Heute erwartete uns eine einfache Wanderung, zumindest auf dem Papier. Ob das auch so ist, musste der Tag zeigen. Wir starteten pünktlich um 9 Uhr von unserer Unterkunft in Santo de Serra, in der wir uns leider nicht so wirklich wohl gefühlt haben. Wir haben uns dort einfach nicht willkommen gefühlt.
Aber der Tag war schön, der Himmel war blau und wir hatten Lust, zu wandern. Entgegen unserer Befürchtung fühlten wir uns nicht so kaputt. Es ging aus dem Ort Santo da Serra hinaus und über einen kleinen Nebenweg wieder an der Fischzucht vorbei, die wir schon vorgestern passiert hatten. Nach ein paar Metern kamen wir dann an eine etwas unübersichtliche Kreuzung von mehreren Feldwegen und Levadawegen. Da die Beschreibung von Wikinger bzw. die Beschilderung des Wanderweges nicht optimal war, sind wir gut eine halbe Stunde in die falsche Richtung den Berg empor gelaufen und kamen ordentlich ins Schwitzen. Als nach mehr als der doppelten Zeit der Markierungspunkt nicht erschien – ein Levadawartungshäuschen am Weg – machten wir kehrt und gingen zur Kreuzung zurück. Wir folgten dem Weg, den wir zu Anfang als vollkommen falsch erachtet hatten, und sahen schon nach wenigen Minuten das erhoffte Levadawartungshäuschen und daran auch das Schild mit dem Hinweis auf den Levadaweg nach Ribeiro Frio. Uns erwarteten 12 Kilometer an der Levada entlang.
Direkt am Wartungshäuschen stand ein großer, uriger und verwunschener Baum, der ein wenig so aussah, als sei er umgefallen und im Liegen weitergewachsen. Seine dicken Äste zeigten nach rechts und hatten den Umfang eines ausgewachsenen Mannes.
Nach einer kleinen Klettertour auf dem Baum gingen wir los und folgten der Levada, die sich immer an den Felsen schlängelte und größtenteils offen sichtbar war. Über uns hingen die Zweige der Lorbeerbäume und der Kiefern.
Es gab Madeirazedern, Madeiramaiblumenbäume, Baumheide und auch Mahagoni zu bestaunen. Ein paar Mal mussten wir auf der Levada unter einem umgestürzten Baum hindurchklettern, doch das waren wir bereits gewohnt.
Rechts neben uns war immer der Abgrund. Wir befanden uns auf dieser Wanderung zwischen 700 und 800 Metern Höhe, teilweise konnte man das auch sehr gut sehen, wie tief es im schlimmsten Fall gehen würde.
Doch glücklicherweise waren besonders schmale Stellen des Wegen immer wieder mit Seilen aus Stahl abgesichert. Dass die dünnen Stützpfeiler oftmals arg angerostet waren und die ein oder andere Führungsleine fehlte, wollen wir hier nicht groß erwähnen. Aber einen psychologischen Halt gab es trotzdem.
Es ging durch halbwegs trockene Bachtäler, an kleinen Wasserfällen vorbei und schließlich auf sehr schmalem Weg, unmittelbar am Abgrund entlang, in der Felswand des Levadaweges.
Ohne die Absicherungseile hätten wir uns wahrscheinlich nicht auf diesen Weg gewagt. Aber eine schöne und spannende Wanderung war es auf jedem Fall.
Kaum hatten wir diesen Teil des Weges passiert, begegneten uns auch zum ersten Mal an diesem Tag andere Wanderer. Es waren bei weitem nicht so viele wie auf der ersten Probewanderung zu den 25 Quellen, aber für uns waren es genug. Wir hatten es bisher sehr genossen, so allein in den Wäldern unterwegs zu sein.
Nach der Felswand kamen wir an eine Felsspalte, durch die wir hindurchgehen mussten.
Diese Spalte war über und über mit grünen Flechten bedeckt. Unter uns floß die Levada unter ein paar Steinplatten entlang. Nachdem wir die Felsspalte passiert hatten, ging es wieder zurück in den Wald.
Langsam näherten wir uns Ribeiro Frio.
Da wir bis zur Abholung durch das Taxi noch gut 2 Stunden Zeit hatten, begaben wir uns auf den Weg nach Balcones, einem Aussichtspunkt, einen guten Kilometer entfernt. Leider war der Himmel inzwischen sehr bedeckt, doch wir wollten es wenigstens versuchen. Vielleicht klarte es ja wieder auf.
Die Entfernung zu dem Aussichtspunkt bewältigten wir in knapp 20 Minuten. Die Wolken hingen sehr tief über den Berggipfeln und wir hofften, dass sich das Wetter morgen wieder bessern würden. Für den nächsten Tag hatten wir eine Wanderung über das Zentralmassiv geplant.
So verbrachten wir ein paar Minuten damit, den vielen kleinen Spatzen zuzuschauen, die Interesse an unseren Keksen hatten, die eigentlich unsere Mittagsration sein sollten. Doch die Spatzen waren gar nicht schüchtern und kamen recht nah.
Nach ein paar Minuten gingen wir dann zurück nach Ribeiro Frio und setzten uns in ein Restaurant und tranken einen Capuccino. Uns war ganz schön kalt geworden. Seit die Sonne hinter den Wolken verschwunden war, hatten die Temperaturen sehr stark nachgelassen. Zu dem Capuccino bestellten wir uns noch einen Madeira Wein, den wir inzwischen sehr lieb gewonnen hatten.
Zur vereinbarten Zeit kam das Taxi, welches uns dann nach Santana ins Hotel brachte. Wir gingen noch kurz durch den Ort und besorgten Wasser für den nächsten Tag, dann machten wir uns auch schon bald auf den Weg zum Abendessen im Restaurant des Hotels.
Ihr tüchtigen Wanderer,
ich habe schon beim Lesen Schwindelgefühle. Aber Ihr genießt
die Touren wohl trotzdem. Ich weiß aber, daß es auf den
Bildern nie so steil aussieht wie in Wirklichkeit.
Weiter viel Spaß
wünscht Helga