Auch in der letzten Nacht hatte es wieder viel geregnet. Tun hat uns verraten, dass dies die Ausläufer eines heftigen Sturms über Vietnam sind, die wir noch am Rande mitbekommen. Aber er konnte uns nicht sagen, wie lange dieses schlechte Wetter noch anhält. Auf jeden Fall konnten wir sicher sein, dass auch heute Morgen keine Ballonfahrt stattgefunden hätte.
Gegen 9 Uhr verließen wir Bagan mit dem Bus und fuhren Richtung Mount Popa. Auf dem Weg dorthin erklärte uns Tun die sehr komplexe Kalenderberechnung in Myanmar. Es gibt einen christlichen und einen buddhistischen Kalender, dann gibt es variable Fastentage. Schon nach wenigen Minuten fiel es mir schwer, ihm zu folgen.
Aber wir hielten auch schon kurz nach der Abfahrt bei einer Erdnussplantage.
Auf dem Feld erklärte uns Tun, wie die Erdnüsse wachsen und später abgeerntet werden. Am anderen Ende des Feldes war der Bauer gerade dabei, Erdnüsse abzuernten.
Weiter ging es mit dem Bus auf Straßen, die durch den Regen ziemlich unterspült waren. Wir konnten auch sehr deutlich die Auswirkungen des letzten Monsuns sehen, denn oft mussten wir kleine Umleitungen fahren, um an den Straßenausbesserungsstellen vorbeizukommen. Doch das lief alles sehr unkompliziert ab und kostete uns keine Zeit. Es waren wirklich nur Umwege von 2-3 Metern.
Wir hielten dann als nächstes bei einer an der Straße gelegenen Palmzuckerproduktion. Tun erklärte uns, wie aus den Palmen der Saft gewonnen wurde und wie dieser dann anschließend weiterverarbeitet wurde.
Wir durften auch verschiedene Bonbons aus Palmzucker probieren, die uns schon oft in Myanmar zum Essen als Nachtisch gereicht wurden. Sie sollen gut für die Verdauung sein.
Nach einem kleinen Snack und einem Tee ging es dann weiter zum Mount Popa.
Gegen Mittag kamen wir in einem kleinen Ort an. Hier hatte Tun für uns eine weitere Kutschfahrt organisiert. Doch bevor wir zur Kutschfahrt aufbrachen, besuchten wir einen Schuppen, in dem allerlei Obst und Gemüse verkauft wurden. Es hatte den Anschein, als handelte es sich um einen Familienbetrieb. Plötzlich waren wir hier im Mittelpunkt, alle wollten Fotos von uns oder mit uns machen. Sibylle stand mit einem Mal im Fokus, die Besitzerin – das Familienoberhaupt ? – wollte unbedingt ein Foto mit Sibylle machen. Das nahmen wir zum Anlass, um dann danach noch ein Gruppenfoto mit uns allen machen zu lassen.
Dann rief uns Tun aber auch schon zu, dass die Pferde ungeduldig seien und wir zur Kutschfahrt aufbrechen müssen. Die Fahrt durch den Ort dauerte zwar nur 15 Minuten, aber dafür waren wir überaus auffällig. Wir wurden angeschaut und angelächelt, man winkte uns von den vorbeifahrenden Autos zu oder auch von den Mofas. Alle waren überaus herzlich.
Dann verließen wir den Ort und fuhren weiter. Leider wurde das Wetter nicht besser. Ab und zu blitze der blaue Himmel durch die Wolken, doch alles in allem hatten wir eine dunkelgraue Wolkendecke über uns, als wir den Mount Popa erreichten.
Tun führte uns zunächst in ein Nat Museum. Nats sind Hausgeister, die allen möglichen Zwecken dienen. Es gibt Autonats, Haushaltsnats, Getränkenats und viele andere.
Prinzipiell kann jeder, der ermordet wurde oder eines anderen unnatürlichen Todes gestorben ist, ein Nat werden. In diesem kleinen Museum konnten wir an die 30 Nats sehen. Die Nats werden von den Burmesen für die Erfüllung ganz profaner Wünsche benutzt. Unser Busfahrer hatte zu Ehren des Autonats immer eine frische Blume vorne an der Windschutzscheibe befestigt, damit wir eine sichere Fahrt haben sollen.
Dann bestiegen wir die über 700 Stufen zum Mount Popa, die Stufen waren teilweise sehr glitschig und barfuss musste man noch etwas mehr aufpassen als sonst.
Der Weg führte vorbei an vielen Händlern, die ihre Souvenirs an den Mann oder die Frau bringen wollten. Doch wir wurden nicht angesprochen. Schlimm waren eigentlich nur die aggressiven Affen, die überall herumsprangen und etwas Eßbares haben wollten. Vor denen mussten wir uns vorsehen auf dem Weg nach oben.
Oben angekommen hatten wir einen wunderschönen Blick über die ganz Gegend. Noch schöner wäre es natürlich bei druchgehend gutem Wetter gewesen, so blitze nur ab und zu die Sonne durch. Wir genossen aber auch so den Ausblick und freuten uns wieder über die Freundlichkeit der Menschen hier.
Neben den Stupas sahen wir auch hier wieder viele Nats und Buddhas, die in allerlei kleinen Nischen aufgestellt waren.
Nachdem wir wieder unten angekommen waren, ging es direkt zum Hotel, einem schön gelegenen Ressorthotel mit Spa und Swimmingpool. Bei der Ankunft kam uns eine Frau auf einer Trage entgegen. Sie war auf einer nassen Stufe ausgerutscht und hatte sich anscheinend schlimm am Fuss verletzt. Sie wurde zum Parkplatz getragen und offensichtlich wartete sie dort mit ihrer Reisegruppe auf einen Arzt, der anscheinend nicht im Hotel vor Ort war. Wir hofften, dass schnell jemand kam um ihr zu helfen.
Vor dem Abendessen ludt Tun uns dann zu einem besonderen Getränk ein. Er hatte uns zum Aussichtspunkt des Ressorthotels gebeten und dort unter den Bäumen auf einem Tisch ein paar Flaschen präsentiert. Unter anderem stand dort eine Flasche Myanmar Rum, sowie zwei Plastikflaschen. Dann erklärte er uns, das er in den Plastikflaschen schon zwei unterschiedliche starke Versionen eines beliebten Myanmar Getränks vorbereitet hatte. Das Getränk bestand aus Honig, Rum und Limettensaft und schmeckte ein ganz klein wenig nach Pisco Sour. Auf jedem Fall wurde man davon sehr lustig und wir vergassen schnell, dass es ja anfing zu regnen und wir wegen der aufziehenden Wolken nicht mehr so klare Sicht auf den Mount Popa hatten.
Nachdem die beiden unterschiedlich starken Rum-Mischungen alle waren, ging es zum Hotel-Restaurant. Tun hatte für uns einen Tisch reserviert. Während wir dort saßen und uns angeregt und sehr nett unterhielten, hatten wir einen guten Blick auf den Mount Popa. Leider sahen wir auch die dunklen Wolken, die sich näherten und den erloschenen Vulkankegel immer mehr einhüllten. Bald war er zur Gänze verschwunden und man sah nicht einmal mehr die Scheinwerfer auf den Pagoden an der Spitze des Popa. Das war der Zeitpunkt, als der Regen auch das Hotel erreicht hatte und es etwas frischer wurde.
Um 19 Uhr war es bereits stockdunkel und es machte sich eine leichte Müdigkeit bei uns bemerkbar. Bald darauf ging dann jeder auf sein Zimmer.