Ich erwachte mitten in der Nacht und hörte das unbekannte Knurren, von dem ich sofort wußte, dass es ein Löwe sein musste. Keine Ahnung, wie spät es wirklich war, aber draußen war es noch dunkel. Das Knurren klang nah, aber nicht so nah, dass ich mir Sorgen machte. Zum Glück schlief Sibylle noch, denn sie hätte sonst bestimmt nicht wieder einschlafen können.
Beim Frühstück war der Löwe dann auch eines der Themen, über die wir uns unterhielten. Gesehen hatte keiner den Löwen, aber gehört hatten ihn viele. Das leise Knurren hatte wohl schon am Abend angefangen, doch wir waren eingeschlafen ohne es zu hören.
Pünktlich wie wir waren konnten wir uns um kurz nach 8 Uhr auf den Weg machen. Wir fuhren bei Robin mit im Jeep, der seine Sache gestern sehr gut gemacht hatte. Unser Tagsziel war Maun, dazwischen stand aber noch eine Pirschfahrt und der anschließende Flug über das Okavango Delta.
Noch während wir auf dem Weg zur Hauptstraße waren, sahen wir die erste Giraffe hinter einem großen Busch und beobachteten, wie sie genülich ein paar Blätter vertilgte.
Noch während wir ihr zuschauten, hob sich die zweite Giraffe vom Hintergrund ab und wir erkannten, das diese beiden zu zweit unterwegs waren. Ein paar Meter weiter sahen wir die nächsten beiden Giraffen, bevor wir die grüne Oase verließen und wieder auf die sandige Piste abbogen.
Nach ein paar hundert Metern kamen wir zu dem Büffelkadaver von gestern. Dieser war heute komplett abgenagt und lag einige Meter weiter. In der Nacht waren sicher die Hyänen gekommen und hatten sich ihren Teil genommen. Kaum hatten wir den Kadaver passiert, sahen wir in den Bäumen auf der anderen Seite des Sees einen Weißkopfadler sitzen. Aber er war sehr schwer zu fotografieren. Kaum versuchte Robin, den Jeep in eine bessere Position zu bringen, flog der Adler wieder fort in Richtung anderes Ende des Sees. Dann sahen wir plötzlich einen Elefanten, der etwas verborgen zwischen den abgenagten Sträuchern stand.
Er versuchte Wasser aus dem See zu trinken, doch als wir genauer hinschauten sahen wir, dass sein RÜssel beschädigt war und Löcher aufwies, aus denen das Wasser wieder hinausfloß, noch bevor der Elefant genug trinken konnte. Dieser Elefant würde nicht mehr lange leben.
Robin hatte keinen Löwen entdeckt, also machten wir uns auf die Fahrt zum Moremi Nationalpark. Die Piste war wieder sehr sandig und nur von geübten Fahrern zu meistern, aber Robin und Roby waren erfahrene Wildführer und konnten die Jeeps gut lenken. Es war zwar teilweise sehr ruckelig und ziemlich staubig, doch wir hatten nie das Gefühl, es wäre gefährlich. Das gefährlichste war die Sonne, die unerbärmlich von oben auf uns herabschien.
Ich hatte jedes Zeitgefühl verloren und bekam nur mit, dass wir den Moremi Park erreichten, als der Jeep plötzlich anhielt. Während Robin sich um die Formalitäten der Registrierung unserer Reisegruppe kümmerte, vertraten wir uns die Beine oder suchten das WC auf. Als wir so herumschlenderten, sahen wir unter dem großen Tor an einer Wand eine weiße Tafel auf der die Tiersichtungen der letzten Tage verzeichnet waren. Für heute stand dort, dass bereits 2 Geparden, 1 Leopard und je ein männlicher und ein weiblicher Löwe gesichtet worden waren. Diese Nachricht lies unser Herz schneller schlagen.
Das erste was wir nach ein paar Minuten Fahrt kurz hinter dem Eingang des Parks sahen, war eine kleine Herde von Zebras.
Sie waren aber sehr schreckhaft und verschwanden schnell im Dickicht, kaum dass wir unsere Kameras angemacht und ausgerichtet hatten.
Genauso scheu wie die Zebras waren die großen Kudus, die uns zwar neugierig anschauten, aber auch ganz schnell wieder davonliefen. Aber wir waren ja auf der Suche nach einem Löwen, einem männlichen Löwen, wohlgemerkt.
Robin war ein guter Spurenleser, denn er konnte während der Fahrt erkennen, welche Tiere neben der Straße gelaufen waren. Die erste Katze, die wir aber nach etwa einer Stunde sahen, war ein Gepard im Gebüsch. Er war schwer zu erkennen und wir wußten auch nur aus dem einen Grund, dass er da war, weil bereits ein anderes Auto vor dem Gebüsch stand und ihn beobachtete.
Von unserer Ankunftsposition konnten wir den Geparden unter dem Busch nicht gut sehen und Robin versuchte etwas näher heran zu fahren, dabei kam er vom Pfad ab und drang tiefer in das Blattwerk vor. Die Äste streiften unseren Jeep und plötzlich waren wir auf einen kleinen Wiese mit gelbem Gras, direkt auf der anderen Seite des Busches, wo der Gepard lag. Doch plötzlich sprang dieser auf und wir sahen, als nicht nur einer dieser eleganten Körper wenige Meter an uns vorbei huschte, dass dort zwei Geparden gelegen hatten.
Sie waren so schnell, dass wir ihnen mit den Kameras kaum folgen konnten.
Robin war jetzt vom Jagdfieber erfasst worden und versucht den Geparden zu folgen, doch erst einmal musste er von dieser Wiese wieder herunterkommen. Umdrehen konnte er nicht und zurückfahren wollte er nicht. Also suchte er sich seinen Weg im Geradeausfahren aus diesem Gewirr aus Gras und Büschen und hatte nach einigen Minuten den vorgeschriebenen Pfad wieder erreicht. Das wir direkt an einer großen Giraffe vorbei kamen, schien ihn nicht zu interessieren.
‚I am going to catch the Cheetah for you‘.
Also ließen wir ihn gewähren und nach kurzer Zeit hatte er die Geparden wieder gefunden. Sie lagen unter einem Strauch in etwa 70 Meter Entfernung und ruhten sich aus. Wir blieben etwa eine halbe Stunde in bester Beobachtungsposition und schauten den Geparden einfach nur zu.
Schließlich mahnte Robin zur Weiterfahrt, denn wir wollten ja noch einen Löwen sehen. Also fuhren wir weiter durch den Moremi Park, doch welchen Weg wir auch nahmen, es war kein Löwe zu sehen.
Was wir sahen, waren Streifengnus und ein paar Impalas, die es hier in Botswana gab wie bei uns Hunde und Katzen. Bald sahen wir an Robins Gesichtsausdruck, dass er nicht mehr viel Hoffnung hatte, den Löwen zu finden. Er jagte den Jeep jetzt auch mit deutlich höherer Geschwindigkeit durch den Park und sagte dann zu uns: „It’s lunchtime now“.
Wir kamen zu einem großen See und sahen als erstes die Hippos in diesem See, der als Hippo Pool bekannt war. An die 30 bis 40 Hippos tummelten sich in dem Wasser. Einige wenige waren am anderen Ufer an Land, doch das war zu weit für uns. Bei den Hippos im Wasser waren auch ganz junge Tiere dabei. Aber viel sahen wir von den Hippos nicht, denn sie hatten 3/4 ihres Körpers unter Wasser, nur der Rücken ragte heraus und ein bißchen vom Kopf.
Aber was für ein Anblick,so viele Hippos auf einem Haufen. Eines von ihnen würde doch bestimmt sein Maul für uns öffnen. Wir hielten die Kameras im Anschlag, bereit, auszulösen wenn sich irgendwo ein Maul zu öffnen begann. Doch wohin sollte man zuerst schauen? Nach links, nach rechts? In die Mitte? Wo würde sich gleich ein Maul öffnen.
Eine ganze Zeit tat sich überhaupt nichts und wir knipsten aus Verzweiflung ein paar stille Fotos, dann aber begann eines der Tiere sein Maul zu öffnen, es schaute ziemlich frech in unsere Richtung. Das Maul wurde immer größer, immer weiter öffnete das Hippo sein Maul, doch im entscheidenden Moment drehte es den Kopf zur Seite und schien uns dabei noch zuzuzwinkern.
Wir machten Mittag am Hippo Pool. Die Ranger hatten alles dabei für einen kleinen Imbiss. In den Jeeps hatten sie Tisch, Stühle und jede Menge Proviant verstaut. Dazu einen Gaskocher, Küchengeschirr und jede Menge an Lebensmitteln. Es gab einen gemischten Salat, von den Frauen der Gruppe zubereitet, außerdem Toast mit Käse und gekochtem Schinken. Dazu Kaffee, Tee oder Saft. Nach der Mittagspause erklärte uns Robin, wie das Okavango Delta vor Millionen von Jahren entstanden war. Er hatte dazu eine große Karte an einen der Jeeps geklebt und zeigte uns darauf, wie die geologischen Entwicklungen gewesen sind. Dabei driftete er immer wieder ins geschichtliche ab und lies uns auch an seiner persönlichen Geschichte teilhaben.
Als alle gut gesättigt waren, packten wir alles wieder ein und fuhren Richtung Flughafen. Es war eine erneut lange Fahrt über Sandpisten, an die wir uns inzwischen aber gut gewöhnt hatten. Wir hielten aber nicht mehr für Tiere an. An den Elefanten und Giraffen, die mehrmals ganz nah an der Straße grasten, fuhren wir einfach vorbei. Wir hatten einen Zeitplan einzuhalten, denn um 16 Uhr sollte unser Flug über das Okavango Delta starten.
Etwa zehn Minuten vor der vereinbarten Zeit erreichten wir die Start und Landebahn von Major Blue mitten im Delta, umgeben von Sand. Ein größeres Flugzeug stand dort schon, doch wir warteten auf das kleiner Flugzeug, da wir gemeinsam als Gruppe losfliegen wollten. Wir mussten auch nicht lange warten, dann kam die kleine australische Maschine, ein 7 Sitzer plus Kapitän und wir stiegen ein. Sibylle, Anke, Gisela, Sabine, Dieter und ich stiegen in die kleine Maschine, die anderen in die größere. Sabine ging nach vorne, weil ihr etwas schlecht war.
Kaum waren wir angeschnallt, ging es auch schon los. Ich bekam gar nicht mit, wie die Maschine den Boden verlassen hatte und plötzlich in der Luft war. Mit einem Mal sahen wir das Delta aus der Luft.
Es dauerte, bis ich mich an die Größenverhältnisse gewöhnt hatte und auch die Tiere aus der Luft erkannte. Besonders faszinierend waren aber die unterschiedlichen Strukturen des Deltas aus der Luft. An vielen Stellen sah das Delta trocken und trostlos aus, sehr versandet und ohne jede Vegetation. Und plötzlich waren da riesige grüne Flecken, Oasen in der Wüste. Sand wurde von dem Fluss fortgetragen und lagerte sich ab und verlieh dem Delta dadurch seine besondere Farbstruktur.
Immer wieder tauchten unter uns Elefantenherden auf, vereinzelte Zebras, die am grasen waren.
Giraffen, eine riesige Herde Büffel und viele Hippos im Wasser. Sie alle zu fotografieren war fast unmöglich. Wir versuchten es aber trotzdem und hatten auch den einen oder anderen Glückstreffer.
Zu schwer war es, im Flug die Kamera mitzuziehen, um die winzigen Tiere scharf zu kriegen. Wir genossen den Flug und die 45 Minuten waren viel zu schnell vorbei.
Wir erreichten Maun, wo uns unser Fahrer Sandrak am Flughafen bereits erwartete und ins Hotel brachte.
Hier gab es endlich Internet, so dass wir damit fortfahren konnten, weitere Berichte einzustellen.
Das Abendessen war sehr lecker. Wir hatten leckeres Büffett und haben uns in der sehr harmonischen Gruppe sehr nett unterhalten.
Ihr Lieben.
zwei schöne erlebnisreiche Tage, auch wenn Ihr zu Anfang nicht so viele
Tiere gesehen habt, besonders keine Löwen.Aber aufregend ist es doch
wenn einer nachts ums Zelt streicht, ein Mensch ist aber nicht unbedingt
seine erste Beute. Seid aber trotzdem nicht Leichtsinnig.
Viele Grüße
Mutti und Papa
Hallo Ihr Beiden,
Ihr seid ja auf einer tollen Reise mit den Höhepunkten unterwegs, die wir auch
gesehen haben. Wir müssen stattdessen mit Hummeldumm und seinen tollen
Mitreisenden im klapprigen Toyota vorlieb nehmen.
Weiterhin eine erlebnisreiche Reise.
ingrid und wolfgang