Irgendwie war es an diesem Morgen wie auf den anderen Reisen auch. Wir mussten früh aus den Federn, um halb sechs klingelte unser Wecker. Es würde heute nach Mandalay gehen, der „Goldenen Stadt“. Wir packten die Koffer schnell zu Ende und gingen dann um viertel vor 7 zum Frühstück. Danach brachte uns der Bus direkt zum Flughafen. Nach nicht einmal 90 Minuten waren wir auch schon in Mandalay angekommen und bestiegen am Flughafen einen Bus,
der uns erst einmal aus dem Umkreis des Flughafens herausbrachte. Wir fuhren ein Stück Autobahn bis wir zu einem breiten Sandstreifen kamen, auf dem der Bus anhielt. Hier bekamen wir unsere Fahrräder für die heutige Fahrradtour zugeteilt. Mit einigermaßen sicherem Blick teilte Tun jedem ein Fahrrad entsprechend seiner Körpergröße zu. Einzig Carsten bekam wohl ein Fahrrad, das etwas zu klein für ihn war.
Nach einer kurzen Einweisung und dem Einstellen der optimalen Sitzhöhe konnte es auch schon losgehen. Wir radelten durch Myanmar, vorbei an kleinen und großen Stupas, die sich kurz hinter der Straße im Wald oder auf einem größeren Grundstück verbargen. Doch nach wenigen Meter hielten wir an einer verlassenen und zerfallenen Stupa. Hier eröffnete Sibylle uns, dass ihr Sattel vollkommen durchnässt war. Das komplette linke Bein war durchnässt und der Po ebenfalls. Tun erklärte, dass dies wahrscheinlich noch von der
letzten Fahrt gestern herrührte, die bei Regenguss stattgefunden hatte.
Aber gastfreundlich und überaus zuvorkommend, wie Tun nun einmal war, bat er den Mechaniker, der mit uns fuhr, die Sattel zu tauschen. Dieser tauschte dann seinen Sattel gegen Sibylles nassen Sattel.
Dann ging die Fahrt weiter. Ich stellte schnell fest, dass einerseits die Mountain Bikes die perfekten Räder für dieses teilweise sehr unebene Geläde sind. Andererseits waren unsere Sättel bretthart und der Popo begann schon nach kurzer Zeit zu schmerzen. Wir fuhren über asphaltierte Straße, Sand und Steine. Ab und zu kamen Straßenhändler vorbei und versuchten uns etwas zu verkaufen. Auch die Händler kamen auf dem Fahrrad. Eine junge Frau war besonders hartnäckig und wollte Wolfgang unbedingt ein Dreierset Glocken
verkaufen. Als wir nach einer kurzen Rast wieder weiterfuhren, kam sie ihm hinterher, so dass er am Ende tatsächlich etwas von ihr kaufte.
Wir besichtigten das Bagayar Kloster, eines der schönsten traditionellen Holzklöster.
Weiter ging es dann zur Daw Gyan Pagode und wir besichtigten das Shwenandaw Kloster. Immer heißt es vor dem Besuch „Schuhe ausziehen“. In den nächsten Tagen werden wir noch oft unsere Schuhe ausziehen. Dann ging es wieder rauf aufs Fahrrad.
Die Erfahrung, hier in Myanmar, tausende Kilometer von zu Hause Fahrrad zu fahren, war schon etwas ganz besonders Schönes. Auf dem Fahrrad buchstäblich durch eine vollkommen fremde Kultur zu radeln und dabei Land und Leute aus nächster Nähe kennenzulernen, war einfach die vollkommene Entschleunigung.
Wir waren ein wenig enttäuscht, als wir um 14 Uhr das Restaurant Ave Maria am Fluss erreichten und die Fahrräder abgeben mussten.
Nach einem guten Mittagessen ging es dann mit einer kleinen Fähre hinüber auf die andere Seite des Flusses.
Hier wartete schon unser Bus auf uns. Wir stiegen ein und fuhren zu einem Shan Dorf. Das Shan Dorf lag ein wenig abseits der Hauptstraße. Ein einzelner, schmaler befestigter Weg führte durch das Dorf. Dieses Dorf war noch sehr ursprünglich. Es schien den Leuten gut zu gehen, die Menschen wirkten fröhlich in ihren Holzhäusern, deren Wände aus Bambusstreifen
bedeckt und mit einem Öl überzogen waren.
In diesem Dorf lebten viele Handwerker, unter anderem konnten wir einen geschickten Schreiner bei der Arbeit an einem Sofa aus Teakholz beobachten.
In einer anderen Hütte saßen ein paar Dorfbewohner zusammen und waren damit beschäftigt, Buddha Figuren aus Lehm herzustellen und zu brennen.
Dann ging es ins Hotel und wir konnten endlich den Schweiß abduschen. Es war ein langer Tag bis hierher, doch insgesamt sehr schön.
Nach einem kleinen Nickerchen fuhren wir dann noch mit dem Bus zu einem
Marionettentheater. Die Aufführung enthielt ein paar Elemente der burmesischen Geschichte, uns erinnerte sie an chinesisches Marionettentheater.
Die Art und Weise, wie die Geschichte präsentiert wurde, wie aber auch immer wieder die Marionettenspieler gezeigt wurden, war wirklich sehr nett anzusehen und hat den Abend zu einem besonderen Erlebnis gemacht.
Danach ging es dann zurück Hotel und ins Bett.