11.11.2015: Im Etosha Nationalpark

Die Unterkunft war wirklich toll, das Zimmer war sehr schön groß und die Betten auch sehr groß. Aber es wurde trotz Klimaanlage und Deckenventilator nicht richtig kühl im Zimmer, so dass wir beide ziemlich schlecht geschlafen hatten. Hinzu kam noch, dass hier in Namibia eine sehr trockene Luft herrscht. Wir hatten die ganze Nacht einen ausgetrockneten Mund und Kehle und hätten eigentlich ununterbrochen trinken können.
Darum waren wir dann auch früh fertig mit dem packen der Koffer und stellten beim öffnen der Zimmertür fest, dass wir nicht die einzigen waren, die schon auf den Beinen waren. Der Bus, der direkt vor unserem Haus geparkt war, war bereits offenen und es standen schon einige Koffer herum, die darauf warteten, von Sadrak eingeladen zu werden.
Während wir unterwegs waren, begann Jochen zu erzählen, wie er sich den Tagesablauf vorgestellt hatte. Wir würden mit unserem Bus und Sadrak als Fahrer durch den Park fahren und einige Wasserlöcher anfahren. Dabei würden wir von den 22912 Quadratkilometer großem Areal nur einen kleinen Teil kennenlernen.
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Um 10 Uhr erreichten wir den Eingang Namutoni im östlichen Bereich des Parks. Von dort aus setzen wir nach einer kurzen Registratur- und Toilettenpause die Fahrt durch den Etosha Park fort. Das erste Wasserloch war Klein Namutoni. Hier sahen wir Giraffen und Impalas friedlich um ein Wasserloch herum trinken.
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Weiter ging es nach kurzer Zeit zum nächsten Wasserloch, Klein Okevi. Unterwegs begegneten wir mit einem Mal einer Herde von Zebras und einigen Schakalen.
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In der weiteren Folge besuchten wir dann noch die Wasserlöcher Groß Okevi, Tsumcor, Koinachas, Kalkheuwel und Okerfontein. Wir sahen in erster Linie Giraffen und Elefanten dort, vereinzelt Kudus, Hyänen und natürlich viele Impalas.
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Als wir am Wasserloch Ockerfontein waren, sahen wir aus nächster Nähe, welchen Status die Elefanten im Tierreich haben. Der Löwe mochte zwar der König der Tiere sein, aber selbst er hatte vor einem Elefanten großen Respekt. Während wir unsere Kameras auf das Wasserloch gerichtet hatten und die Antilopen und Giraffen beobachteten, die dort zu trinken versuchten, bewegte sich im Hintergrund etwas.
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Mit einem Mal tauchte dieser große Elefantenbulle aus dem Dickicht auf und kam mit festen Schritt auf das Wasserloch zugelaufen.
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Alle anderen Tiere machten Platz und liefen davon. In sicherer Entfernung unter den Bäumen und Sträuchern blieben sie stehen und schauten. Während der eine Elefant am trinken war, kamen mit einem Mal 3 weitere Elefanten aus dem Dickicht und gesellten sich zu dem einen, der mittlerweile seinen Körper mit Schlamm besprühte. Die 4 Elefanten beherrschten das Wasserloch eine ganze Weile und als sie sich genügend am Wasser gelabt hatten, kreuzten sie unseren Weg und überquerten die Straße direkt vor unserem Bus, um auf der anderen Seite weiter zu laufen.
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Aber richtig interessant wurde es für uns am Wasserloch Tsumcor. Hier fanden wir ein künstliches Wasserloch, eine Art überdimensionale Pferdetränke. Um die Tränke herum standen zunächst etwa 7-8 Elefanten. In dem Wasserloch befand sich eine Giraffe, die bei näherem Hinsehen durch das Fernglas verletzt zu sein schien. Ihr rechter Hinterlauf war blutig und sie kam nicht aus dem Wasserloch heraus. Die Elefanten waren irritiert und wußten nicht, wie sie mit dieser Giraffe umgehen sollten. Sie machten einen Bogen um sie und ließen sie in Ruhe.
Jochen erklärte uns, dass hier die Natur ihre eigenen Regeln hatte und diese Giraffe morgen schon nicht mehr leben würde, sie wird einem Raubtier zum Opfer fallen. Das war kein schöner Gedanke, aber wir konnten und durften nichts tun. Dies war das Leben der Wildnis, wir waren in Afrika und dies war kein Zoo. Dies war die Natur und die Natur ist manchmal grausam.

Wir fuhren weiter zum nächsten Wasserloch, Koinachas. Es war ein ziemlich kleines Wasserloch, aber voller Tiere. Wir sahen hier Giraffen, Elefanten, Impalas, Schakale, Kudu und Zebraherden.
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Im nächsten Wasserloch Kalkheuwel kam dann von Sadrak der Hinweis auf etwas unter einem Baum in etwa 70 bis 100 Meter Entfernung.
‚Lion‘ rief er nach hinten und sofort entstand Hektik im Bus. Einige riefen aufgeregt ‚Ein Löwe? Wo?‘ und zwar so laut, dass wir anderen Angst hatten, das er gleich wieder entschwinden würde. Doch als wir das Fernglas holten und zu dem Punkt schauten, den Sadrak uns anzeigte, sahen wir eine Löwen-Dame, die faul unter einem Baum lag und die Wärme weg hechelte. Sie hatte keinerlei Interesse an den Tieren des Wasserlochs, die für sie und ihre Familie eine reiche Mahlzeit darstellen würden. Nein, sie lag da einfach rum und schaute in die Ferne und hechelte.
Unsere Kameras klickten und surrten, der Auslöser stand nicht mehr still. Es war ein Gewusel im Bus. Noch schlimmer wurde es wenige Sekunden später, als Sadrak rief
‚There is another one, a male Lion!‘ It’s over there on the left‘.
Wir schauten nach links, und wirklich lag dort ein männlicher Löwe. Er lag in einiger Entfernung der Löwin unter einem anderen Baum und hechelte genauso schnell, wie seine Gefährtin. Auch er zeigte kein Interesse an den Tieren. Beide waren satt.
Wir aber waren froh, endlich einen Löwen zu Gesicht zu bekommen und fotografierten um die Wette.

Dies war auch der Abschluss des Safari Tages, denn anschließend fuhren wir zu unserem Nachtlager, ins Camp Halali der staatlichen Organisation NWR. Wir kamen dort gegen 16 Uhr an und erlebten, dass die DDR immer noch existierte. Das Camp hatte den Charme früherer DDR Einrichtungen. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Die Verwaltungsgebäude waren groß, dafür war die Inneneinrichtung spärlich und wirkte verloren. Die Einrichtung war altbacken und abgenutzt, die Angestellten, die hier nicht nach Leistung bezahlt wurden sondern vom Staat in jedem Fall ihr Gehalt bekamen, waren gelangweilt und unmotiviert.
Als wir uns an die Tische im Außenbereich setzen wollten, wurden wir gleich verjagt mit der harrschen Erklärung, hier würde man jetzt fürs Abendessen eindecken. Wir sollten woanders hingehen. Innen wollten wir nicht sitzen, also nahmen wir uns Getränke von der Bar und setzten uns an den Pool und verbrachten dort etwas Zeit im Schatten. Die Temperatur lag noch immer bei über 40 Grad.
Nach dem Abendessen sind wir dann noch zu dem hauseigenen Wasserloch gegangen und haben dort Spitzmaulnashörner beobachtet, die abends immer zum trinken hierher kommen. Das Wasserloch wird bei Einbruch der Dämmerung beleuchtet und wir sahen wir dieser schönen Tiere, wie sie sich erfrischten. Zwei Erwachsene und zwei Jungtiere, eines davon sogar noch ein kleines Baby.
Wir verbrachten fast eine Dreiviertelstunde bei dem Wasserloch und klebten förmlich an Kamera und Fernglas, um besonders die tapsigen Bewegungen des Kleintieres zu beobachten. Langsam verschwanden die Tiere wieder im Dickickt und wir setzten uns noch kurz ins Restaurant und liessen dort den Tag ausklingen. Anschließend krochen wir müde in unsere Betten und freuten uns schon auf den morgigen Tag im Etosha Park.

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