Auch heute verließen wir das Hotel wieder früh um 8 Uhr. Ein anstrengendes Tagesprogramm erwartete uns und wir fragten uns schon beim Frühstück, wie Tun das alles unterbringen wollte. Ein Teil dieses Programms würde am Nachmittag der Besuch von Mingun sein, auf der anderen Seite des Flusses. Zunächst fuhren wir mit dem Bus zum Mandalay Hügel.
Als erstes besichtigten wir das Shwenandaw Kloster, welches auch als das Goldene Palastkloster bezeichnet wird und eigentlich ein Holzbau ist, der einst innerhalb der Palastmauern stand. Besonders beeindruckend an diesem Kloster waren die filigranen Holzschnitzarbeiten in den Säulen und Türen und Dachfirsten. An einigen Stellen glitzerte noch etwas Gold durch.
Dann fuhren wir ein paar Meter weiter zum bekannten Kuthodaw Paya, wo in Stupas das größte Buch der Welt aufbewahrt wird, auf 729 Marmortafeln.
Die Angabe „Größtes Buch der Welt“ bezieht sich laut unserem Reiseleiter auf die Tatsache, dass wenn man alle 729 Steintafeln übereinander stapeln würde, eine Höhe von ca. 110 Meter erreichen würde. Eine andere Erklärung ist, dass sich „Größe“ an dieser Stelle auch auf die Bedeutung der Schriften bezieht.
Nachdem wir einige Zeit mit den Steintafeln und im Innern der Pagode verbracht hatten, stiegen wir in einen Jeep um und fuhren den Mandalay Hügel hinauf zur Sutaungpyai Pagode. Von dieser Pagode, die an einen orientalischen Spiegelsaal erinnerte, hatte man in der aufkommenden Mittagshitze einen wunderbaren Überblick über das uns zu Füßen liegende Gebiet Mandalays und Umgebung.
Wir sahen Stupas und Pagoden bis zum Horizont. Unglaublich, was die Menschen in dieser Gegend alles errichtet hatten, um den Buddhismus zu ehren und zu verbreiten.
Danach fuhren wir mit dem Jeep wieder runter. Tun hatte an einem Stand Erdnüsse gekauft und bot uns nun welche an. Es war etwas schwierig, während der rasanten Fahrt hinab sich gleichzeitig festzuhalten und die Erdnüsse zu pulen und zu essen. Aber irgendwie schafften wir es und stiegen unten angekommen in den Bus um und hielten noch kurz an einem Kloster, dessen Eingang mit zwei überdimensonalen Löwen versehen war.
Nun ging es zu den Goldschlägern. Bei einer entsprechenden Manufaktur hielt der Bus und lies uns aussteigen. Wir konnten genau beobachten, wie anstrengend es ist, diese ultradünnen Goldblättchen herzustellen, die an vielen Orten auf so viele Buddhas geklebt werden.
Das ist harte Knochenarbeit. Tun erklärte uns sehr geduldig und anschaulich, wie der Herstellungsprozess abläuft. Er erklärte uns außerdem wie Bambuspapier hergestellt wird. Dieses Papier wird benötigt, um zwischen die einzelnen Goldschichten gelegt zu werden, die dann durch wiederholtes kraftvolles Schlagen mit einem großen Hammer immer wieder verdichtet werden.
Obwohl wir bisher schon einiges gesehen hatten an diesem Tag, ging es nun weiter zur Mahamoni Pagode. Das besonders interessante an dieser Pagode ist der große Buddha, der im Zentrum der Pagode sitzt und von gläubigen Buddhisten mit jenen Goldblättchen beklebt wird, deren Herstellungsprozeß wir einige Minuten vorher kennengelernt hatten.
Leider durften hier nur die Männer sich das ganze Spektakel aus der Nähe ansehen, die Frauen hatten hier keinen Zutritt. So gingen wir Männer mit den Kameras behängt in den speziellen Raum und sahen uns den Vorgang des Blättchen-Klebens aus nächster Nähe an. Aus direkter Nähe durfte man leider keine Fotos machen.
Nicht zum ersten Mal ist uns aufgefallen, dass der Buddhismus eine sehr männliche weil teilweise frauenfeindliche Religion ist. Die Frau scheint wenig zu zählen.
Wir stiegen wieder in den Bus und fuhren in ein Handwerksviertel, wo wir dann bei einem kurzen Spaziergang die Marmorverarbeitung und Herstellung von Buddhafiguren und Elefanten sehen konnten.
Dann ging es weiter zu einem Laden, in dem es viele Holzschnitzarbeiten gab. Anschließend fuhren wir ins Hotel.
Nach 15 Minuten Verschnaufpause dieses bisher sehr vollgepackten, aber auch sehr interessanten Tages ging es auch schon wieder weiter. Wir drei Paare hatten die Fahrt nach Mingun gebucht und bestiegen das Boot am Ufer des Irrawaddi. Hatten wir eine wacklige Nussschale erwartet, so bekamen wir einen großen Ausflugsdampfer geboten, den wir noch dazu für uns allein hatten.
Die Fahrt nach Mingun war dann auch dementsprechend entspannt und kurzweilig.
Mingun selber hatten wir dann allerdings nicht so touristisch erwartet. Kaum hatten wir das Boot verlassen, wurden wir auch schon von ein paar Souvenirverkäuferinnen erwartet. Sie waren längst nicht so aggressiv, wie wir das schon an anderen Orten auf der Welt gesehen hatten. Meist genügte ein wiederholtes „No, thank you“ und sie ließen von einem ab und wandten sich dem nächsten Touristen zu.
In Mingun führte Tun uns dann zu einem Gartenrestaurant, wo wir in sehr idyllischer Lage eine kurze Erfrischung zu uns nehmen konnten. Dann ging es los mit unserer Zusatzbesichtigung.
Als erstes besichtigten wir die zweitgrößte Glocke der Welt und krochen sogar unten drunter. Wir durften sie auch schlagen.
Dann ging es weiter zu einer weißen Pagode, der Myatheindan Paya, die in sieben Stufen aufgebaut war.
Die 7 Stufen dieser Pagode symbolisieren die 7 Weltmeere. Wir stiegen die Treppen empor und genossen den Ausblick über Mingun, auch wenn wir von einer ganzen Busladung Koreaner verfolgt wurden, die mit uns zusammen die steilen Treppen emporstiegen. Aber der Ausblick über Mingun entschädigte. Als letzten Punkt gingen wir anschließend zur unvollendeten Pagode ein paar Meter weiter, die seit einem Erdbeben im Jahr 1893 nicht mehr weitergebaut wird.
Leider konnten wir nicht auf die Plattform in 50 Meter Höhe, da der Zugang seit einem Erdbeben 2012 gesperrt ist. Alle drei Attraktionen waren insgesamt sehr beeindruckend, doch leider war irgendwann die Zeit vorbei und wir mussten zurück aufs Schiff.
Die ebenso entspannte Rückfahrt dauerte nur 30 Minuten, da wir mit dem Strom fuhren.
Zurück im Hotel hatten wir noch Zeit zu duschen, bevor es zum Abendessen ging. Wir hatten Gelegenheit, ein Shan Buffett zu genießen. Das war sehr lecker, auch wenn die Lokation dies nicht unbedingt vermuten lies. Wir hatten das Gefühl, in einer Art Bahnhofshalle zu sitzen. Aber viele Restaurants, vor allem die einfachen, sind so aufgebaut. Die Küche, die sich dahinter verbirgt, ist meist unwahrscheinlich lecker. Es war ein rundum gelungener Tag!