Unsere Betten hatten aus einfachen dünnen Matratzen bestanden, die in einer Bambushütte nebeneinander ausgebreitet worden waren.
Hier hatten wir neun Wanderer dicht beieinander die letzte Nacht verbracht. Außerdem lagen in dem Raum noch die beiden Wanderführerinnen. Tun hat unten beim Hausherren geschlafen. Für die Anzahl an Menschen war es eine erstaunlich ruhige Nacht gewesen. Wir waren früh schlafen gegangen, doch für die Bewohner dieser Hütten war es noch zu früh gewesen. Noch lange hatte man ihre Stimmen gehört. Wahrscheinlich hatten sie auch einfach noch so viel zu tun.
Als wir um kurz nach 6 langsam wach wurden, war unter uns schon wieder geschäftiges Treiben. In der Küche, einer extra Hütte nebenan, wurde schon fleißig gewerkelt. Wir haben später erfahren, dass unsere beiden jungen Begleiter wohl schon vor 5 Uhr den Schlafraum verlassen hatten um zu helfen. Und sie waren alle wirklich sehr fleißig, wir hatten fast ein schlechtes Gewissen, denn was uns zum Frühstück präsentiert wurde, war mehr als eine einfache Mahlzeit. Es gab Obst in Hülle und Fülle, fast mehr als in einigen Hotels auf dieser Reise. Dann gab es Pfannkuchen und Reis. Außerdem Tee und Kaffee. Wir konnten uns nicht beklagen und fühlten uns bald gut gestärkt für die heutige Wanderung.
Geplant war ursprünglich eine Wanderung von etwa 5-6 Stunden, doch Tun hatte bereits gestern entschieden, dass gerade der letzte Teil des Weges aufgrund der vielen Regenfälle der letzten Tage zu rutschig und zu gefährlich für uns sei und wir mit dem Pick-Up bis zum Inle-See fahren würden. Leider würde uns dadurch die Wanderung durch den Bambuswald entgehen.
Wir konnten unsere Wanderung bei einigermaßen freundlichem Wetter starten. Am Himmel zeigten sich sogar ein paar blaue Abschnitte. Zunächst führte uns unser lokaler Guide durch das Dorf, in dem wir übernachtet hatten.
Wir sahen, wie Bambuskörbe geflochten wurden, wir begegneten vielen freundlichen Dorfbewohnern, die eigentlich auf dem Weg zur Arbeit waren aber dennoch Zeit für ein Foto hatten. Dann ließen wir das Dorf hinter uns und gingen weiter bergan.
Wir kamen durch viele grüne Felder und hatten heute nur wenige schlimme schlammige Abschnitte. Auch heute war unsere lokale Reiseleiterin wieder eifrig dabei und zeigte uns immer wieder Pflanzen, die von den einheimischen benutzt wurden. Manche wurden als Kräuter zum Essen benutzt, andere waren Heilpflanzen und hatten desinfizierende Wirkung. Das Wissen unserer lokalen Reiseleiterin war wirklich sehr umfassend.
Gegen 11 Uhr kamen wir an einer Teestube an. Diese Teestube war der Punkt, wo wir in den Pickup umsteigen würden. Doch bevor es weiterging, tranken wir erst einmal etwas grünen Tee. Kaum saßen wir unter einem Holzdach, als es auch schon anfing zu regnen. Innerhalb weniger Minuten kam wirklich viel Wasser vom Himmel. Doch es hörte bald wieder auf und wir bestiegen den Pickup.
Der Pickup war sehr eng und es gab keine Sitze. Wir waren eng zusammengepfercht, enger als Tiere beim Transport. Hans meinte ganz trocken: „Wenn bei uns zu Hause so Ziegen transportiert würden…“ Wir alle wussten was gemeint war und mussten sehr schmunzeln.
Die Fahrt im Pickup dauerte ungefähr 30 Minuten und der Weg führte über wirklich holprige Straßen zum Inle See hinunter. Wir fuhren an dem Bambuswald vorbei, den wir bei der Wanderung normalerweise etwas intensiver durchquert hätten, und kamen zu einem Restaurant. Dort war wieder unser Koch, der uns schon auf der Wanderung begleitet hatte. Er war auch hier für unser Wohlergehen zuständig und zauberte wieder aus wenigen einfachen Zutaten ein schmackhaftes Mal.
Nach dem Essen ging es zur Bootsanlegestelle. Dort stiegen wir in zwei sogenannte Langschwanzboote, extrem lange und schmale Boote, die einen Außenbordmotor hatten, mit dem der Bootsführer lenken konnte.
Kaum saßen wir, ging es auch schon los. Wir fuhren einen Kanal entlang und wurden auch sogleich schon von anderen Booten mit erheblicher Geschwindigkeit überholt. Aber auch der Gegenverkehr war nicht ohne.
Immer wieder rasten die Boote an uns vorbei und es war ein Wunder, dass wir niemals zusammenstießen, denn manches Mal war es ganz schön knapp. Wir sahen vom Boot aus schon einige der bekannten schwimmenden Gärten, die ein Dickicht von Wasserhyazinthen und Gemüse beherbergen. Es war schon ein bißchen skuril, dass hier auf dem Wasser unter anderem auch Tomaten angebaut wurden.
Sobald wir den offenen See erreicht hatten, sahen wir nach wenigen Minuten aus der Ferne auch die berühmten Einbeinruderer.
Es war schon interessant zu beobachten, wie diese auf der Spitze des Bootes standen und mit einem Fuss das Ruder umklammerten und damit die Position des Bootes veränderten. Einige von Ihnen hatten auch große, kegelförmige Fischreusen auf dem schmalen Boot dabei.
Nach knapp einer Stunde Fahrt über den Inle See kamen wir an der Anlegestelle an und hatten die Stadt Nyaung Shwe erreicht, eine kleine Stadt am nördlichen Ende des Inle Sees. Es ging direkt mit einem Pickup zum Lotus Hotel, unserer Unterkunft für die nächsten 5 Nächte. Am Abend gingen wir unter Tuns Führung dann in eineinheimisches Restaurant in der Stadt. Wir gingen vom Hotel etwa 35 Minuten an der Hauptstraße entlang, direkt neben den vorbeifahrenden Autos und Motorrädern. Unsere Taschenlampen richteten nicht viel aus.
Im Lokal angekommen setzten wir uns an den Tisch, den Tun für uns reserviert hatte. Noch war es recht leer, doch das änderte sich bald. Während unseres Essens füllte sich das Lokal zusehens. Das einheimische Essen war wieder sehr lecker und wir hatten einen schönen Abend. Es hatte bisher noch keinen Abend gegeben, wo irgendjemand allein essen gehen wollte. Während des Essens fing es plötzlich wieder stark zu regnen an, so dass Tun ein Taxi (einen Pickup) für uns organisierte, das uns zurück zum Hotel brachte.