Tun hatte uns schon vor ein paar Tagen berichtet, dass über Vietnam ein Zyklon im Einsatz ist. Seine Ausläufer reichten bis nach Myanmar und waren für das wechselhafte Wetter der letzten Tage verantwortlich. Es hat abends immer mal wieder geregnet und das schein den Internet Empfang beeinflusst zu haben. Man kann sogar sagen, dass wir in Sachen Internet hier etwas auf dem trockenen saßen.
Gestern Abend bekamen wir einfach keine Verbindung, wir konnten weder Emails abrufen noch Sachen für den Blog hochladen. Unsere Hoffnung war, dass der Empfang in den frühen Morgenstunden etwas besser wäre und so stellte ich mir den Wecker für 5 Uhr morgens und hatte in der Tat besten Empfang. Es reichte, um 2 Tage hochzuladen und eintzustellen. Vielen Dank an alle, die geduldig gewartet haben!
Nach einem netten Frühstück in kompletter Runde sind wir dann um 8 Uhr aufgebrochen zu unserer Tagestour nach Kakku.
Das Wetter war bewölkt, aber zumindest trocken und warm. Von unserem Hotel im Ort Nyaung Shwe brachen wir als erstes zu einem Kloster ganz aus Holz errichtet, dem Shwenandoyaw Kloster.
Es gibt bekannte Bilder im Internet, auf denen junge Novizen in den runden Fenstern des Klosters sitzen und hinausschauen.
Leider hatten wir nicht das Glück, dieses Bild selber machen zu können, aber als wir dort waren, wurden die Mönche im Innern des Klosters unterrichtet.
Wir besuchten anschließend noch eine kleine Pagode direkt nebenan, in der Tun uns wundervolle Wandmalereien zeigte, die das Leben Buddhas zeigten und die vor allem aber sehr, sehr alt waren.
Dann stiegen wir wieder in unseren Bus und machten uns auf den Weg nach Kakku. Doch es war schwierig, ans Ziel zu kommen.
Es war Samstag und dieser Tag wird in Myanmar genutzt, um in kleinen oder größeren Prozessionen Spenden in die Klöster zu bringen. An diesem Samstag waren besonders viele Menschen auf den Beinen und trugen ihre Spenden als künstliche Bäume verkleidet auf den Schultern in die Stadt Taunggyi hinein. Für uns im Bus bedeutete das zwar, das wir erstmal nicht vorankamen, denn die Prozession bewegte sich auf der Zufahrts-Straße. Aber andererseits kamen wir so in den Genuss eines echten myanmarischen Brauches.
Kurzerhand entschied Tun, dass wir ein bischen zu Fuß gehen sollten und dabei die Prozession beobachten können. Wir verließen wir den Bus und haben mit Begeisterung die Prozession angesehen.
Die vorbeiziehenden Gruppen, sangen und tanzten fröhlich zu der Musik. Alle winkten uns fröhlich zu. Einige tanzten mit uns direkt. Es war eine ganz fantastische Stimmung. Dann ging es nach etwa zwei Stunden Verspätung endlich weiter und wir konnten nach Taunggyi hineinfahren. Hier, in der Hauptstadt des Shan Staates, holten wir unseren lokalen Reiseleiter für die Fahrt nach Kakku ab.
In Taunggyi erwartete uns die nächste Prozession und leider mussten wir ganz ins Zentrum der Stadt, um unseren Reiseleiter abzuholen. Doch wir schafften auch dies und konnten dann zusammen mit der jungen Pa-Oh Frau, die nach Tradition ganz in schwarz gekleidet war und den Drachenturban trug, unsere Fahrt fortsetzen.
Unterwegs wurden sowohl Wetter als auch Strecke wieder etwas schlechter, wir wurden müde und dösten etwas weg. Das war schade, denn die junge Frau wollte uns so gerne etwas von ihrer Kultur erzählen, traute sich aber nicht, uns zu wecken. Als wir dann gegen 13 Uhr in Kakku ankamen und zum Mittag gingen, wurde das Wetter auch wieder besser. Wir stärkten uns bei einem einfachen, aber sehr leckeren Essen: gebratenem Reis mit Hühnchen oder mit Gemüse. Hühnchen, Fisch und Reis waren zu unserer Hauptmahlzeit geworden.
Nach dem Essen gingen wir dann hinüber zur Pagode der 2000 Stupas. Diese 2000 Stupas waren auf einer Fläche von nur einem Quadratkilometer verteilt und boten ein faszinierendes Bild.
In dichten Reihen eng beieinander gedrängt standen diese Pagoden, einerseits so ähnlich und andererseits sehr verschieden. Unsere Pa-Oh Reiseleiterin schaffte es immer wieder, uns die feinen Unterschiede im Stil der einzelnen Stupas zu zeigen.
Meist zeigten sich diese in der Art der verwendeten Ziegel und in der Verzierung, den Figuren, die den der Stupa anhafteten.
Leider waren sehr viele der Stupas etwas beschädigt, denn immer wieder fegen heftige Winde über diesen Landstrich und zerstören die Schirme an der Spitze der Stupas. Besonders im letzten Mai sorgten heftige Winde dafür, dass sehr viele Schirme verrutschten oder ganz abknickten.
Als wir am Eingang des Tempels unsere Schuhe auszogen und unsere Blicke auf die bereitliegenden Gummimatten und Teppiche fielen, über die schon tausende von Füßen gegangen waren, ließ sich Wolfgang zu folgender treffenden Aussage hinreißen: Fußpilze aller Länder vereinigt euch! Wie war, man möchte sich gar nicht vorstellen, wie viele verschiedene Füße über diese Teppiche gegangen waren und was dort alles an Krankheiten zurückgelassen wird. Aber bisher hatte keiner von uns etwas davon abbekommen.
Kurz vor der Abfahrt nach Nyaung Shwe zeigte uns die Pa-Oh Frau noch, wie man den schönen Turban bindet, den sie als Teil ihrer Tradition immer trägt. Die Pa-Oh haben eine enge Verbindung zu den Drachen, denn laut ihrer Geschichte stammen sie von einem weiblichen Drachen und einem Alchemisten ab. Als Zeichen ihrer tierischen Herkunft tragen sie den Turban, der den Drachen symbolisieren soll.
Wir bestiegen wieder den Bus und machten uns auf die Heimfahrt. Unterwegs stießen wir auf einen Konvoi von 3 Lastern, die auf offener Strecke Halt gemacht hatten. Auf ihrer Ladefläche befanden sich drei Elefanten. Sie waren besonders gesichert und hatten auch spezielle Aufpasser dabei.
Vor der Stadt Taunggyi gerieten wir dann in einen Stau. Kurz hinter einem Festivalgelände ging plötzlich gar nichts mehr. Grund dafür war, wie wir später erfuhren, ein umgekippter Strommast. Doch im ersten Moment machten wir das Ballonfest zur Ehren des Vollmonds dafür verantwortlich. Beim Ballonfest werden Ballons in den Himmel gelassen, die vollgepackt sind mit Feuerwerkskörpern. Diese explodieren dann nach und nach, während der Ballon immer höher steigt.
Da die Myanmarer nicht unbedingt Meister sind im Spur fahren, sondern stattdessen immer dort fahren, wo gerade eine Lücke zu sein scheint, und wenn es auch die Gegegenspur ist, bewegte sich innerhalb weniger Minuten gar nichts mehr auf der Straße. Wir standen geschlagene 3 Stunden in diesem Stau fest und kamen weder vor noch zurück. Aber Tun wäre nicht Tun, wenn er nicht die Situation erkannt und reagiert hätte. Von einem seiner Erkundungsgänge draußen kam er mit einem Mal mit einer Flasche Whiskey, 9 Tüten Chips und Reiscrackern zurück.
„Jetzt machen wir Party“ sagte Tun und verteilte Chips und Whiskey. Schon waren wir alle viel entspannter und beschlossen, dass es nicht lohnte, sich aufzuregegen. Die Gelassenheit der Myanmarer hatte auch von uns Besitz ergriffen. Wir sahen den Feierlichkeiten zu und konnten im Verlauf der 3 Stunden Stau insgesamt 5 Ballons aufsteigen sehen.
Aber irgendwann löst sich jeder Stau auf und bei uns war das der Moment, als mit einem Mal Verkehrspolizisten begannen, den Verkehr zu regeln.
Alles entspannte sich und wir kamen mit einem Mal richtig gut voran, lieferten die Pa-Oh Frau wieder in der Stadt ab und fuhren dann ohne Probleme nach Nyaung Shwe zurück, wo wir gegen 21:30 ankamen. Zum krönenden Abschluss des Abends genossen wir dann noch einen Rum Sour in der Lobby des Hotels und ließen den Tag noch mal Revue passieren. Der Rum Sour war ganz nett, aber lange nicht so lecker wie der selbstgemixte von Tun.