25.10.2011 – Von Chengdu nach Xiamen

Der Wecker des Handys riss uns aus dem Schlaf. Es war 5 Uhr 30. Draußen war zwar schon einiges an Verkehrslärm zu hören, doch trotzdem war es für uns eine etwas unchristliche Zeit. Wir blieben noch etwas liegen und quälten uns dann gegen kurz vor 6 aus dem Bett, wenige Minuten bevor der automatische Weckruf des Hotels uns offiziell weckte. Schnell waren wir angezogen und die restlichen Sachen in die Koffer gepackt, dann ging es auch schon zum Frühstück in den 2 Stock.

Das Restaurant hatte gerade erst geöffnet, anscheinend waren auch die Angestellten noch nicht richtig wach, denn vieles am Buffet fehlte noch. Kaffee und Tee waren noch nicht da, ebenso war bei der Omelett-Zubereitung noch kein Koch zu sehen. Wir mussten erst einige Male eine der herumlaufen und sich geschickt unserem Blick entziehenden Servicekraft darauf aufmerksam machen, dass doch bitte ein Koch herkommen solle. Es dauerte fast 7 Minuten, bis endlich jemand kam und mit der Zubereitung der Omeletts begann.
Beim Frühstück erfuhren wir dann von Michi, dass die Angestellten sich den ersten Kaffee selbst genehmigt hatten, vor den Augen der wartenden Gäste. Somit war die erste Kanne schnell alle und wir mussten wieder warten.

Pünktlich um 7 Uhr 30 startete der Bus Richtung Flughafen. Wir kamen sehr gut voran, so dass wir um kurz nach 8 Uhr am Flughafen waren, der aber eigentlich einer riesigen Baustelle glich. Yuke hatte uns bereits auf der Fahrt hierher erzählt, dass der alte Flughafen von Chengdu zu klein geworden war und man mit dem Bau eines neuen, größeren begonnen hatte. Zwar war dies Vorhaben schon einmal gestartet worden, doch auch der zweite geplante Flughafen hatte sich als zu klein erwiesen. Nun hofft man, dass der dritte Bau endlich die richtige Größe hat, um alle Passagier zu bewältigen.

Da unsere Koffer schon am frühen Morgen eingecheckt wurden, brauchen wir uns nicht mehr am Schalter anstellen, sondern können direkt mit den von Jilly erhaltenen Boardingkarten durch die Sicherheitskontrolle gehen. Diese verläuft heute auch sehr entspannt und ohne Hektik. Dann gehen wir zum Gate und warten dort auf das Boarding, welches für 8 Uhr 40 angesetzt war. Um 9 Uhr 20 soll unser Flug nach Xiamen starten. Mit dem zweiten Bus fahren wir wieder über das Rollfeld zu der wartenden Maschine. Es ist kurz nach 9 Uhr, als wir uns in unsere Sitze fallen lassen und hoffen, das der Flug in wenigen Minuten starten wird. Doch draußen wird der Nebel immer dichter und die Zeit des Abflugs verstreicht.

Aus 5 Minuten werden 10, dann 20 und schließlich ist eine ganze Stunde vergangen, bis die Motoren anlaufen und wir uns Richtung Startbahn bewegen. Aus den kleinen Fenstern können wir sehen, dass wir nicht das einzige wartende Flugzeug sind. Wie auf einer Perlenschnur aufgereiht warten mindestens 5 Maschinen darauf, endlich starten zu können. Endlich bewegen wir uns weiter und erreichen die Startbahn. Mit fast genau 1 Stunde Verspätung starten wir dann nach Xiamen.

Der Flug selber verläuft unkompliziert. Wir landen nach den vorgesehen 2 ½ Stunden in Xiamen. Leider ist das Wetter sehr dunstig und so können wir im Landeanflug nicht sehr viel sehen. Aber von oben sieht die Stadt im Moment nicht sehr schön aus, wie eine Trabantenstadt.

Nachdem wir gelandet sind, geht der weitere Ablauf sehr schnell. Kaum sind wir am Kofferband, kommen auch schon die ersten Koffer unserer Gruppe. Mit den Koffer verlassen wir dann den geschlossenen Bereich und werden draußen von einer Delegation des örtlichen Reisebüros empfangen, die aus 3 Leuten besteht. Einem jungen Mann, der unser örtlicher, nur chinesisch sprechender Reiseleiter ist, dann ein junges Mädchen namens Sarah, die so jung und schüchtern aussieht, als hätte sie gerade erst die Schule verlassen. Sie wird unsere Dolmetscherin sein. Und die Chefin der Agentur ist mit dabei.

Gemeinsam gehen wir zum Bus, der auf dem großen Parkplatz steht. Es ist ziemlich schwül und windig in Xiamen. Meerwasser kann ich noch nicht riechen.
Was uns dann zunächst im Bus erwartet, empfinde ich als eine ziemlich nervig. Der chinesisch sprechende Reiseleiter nimmt sich das Mikrofon und erklärt mehrere Minuten auf Chinesisch, wir verstehen nicht ein Wort und ich werde dadurch etwas aggressiv. Erst nach ein paar Minuten bekommt Sarah das Mikrofon und soll übersetzen, doch inzwischen ist das meiste gesagte bei ihr schon vergessen und wir müssen obendrein feststellen, dass sie sehr schlecht übersetzt. Ihr fehlt eindeutig die Praxis, die Erfahrung, die sie offensichtlich bei unserer Gruppe sammeln soll. Sie scheint mir ein nettes, liebes Mädchen zu sein, das sich bemüht, doch ich denke für das Geld, was wir für diese Reise bezahlt haben, kann man eigentlich etwas mehr als Experimente erwarten.

Ich bekomme nicht sehr viel mit, was erzählt wird. Anscheinend hat Xiamen 2,5 Mio. Einwohner, allerdings sind auch nur 40 Prozent der dort lebenden Bevölkerung angemeldet, die restlichen 60 Prozent sind nicht angemeldet und überwiegend Wanderarbeiter. Die meisten Menschen leben im Westen, es findet generell eine Wanderung vom Osten nach Westen statt.

Von Norden nach Süden ist die Insel, auf der sich Xiamen befindet, 15 km lang, von West nach Ost nur 12 km. Xiamen besitzt den größten Privatyachthafen Asiens, wie wir auf der Fahrt in die Stadt sehen können.

Xiamen ist eine Stadt mit Wohlstand. Es gibt ein paar wichtige Kulturen in dieser Provinz, unter anderem Tee und Steinskulpturen. Nachdem Mittagessen fahren wir zu den Steinskulpturen. Die Skulpturen sind fantastische Handwerkskünste, die nur von Frauen ausgeführt werden. Diese Frauen leben am Meer, sie kleiden sich bauchfrei und tragen lange, weite Hosen.

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Die Steine dafür kommen aus der ganzen Welt.
Die Frauen, die diese Tätigkeit ausüben, gehören zu einem besonderen Volk. Dort gibt es spezielle Hochzeitsbräuche, so werden die Kinder bereits mit 12 Jahren verheiratet, können aber nicht zusammenwohnen, nur an besonderen Feiertagen. Die Frau darf erst in die Wohnung des Mannes bzw. des Jungen, wenn im Dorf alle Lichter erloschen sind. Und sie muss das Dorf verlassen, bevor das erste Licht am Morgen angeht. Die Eheleute ziehen erst zusammen, wenn die Frau schwanger ist. Wird sie bis zum 26 Jahr nicht schwanger, soll sie ein Kind adoptieren. Sie haben auch eine besondere Religion, sie glauben an Seefahrer-Gottheiten, was damit zu tun hat, dass die Ehemänner zur See fahren und Fische fangen, während die Frauen an den Steinskulpturen arbeiten. Wir hören, dass die Arbeit an den wundervoll gearbeiteten Kunstwerken mehrere Jahre dauert. Die Skulpturen stammen teilweise aus der Tang-Zeit, also etwa aus dem Jahr 600 bis 900.

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Nach den Skulpturen geht es weiter. Wir fahren zu einer alten Festung, die mehrere große Kanonen beherbergt. Diese Kanonen haben historische Bedeutung für Xiamen und China. Gegenüber befindet sich eine taiwanesische Insel und bis in die 80er Jahre wurden regelmäßig Kanonenschüsse von beiden Seiten abgegeben. Zunächst täglich, dann jeden zweiten Tag und irgendwann nur noch an bestimmten Tagen. Dieser Krieg wird auch als abstrakter Krieg bezeichnet. Insgesamt wurden 940.000 Kanonenschüsse abgegeben.

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Nach dem Besuch der Festung geht es zum Strand. Wir wandern am Strand entlang bzw. gehen zum Wasser herunter und schießen dort noch ein paar Fotos, bevor die Sonne untergeht. Danach geht es ins Hotel und kurz darauf zum Essen, Nach dem Essen, welches heute nicht ganz so überragend war wie die letzten Abende, gehen wir noch in eine Fußgängerzone ganz in der Nähe. Hier tobt das Leben. Obwohl man es nicht glauben kann, aber hier ist es wunderschön ruhig. Wir können ganz gemütlich schlendern, niemand bedrängt uns und es fahren auch keine Autos in dieser Zone. Selbst Rauchen ist hier verboten! Unter der Leitung von Yuke und seiner Frau Diane beschreiten wir die Fußgängerzone bis zum Ende. Das Ambiente erinnert ein wenig an Disney Land, weil hier doch eigentlich jeder Laden mit greller Leuchtreklame versehen ist. Aber es ist zum Glück nicht laut.

Während Yuke und Diane am Ende der Zone noch einen Abstecher auf die Insel machen, gehen wir anderen langsam wieder ins Hotel zurück. Auf dem Rückweg nutzen wir noch die Zeit für den einen oder anderen Souvenir Einkauf. Dann geht es ins Hotel, wo Sibylle und ich die Zeit noch damit verbringen, die Bilder für den Blog auszusuchen und einzustellen.

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