Die erste Nacht am Waterberg war etwas anstrengend und ziemlich warm. Der Deckenventilator brachte uns nicht die Abkühlung, die wir uns erhofft hatten. So hatten wir uns große Teile der Nacht einfach nur hin und her gewälzt. Warum man hier zusätzlich zu den dünnen Laken und den dickeren Oberbetten noch extra Decken im Schrank hinterlegt hatte, war uns ein Rätsel. So sehr konnte man nicht frieren!
Wir hatten die alten Zeiten beibehalten und den Wecker für 6 Uhr gestellt, so dass wir um 7 Uhr fürs Frühstück im Restaurant anwesend waren. Wir bekamen wieder einen 4-er Tisch im Außenbereich und konnten die frische Morgenluft beim Frühstück genießen. Für das Frühstück ließen wir uns Zeit, niemand hetzte uns mehr. Das Programm bestimmten wir selber.
Unser Plan für diesen Tag war zunächst der Wanderweg zum Mountain View. Wir starteten um 9 Uhr, es war schon sehr warm und der Himmel war wolkenlos.
Der Blick auf den Waterberg war atemberaubend schön.
Ganz und gar nicht wässrig sondern eher wie Feuer brannte der Berg in der Sonne. Wir folgten den Schildern zum Mountain View und mussten auf den ersten Metern an ein paar hungrigen Pavianen vorbei, die neben unserem Wanderweg nach Essen suchten. Sie ignorierten uns aber und suchten unbeirrt weiter.
Schon nach wenigen Metern über den sehr steinigen Weg begannen wir zu schwitzen. Es war eine richtige Kletterpartie, die wir hier zu absolvieren hatten. Der Weg, dem wir folgen mussten, war durch weiße Fußabdrücke auf den Steinen gekennzeichnet. Anders hätten wir auch nicht gewußt, wo man lang gehen konnte.
Immer wieder hielten wir inne und genossen den Ausblick auf den Waterberg Plateau Park unter uns. In der Ferne sahen wir die Straßen, über die wir gestern abend gekommen waren.
Der Weg auf das Plateau wurde immer schwieriger, wir mussten klettern und brauchten beide Hände, um voran zu kommen. Die Steine wurden größer und das klettern anstrengender. Unachtsamkeit wurde hier sofort bestraft, der Weg undeutlicher und mit einem Mal kamen wir an eine Felswand und sahen keinen weißen Fußabdruck mehr, der uns den weiteren Weg wies. Rechts ging es durch Gestrüpp, links führte ein kaum wahrnehmbarer Pfad unter Dorngestrüpp direkt an der Felswand entlang. Direkt über unseren Köpfen schrien die Paviane von oben herab und warfen vereinzelt Steine herab.
Dieter probierte den rechten Weg, kam aber nach kurzer Zeit zurück. Ich ging dem linken Weg ein wenig weiter, konnte aber auch keinen Pfad finden. Als ich gerade auf dem Rückweg war, rief Dieter, dass er wieder einen Fußabdruck gefunden hatte und wir noch weiter hinauf kommen könnten. Also folgten wir ihm und kamen wirklich noch einige Meter weiter nach oben bis auf das Plateau. Hier oben sahen wir auch einen Zaun, der das Ende des begehbaren Bereichs kennzeichnete. Aber das wir so weit hinauf kommen würden, hatten wir nicht erwartet.
Ein fast eben geformter Stein bog genügend Platz für uns vier, um von hier oben den Ausblick auf das Tal zu genießen. Für diesen Blick gibt es einfach keine Worte! Das grüne Tal zu unseren Füßen, die schroffe rote Felswand um uns herum, es war einfach nur herrlich. Abgesehen von dem regelmäßigen Schreien eines einzelnen Pavian, der wie Graf Koks – O-Ton Sibylle – auf einem Felsen saß und sein Reich zu begutachten schien, herrschte eine idyllische Stille und wir konnten uns ganz diesem Blick hingeben. Die Anstrengung hatte sich gelohnt!
Dann machten wir uns wieder an den Abstieg
und kurz bevor wir unten angekommen waren, bogen wir auf den Weg der Feigenbäume ein. Dieser Weg führte durch dichtes Gestrüpp und vorbei an großen und sehr alten Feigenbäumen. Einige von ihnen umschlossen die massiven Steine und das sah schon sehr geheimnisvoll aus.
Da unsere nächste Aktivität, der Game Drive auf dem Waterberg, erst für 15 Uhr geplant war, gingen wir zunächst auf die Terasse von Anke und Dieters Behausung und genossen den Schatten bei ein paar Getränken und etwas zu knabbern. Außerdem mussten Bilder übertragen und gesichert werden.
Gegen 13 Uhr fuhren wir mit dem Auto den Berg hinab zur Rezeption und bezahlten den Game Drive. Dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Deutschen Friedhof am Waterberg. Der Weg dorthin führte uns über einen sandigen Weg in der direkten Nachmittagssonne bei mehr als 35 Grad im Schatten. Die Trockenheit hatte uns in den letzten Tagen ziemlich zugesetzt. Alle unsere Schleimhäute waren ausgetrocknet und wir konnten gar nicht so viel Wasser trinken, um alles feucht zu halten. Der Vorteil war, dass die Hitze durch die trockene Luft nicht ganz so anstrengend war, als wenn es feuchter wäre.
Der Friedhof der deutschen Soldaten, die um 1905 bei der Schlacht am Waterberg gestorben sind, ware sehr beeindruckend. Die Gräber werden von ehrenamtlichen, ehemaligen Soldaten gepflegt. Es waren nicht viele Gräber, etwa 40 Stück, aber alle sahen sehr ordentlich und liebevoll versorgt aus.
Nach dem Besuch des Friedhofs ging wir zurück zur Rezeption und starteten kurz darauf unseren Game Drive zum Waterberg. Die Fahrt auf das Plateau führte zunächst aus der Anlage der Lodge heraus und auf die rote sandige Piste, die wir schon bei unserer Ankunft gefahren waren, nur dieses Mal in die andere Richtung auf das Plateau zu. Wir passierten 3 Gatter, bis wir dann an den eigentlichen Eingang des Plateau Zugangs kamen. Die Fahrt dorthin hatte schon knapp 30 Minuten gedauert. Eine weitere Viertelstunde dauerte es, bis wir dann auf dem Plateau waren. Unser Guide gab sein bestes, aber wir sahen trotzdem kaum Tiere. Auf den tiefen sandigen Wegen begegnete uns ausser ein paar Impalas im Busch kein einziges Tier. Wir fuhren auch nur zwei Wasserlöcher an, die noch dazu etwas anders angeordnet waren, als wir das von Etosha kannten. Hier gab es keine freien Flächen, hier hatte man eine Mauer errichtet, von der ein etwa 100 Meter langer Tunnel aus Holzpfählen zu einem mit Petroleum eingeschmierten Holzunterstand führte. Durch einen schmalen Schlitz konnte man auf die dahinter liegende offene Fläche schauen. In der Mitte der Fläche befand sich ein Wasserloch. Beim ersten Wasserloch sahen wir lediglich ein paar Büffel.
An der Seite stand noch ein Eland, die größte Antilope.
Sie kann bis zu 1 Tonne schwer werden. Beim zweiten Wasserloch sahen wir zunächst auch nur Büffel, als wir uns dann aber setzten, konnten wir auch die 3 Giraffen sehen, die sich ebenfalls an dem Wasserloch befanden.
Dann gingen wir durch den Tunnel zurück zum Jeep und machten uns wieder auf den Heimweg. Wir hatten keine Rhinos gesehen, keine Leoparden oder Geparden. Der Ausflug war insgesamt etwas enttäuschend gewesen, gemessen am Tierbestand, der hier oben ausgewildert worden war. Vielleicht waren wir inzwischen auch nur zu verwöhnt. Schön war der Ausflug trotzdem gewesen.
Das anschließende Abendessen war dann wieder ein Highlight. Wir wurden wieder von der netten Bedienung Maria bedient, die wirklich wieder sehr aufmerksam war. Zum Abendessen hatten wir sehr schmackhafte Oryxantilope. Das Tier ist nicht nur sehr schön anzusehen, es schmeckt auch hervorragend.