Di, 14.11.2017: Serengeti und nach Karatu

Noch einmal war frühes Aufstehen angesagt. Um 7 Uhr wollte Chrissy aufbrechen. Karatu und die Olea Africana Lodge war unser Tagesziel. Das bedeutete, wir mussten die Serengeti wieder verlassen. Doch nicht, ohne noch eine weitere Pirschfahrt zu unternehmen.
Als wir zum Frühstück gingen hörten wir, dass in der Nacht ein Löwe in der Nähe des Camps gewesen war. Sibylle hatte ihn gehört, war sich aber nicht sicher gewesen. Nun hatten wir die Bestätigung!
Dann frühstückten wir um 6, packten unsere Lunchpakete und fuhren pünktlich um 7 Uhr los. Das Zebra, welches wir während des Frühstücks aus sehen konnten, war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was wir im Verlauf dieses Tages zu sehen bekamen.
Kaum waren wir aufgebrochen wurde deutlich, das die frühen Morgenstunden wirklich am besten für Pirschfahrten geeignet sind. Nur wenige 100 Meter vom Ikoma Tented Camp entfernt sahen wir wieder Massen von Gnus und Zebras zwischen den Büschen und Impalas am Straßenrand, nur wenige Meter entfernt. Wir hätten anhalten und sie berühren können, was natürlich nicht erlaubt war und wir auch nie tun würden. Aber sie waren so nah.
Eine handvoll Giraffen und ein Elefant in der Ferne waren die nächsten größeren Tiere, die wir sahen. Doch schon eine knappe Stunde später, auf dem Weg in den südlichen Teil der Serengeti, sahen wir wieder einen Leoparden im Baum schlafen, seine Beute hing nicht weit von ihm über einem Ast.

Ein junges Gnu hatte ihm nicht entkommen können. Die Jagd musste anstrengend gewesen sein, denn auch diese Raubkatze schlief, wie all die anderen zuvor auch.
Ein paar Meter weiter sahen wir dann viele Autos vor einem Busch stehen. Eine lange Schlange hatte sich davor gebildet und wir ahnten, was sich in dem Busch befinden würde. Doch wir mussten warten, bis sich ein Auto nach dem anderen fortbewegte. Dann endlich sahen wir sie. Eine größere Löwenfamilie hatte es sich im Schatten des Busches gemütlich gemacht.

Auch hier fehlte wieder der Löwenpapa. Es fiel uns schwer, uns von den Löwen zu trennen, doch wir mussten weiter und schweren Herzens fuhren wir schließlich los.


Wir fuhren in den südlichen Teil der Serengeti und hatten dort die Möglichkeit, von den offiziellen Straßen abzubiegen auf die offene Fläche. Das gab uns die Gelegenheit, noch näher an die Tiere heranzukommen. Auch hier war die Ebene immer wieder gefüllt mit kleineren und größeren Gruppierungen von Gnus und Zebras. Es war witzig anzusehen, wie es in diesen Gruppen immer wieder einzelne Gnus gab, die einen Rappel bekamen und mit einem Mal zu springen und zu laufen anfingen. Der Herdentrieb sorgte dann dafür, dass sich ein paar weitere Gnus in der Umgebung davon anstecken ließen und dem ersten Gnu folgten. Und schon rannte eine handvoll Gnus über die Steppe, eine dichte Staubwolke hinter sich herziehend.
Plötzlich entdeckte Chrissy etwas und wies unseren Fahrer an, vom ausgefahrenen Weg nach links auf die kurzgefressene Grasfläche abzubiegen. Er hatte ein paar Hyänen erspäht, die offenbar damit beschäftigt waren, ihre Beute zu vertilgen. wir fuhren ganz nah heran und sahen, dass sich auch ein paar Geier schon um die Meute verteilt hatte und darauf wartete, noch etwas von den Resten abzubekommen. Wir waren so nah, das wir gut erkennen konnten, dass auch hier ein Gnu das Opfer war. Gierig zerfleischten die Hyänen das tote Tier und wandten sich zuerst den Innereien zu, bevor es an das Fleisch ging.

Die Geier waren mutig und versuchten ihren Teil abzubekommen, wurden aber immer wieder von den Hyänen verjagt.

Es war zwar ziemlich blutig, aber auch sehr faszinierend, so etwas aus nächster Nähe mitzuerleben.
Je weiter wir fuhren, desto mehr veränderte sich die Landschaft. Es wurde wieder grüner und kleine Bäume und Sträucher wuchsen auf der Steppe. Wir sahen Massai, die ihre Herden vorantrieben, und wir sahen das Elefanten-Poo auf dem Weg und ahnten, hier würde es vielleicht bald etwas Interessantes zu sehen geben. Und wirklich, inmitten ein paar größerer Bäume verbargen sich ein paar sehr große Elefantenbullen. Es knackte und knirschte ganz schön, als sie Ast um Ast von den Bäumen abbrachen und zerkauten.

Doch sie wollten anscheinend nicht beobachtet werden, denn sie drehten sich immer wieder von uns weg oder so, dass sie hinter einem Busch standen und wir sie nicht sahen. Nach ein paar Minuten zogen sie dann davon.


Wir fuhren weiter zu einer kleinen Caldera. Hier verschlug es uns den Atem! Gnus und Zebras so weit das Auge reichte! Die Fläche schien voll davon zu sein. Wir fuhren mit dem Jeep hinein in die Caldera und zu einem kleinen See, auf dem Dutzende von Flamingos zu sehen waren.

Das Wasser war spiegelglatt und das Bild der sich spiegelnden Flamingokörper war einfach perfekt. Elefanten und Giraffen waren ebenfalls inmitten der Gnus und Zebras zu sehen.

Wir durchquerten die Caldera und entdeckten ein paar vereinzelte Elefanten, doch dann sahen wir nicht weit entfernt den Rest der Familie im Dickicht beim fressen.


Zwischen den Gnus und den Zebras entdeckten wir nicht nur viele ausgewachsene Tiere, sondern auch die jungen Tiere. Besonders Elefantenmütter mit ihren kleinen, tapsigen Elefantenbabys und die Zebras mit den kleinen, flauschigen Zebrakindern waren einfach herrlich anzuschauen.


Unser Mittagessen nahmen wir am Rand der Caldera ein, mit Blick auf die Gnus und die Zebras. Dann ging es langsam zurück Richtung Karatu. Wir mussten die Serengeti verlassen. Der Abschied fiel uns schwer und wir hatten gehofft, noch einen männlichen Löwen und ein paar Geparden zu sehen. Doch anscheinend wurde  daraus nichts mehr. Plötzlich stoppte der Jeep und Chrissy zeigte nach links auf einen Busch. Dort lagen nur 5 Meter entfernt 2 Geparden unter dem Busch. Sie ließen sich von uns überhaupt nicht stören.

Wir waren geflasht und konnten unser Glück kaum fassen.

Unglaublich, was wir in diesen Tagen an Tieren gesehen hatten. Wir waren von der Serengeti nicht enttäuscht worden. Umso schwerer fiel uns der Abschied. Doch das Programm sah vor, dass wir wieder nach Karatu mussten. Also ging es zurück.
Die nächsten 2 Stunden waren extrem anstrengend, nicht nur für den Fahrer, der sich auf die unruhige Straße einstellen musste, sondern auch für uns. Es war heiß und trocken und die Piste bestand aus Sand und Stein und jedes Fahrzeug, das uns überholte oder entgegenkam, wirbelte Unmengen an Staub auf. Das Dach hatten wir schon längst geschlossen, doch selbst die Fenster konnten wir immer nur stoßweise öffnen.
Trotzdem drang immer wieder Staub in den Wagen. Unser Kleidung wurde immer dreckiger, die Luft roch nach Staub und wir tranken und tranken, um die trockenen Kehlen zu benetzen.
Als wir den Ngorongoro Krater erreichten, wechselte die Landschaft abrupt von Staub zu grün. Bäume und Sträucher wurden wieder mehr, das Gras wurde saftiger und mehr Massai zogen über die Sohle der Caldera hinweg.

Es dauerte noch einige Zeit, bis wir dann in Karatu und der Oleana Lodge ankamen. Dort reichte es gerade noch, um uns etwas staubfrei zu machen, bevor es auch schon zum Abendessen ging.

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