Es ist dunkel, der Wecker reißt uns aus dem tiefen Schlaf. Die Uhr auf dem Handy zeigt 4 Uhr 25. Mann ist das früh! Warum machen wir das eigentlich? Ich weiß, wegen den Tieren, die auf uns warten!
Aber ich habe sehr unruhig geschlafen. War es wegen der Aufregung? Immerhin ist für uns der Besuch im Krügerpark eines der Highlights in diesem Urlaub, wenn nicht sogar das Highlight. Als wir uns schlaftrunken vor dem Kaminraum einfinden, treffen wir auf ebenso müde Gesichter der Mitreisenden wie es unsere sind. Aber zum Glück ist es nicht kalt. Wie üblich ist vom Hotel noch nichts vorbereitet. Die Lunchpakete sind noch nicht fertig, der Kaffee ebensowenig. Doch als dann Angelika kommt und noch einmal ein bißchen Druck macht, beeilen sich die Angestellten und unsere Sachen werden bereitgestellt.
Um 5 Uhr 30 steigen wir in die Jeeps, unser Ranger heißt Dave. Wir nehmen Platz und kurz darauf starten wir. Es nieselt leicht, auch auf der rund 30 minütigen Fahrt wird das Wetter nicht besser. Als wir vor dem Numbi Tor ankommen, ist es 6 Uhr und der Park öffnet seine Tore. Mittlerweile wird der Regen etwas stärker.
Wir fahren auf der Südwestroute in den Park hinein. Der Jeep verfügt über 3 Sitzreihen mit je 3 Sitzplätzen. Sibylle, Dieter und ich sitzen vorne, dahinter das Paar aus Berlin, dahinter kommen dann Anke, Claudia und Andrea. Ohne große einleitende Worte fährt Dave los und wir beginnen damit, Ausschau zu halten nach den so sehnsüchtig erwarteten Tieren, vor allem nach den berühmten Big Five.
Die Big Five, das sind der Elefant, der Löwe, das Nashorn, der Büffel und der Leopard. Das erste was wir allerdings zu sehen bekommen, sind Antilopen, die Kudus.
Dave erklärt sofort, dass wir in Zukunft nicht bei jedem Kudu anhalten werden, denn diese kommen in dem Park zu tausenden vor, ebenso die Impalas, die nur wenig später auftauchen. Unsere Fahrt führt uns als erstes zu einem großen Felsen, kurz davor halten wir an einem Baum, der von Affen bevölkert ist. Die Kameras werden gezückt und es klickt und surrt überall. Das ist schon ziemlich spannend und aufregend, wenn auch die Blicke trotz des leichten Nieselregens und des Windes immer wieder Ausschau halten nach den großen Big Five. Doch das erste der Big Five, der Büffel nämlich, präsentiert sich uns schon sehr bald von seiner Rückseite. Offensichtlich möchte er nicht fotografiert werden. Aber wir haben ihn sicher nicht das letzte Mal gesehen.
Während wir fahren, gibt uns Dave immer wieder Erklärungen, er zeigt uns auch viele Vögel, Geier und Adler und sonstige kleinen Vögel, die wir kaum wahrnehmen, weil wir eigentlich auf die Big Five warten. Alle halten Ausschau, doch Dave hat die besten Augen. Dave und die anderen Ranger, die sich während der Fahrt immer wieder über Funk unterhalten. Man hört an den Stimmen, an der Tonlage und dem hektischen Sprechen schon sehr genau, wenn etwas Interessantes passiert. Dann gibt der Fahrer Gas und hält erst wieder, wenn er auf ein paar andere Fahrzeuge trifft, die am Straßenrand stehen. Es ist unglaublich, aber wir sehen schon sehr bald 2 Zebras, dann ein Nashorn mit seinem Baby im hohen Steppengras.
Unglaublich, wie nah man den Tieren hier ist. Wir fahren zwar auf einer asphaltierten Straße, aber dennoch sind die Tiere hier subjektiv viel näher als im Zoo. Man spürt ganz deutlich, dass man es hier mit wilden Tieren zu tun hat, nicht mit Tieren aus dem Zoo. Aber dennoch ist es für uns sehr schwierig, die Tiere auszumachen. Wir kommen aus der Stadt, unsere Augen sind an die Färbung des Grases und der Bäume nicht gewöhnt. Außerdem hatten wir Sonne erwartet, statt dessen ist es etwas windig und nieselt immer wieder, mal stärker und mal weniger.
Gerade deshalb sind wir gespannt und freuen uns einfach über jedes Tier, das vor unsere Linse kommt.
Nach jeder Tierbeobachtung kommt eine Phase von mehreren Minuten, manchmal bis zu 30 Minuten, in denen wir kein einziges Tier entdecken, nicht einmal Impalas. Dann kommt alles wieder ganz konzentriert und wir sehen viele Tiere auf einmal.
Kurz vor 10. Aus dem Funkgerät unseres Fahrer ertönt plötzlich ein deutlicher Ruf und Dave gibt Gas! Etwas großes und wichtiges ist entdeckt worden. Nach wenigen Minuten halten wir hinter einem Wagen, aus dessen Seitenfenster zwei megagroße Objektive herausschauen. Sie sind auf die offene Steppe gerichtet, doch wir können nichts Besonderes dort entdecken. Viele Bäume und Sträucher stehen dort. Es dauert wirklich ein paar Minuten bis wir erfahren, dass dort ein Leopard mit seiner Beute im Baum verborgen liegt.
Wir versuchen ihn zu entdecken, doch das ist ziemlich schwer. Aber dann finden wir ihn, sehen auch seine Beute, die in der gleichen Höhe des Baumes liegt. Allerdings ist der Baum recht weit weg, aber unsere Foto- und Filmapparate beginnen trotzdem heiß zu laufen. Was für ein wunderschönes Motiv! Der Leopard liegt ganz faul im Baum und bewacht seine Beute.
Es dauert lange, bis wir uns von dem Leopard trennen können und weiterfahren. Doch wir werden nicht enttäuscht, bald entdecken wir wieder Tiere, Nashörner, Giraffen und Gnus, und dazwischen immer wieder Kudus und Impalas.
Kurz vor 11 werden wir wieder hellhörig, als ein paar Autos an einer offenen Stelle zur Steppe halten und mit Ferngläsern und Fotoapparaten auf die Steppe schauen. Dave erklärt uns, dass dort hinter ein paar Bäumen ein paar Löwen liegen. Wir strengen uns an, in den hellen Flecken hinter den Bäumen in gut 200 m Entfernung etwas zu erkennen, doch einen Löwen oder gar eine ganze Familie können wir nicht erkennen. Erst durch das Fernglas bzw. die Teleobjektive unserer Kameras wird uns klar, das Dave Recht hat und dort zweifelsohne Löwen liegen, allerdings nur weibliche und junge männliche Löwen.
Nachdem wir uns von den Löwen fortreißen konnten und wieder einige Minuten durch den Busch gefahren sind, stoßen wir auf eine Herde Elefanten. Begeisterung macht sich bei uns breit, als wir die kleinen Elefantenbabys entdecken, die die Straße zwischen unseren Jeeps überqueren wollen und sich dabei immer an ihre Elefantenmamas halten. Die kleinen Babyelefanten scheinen immer etwas zu lächeln, während ich finde, das die großen Elefanten immer sehr traurig dreinschauen.
Kurz darauf treffen wir eine einzelne Giraffe, die im Dickicht verborgen etwas Nahrung sucht. Giraffen sind scheu, sobald sie uns entdecken verschwinden sie im dichten Gestrüpp hinter den Büschen und Bäumen.
Gegen Mittag machen wir Halt in der Skukusa Station. Dies ist der Treffpunkt für alle Ranger und ihre Gruppen. Hier kann man sich aufwärmen, wenn man solch einen kalten und windigen Tag hat wie wir, oder sich einfach nur etwas zu Essen und zu trinken kaufen. Wir haben ja noch immer etwas aus den Lunchpaketen, die uns das Hotel gegeben hatte. Das genügt zur Stärkung.
Nach dem Mittag geht es wieder so los wie zu Beginn der Pirschfahrt. Wir werden etwas ungeduldig, weil man sich in der Zwischenzeit schon an die vielen Tiere gewöhnt hat. Doch zunächst sehen wir nur Büsche und Bäume und manchmal offene Steppe, aber keine Tiere. Doch dann geht es wieder langsam los, zunächst ein paar Kudus, ein paar Impalas und in einem Baum ein paar Affen, die, so sagt uns Dave, immer in der Nähe der Impalas zu finden sind. Dann treffen wir auf ein paar Happy Hippos im Fluss nahe einer Brücke. Fantastisch, aber leider sind sie zu dunkel und sehr weit weg. Doch wir sind fasziniert und begeistert, auch wenn keines der Flußpferde sein Maul aufreist und uns präsentiert.
Plötzlich treffen wir auf den einen weiteren Leopard, der im Baum neben seiner Beute liegt. Auch hier fällt es uns sehr schwer, uns von diesem eleganten Motiv zu trennen. Doch wir müssen weiter, es warten noch mehr Tiere auf uns. Wir hoffen immer noch, einen großen und stattlichen männlichen Löwen mit großer Mähne zu sehen, das wäre fantastisch! Aber wir treffen bald wieder auf eine Gruppe Elefanten, auf Büffel und auf Impalas. Und während wir dann so durch den Park fahren und auf weitere Tiere warten, taucht plötzlich im hohen Gras der dritte Leopard an diesem Tag auf.
Unglaublich, wir sind hin und weg. Fantastisch, 3 Leoparden an einem Tag! Dave, der Ranger, erzählt uns, das man machmal in 4 Wochen keinen einzigen Leoparden zu Gesicht bekommt. Wir haben derer heute bereits drei entdeckt. Der Leopard schleicht vorsichtig und eleganz durch die Büsche. Offensichtlich sucht er etwas und läßt sich von uns nicht wirklich stören. Leider verschwindet sein schöner schlanker Körper immer wieder zwischen den Büschen und wir denken einige Mal, das er nun ins Unterholz verschwunden ist, doch noch ein paar Minuten können wir ihn sehen, bis er wirklich fort ist.
Die Stunden sind viel zu schnell vergangen, der Tag und die Tiere zu schnell vorbei. Aber wir haben ja noch einen weiteren Tag im Krüger Park. Vielleicht ist ja das Wetter morgen besser als heute und wir können die ganzen schönen Tierfotos mit der perfekten Sonne machen. Doch für heute geht es erst einmal zurück zur Casa do Sol.
Frisch geduscht geht es dann zum Abendessen. Nach dem Essen setzen wir uns noch zu 8 ins Kaminzimmer und unterhalten uns bei ein bis zwei Gläschen südafrikanischem Pinot Noir sehr nett. Es wird auch später als geplant, doch das ist nicht so schlimm, denn endlich kommt man auch mal mit ein paar anderen Reisenden besser ins Gespräch. Wir freuen uns alle schon auf den zweiten Tag im Krüger Park und hoffen sehr, dass morgen wenigstens ein bißchen die Sonne hervor kommt, auch wenn die Vorhersage nicht die Beste ist.