25.09.2012, Kapstadt

Ein wunderschöner Tag! Als der Wecker klingelt und wir als erstes angsterfüllt zum Fenster schauen, präsentiert sich uns ein strahlend blauer Himmel. Das bedeutet, dem Besuch des Tafelbergs steht nichts im Wege. Doch am Horizont ist schon leichter Dunst zu erkennen. Hoffentlich bleibt er noch so lange am Boden, bis wir oben angekommen sind. Schnell machen wir uns fertig und gehen hinunter zum Frühstück, wo wir uns wieder mit allerlei leckeren Dingen für den Tag fit machen. Die Auswahl ist wirklich gut, und jetzt beim Frühstück haben wir es auch geschafft, etwas weiter vom Klavierspieler zu sitzen, auch wenn die Musik immer noch deutlich zu hören ist. Aber heute können wir uns wenigstens miteinander unterhalten, ohne schreien zu müssen. Als kleines Manko empfinden wir, das leider eine nicht ganz so kleine Reisgruppe von Indern im Hotel abgestiegen ist, die ja von Natur aus ein sehr lautes und geselliges Volk sind. Die einzelnen Teilnehmer der Gruppe schreien sich über mehrere Tische hinweg Dinge zu, egal, ob dazwischen andere Unbeteiligte sitzen, die davon gar nichts wissen wollen. Unsere ungehaltenen Blicke ignorieren sie.

Doch wir ärgern uns nicht lange über die Inder, denn endlich ist der Bus abfahrbereit und kaum das wir sitzen teilt Angelika uns mit, dass wir als erstes zum Tafelberg fahren, solange die Sicht noch gut ist. Also geht es schnell mit dem Bus ein kurzes Stück durch die Stadt und den Berg hinauf bis zur Talstation der Seilbahn, wo man schon sehen kann, dass die Entscheidung für den sofortigen Besuch nicht so schlecht war. Es haben sich bereits lange Autoschlangen gebildet, 3 Reisebusse stehen bereits auf den Parkplätzen und haben ihre Teilnehmer ausgeladen, vom Eingang bis zur Straße hat sich schon eine rund 100m lange Schlange gebildet. Angelika eilt schnell zum Ticket-Schalter und holt die reservierten Tickets ab. Währenddessen genießen wir von diesem Teil den Blick über die Bucht und auf die Stadt Kapstadt hinab, dann ertönt auch schon Angelikas Ruf und wir folgen ihr zum Ende der Schlange. Direkt hinter uns kommt eine große Gruppe Chinesen an und versucht sich, ganz nach asiatischer Art, an uns vorbei zu drängen. Doch wir stellen uns breit auf und lassen keinen vorbei, immer schön der Reihe nach.

Obwohl wir noch vor der offiziellen Öffnung um 9 Uhr angekommen waren, mußten wir rund 40 Minuten warten, bis wir endlich einen Fuß in die Gondel setzen konnten. Leider gab es doch ein paar Chinesen, die sich zu unserer Gruppe in die Gondel drängten und dann natürlich versuchten, am Fenster der Gondel den besten Platz zu ergattern. Sie platzierten sich breit vor den Fenstern und zückten die Kameras und Fotoapparate. Keiner hörte auf die Stimme des Gondelführers, umso erstaunter waren die Chinesen dann, als sich plötzlich der Boden zu drehen begann und ihre so kostbare Pole Position am Fenster dahin war. Einmal verloren, konnten sie den Platz nicht wieder zurück ergattern.

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Nach 4 Minuten Fahrt in der sich um 360 Grad rotierenden Gondel den Berg hinauf erreichten wir die obere Station. Es war nicht so kühl, wie Angelika uns gewarnt hatte. Tatsächlich war es sogar recht angenehm warm. Die Zusatzjacken hätten wir alle im Bus lassen können. Ich konnte auch meine Mütze, die ich unten während der 40 Minuten Warterei in der Sonne aufgesetzt hatte, nicht abnehmen. Sonst wären gar keine Filmaufnahmen möglich gewesen.

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Von oben war die Aussicht wunderschön! Der Dunst wurde langsam weniger, wir konnten klar die Küstenlinie erkennen, sahen Robben Island, wo Nelson Mandela viele Jahre in Gefangenschaft verbracht hatte. Auch die Stadt und sogar unser Hotel konnten wir gut erkennen. Es gibt nicht viele Hochhäuser in Kapstadt, die wenigen sind Hotels und unseres hatte einen gläseren Außenfahrstuhl, der auch von der Entfernung gut zu erkennen war.

Der Weg über die schroffen Felsen offenbarte immer wieder leicht abgewandelte neue Blickrichtungen und auch von der anderen Seite hatte man eine wunderschöne Aussicht auf die andere Seite der Bucht. Unsere Reisegruppe hatte sich schnell in kleine Grüppchen aufgeteilt und jede war in ihrem eigenen Tempo unterwegs. Die eine Stunde Zeit, die Angelika uns gegeben hatte, war leider viel zu schnell um. Wir hätten gut noch ein paar Stunden hier oben zubringen können, am besten noch ohne andere Menschen. Einfach nur auf den Felsen sitzen und bei diesem wunderschönen blauen Himmel und der herrlichen wärmenden Sonne den Blick auf die Felsen unter uns und das Wasser des Ozeans genießen. Das ist der Innbegriff von Erholung! So kann man abschalten.

Leider war die Zeit um und wir mußten wieder hinab. Unten angekommen konnten wir gar nicht glauben, was wir sahen! Es war kurz nach 11 Uhr und die Schlange vor dem Eingang zur Gondel war inzwischen mehrere hundert Meter lang. Die Wartezeit betrug inzwischen bestimmt 2 Stunden!

Wir bestiegen den Bus. Nun begann für uns der zweite Teil des Tages, die Stadtrundfahrt. Angelika hatte einige Dinge auf ihrer Liste, die sie uns noch zur Orientierung zeigen wollte. Wir ahnten ja noch nicht, als wir wieder losfuhren, dass sie das Tempo nun etwas anziehen würde. Zunächst ging es nach Bo Kap, manchmal auch noch als das Malaienviertel bezeichnet. Hier findet man die weltberühmten bunten Häuser. In diesem Viertel haben die Bewohner ihre Häuser in unterschiedlichen Farben angemalt. Das eine Haus ist gelb, das daneben rot, dann grün oder pink oder blau. Je nach Lust und Laune des Besitzers. Die Häuser sind schon sehr alt und waren früher fast ausschließlich in moslemischer Hand. Aber inzwischen sind diese Häuscher so berühmt, das viele weiße und wohlhabende hier wohnen wollen und viel Geld für die Häuser bezahlen.

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Unsere Gruppe begnügt sich damit, durch die Straßen zu gehen und ein paar Fotos zu machen. Danach geht es dann ins Stadtzentrum zurück, auf die Adderly Street und dann zu Fuß am Denkmal von Herrn Smuts vorbei. Wir erfahren von Angelika, dass Adderly und Smuts beides englische Parlamentarier waren, die viel für Kapstadt gemacht haben. Adderly hat dafür gesorgt, das es einem englischen Gefangenenschiff verboten wurde, seine Häftlinge in Kapstadt von Bord zu lassen. Statt dessen mußten sie weiterfahren bis nach Australien und gründeten dort die erst Kolonie. John Smuts war zusätzlich zu seiner Parlamentariertätigkeit ein Biologe und General. In der Botanik hat er mit seinen detaillierten Tierzeichnungen dafür gesorgt, das man ein genaues Bild von den Tieren bekam. Als General kämpfte er gegen Rommel.

Wir gehen zu Fuß eine von hohen Bäumen gesäumte Allee entlang, sehen die vielen Eichhörnchen am Boden, die ohne Scheu zu uns kommen uns sich füttern lassen. Es geht jetzt in einem schnelleren Tempo vorbei an der Anglikanischen Kapelle und dem Parlamentsgebäude. Dann führt Angelika uns in den ehemaligen Gemüsegarten von Kapstadt, der jetzt ein öffentlicher botanischer Garten ist. Vor einem großen Gummibaum versucht sie uns etwas über das einst bestehende öffentliche Wasserversorgungsnetz zu berichten, von dem noch symbolisch ein Wasserhahn im Baum zeugt. Doch der Zusammenhang geht irgendwie verloren. Angelika verbreitet heute eine extreme Hektik, so dass auch wir uns gestreßt
fühlen. Sicher ist es auch ein bißchen, weil sie sich noch als Dolmetscher um Jochen und Annelise kümmert. Das ist ja keine alltäglich Situation, wenn jemand in der Reisegruppe einen Unfall erleidet. Nichts, wodurch man Normalität erlernen könnte. Aber wir hätten doch erwartet, dass sie professionell und erfahren genug ist, dies nicht so deutlich zur Schau zu stellen.

Es ist sehr schade, dass heute kaum jemand etwas von den ganzen Sehenswürdigkeiten mitbekommt. Die Entstehungsgeschichte von de Beer, die sicherlich sehr interessant ist, wird für mich aus dem Zusammenhang herausgerissen erzählt und geht vollkommen an mir vorbei. Wir gehen weiter zum Townhouse, sehen das Archiv und den Gerichtshof von außen, eilen vorbei an der Nationalen Gemäldegalerie und sehen eine alte Synagoge. Dann ist es Mittag und der Bus setzt uns ab an der Waterfront. Den Nachmittag haben wir frei, doch zur Orientierung macht Angelika mit uns noch eine kurze Führung durch das Einkaufszentrum an der Waterfront. Nachdem sie uns gezeigt hat, wo die Shuttle Busse zum Hotel zurückfahren, zerstreut sich die Reisegruppe wieder in mehrere kleinere Grüppchen, meist zusammenreisenden Paare, und wir vier Norderstedter gehen erst einmal unseren Hunger stillen.

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Direkt an der Waterfront gab es einen Griechen, zu dem wir uns setzten und endlich einmal an diesem Tag etwas Ruhe und Frieden genossen. Keine Hektik, einfach nur entspannen. Mit Blick auf den Hafen. Das war schön. Das anschließende Essen war auch sehr lecker. Danach gingen wir dann zu Fuß etwas umher und erkundeten die Waterfront von Kapstadt. Zunächst ging es zum Riesenrad, mit dem wir eine Fahrt unternahmen und so einen wunderschönen Blick über die ganze Hafengegend bekamen.

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Danach ging es weiter. Als wir auf dem Rückweg unseres Rundgangs waren und gerade daran interessiert waren, unseren Kaffeedurst etwas zu stillen, hörten wir plötzlich Musik und sahen dann unter einem Baum eine Gruppe von etwa 15 Männern stehen, die Acapella Musik machten. Sie tanzten auf Zulu Art und sagen dazu, sehr melodisch und sehr schön. Viel angenehmer als bei den Zulus, die wir besucht hatten.

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Je länger wir dort standen und ihnen lauschten, desto mehr andere Touristen blieben stehen und sahen ihnen zu. Es wurden immer mehr. Nach einiger Zeit setzten wir uns in ein Cafe ganz in der Nähe, von dem aus wir dem afrikanischen Chor zuhören und zusehen konnten.

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Zu einem leckeren Capuccino gab es dann eine Runde doppelten Amarula. Nachdem die erste Runde beendet war kam die Kellnerin zu uns und fragte, ob wir eine weitere Runde möchten. Nach kurzem Zögern konnten wir einfach nicht Nein sagen. Es war zu schade, als die Musikgruppe dann nach einer Stunde mit dem Singen und tanzen aufhörten und wir auch langsam weitermußten. Der Nachmittag hätte ewig so weitergehen können, doch wir mußten zurück ins Hotel.

Mit dem Shuttle fuhren wir dann zurück, machten uns rasch ausgehfein und dann ging es auch schon zum Essen ins Africa Cafe. Das besondere an dem Restaurant war, dass es ein ehemaliges Wohnhaus war, in dem jeder Raum individuell für die Gäste gestaltet worden war, jedes in einem anderen afrikanischen Stil. Lampen und Wanddekoration bestanden aus recycelten Materialien, die Wände waren wunderschön bemalt und die Kellnerinnen trugen individuelle bunte Gesichtsbemalung. Zu Essen gab es insgesamt 13 verschiedene afrikanische Gerichte aus verschiedenen Landesteilen dieses großen Kontinents. Es gab Kleinigkeiten aus dem Kongo, aus Namibia, aus Ägypten, Marokko oder Südafrika. Später kam eine der Kellnerinnen noch herum und bemalte in Windeseile unsere Mitreisenden Damen, zumindes die, die dem nicht abgeneigt waren. Innerhalb von 20 sekuden war das Gesicht fertig bemalt.

Kurz vor Schluß gab es noch eine schöne und mitreißende rhythmische Trommel- und Gesangsvorführung mitten im Speisesaal, in diesem Fall in unserem ägyptischen Raum. Der Abend war viel zu schnell vorbei, wie auch der gesamte wundervolle Tag. Doch wir mußten wieder zurück ins Hotel. Gemeinsam gingen wir dann in der Gruppe zurück ins Hotel. Der heutige Tag würde schwer zu toppen sein.

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