29.02.2020: Chemiestunde in Rotorua und Besuch der Maori

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der geothermalen Besonderheiten Rotoruas. Das ganze Gebiet um Rotorua herum liegt, von der Insel White Island im Nordosten ausgehend bis in den Südwesten der Nordinsel, auf einem immer noch aktiven vulkanischen Gürtel. Eine mögliche Folge davon sind Erdbeben, auf die alle Neuseeländer immer vorbereitet sein müssen. Die andere Folge sind heiße Wasserquellen, die überall an die Oberfläche dringen, kochende Schlammtümpel und der Geruch nach verfaulten Eiern überall in der Stadt. Wobei wir gleich sagen müssen, dass es längst nicht so schlimm ist, wie in den Reiseführern berichtet wird. Die Dämpfe aus dem Erdinnern sieht man zwar auch in Rotorua in den Parks und aus der Kanalisation emporsteigen, aber ansonsten riecht es ganz normal.

Bevor wir uns aber den chemischen Seiten der Stadt zuwandten, sind wir in den Rainbow Springs Park ganz in der Nähe gefahren und haben uns die Kiwi Aufzuchtstation angeschaut. Hier werden jedes Jahr Dutzende Kiwis aufgezogen und mühsam aufgepäppelt, bis sie 2 Jahre alt sind und mindestens 2 Kg wiegen. Dann werden sie in die Freiheit entlassen.

Rainbow Springs Kiwi Conservation Center

Wir hatten die Gelegenheit, unter anderem ein Kiwi-Junges zu sehen, das gestern aus dem Ei geschlüpft ist und jetzt aufgepäppelt wird. Im Nachthaus haben wir dann einen ausgewachsenen Kiwi gesehen, der in einem künstlichen Wald umhergelaufen ist und nach Futter gepickt hat. Es war ein wirklich einmaliges Erlebnis, das man leider in der Natur nicht haben kann, denn Kiwis sind nachtaktive Tiere und in Natur nur sehr, sehr selten zu beobachten.

Dann ging es los in Richtugn Chemie-Lehrstunde.

Wir sind zuerst Richtung Süden gefahren, in das Gebiet um Wai-O-Topu herum. Hier finden sich besonders farbenfrohe vulkanische Attraktionen, wie etwa der Champagner Pool. Wai-O-Topu liegt ca. 20 Autominuten von Rotorua entfernt und ist über den Highway bequem zu erreichen. Da es noch früh am Morgen war, brauchten wir nicht lange anstehen und konnten schnell in das thermale Wunderland hinein. Alles war sehr gut ausgeschildert und wir folgten den nummerierten Aussichtspunkten zu den einzelnen Attraktionen. Alles in allem war dieser Tag eine einzige Chemie-Lehrstunde. Der am Gestein abgelagerte gelbe Schwefel war allgegenwärtig, und hier rochen wir nun auch zum ersten Mal den besonderen Duft, der diese Stadt weithin auszeichnet bzw. bekannt macht.

Champagner Pool
Chemiestunde
Chemiestunde
Chemiestunde

Besonders beeindruckend war der Champagner Pool, mit seinen je nach Tageslicht unterschiedlichen Farbnuancen und dem heißen Wasserdampf, der von der Oberfläche emporsteigt und uns mit einem feinen, warmen Nebel umklammerte.

Champagner Pool

Wir folgten den nummerierten Wegen, umrundeten den Park und sahen dabei große Sinterterrassenfelder, Schlammlöcher und blubbernde Seen. Es war heiß und das nicht nur dank der heißen Quellen und des Wasserdampfes. Die Sonne zeigte sich wieder von ihrer besten Seite!

Chemiestunde

Nach Wai-O-Topu fuhren wir wieder in Richtung Rotorua und hielten am Waimangu Volcanic Valley. Hier konnten wir beim Rundgang durch das Tal die Auswirkungen des Vulkanausbruchs des Mount Tarawera beobachten. Dank guter Erklärungen unserer Informations-Broschüre bekamen wir eine leichte Ahnung, was hier im Jahr 1886 passiert war und wie der Ausbruch des Vulkans die Landschaft verändert hat. Eine Reaktion auf den Ausbruch war die Entstehung des Bratpfannensees, der vor dem Ausbruch noch gänzlich trocken lag und erst danach seine jetzige Struktur bekommen hatte. Aus den Ritzen und Löchern einzelner Felsen dampfte es noch immer hervor, in den Flüssen brodelte es und wir sahen auch hier die Schwefelablagerungen im Gestein. Wir waren sorgsam darauf bedacht, ja nichts anzufassen, was außerhalb der Weg lag, um sich ja nicht zu verbrennen.

Dampfender See

Es war ein schöner Wanderweg, der insgesamt 3 Stationen umfasste, an denen man in den Bus steigen und wieder zum Ausgangspunkt beim Informationscenter zurückfahren konnte. Da wir leider nicht genügend Zeit hatten, um bis zum Ende zu gehen, sind wir am Stop 2 in den Bus gestiegen und bis Stop 3 gefahren. Dort haben wir uns den See Lake Rotomahana angeschaut, auf dem man auch mit einem Boot fahren kann. Gerade als wir mit dem Bus ankamen, kehrte die letzte Bootstour des Tages mit den Touristen zurück.

Wir stiegen in den Bus und fuhren zurück zum Informationscenter. Dann bestiegen wir unser Auto und fuhren wieder zurück nach Rotorua. Wir hatten noch etwas Zeit bis zur Abendveranstaltung und sind ein bisschen durch die Straßen geschlendert.

Gegen 18:45 begann dann am Tamaki Gathering Place das Einführungsvideo in unsere Maori Kulturveranstaltung. Nach dem kurzen Video wurden wir mit etwa 200 anderen Menschen in insgesamt 4 Bussen zum Tamaki Maori Village gefahren. Wir hatten einen sehr netten Busfahrer, ebenfalls Maori, der einen sehr langen, komplizierten Maori Namen hatte. Er wollte aber lieber JR gerufen werden, um es uns einfacher zu machen. JR erklärte uns ein paar einfache Maori Wörter und begann auch damit, uns in ein paar Abläufe des Abends einzuweihen. Vor allem erklärte er uns, dass jeder Bus an diesem Abend einen Tribe, einen Stamm repräsentiert. Jeder Tribe benötigt einen Anführer, einen Chief, dem die anderen folgen sollten. Er hatte bereits einen Chief für uns bestimmt.

Nach etwa 20 Minuten erreichten wir das Maori Dorf und wurden Zeuge der Maori-Begrüßungszeremonie. Es wirkte sehr martialisch und ganz besonders das herausstrecken der Zunge und das Rollen mit den Augen ließ uns schmunzeln, doch wir versuchten die Zeremonie ernst zu nehmen und beherrschten uns, wie JR es uns geraten hatte.

Maori
Maori
Maori Chief

Nach der Begrüßung wurden wir durch das Dorf geführt und erfuhren an den unterschiedlichen Stationen inmitten des Dorfes unterschiedliche Aspekte des Maori Lebens. Es ging um das Handwerk, um Kleidung und Essen, um Tatoos und um das Erlernen von Fingerfertigkeiten, Anhand einfacher Spiele lernen bereits kleine Kinder, wie sie ihre Hände geschickt einsetzen können, was früher für einen Krieger oder Jäger besonders wichtig war.

Maori

Wir Männer mussten einen Haki aufführen, eine Art kriegerischen Tanz, bei dem mit den Augen gerollt und die Zunge herausgestreckt wird, neben allerlei streng choreografierten Hand und Fußbewegungen. Die All Blacks, die Rugby Mannschaft Neuseelands, führt den Haki noch heute vor jedem Spiel auf.

Zum Abschluß der Veranstaltung bekamen wir dann noch Tänze zu sehen und danach ging es zum Essen. Das Essen, Hahei, war auf Maori Art zubereitet worden. Wie wir es bereits in Peru kennengelernt hatten, wurden die Zutaten in einem Erdloch gegart, an dessem Boden heiße Kohlen für die nötige Hitze dienten.

Nach diesem wirklich sehr gelungenen Abend ging es dann wieder zurück in die Stadt. JR stimmt ein Lied an, Wonderful World von Louis Armstrong, und drehte in einem Kreisverkehr ein paar Runden, bis das Lied zu Ende war. Völlig verrückt dieser Kerl, aber liebenswert verrückt! Es hätte fast nicht besser kommen können: kurz bevor wir den Platz erreichten, wo wir vor ein paar Stunden mit dem Bus abgeholt worden waren, wurde irgendwo in der Nähe ein Feuerwerk abgebrannt und erleuchtete den Himmel. Einfach perfekt!

1 Kommentar

  • Helga sagt:

    Hallo, Ihr Beiden,
    es hat mich auch beeindrukt, daß es überall blubbert und dampft
    und kocht. Und gewundert hat mich, daß dicht neben dem ausströmenden
    Dampf Pflanzen wuchsen.
    Auf weitere schöne Berichte und Bilder freue ich mich.
    Euch wünsche ich weitere interressante Tage
    Lliebe Grüße
    Helga