Wir hatten vor Beginn der Reise geplant, zum Sonnenaufgang am (fast) östlichsten Punkt Neuseelands zu sein, dem East Cap Leuchtturm. Doch als wir gestern Abend dann auf die Wettervorhersage geschaut haben war uns klar, dass wir nicht soviel Spaß daran haben würden, die Strapazen auf uns zu nehmen. Die Sonne war um 6 Uhr 59 aufgegangen, wir hätten gut 1 ½ Stunden früher aufbrechen müssen und im Dunkel diese engen und wenig übersichtlichen Straßen fahren müssen. Da die Vorhersage uns prophezeite, das erst später am Tag mit Sonne zu rechnen war, zogen wir es vor, lieber gemütlich auf der Terrasse unseres Motels zu frühstücken, mit Blick auf den Pazifik.
Es war herrlich, wir waren die ersten Frühstücksgäste an diesem Morgen und konnten uns den Platz aussuchen. Die See war ruhig und der Himmel sah besser aus, als wir erwartet hatten. Wahrscheinlich wäre der Sonnenaufgang vom Leuchtturm doch ganz nett gewesen … aber so war es auch okay.
Das Frühstück war einfach aber gut, mit reichlich Toast und Obst und Müsli, sowie Tee und Kaffee. Nach dem Frühstück packten wir unsere Koffer ins Auto, verabschiedeten uns von der Besitzerin des Motels und ihrem Mann und fuhren dann Richtung East Cap. Vor uns machten sich zwei andere Autos auf den Weg und wir hofften, uns an sie dranzuhängen. Das würde das Ausweichen bei entgegenkommenden Autos einfacher machen. Doch am Steuer der beiden Autos saßen sicher Einheimische, denn sie legten ein rasantes Tempo vor und waren schnell außer Sichtweite.
Kaum waren wir den Hügel hinaufgeschlichen, hatten wir auch schon eine enge Situation mit einem entgegenkommenden Auto. Doch wir fuhren beide so weit nach links wie möglich und konnten gefahrlos aneinander passieren.
Auf der Hauptstraße angekommen, folgten wir dann den Schildern und Google Maps zum Leuchtturm. Teilweise führte die Straße wieder direkt am Ufer entlang, zumindest hatten wir den Ozean gut im Blick, dann schlängelte sich der Weg etwas ins Landesinnere, bevor er wieder Richtung Küste ging und mit einem Mal zu einer Schotterpiste wurde.
Die Zufahrtsstraße zum Leuchtturm wurde neu gemacht und wir konnten teilweise nur mit 20 km/h um die Kurven fahren, kaum schneller geradeaus. Aber wir hatten Zeit, denn wir hatten bereits gestern entschieden, nicht bis nach Napier zu fahren, wie ursprünglich geplant, sondern nur bis nach Gisborne. Dadurch würden wir etwas Entzerrung in den straffen Zeitplan bringen und wir wollten ja nahe Napier zum Cape Kidnappers, um uns die Tölpelkolonien anzuschauen.
Wir erreichten nach knapp 80 Minuten Fahrt dann den Leuchtturm, bzw. den Einstiegspunkt an der Straße. Der eigentliche Weg führte über das Grundstück eines Farmers und Pferdezüchters, und schlängelte sich in knapp 400 Stufen den Hügel empor, bis hinauf zum Leuchtturm. Oben angekommen waren wir etwas außer Atem, aber der Aufstieg hatte sich wirklich gelohnt. Die Sonne zeigte sich im Wechselspiel mit den Wolken. Der Anblick von hier oben auf den Ozean und das vorgelagerte Vogelreservat wirklich einmalig schön.
Nach einiger Zeit machten wir uns wieder an den Abstieg, denn bis Gisborne waren es knapp 3 Stunden Fahrt. Wir hatten ja schon gemerkt, das die Entfernungsangaben laut Internet nicht immer der echten Fahrzeit entsprechen. Die vielen Kurven und Geschwindkeiten machten es wirklich schwer, genaue Fahrtzeiten vorherzusagen.
Kurz bevor wir uns auf den Weg nach Gisborne machten, hielten wir an einem kleinen Cafe, welches einheimische Manuka Produkte verkaufte, die besonders hautpflegend sein sollen.
Der Weg nach Gisborn führte etwas weiter ins Landesinnere, durch hügeliges, leicht bergiges Land. Immer wieder mussten wir von 100 km/h auf gerader Strecke des Highways bis auf 35 oder 25 km/ in den Kurven herab. Gut, dass wir ein Auto mit Automatik gemietet hatten, das.
Die Fahrt nach Gisborne verlief ereinigslos. Je näher wir Gisborne kamen, desto stärker wurde der Verkehr. Aber es war ein ruhiges, entspanntes Fahren.
In Gisborne angekommen sind wir dann direkt zur Information gefahren, zum I-Site Visitor Center, und haben uns nach einem Bed-and-Breakfast erkundigt. Es gab nur noch eines in der Stadt, was schon ziemlich erstaunlich war, und so sagten wir zu. Der Weg war schnell gefunden und wir klingelten an de uns ausgehändigten Adresse. Zwei ältere Männer wohnten hier, beide schon im Rentenalter, beide sehr nett und herzlich. Das Bed-and-Breakfast entpuppte sich als ein Apartment-and-Breakfast, inklusive Nutzung der großen Terrasse. Es war herrlich. Doch wir waren nach der langen Autofahrt etwas hungrig und entschieden uns, erst einmal in die Stadt zu gehen und nach etwas eßbarem zu suchen. Die beiden Männer hatten ein paar Tipps für uns und wir machten uns auf den Weg zur Esplanade, dem Bereich am Hafen, der recht trendy zu sein scheint. Es war nicht weit, so dass wir zu Fuß dorthin geschlendert sind. Das Wetter war immer noch sehr sonnig und warm und wir sahen keinen Grund, schon wieder das Auto zu bemühen. Es war ein netter kleiner Spaziergang. Das Fisch-Restaurant, welches wir uns ausgesucht hatten, um Fish and Chips zu essen – die Spezialität der Neuseeländer, die wir schon in Auckland fast vergeblich gesucht hatten – war gerade dabei zu schließen. Wir gingen ein paar Meter weiter, zu einem Yachtclub. Hier dürfen normalerweise nur Mitglieder essen. Doch man kann sich von einem Mitglied empfehlen lassen und eine temporäre Mitgliedschaft erwerben. Auch die Bedienung ermunterte uns, dies so zu handhaben. Also sprachen wir eine Gruppe Einheimischer an und baten sie, für uns zu bürgen, was diese auch gerne taten. Dann suchten wir uns einen Platz in der Sonne, mit Blick auf den Hafen, und genossen unser Essen. Einfach herrlich!
Anschließend sind wir dann nach einem wirklich leckeren Essen zurück zur Unterkunft gegangen und haben noch ein wenig Zeit auf der Terrasse verbracht, bevor es dann zu kühl wurde und wir hinein gingen. Morgen ging es nach Napier, wo wir dann zwei Nächte bleiben wollten. Mal schauen, was uns da erwartete.