Heute Morgen war leider schlechtes Wetter. Es war ein bißchen wie in Bagan: ausgerechnet an dem wichtigen Tag, spielt das Wetter nicht mehr mit. Es regnete, als wir unser Hotel verließen, um zum Inlee See aufzubrechen. Das Wetter war gestern Abend schon schlechter geworden. Neben einem nicht funktionierenden Internet hatten wir auch mehrere Male Stromausfall.
Nachdem unser Gepäck in mehrere Tranchen aufgeteilt worden war und wir das Handgepäck für die Übernachtung im Dorf bei Tun abgegeben hatten, bestiegen wir den kleinen Pickup und fuhren hinunter in die Stadt, wo Tun vorsichtshalber noch ein paar Ponchos besorgte. Die Ponchos waren angebracht, denn der Regen wurde nicht weniger.
Die Stimmung im Pickup war entsprechend dem Wetter etwas niedergeschlagen. Keiner war so richtig begeistert, gleich wandern zu gehen. Aber es gehörte zum Programm und versprach sehr interessant zu werden.
Der Pickup hielt in einem Dorf namens Shabin und wir stiegen aus. Für den Moment hatte der Regen aufgehört und es nieselte nur noch ab und zu.
Wir gingen los, unterwegs war der Weg sehr schlammig, die Steine sehr rutschig und wir mussten aufpassen, nicht auszurutschen. Das erforderte hohe Konzentration. Leider bekamen wir auf die Art wenig von der Landschaft mit.
Unsere lokale Reiseleiterin erklärte uns die am Wegesrand vorkommenden Pflanzen und welchen Nutzen diese für die burmesischen Völker haben.
Wir folgten ihr durch hügelige, bergige Landschaft, vorbei an schwarzem Sesam, an Ingweranbaufeldern und an Zitronengras.
Unsere Wege führten ein ums andere Mal durch die Anbaufelder hindurch, ein Mal kamen wir direkt durch ein Feld aus gelb blühendem schwarzen Sesam. Einfach herrlich! Wie viel schöner wäre das noch bei blauem Himmel gewesen?
Nach 3 1/2 Stunden sind wir zum Mittag in einem kleinen Pao Dorf angekommen.
Ein vorausgereister Koch hatte bereits damit begonnen, Mittag zu kochen. Wir schauten uns währenddessen in der ganz aus Bambus errichteten Hütte um, ruhten uns aus und genossen den grünen Tee und ein paar Shan Cracker, die uns freundlicherweise gereicht wurde.
Obwohl wir außer etwas leichtem Niesel inzwischen eigentlich recht gutes Wanderwetter hatten, entschied sich während des Mittagessens die Mehrheit der Gruppe, mit dem Auto zur nächsten Unterkunft zu fahren. Der Schlamm und die rutschigen Steine hatten wohl vielen etwas die Lust am Wandern genommen. Einzig Wolfgang und ich wollten die Wanderung fortsetzen. Sibylle wollte eigentlich auch mit uns mitkommen, aber aus Vorsicht, wegen einer leichten Magenverstimmung hatte sie dann kurzfristig entschieden, das es besser wäre, den kürzeren Weg mit dem Auto zu nehmen. Leider lag sie damit am Ende auch verkehrt.
Nachdem wir also ein sehr leckeres und überhaupt nicht einfaches Shan Essen gekostet hatten, machten wir uns mit Tun, unserem lokalen Guide und dem zweiten Reiseleiter in Ausbildung, einem jungen Mann, wieder auf den Weg.
Wie schon am Morgen trafen wir auch am Nachmittag immer wieder Wanderer aus Deutschland und vornehmlich aus Frankreich, die den gleichen Weg wie wir hatten. Obwohl die meisten viel jünger waren als wir, hatten auch sie ihre Probleme mit dem ruschigen, sehr schlammigen Weg. Hatte einer einen Weg durch die rote, aufgeweichte Erde gefunden, konnte sein Hintermann oder seine Hinterfrau nicht mehr auf dem gleichen Weg folgen, denn es war bereits zu rutschig. Jeder musste sich letztlich seinen eigenen Weg suchen. Erstaunlich war, das unser junger einheimischer Begleiter sich auf diesem Untergrund wie eine Berggemse bewegte und nicht ein einziges Mal auszurutschen drohte.
Kurz nachdem wir die anderen verlassen hatte und noch nicht in die bergigen Regionen vorgedrungen waren, wo ein Aufstieg sogleich von einem Abstieg verfolgt wurde, rutschte Wolfgang aus. Kurz darauf war ich etwas unkonzentriert und sudelte meine Hose ein, aber ansonsten war uns beiden nichts passiert.
Ein ums andere Mal fühlte ich mich wieder an unsere legendäre Wanderung in Nordperu zurückversetzt, bei der wir ähnliche Verhältnisse hatten.Auch hier mussten wir aufpassen, nicht die Schuhe im roten Matsch zu verlieren.
Kurz nach Einbruch der Dämmerung erreichten wir dann schließlich das Dorf. Von den anderen war aber nichts zu sehen. Als Tun, Wolfgang und ich vom lokalen Bier Restaurant zu unserer Unterkunft gingen, kam uns unser lokaler Reiseleiter entgegen und erzählte, das der Wagen mit den anderen noch nicht da sei. Kurz nachdem wir dann die Unterkunft erreichten, kamen die anderen. Es stellte sich heraus, dass sie die ganze Zeit in einem Pickup unterwegs gewesen sind und der Fahrer anscheinend keine richtige Orientierung gehabt hatte, wo er hin muss. Ganze 3 Stunden wurden die anderen also auf der Ladefläche eines Pickups ordentlich durchgeschüttelt. Da wäre die Wanderung im Schlamm eventuell die bessere Alternative gewesen.
Wir machten uns alle frisch (okay, wir wuschen uns die Hände, denn fließend Wasser gab es nicht) und genossen dann ein weiteres leckeres Mal von unserem mitgereisten Koch, bevor es dann recht früh schlafen ging. Unser Schlafraum war ein großer Gemeinschaftsraum unter dem Dach einer Holzhütte.