Der Ablauf war wie immer. Sechs, Sieben, Acht sagte Jochen immer am Abend zuvor. Das bedeutete: um 6 Uhr aufstehen, 7 Uhr Frühstück und 8 Uhr Abfahrt. Oder um es mit Bahees Worten aus Tommy Jauds Buch Hummeldumm zu sagen: ‚Im Prospekt steht nichs von Urlaub, da steht nur Reise‘.
So war es, aber das war ok. Bei den Temperaturen in der Nacht konnte man sowieso nicht besonders gut schlafen und meist waren wir schon vor dem eigentlichen Wecker klingeln wach.
Nach dem Frühstück fuhren wir als erste zum Wasser kaufen. Unser Wasserverbrauch war hier in Afrika sehr viel höher als zu Hause in Deutschland. Die Flaschen wurden nicht in 1l sondern in 5l Kanistern gekauft. Und man hatte keine Mühe, diese Menge auch zu trinken. Wenn die Möglichkeit für Toilettenstops unterwegs regelmäßiger gewesen wäre, hätten wir zu zweit locker jeden Tag einen 5l Kanister geleert.
Auch an diesem Tag war es wieder sehr heiß als wir uns auf den Weg nach Tsumkwe machten. Im Reiseführer unseres Reiseanbieters war für diesen Tag ein Besuch der San in der Kalahari abgegeben, doch Jochen hatte uns schon gestern abend erklärt, dass dies Unsinn sei, weil wir für den Besuch der San noch 120 Kilometer über Tsumkwe hinaus und anschließend wieder zurück fahren müssten. Darum wollte er den Besuch der San am nächsten Tag machen. Das bedeutete aber auch, das wir an diesem 9. Reisetag keinerlei Aktivität zu erwarten hatten, sondern nur im Bus sitzen würden.
Wir verließen Maun und hatten schnell die Landstraße erreicht. Nur darf man sich Landstraßen in Botswana nicht wie Landstraßen in Europa vorstellen. Nur ein einstelliger Prozentsatz aller Straßen in Botswana ist geteert. Die Straße nach Tsumkwe gehörte nicht dazu.
Diese Straße war eine abgefahrere Sandpiste mit einem harten und teilweise steinigen Untergrund. Wir wurden sehr durchgeschüttelt.
Um uns die Zeit etwas zu vertreiben und die etwa 350 Kilometer nicht ganz so lang wirken zu lassen, begann Jochen uns von den giftigen Tieren in Botswana und Namibia zu erzählen. Er erklärte uns, dass die schwarze Mamba am gefährlichsten war, weil sie sehr angriffslustig ist und absolut keine Angst hat. Wenn man diese Schlange sieht, sollte man sehr schnell das Weite suchen. Dann gab es noch die Puffotter, den Skorpion und die Kobra. Jedes dieser Tiere hatte ein spezielles Gift und Methoden, dieses Gift zu entfernen. Manchmal hatte man 24 Stunden Zeit für das Gegengift, manchmal nur eine Stunde…
Als wir am Mittag eine kurze Rast an einer Tankstelle machten, waren es bereits 42 Grad im Schatten. Aber leider war nirgendwo Schatten zu sehen.
Um 15 Uhr 30 erreichten wir dann die Grenze nach Namibia. Das Grenzhäuschen bestand aus einer kleinen Hütte, vor der bereits ein paar sehr bunt gekleidete afrikanische Frauen standen.
Die Ausreiseprozedur aus Botswana war mühselig, denn wir mussten die Papiere in der glühenden Sonne vor dem Häuschen ausfüllen. Im Grenzhäuschen saßen dann zwei Beamte, die jeder einen Teil der Passkontolle ausführten. Dann ging es wieder in den Bus hinein und ein paar Meter weiter. Wir mussten wieder aussteigen und zu einem kleinen Bottich gehen, wo wieder einmal unsere Schuhe vor der Maul- und Klauenseuche desinfiziert wurden. Danach ging es wieder rein in den Bus und über die Grenze nach Namibia, 50 Meter weiter. Hier durfte wir die Einreisepapiere ausfüllen und anschließend wieder in den Bus steigen.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann Tsumkwe und unsere Lodge. Die Lodge war einfach gehalten, sie lag in der Nähe einer Rinderfarm und abseits der eigentlichen Stadt. Wir wurden beim Check-In in der einzigen offiziellen Hütte, gleichzeitig Bar und Restaurant, darauf hingewiesen, dass wir die Anlage nicht verlassen durften. Draußen wurden Elefanten gesichtet.
Jeder bekam eine einfache Hütte zugewiesen, die aus zwei Zimmer bestand: dem Schlafzimmer und dem Badezimmer. Mehr gab es nicht. Auch keine Klimaanlage oder wenigstens einen Ventilator. Es würde eine heiße Nacht werden.
Zum Abendessen gab es Barbecue, anschließend als Absacker zwei leckere Amarula.
Das Highlight unseres Grenzübertrittes war ein offener Schuhkarton auf dem Tresen, in den jeder Reisende einen 50US-Dollarschein “ Sondergebühr oder so ? “ zu werfen hatte. Dann gab es die Stempel.
Weiterhin tolle Erlebnisse.