Nebel über dem Tafelberg, leichter Nieselregen und eine dichte Wolkendecke, die sich von der Meeresseite her näherte. Die Aussichten für heute waren nicht gut. Und das nach diesem perfekten gestrigen Tag. Doch bevor wir uns ärgerten, genossen wir erst einmal das Frühstück. Im Frühstückssaal wollte man uns direkt neben dem Klavierspieler platzieren, doch wir wollten möglichst weit weg, was auf ein wenig Unverständnis stieß.
Doch wir kamen zu unserem Wunsch und wurden schließlich in den hintersten Raum geführt, der zwar keine frische Luft hatte, aber dafür nur wenig Klaviermusik. Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus nach Paarl, zum Sprachendenkmal. Auf dem Weg dorthin beginnt Angelika damit, uns über die Anfänge des Weinbaus in Südafrika zu berichten. Wir versuchen ihr zuzuhören, doch das Wetter, trübe und regnerisch wie es ist, verhindert immer wieder die volle Aufmerksamkeit. Obwohl das Thema sehr spannend ist, können sich nicht alle so konzentrieren. Viele beginnen untereinander zu reden und stören dadurch die Leute, die wirklich etwas hören möchte. Das ist aber immer wieder ein Problem bei Gruppenreisen. Der Weinanbau in Südafrika geht wohl auf Herrn Jan van Riebeck zurück, der versucht hatte, die ersten Beeren am Tafelberg anzupflanzen und Wein zu kultivieren. Das war leider nicht von Erfolg gekrönt und er mußte etwas herumexperimentieren, bis er schließlich den perfekten Platz fand und man nach gut 4 Jahren endlich einen Wein herstellen konnte, der genießbar war. Plötzlich springt Angelika und berichtet etwas über afrikanische Sprachen, denn unser erster Besuch heute ist das Sprachendenkmal. Wir erfahren auf dem Weg dorthin die Geschichte des Afrikaans, einer sehr jungen Sprache, deren Ursprung nicht genau bekannt ist. Man vermutet, dass diese Sprache in Paarl zum ersten Mal gesprochen wurde, aber genau weiß man es nicht. Auf jeden Fall ist Afrikaans eine offizielle afrikanische Sprache und zwar seit 1925. Das Denkmal steht leider von einer dichten Wolkendecke umgeben auf der Spitze des Hügel. Es symbolisiert den Anteil der europäischen Sprachen Englisch, Französisch und Holländisch am Afrikaans und auch den Anteil der afrikanischen Sprachen daran, sowie die Offenheit dem Neuen gegenüber.
Dann fahren wir zu dem Gefängnis, in dem Nelson Mandela bis zu seiner Freilassung gelebt hat. Wir dürfen dort in Drakenstein Fotos machen, denn dort steht direkt vor dem Gefängnis eine Statue von Mandela. Hier erfahren wir auch, warum Südafrika die Regenbogennation genannt wird. Der Ausdruck ist nämlich auf Bischof Tutu zurückzuführen, der wohl auch dafür verantwortlich war, das die Übergangsflagge Südafrikas letztlich die endgültige Flagge blieb. Als nächstes geht es nach Franschoek, in die französische Gegend. Auf dem Weg dorthin kommen wir schon vorbei an vielen kleinen Weingütern. Einige Namen kommen uns bereits bekannt vor, wie zum Beispiel La Motte, einen Wein, den wir hier schon getrunken haben. Wir fahren im leichten Nieselregen zum Hugenottenmonument. Angelika versucht uns auch hier wieder ein paar Informationen zu geben, doch dann gibt sie uns den Tip, uns die DVD im Museum anzuschauen, wo wir ganz genau erfahren, wie die Hugenotten nach Südafrika gekommen sind. Wir folgen ihrem Rat und schauen uns die DVD an. Dort erfahren wir einiges, was wir von den Hugenotten noch gar nicht wußten. Zum Beispiel, dass es nur 250 Hugenotten waren, die sich hier niederließen. Ich hatte immer gedacht, dass es mehrere tausend Menschen waren, die sich hier niedergelassen hatten. Doch dem war nicht so.
Unser letzter Stop an diesem Tag war Stellenbosch, wo unter anderem eine Weinverköstigung auf uns wartete. Zunächst fuhren wir aber durch den Ort und sahen wieder viele Weingüter rechts und links der Straße. Dann zeigte uns Angelika die Universität von Stellenbosch, die schon einen sehr großen Teil der Stadt einnahm. Stellenbosch hat wohl eine sehr gute und auch sehr große Universität. Angelika sprach von 40.000 Studenten, was ich gar nicht glauben kann.
Wir fuhren zu einem Museum und lernten ein paar alte, gut erhaltene kapholländische Häuser kennen, die noch aus der Zeit der holländischen ostindischen Kompanie stammten. Sehr liebevoll waren die Inneneinrichtungen angeordnet, so dass man einen Eindruck bekam, wie man damals lebte. Obwohl diese Häuser sehr interessant waren und die Entstehungsgeschichte dieser Region auch sehr faszinierend ist, verlangte unser Magen langsam nach etwas eßbarem. Immerhin war es halb 2 und das Frühstück lag lange zurück. Also suchten wir uns ein leckeres Restaurant und aßen eine Kleinigkeit zu Mittag, zusammen mit einem leckeren Pinotage. So gestärkt blieb dann leider nicht mehr viel Zeit, noch großartig den Ort zu erkunden und wir mußten zum Bus zurück. Dann ging es auch schon wieder weiter, aber nur ein paar Minuten Fahrt lagen vor uns, bevor wir im wieder einsetzenden Nieselregen das traditionsreiche Weingut Neethlingshof erreichten, wo wir eine Weinverköstigung gebucht hatten.
Wir wurden schon erwartet von einem jungen Mädchen, die uns sehr geduldig durch die Anlage führte und erklärte, wie hier Rotwein und Weißwein gelagert und verarbeitet werden. Nach einem Besuch im großen Rotweinlager mit den tausenden von Barriquefassern, ging es dann zur Weinprobe. Wir bekamen ein paar erlesene Weine zur Kostprobe, einige hatten sogar Preise gewonnen, doch wir konnten lediglich dem Cabernet Sauvignon wirklich etwas abgewinnen.
Nach diesem letzten Stop ging es dann mit dem Bus zurück nach Kapstadt und in unser Hotel, wo wir noch etwas Zeit hatten vor dem Abendessen. Als wir dann unten im Restaurant saßen mußten wir leider feststellen, dass die Kellner sich heute nicht mehr so viel Mühe gaben, wie am ersten Tag. Viele Bestellungen wurden durcheinandergebracht bzw. einige Sachen kamen erst nach mehrmaliger Aufforderung. Das mag auch an der Ankunft der großen Gruppe von IPC liegen, einer Vereinigung von afrikanischen Frauen, die allesamt in dicken roten Roben gekleidet waren.