Der vorletzte Tag in Myanmar begann um 5 Uhr 30 mit dem Weckruf vom Hotel. Anscheinend war das Personal vom Hotel zum Frühstück um Viertel nach sechs genauso müde wie wir, denn an diesem Morgen ging alles etwas langsamer voran. Aber wir hatten um diese Uhrzeit sowieso noch nicht soviel Hunger. Um 7 Uhr waren wir dann bereit für die Abfahrt zum Bahnhof. Auf dem Programm stand eine Bahnfahrt nach Kalaw mit einem einheimischen Zug.
Während wir am Bahnhof auf die Abfahrt des Zugs warteten, beobachteten wir das bunte Treiben auf dem Bahnsteig. Das Wetter war noch etwas frisch verglichen mit den letzten Tagen, wo wir sehr geschwitzt hatten. In den Bergen, die wir in einiger Entfernung sahen, sah es noch sehr diesig und sogar neblig aus.
Um Viertel nach 8 besteigen wir dann den Zug und setzen uns auf unsere reservierten Plätze in der Upper Class, die sich von den Plätzen in den anderen Waggons dadurch unterscheidet, dass die Passagiere dort mit Holzsitzen vorlieb nehmen müssen. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung, er schien sich über die Strecke zu quälen und stieß auf den ersten 2 Kilometern alle 30 Sekunden laute Hupsignale aus.
Langsam ging es höher und wir wurden ein wenig schneller, doch mehr als ca. 30 km/h schaffte der Zug nicht. Es ratterte und rumpelte und wir wurden ein wenig durchgeschüttelt, doch wir hatten bei diesem Tempo auch genügend Zeit, uns die vorbeiziehende Landschaft anzuschauen.
Zunächst war von der Landschaft noch nicht allzu viel zu sehen, die Berghänge lagen im dichten Nebel und Tun kam zu uns und meinte, dass unser Flieger aus Heho nach Yangon wahrscheinlich Verspätung haben würde.
Je länger wir aber unterwegs waren und je höher sich der Zug voranschob, desto besser wurde das Wetter.
Allmählich gewann die Sonne an Kraft und löste den Nebel auf, so dass der blaue Himmel durchkam und wir die leuchtenden Felder bewundern konnten, an denen wir vorbeifuhren. Wir sahen viele Myanmarer bei der Arbeit auf dem Feld und Kinder, die uns fröhlich zuwinkten.
Leuchtend gelber Sesam strahlte uns immer wieder an, Zuckerrohrfelder, Bohnen und Kohl zogen an uns vorbei. Dazwischen immer wieder Kiefern, die aufgrund ihrer Baumkrone von uns schnell nur Puschelkiefer genannt wurden.
In Heho und Aungban hielt der Zug an und wir sahen, wie dort auf den Bahnhöfen die Händler ihre Ware den wartenden Reisenden im Zug anboten.
Mit den Waren auf den Köpfen gingen sie an den Abteilen vorbei und boten uns Wassermelonen, Zucchinis und Avocados an, aber auch andere Dinge. Gegen 10 Uhr 30 waren wir in Aungban und mussten dort eine halbe Stunde stehen, denn ein Gegenzug auf dem gleichen Gleis musste erst vorbeigelassen werden. Wir nutzten diese Zeit, um ein paar Postkarten zu schreiben und das muntere Treiben am Bahnhof zu beobachten.
Von einem Gebäude hinter dem Bahnhof ertönte aus einem Lautsprecher unermüdlicher Singsang. Wir dachten erst, es wären buddhistische Lehren, die dort wie üblich verbreitet werden. Doch tatsächlich war es, wie Tun uns erklärte, die Verkündung von Spendern und ihren gespendeten Summen, die öffentlich bekannt gemacht wurden, gefolgt von einem „Gut gemacht!“. So etwas wäre bei uns vollkommen unmöglich!
Nach einer großen Viertelstunde Wartezeit, wie Tun sich ausdrückte, fuhren wir dann nach 30 Minuten weiter nach Kalaw und kamen dort um 12 Uhr Mittags an.
In Kalaw waren wir vor ein paar Tagen schon mal gewesen. Wir waren von hier zu unserem Besuch im Elefantencamp gestartet. Wir erkannten ein paar Straßen und den Weg zum Hotel, bevor wir dann in den Bus stiegen und zu einem kleinen einheimischen Shan Lokal fuhren, wo wir laut Programm eine Shan Nudelsuppe essen durften. Die Shan Nudelsuppe war aber nur ein kleiner Teil eines überaus reichhaltigen und sehr leckeren Essens. Es wurde noch gebratener Reis aufgefahren, gebratene Nudeln, Fleisch, Gemüse und Tofu. Alles war sehr lecker, oder wie unsere Schweizer sagen würden: sehr fein!
Nach diesem leckeren Mittagessen brachte uns der Bus zu einem kleinen Geschäft an der Straße, in dem man uns zeigte, wie aus der Rinde eines Maulbeerbaumes und ein paar Blättern Papierschirme und andere Dinge aus Papier hergestellt wurden. Die Vorführung war ziemlich interessant.
Das Papierschöpfen haben wir ja schon öfter gesehen, und Sibylle schon selber gemacht, aber besonders die Papierschirmherstellung war sehr filigran. Das Gestänge wurde aus Bambusstangen mit einem Messer geschnitzt.
Da brauchte es schon sehr viel handwerkliches Geschick.
Ein paar Reisende kauften auch ordentlich ein, bevor wir dann weiterfuhren nach Heho, zum Flughafen.
Am Flughafen erfuhren wir auch gleich, dass unser Flug tatsächlich 90 Minuten Verspätung hatte und wir nun erst um 17 Uhr 30 abfliegen würden. Die Wartezeit war etwas lang, aber in der Gesellschaft nicht ganz so schlimm. Wir nutzten die Zeit und übertrugen Bilder, lasen etwas oder wanderten in der Wartehalle umher. Um kurz vor halb sechs kam unser Flieger an und wir konnten wenige Minuten später einsteigen und starteten dann auch schon um Viertel vor 6. Nach etwas mehr als einer Stunde Flugzeit landeten wir in Yangon. Hier war es wieder sehr schwül und heiß. Mit dem Bus fuhren wir zu einem Restaurant in der Stadt, wo Tun für unser letztes gemeinsames Essen einen Tisch im Garten reserviert hatte.
Der letzte Abend war sehr emotional. Tun bedankte sich bei uns für die tolle Reise und wir konnten das nur zurückgeben, denn es war eine wirklich sehr schöne Reise in einer sehr harmonischen Gruppe. Und so wurde auch dieser letzte gemeinsame Abend wieder sehr schön und kurzweilig.
Bei der Ankunft in unserem Hotel verabschiedeten wir uns dann von unseren Schweizern Hans und Elisabeth, die mit einem späteren Flieger morgen in die Schweiz heimfliegen würden. Eine sehr schöne Reise nahm so ihr Ende. Für Sibylle, Petra und mich begann dafür morgen der zweite Teil: Singapur!