Heute startet die lange erwartete Tour nach Pomona und Bogenfels. Pomona ist ein Gebiet, in dem zu Beginn des 20. Jahrhunderts Diamanten gefunden und abgebaut wurden. Alles, was an der namibischen Küste auch nur entfernt mit Diamanten zu tun hat, ist schon seit langem Sperrgebiet. Wir mussten schon vor einigen Wochen Kopien unserer Ausweise zu NamDeb schicken, der namibischen Diamantengesellschaft, damit wir die Erlaubnis bekommen, ins Sperrgebiet zu fahren. Natürlich haben wir das nicht direkt selber gemacht, sondern über die Firma Coastway Tours, die das alleinige Recht zur Durchführung solcher Touren im Sperrgebiet hat. Coastway hat dann unsere Ausweiskopien an NamDeb geschickt.
Wir werden pünktlich um 8 Uhr 30 von einem Fahrer von Coastway abgeholt. Sein Name ist Ramon, er ist mit einem dicken Pullover, kurzer Hose, FlipFlops, einem Piercing in der Augenbraue und einer Sonnenbrille bekleidet. Wir sind da sehr viel leichter unterwegs, und uns ist jetzt schon recht warm.
Das Auto ist nicht größer als unser 4×4 Toyota und hinten auf der Rückbank ist es zu dritt ganz schön eng. Ramon ist ein bißchen crazy, er redet sehr extrem und mit Händen und Füßen. Wir fahren zunächst nach Kolmanskoppe, einer weiteren Diamantenmine, und besorgen dort die offiziellen Erlaubnisbescheinigungen, um ins Sperrgebiet zu fahren. In Kolmanskoppe stoßen noch 2 weitere Fahrzeuge dazu, dann treten wir die Reise in die Vergangenheit an.
Es geht recht schnell in die Wüste hinein, über sandige Straßen, die wir jetzt selber schon zur Genüge kennen. Ramon brettert über diese Straßen mit weitaus höherer Geschwindigkeit, als wir es tun würden. Wir erfahren von ihm, dass sich die Dünen in diesem Gebiet zwischen 50 un 150 m pro Jahr bewegen. An einigen Stellen müssen die Straßen immer mal wieder umgeleitet werden, weil eine Düne von einem Tag auf den anderen die Straße bedeckt und man nicht weiterkommt. Dann muss eine Alternativroute gefahren werden.
Wir fahren eine gute Dreiviertelstunde, bis wir die ersten Gebäude der ehemaligen Diamantenminen erreichen.
Es handelt sich um den Ort Grillenthal, an dem die Wasserstation für die Minen war.
Die Gehäuse der alten Wassertanks stehen noch. Wir durchstreifen das Areal und sind fasziniert von den alten Gebäuden und dem, was von den ehemaligen Anlagen übrig geblieben ist.
Wir bekommen ausreichend Gelegenheit, ein paar Fotos zu machen. Inzwischen ist es richtig warm geworden und wir schwitzen im Auto.Doch sobald wir draußen sind, ist uns die Wärme egal, dieses Stück Geschichte ist einfach zu interessant.
Weiter geht es zu weiteren Gebäuden der ehemaligen Diamantenminien.
Ramon erzählt uns ein paar geschichtliche Fakten über die Entwicklung dieser Minengesellschaften und über das ganze Umfeld. Ganze Familien lebten in diesen Unterkünften, die wir nun im weiteren Verlauf durchstreifen.
Pomona war eine Art Siedlung für die Arbeiter und ihre Familien. Sie hatten dort alle Annehmlichkeiten, die man brauchte.
Es gab Ärzte, Geschäfte und sogar eine Kegelbahn, neben den Wohnunterkünften für die Arbeiter und ihre Familien sowie für alleinlebende Männer.
Die Zeit bzw. die Natur hat sich aber alles wieder zurückgeholt.
Seit die Minen stillgelegt wurden, sind die Häuser verfallen, der Wind ist durch die Ritzen gekrochen und hat den Sand dort in den Häusern abgelegt. Dächer sind zerborsten vom Wind, Wellblech ist abgerissen und Türen und Fenster sind aus den Angeln gebrochen. Pomona wirkt wie eine Geisterstadt. An dieser Stelle über die geschichtlichen Fakten zu sprechen, würde den Rahmen sprengen. Der Besuch ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert und sehr interessant. Es gibt so viele verschiedene Gebäude, das die Zeit wie im Flug vergeht!
Nach einer ausgiebigen Besichtigungstour durch dieses Stück Vergangenheit fahren wir weiter zum zweiten Highlight: Bogenfels.
Dabei handelt es sich um ein besonders geformtes Stück Fels direkt an der Küste, das eben die Form eines Bogens hat. Von den Klippen kann man hindurchschauen und den Blick auf die dahinterliegende Küstenformation genießen.
Nachdem wir uns an diesen Felsen satt gesehen haben, steigen wir wieder ins Auto und machen uns auf den Rückweg nach Lüderitz.
Unterwegs fahren wir durch die Wüste. Ramon allerdings sagt zum wiederholten Mal, dass wir durch einen Urwald fahren. Seit es vor zwei Wochen hier so viel geregnet hat, explodiert die Natur. Kleine grüne Büsche überall, links und rechts der Straße weiße und lila Pflanzen mit entsprechenden Blüten.
Ramon ist sehr geduldig und hält ein paar mal an, damit Sibylle und Anke ein paar Fotos dieser Blumen machen können.
Anschließend geht es ins Restaurant Barrels, einem sehr beliebten In-Lokal, welches keine Reservierungen annimmt. Man muss einfach rechtzeitig da sein. Wir schaffen das und verbringen einen netten Abend in einer urigen Atmosphäre.
Der heutige Tag war ein besonderes Higlight unserer Tour! Es war eine unglaublich interessante Reise in die Vergangenheit und zeigte uns, welche Kraft die Natur besitzt, um sich Dinge wieder zurückzuholen. Wir sind froh, dass wir diesen Ausflug gemacht haben und können es nur jedem Namibia-Reisenden empfehlen.
Hallo,
leider kann ich das zusätzliche Update nicht
öffnen. Über das ganze Sperrgebiet hatte ich mir
eigentlich nie Gedanken gemacht, Aber es ist ja
Geschichte, die grade mal 100 Jahre her ist, der
ganze Boom hat ja auch noch nicht mal 30 Jahre
gedauert. (Habe ich eben nachgelesen) Es ist
schon faszinierend wie alles versinkt und verweht.
weitere interessante Touren
wünscht Helga