Wir müssen die Drakensberge verlassen. Der Besuch hier war leider viel zu kurz. Auch wenn es heute morgen etwas bewölkt ist, so ist die Aussicht doch wunderschön. Von unserem Hotelzimmer aus können wir die gewaltige Bergkette sehen und denken wieder an den gestrigen schönen Tag, als wir ein kleines Stück in den Drakensbergen gewandert sind.
Nach dem wieder sehr leckere Omelett und etwas Kaffee bzw. Roibostee, machen wir uns pünktlich um 7 Uhr 45 auf den Weg nach Durban. Heute werden wir nach Port Elisabeth fliegen und von da aus dann langsam aber sicher nach Kapstadt, wo unsere Reise bald zu Ende gehen wird. Doch zuvor werden wir noch ein paar schöne Tage in Kapstadt verbringen.
Auf der Fahrt berichtet Angelika uns, dass da Leben für die Südafrikaner ziemlich teuer ist. Auch wenn uns viele Preise gemessen an unserem Einkommen in Deutschland billig vorkommen, wie etwas das Benzin, so ist es für die Südafrikaner sehr teuer. Benzin, Alkohol und Zigaretten sind extrem teuer. Das Einkommensgefüge ist sehr niedrig, ein Polizist verdient gerade einmal 10.000 Rand im Monat, umgerechnet ca. 1.000 EUR. Da ist es schon verständlich, dass diese Berufsgruppe für Korruption besonders anfällig ist. Krankenschwestern verdienen mit etwa 12.000 Rand schon etwas mehr, aber immer noch wenig. Auch die früher sehr gut verdienenden Lehrer können heute mit einem Gehalt von 13.000 Rand kaum noch eine ganze Familie ernähren. Die einzigen, die gut bezahlt werden, sind Ärzte, Rechtsanwälte und natürlich Manager großer Firmen. Der südafrikanische Präsident verdient mehr als Angela Merkel.
Dann erfahren wir, das inzwischen Schwarze und Weiße vor dem Gesetz zwar gleich gestellt sind, dass dies in der Praxis aber manchmal noch zu Problemen führt. Es gibt einen Begriff, der als Rechtstellende Aktion bezeichnet wird. Damit ist gemeint, dass per Gesetz verordnet wurde, dass in jedem Betrieb mindestens ein Schwarzer arbeiten muß. Das führte dazu, das es manchmal ein und denselben Schwarzen gab, der in verschiedenen Betrieben als Mitarbeiter geführt wurde. Das konnte man anhand der Namenslisten sehen, die geführt wurden. Neben einer Quote für Schwarze gibt es auch eine Frauenquote. Dies führte dazu, dass die Reihenfolge der Berücksichtigung für eine ausgeschriebene Stelle wie folgt ist: schwarze Frau, weiße Frau, weißer Mann, schwarzer Mann.
Endlich bekommen wir etwas afrikanische Musik zu hören. Die ganzen letzten Tage haben wir außer bei den Tanzvorführungen keine afrikanische Musik gehört. Auf jeder Raststätte oder in den Restaurants wurde sogenannte Barmusik oder europäischer bzw. angloamerikanischer Pop gespielt, die gleiche Musik, die wir zu Hause tagtäglich im Radio hören. Aber endlich hören wir authentische Musik, während wir weiter von Billy sicher Richtung Durban gefahren werden.
Am Flughafen angekommen müssen wir uns dann recht kurz von Billy dem Busfahrer verabschieden. Am Schalter gibt es ziemliche Probleme. Bei Sibylle und mir und Henning und Angela dauert es am längsten. Wir stehen bestimmt 10 Minuten am Schalter und warten darauf, endlich unsere Plätze zu bekommen, am Ende sitzen wir dann in getrennten Reihen, weil die Maschine total ausgebucht ist. Noch schlimmer hat es aber Henning und Angela getroffen, die gar nicht mehr mitkommen. Irgendwo auf dem Weg von der Buchung in Deutschland bis hier in Durban ist die Reservierung für ihren Flug verloren gegangen und da die Maschien wie gesagt vollkommen ausgebucht ist, können sie jetzt erst mit der nächsten Maschine mitfliegen. Angelika schickt uns durch zum Boarding. Wir können nichts machen, als hoffen das alles glatt geht.
Der Flug nach Port Elisabeth dauerte eine Stunde und war etwas nervig, weil wir mit einer äußerst unangenehmen Dr. Tigges Gruppe unterwegs waren. Der Flieger war auch sehr klein. Ich denke, dass nur ca. 60 Personen in den Jet hineinpassten. Kurz vor der Landung passierte dann noch ein kleines Unglück. Erika mußte sich übergeben. Ihr war schon den ganzen Tag schlecht, wovon keiner von uns etwas wußte. Durch den sehr unruhigen Flug wurde ihr Magen dann noch mehr strapaziert als gut gewesen wäre. Ihr war das vollkommen unangenehm, doch da konnte sie ja nichts für. Leider waren wir direkt im Landeanflug, so dass die Stewardessen sie in dieser Situation allein lassen mußten.
Als wir dann in Port Elisabeth ankamen, mußten wir erstmal die Zeit rumbringen, bis wir wieder zurückmußten, um Angela und Henning abzuholen. Dies nutzte Angelika, um uns eine kleine Stadtführung von Port Elisabeth zu geben. Doch wir sind nicht mal eine Stunde unterwegs, da geht es auch schon zurück zum Flughafen.
Nachdem wir die beiden abgeholt haben, geht es weiter zum Tsitsikamma-Regenwald. Doch das Wetter ist eine Katastrophe. Hatten wir in Port Elisabeth noch Sonnenschein oder ein paar Wolken, so war es jetzt richtig dunkel, genau in der Richtung, in der wir fahren. Im Bus machte sich Müdigkeit breit, darum redet Angelika jetzt auch nicht mehr. Erst als wir kurz vor der Tsitsikamma Anlage sind, ergreift sie wieder das Mikro und erzählt ein paar Worte über den Tsitsikamma-Wald.
Wir kommen im tristen Regenwetter in der Anlage im Tsitsikamma Wald an. Es hätte eigentlich Sonne geben sollen, doch das sieht heute ganz und gar nicht mehr danach aus. Und es ist auch viel kühler als gedacht. Schnell verziehen wir uns auf unsere Zimmer, was in diesem Fall Häuser sind, von denen jedes individuell eingerichtet wurde. Alle sind sehr rustikal, aber funktional und ausreichend komfortabel. Die ganze Anlage ist sehr schnuckelig, mit den Drakensbergen im Hintergrund.
Da man in der Anlage nicht allzu viel tun konnte, setzten wir vier Norderstedter und erst einmal in den im Reiseführer von Studiosus beschriebenen örtlichen Pub und genehmigten uns einen heißen Tee und einen Amarula, eine Art Bailys. Das wärmte gut von innen. So gestärkt ging es dann zum Abendessen und bald darauf zu Bett in unsere kleinen Häuser.