestürzt. Das Baby nährte sich an der Mutter und als diese sich kurz bewegte, weil sie uns wahrgenommen hatte, und dadurch der Kontakt zum Baby abbrach, meldete sich dieses mit lautem Quaken. Da war es auch der Seelöwenmutter zuviel und sie erhob sich und packte ihr Baby am Hals und begann durch das Gebüsch und an den Felsen vorbei von uns fort zu watscheln. Das Baby schwang gehörig hin und her und es bereitete uns fast mehr körperliche Schmerzen, als dem Seelöwenbaby, als wir das mitansehen mussten. Doch in sicherer Entfernung von uns setzte die Mutter dann ihr Baby ab und alles war wieder gut.

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Roberto führte uns etwas sehr schnell über die Insel und da wir vier, Anke, Dieter, Sibylle und ich, meist mit Fotografieren und Filmen beschäftigt waren, bekamen wir von seinen Erklärungen nichts mit. Das war wirklich schade, da hat Fabian besser reagiert. Auch der Humor von Roberto ist etwas speziell, meist lacht er als einziger über seine Witze. Wir fühlen uns, als denke  Roberto, eine Gruppe Amerikaner vor sich zu haben, die seine besondere Art zu würdigen wüßten, doch als zumeist Deutsche in der Gruppe fällt es uns schwer, seinem Witz zu folgen. Lediglich unsere drei Australier scheinen seinen Humor zu lieben, sie sind dann auch immer ganz vorne dabei und sind oft die einzigen, die Robertos Erklärungen hören.

Als wir am Strand auf die heranfahrenden Dingies warteten, entdeckte Roberto nicht weit entfernt hinter einem Strauch einen Bussard, der gerade genüßlich seine Mahlzeit zu sich nahm. Wir näherten uns ihm rasch und merkten, dass er sich wie bisher auch die anderen Tiere nicht von uns stören ließ. Er pickte genüßlich weitere Stücke seiner erlegten Beute.

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Nach dem Besuch von Sombrero Chino ging es zurück an Bord, wo wir dann nach ein paar Minuten Erholung in unsere Tauchanzüge schlüpften und wieder in die Dingies sprangen. Zurück im Wasser konnten wir dann beim schnorcheln viele Weißspitzen-Riffhaie sehen, sehr viele Fischschwärme, bunte Papageienfische und Anemonenfische, Seesterne und Seelöwen. Vom Wasser aus sahen wir einen Blaufußtölpel auf den Klippen stehen und aufs Meer hinaus schauend, außerdem zeigte uns der Kapitän einen Pinguin, der ziemlich mauserig und puschelig, vollkommen durchnässt auf einer anderen Klippe hockte und uns nicht zu bemerken schien. Schade, dass wir keine Unterwasserkamera dabei hatten.

Die Unterwasserwelt ist wunderschön, wir staunen immer wieder aufs Neue über die vielen verschiedenen Fischarten, die sich dort tummeln und die in Schwärmen an uns vorbei, aber meist direkt unter uns hindurchschwammen.

Waren wir zu Beginn unserer Schnorchelaktivitäten noch etwas unsicher und hektisch, so konnten wir jetzt nach einigen Schnorchelgängen schon sehr viel ruhiger die gesamte Unterwasserwelt genießen und auch die Korallen und die kleinen Seesterne wahrnehmen. Wir waren erst fasziniert von den großen, bunten Fischen, doch auch die winzig schmalen Fische, durchsichtig wie eine beschlagene Glasscheibe, hatten ihren Reiz, ganz besonders dann, wenn man direkt durch so einen Schwarm durchschwamm und doch nicht spürte, dass da Fische waren. Neben der tierischen Vielfalt war auch die geologische Unterwasserwelt sehr interessant. Wir konnten unter Wasser Tunnel sehen, die von Lava geformt worden waren, Klippen und kleine Berge, die direkt unter der Oberfläche verborgen waren, die man aber umschwimmen mußte, um voran zu kommen. An einer Stelle war es flach, wenige Meter zur Seite ging es plötzlich so tief hinab, dass das Wasser zu trübe war, um noch etwas zu erkennen. Man konnte sich verloren vorkommen, doch da wir den Kapitän an unserer Seite hatten, fühlten wir uns sehr sicher und hatten keine Angst oder sonstige Bedenken vor dem Unbekannten des Meeres.

Wir mußten wieder aus dem Wasser, einem mitlerweile liebgewonnenem Element, und zurück auf unseren Katamaran. Dort stand wie immer eine Kleinigkeit zu trinken und zu knabbern bereit, die wir dankend entgegennahmen. Die Schnorchelei machte wirklich hungrig und durstig.

Unser Mittagessen wurde heute bereits um 11 UHr 45 serviert.

Nach dem Essen machte sich eine allgmeine Schwere an Bord breit, viele Reisende verschwanden in ihren Kabinen oder legten sich an Deck in die Sonne und schliefen, während das Schiff den Anker lichtete und Kurs auf die Insel Santiago nahmen, unseren nächsten Stop. Die Fahrt dorthin sollte etwa 3 Stunden dauern.

Vom Oberdeck aus genoß ich den Blick über das Meer und die vorbeiziehenden Inseln, das Schaukeln des Schiffes war sehr angenehm dosiert.

Um etwa 15 Uhr erreichten wir Santiago und die Bucht von Puerto Egas, wo wir dann mit einer halben Stunden Verspätung an Land gingen. Hier führte Roberto uns über den schwarzen Lavastrand und auf einem Rundgang über Lavaklippen, wo wir Gelegenheit hatten, viele der Meerechsen zu beobachten, die faul in der Sonne lagen und ihre Körpertemperatur wieder auf ein gesundes Maß brachten, so dass sie anschließend wieder im Meer verschwinden und sich Nahrung besorgen konnten. Von diesen Meerleguanen gab es sehr viele am Strand, wir mußten aufpassen, dass wir nicht über sie stolperten, ihre Tarnung war excellent, sie waren kaum von den Steinen zu unterscheiden, auf denen sie sich sonnten.

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Während des Rundgangs erklärte Roberto uns wieder auf seine unnachahmliche Art, wie diese Inseln entstanden waren und anhand welcher Merkmale man das ablesen konnte. Er informierte uns über die Gesteinsstrukturen und über die endemischen Tier und Pflanzenarten. Dann führte er uns zu einer kleinen Lagune vor den Klippen und zeigte uns eine Pelzrobbe, die unter einem Stein im Schatten lag. Einzig auf dieser Insel lebten die Pelzrobben, die man von den bisher gesehenen Seelöwen an der Form der Schnauze unterscheiden konnte. Auf dem weiteren Weg sahen wir dann noch ein paar nur hier vorkommende Finkenarten aus der Ferne und die weißen und schwarzen Mangroven. Roberto hielt auch Ausschau nach den roten Mangroven, aber er konnte keine entdecken.

Nach diesem kürzer als geplanten Besuch schlüpften wir in die mitgebrachte Schnorchelausrüstung und gingen vom Strand ins Wasser. Ich hatte zunächst Probleme, den anderen zu folgen, da das Mundstück meiner Maske verschwunden war. Aber Dieter, der sowieso mit Anke schwimmen gehen wollte, lieh mir kurzerhand seinen Schnorchel.

Viel gab es dieses Mal aber sowieso nicht zu entdecken, denn das Wasser war sehr trübe. Wir entdeckten ein paar Fischschwärme, aber nichts von den Wundern der Natur vom Vormittag.

Zurück an Bord hatten wir dann wieder Gelegenheit, uns frisch zu machen und zu erholen, bevor es dann um 18 Uhr 45 zum Briefing für den nächsten Tag kam. Dann wurde auch schon das Abendessen serviert und anschließend saßen wir wieder bei einer leckeren Flasche Wein zu viert zusammen und genossen den Abend, tauschten Bilder aus und besahen uns die Ausbeute des Tages.

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