Um kurz vor 4 hat der Wecker geklingelt. Draußen war es, natürlich, noch stockdunkel, ausgenommen der unendlich vielen Sterne, die bei dieser klaren Atmosphäre zu sehen waren. Es fiel uns relativ leicht aufzustehen, denn wir freuten uns sehr auf die bevorstehende Pirschfahrt am Morgen. Die Jeeps sind pünktlich, mit uns fährt noch eine zweite Gruppe, die bereits vor uns einen Jeep gebucht hatten. Es saßen nur junge Leute in dem Jeep. Wir hatten unseren eigenen Jeep und starteten pünktlich um 8 Uhr, so dick eingepackt, wie es nur irgendwie ging, denn wir erwarteten einen kalten Morgen. Lustig sah es schon aus, das Angela, Sibylle und Henning bis über die Ohren komplett eingepackt waren.
Nach einer kurzen Sicherheitseinweisung erhielt Anke einen Außenscheinwerfer und dann ging es los. Mit den Scheinwerfern, unser Guide beleuchtete die recht Seite, Anke die linke, suchten wir das nahe liegende Unterholz nach Tieren ab. Kurz nach dem Verlassen des Camps entdeckte Anke eine Antilopenart, weil die angestrahlten Augen im Scheinwerferlicht leuchteten. Unser Guide nannte das Tier Injala, obwohl wir es als Impala identifizieren würden. Vielleicht war das ja nur eine kleine sprachliche Unstimmigkeit.
Kurz hinter dem Camp, wir hatten gerade die ersten Hügel hinter uns gelassen und konnten schon ins Tal hinab schauen, trottete 50m vor uns plötzlich ein Zebra über die Straße und fing auf der linken Seite der Straße an zu grasen, gleich neben dem zweiten Zebra, das wir vorher nicht bemerkt hatten. Aber beide waren etwas schreckhaft, vielleicht waren unsere Kameras oder unsere Stimmen doch zu laut. Jedenfalls begannen die beiden Zebras langsam davon zu trotten und unser Fahrer lies den Motor wieder an und wir fuhren wieder weiter.
Die Fahrt den Hügel hinab in die tiefen des Hhluhluwe-Park war wunderschön. Wir genossen den frischen Wind und die Vögel, die schon hellwach waren und ein herrliches Konzert veranstalteten. So viel Vogelgezwitscher hatten wir auf den Fahrten im Krüger Park nicht vernommen. Hinter den Hügeln ging die Sonne auf und der Horizont begann orange und rot zu leuchten.
Plötzlich bleiben wir stehen. Auf der linken Seite liegen 2 schlafende Nashörner hinter ein paar Büschen, sie sind kaum zu erkennen, aber trotzdem ist es wunderschön, diese faszinierenden Tiere zu beobachten. Einfach nur sie anzuschauen und nicht unbedingt alles auf Film aufzunehmen ist auch sehr schön. So eine Nähe zur Natur hatten wir bisher nicht. Schon jetzt sind wir der festen Überzeugung, dass der Hhluhluwe-Park das schönere und intensivere Tiererlebnis hat. Ob wir heute auch wieder die Big Five zu Gesicht bekommen? Ich würde mich freuen, wenn wir wieder einen Leoparden sehen würden, aber das absolute Highlight wäre natürlich ein Löwe mit imposanter rotbrauner Mähne.
Und tatsächlich entdecken wir bald wieder Büffel, Giraffen und in der Ferne auch ein paar Elefanten. Aber leider keinen Leoparden. Die Fahrt an den Fluß hinunter sollte uns ein Hippo zeigen, doch auch das versteckte sich vor uns. Es waren keine Hippos im Fluß zu sehen. Auch keine Krokodile. Alle Tiere schienen noch zu schlafen.
Als wir an die Stelle kamen, wo wir gestern Nachmittag die Python zwischen den Blättern gesehen hatten, entdeckte unser Guide Spuren eines Löwen im Schlamm. Er nahm die Fährte auf und begann den Jeep auf einen Feldweg zu lenken. Wir gingen auf die Jagd nach dem Löwen! Doch wohin wir auch fuhren, von einem Löwen war nichts zu sehen, obwohl unser Guide zweimal der Meinung war, einen Löwen gehört zu haben. Dann war die Spur kalt und wir fuhren weiter.
Nach etwa insgesamt 1 1/2 Stunden Fahrt gab unser Fahrer plötzlich wieder Gas und der Jeep begann mit rund 60 Stundenkilometern über die Hügel zu rasen, hinab und wieder hinauf. Unser Guide sagte uns, dass seine Kollegen ihm eine Sichtung durchgegeben hatten, aber worum es sich dabei handelte, sagte er uns nicht. Es ging steil und schnell den Hügel hinauf. Oben angekommen stand bereits der zweite Jeep. Die Guides tauschten sich aus und wir erfuhren, das auf der anderen Seite des Tals in rund 2000 m Entfernung ein Löwe unter einem Strauch liegen sollte. Wir versuchten ihn mit Fernglas und Fotoapparaten zu entdecken, doch unsere Augen konnten den Löwen einfach nicht entdecken. Es entwickelte sich sogar eine regelrechte Diskussion, ob da wirklich ein Löwe ist. Unser Guide fühlte sich sogar in seiner Ehre gekränkt, weil wir ihm nicht glauben konnten. Wir wollten ja gerne, aber es war uns unmöglich, den Löwen zu erkennen. Glücklicherweise war dieser Platz auch genau der Frühstücksplatz, so dass wir uns erst mal dem Frühstück und dem Kaffee widmen konnten.
Nach dem Frühstück und der Löwensichtung mußten wir dann leider wieder zurück zur Lodge, denn Angelika und die anderen warteten auf uns. Um 8 Uhr wollten wir abreisen. Dementsprechend schnell fuhren wir jetzt auch zurück zur Lodge, der Guide brach einige Geschwindigkeitsbeschränkungen. Ich habe nicht auf den Tacho geschaut, aber denke, dass wir mit mindestens 60km pro Stunde statt der erlauten 40 unterwegs waren.
Beim Hilltop Camp angekommen warteten die anderen wirklich schon auf uns. Inzwischen war es auch angenehm warm geworden. Wir bestiegen den Bus und verließen den Hhluhluwe Park. Unterwegs kreuzte noch ein einzelner Elefant die Straße und begann direkt neben uns Äste vom Baum zu reißen und zu kauen. Leider mußten wir weiterfahren.
Zurück auf der Fernstraße, der gut ausgebauten, meist 4 spurigen Autobahn, fängt Angelika an, von den Zulus zu berichten, die wir heute erreichen werden. Ich habe mir darüber vorher keine Gedanken gemacht, aber es klingt sehr interessant, was Angelika uns erzählt.
Wir haben schon oft Frauen gesehen, die Waren auf dem Kopf transportieren. Auch die Zulus tun dies, sie haben dazu einen Ring, den sie auf den Kopf setzen und auf dem dann die Ware liegt. Diese Art des transportierens führt zu einer guten Körperhaltung. Die Zulus sind ein sehr religiöses Volk, das viel Wert auf Riten und Gebräuche legt. Die Männer sind für den Hausbau zuständig, die Frauen für das Wasser holen und das Waschen und Kochen. 2 mal am Tag wird sich gewaschen. Heirat zwischen Verwandten ist bis zur 6 Generation verboten, darauf wird stark geachtet. Wenn ein Paar heiratet, dann werden ihnen Rindergedärme anstatt der Ringe um den Hals gelegt. Der erste Akt der Paarung als Mann und Frau findet zwischen den Fellen des Rindes statt, welches für die Hochzeit getötet wurde.
Ausgehend von der allgemeinen Einleitung berichtet Angelika uns dann von Shaka, dem berühmtesten Zulu König, über den sogar ein Film gedreht wurde. Shaka bedeutet Käfer und der Name stammt daher, das Shaka das uneheliche Kind seiner Mutter und eines Zulukönigs war, der sich nicht zu ihm als Vater bekannt hat. Er behauptete, in Shakas Mutter Nadi würde ein Käfer, ein Parasit heranwachsen. Shaka bedeutet Käfer.
Shaka wuchs in seinem Stamm, nachdem seine Mutter und er eine neue Heimat gefunden hatten, zu einem großen Krieger heran, der unter anderem den Stechspeer erfand und auch die moderne Angriffsform der Zulus, sich wie ein Rind zu bewegen. Bis 1822 hatte Shaka es geschafft, die Zulus zu vereinen und gemeinsam gegen die Vortrekker zu kämpfen. Er hatte etwa 200 Frauen und wurde 1828 von seinem Halbbruder ermordet. Ein paar Jahre vorher war seine Mutter gestorben und bei ihrem Begräbnis ließ er 1000 Jungfrauen lebendig begraben. Die Person des Shaka war schon sehr widersprüchlich. Auf der einen Seite hat er viel für seine Zulus getan, andererseits war er aber auch sehr grausam zu seinen
eigenen Leuten.
Gegen 10 Uhr kommen wir nach Richards Bay, kurz danach sind wir in dem privaten Ressort, wo wir Zeuge einer Zulu Vorführung werden. Wir werden in den Kral geführt und lernen, auf Zulu Art um Einlaß zu bitten. Dabei begrüßen wir den Chief, den Häuptling dieses Stammes persönlich.
Da der Chief nur Zulu spricht, zumindest läßt man uns in dem Glauben, haben wir ein junges Zulu-Mädchen als Dolmetscherin. Kathy ist 23 und spricht perfektes und sehr deutliches Englisch, so dass die meisten von uns fast alles verstehen. Die Vorführung beginnt mit ein paar Tänzen, die von 4 Männern und 4 Frauen in traditioneller Zulu-Kleidung durchgeführt werden.
Dazu werden spezielle Trommeln geschlagen, die ganze besondere Töne hervorbringen. Eine ältere Zulu-Frau mischt unter die halbwegs melodischen Gesänge der Männer und Frauen kreischende Trilllaute. Wir erfuhren später, das dies ein Zeichen der Freude ist und es sich bei den Lieder um Liebeslieder handelt.
Die Tänze sind sehr kraftvoll und bestehen hauptsächlich daraus, das die Beine hoch in die Luft geschwunden und mit aller Kraft auf den Boden gestampft werden, das wiederholt sich immer wieder in verschiedenen Variationen. Wer die Beine am höchsten und mit der größten Kraft aufstoßen kann, ist der Beste und Kräftigste.
Nach den Tänzen bekommen wir zunächst von Kathy erklärt, woraus die normale Kleidung eines Häuptlings besteht und welche Waffen er hat und wie diese Dinge auf Zulu heißen. Außerdem bekommen wir etwas Zulu-Bier zum kosten.
Danach erklärt Angelika, das nun eine Tsangoma hinzukommen wird und wir eine Demonstration bekommen werden, wie eine Tsangoma Entscheidungen trifft.
In unserem Beispiel soll es darum gehen, das jemand eine Ziege gestohlen hat und die Tsangoma, die Schamanin oder Wahrsagerin, wurde gerufen, um den Dieb zu finden. Sie kommt tanzend und singend, fast wie in Trance, herein und tanzt ein wenig vor unserer Gruppe umher. Dann tanzt sie sich durch unsere Gruppe und geht zielstrebig zu Dieter, den sie als den mutmaßlichen Dieb identifiziert. Dieter wird mit in den Mittelteil des Krals genommen und muß sich dort der Strafe stellen, die vom Häupftling und der Tsangoma verhängt wird. In unserem Fall muß Dieter für die eine gestohle Ziege zwei Ziegen zurückgegeben. Für den Fall, dass er sich weigert, wird er vom Häuptling mit dem kurzen Speer erstochen. Anhand dieser plastischen Demonstration, wurde uns vor Augen geführt, dass die Zulu’s ein praktisches Gerechtigkeitsverständnis haben. Hier wird vom Täter verlangt, dass er seine Tat auf ähnliche Weise wiedergutmacht. Hingegen bei uns werden die Gefangenen rund um verköstigt und erhalten noch ggf. noch weitere Annehmlichkeiten.
Danach gehen wir zum Essen, der Häuptling begleitet uns. Es gibt leckeres Barbecue auf afrikanische Art, obwohl die Speisen schon sehr europäisch aussehen.
Wir verlassen die Farm um kurz vor 15 Uhr und machen uns auf den Weg nach Durban. 110 Kilometer haben wir noch zu fahren, aber da wir Autobahn fahren, dürfte es nicht mehr länger als eine Stunde dauern. Durban, das erfahren wir von Angelika, befindet sich an der Kriegsroute, einer von englischen Touristen sehr beliebten Reiseroute, weil sie hier viele wichtige Gedenkstätten englischer Kriegshistorie nachvollziehen können. Während wir an der rund 300km langen Küstenlinie entlang fahren, berichtet Angelika von den Gefahren, die an der Küste lauern, der starken Strömung und den Haien. Sie berichtet außerdem von den indischen Immigranten, die in Durban leben. Über diesen Umweg kommt sie auf Gandhi, der auch eine Zeit in Durban und Johannisburg gelebt hat und sie zieht Parallelen zwischen der Entwicklung in Afrika und in Indien.
Wir kommen schließlich in Durban an. Das Wetter ist inzwischen sehr diesig geworden und es ist fraglich, ob man uns noch hinuf aufs Dach des Stadions mit der Zahnradbahn fahren läßt. Angelika ruft den Veranstalter an. Man sichert uns zu, dass sie noch mindestens eine halbe Stunde offen währen. Also riskieren wir es und lassen uns von Billy zum Stadion fahren. Das Stadion, mit vollem Namen Moses Mabhida Stadion, wurde vom Hamburger Architekturbüro GMP entworfen und fasst 70.000 Zuschauer. Wir kaufen schnell die Tickets und dann geht es auch schon mit der Bahn hinauf. Auf der Plattform angekommen haben wir prinzipiell einen guten Blick über die Stadt. Aber an diesem späten Nachmittag ist es doch schon sehr diesig und die Sonne verschwindet gerade hinter ein paar Wolken, so das wir nicht mehr viel sehen können. So machen wir ein paar Foto von der Plattform aus und fahren dann mit der nächsten Bahn wieder hinunter.
Es geht zum Hotel. Dort checken wir ein und gehen später zu viert im Hotelrestaurant essen. Das Büffet ist der absolute Brüller, es ist sehr lecker und wir genießen den Abend zu viert bei einem schönen Glas Wein.