04.03.2020: Napier

In der Nacht hatte es geregnet! Für die Neuseeländer ein Segen, denn das Land, zumindest die Nordinsel, leidet seit Weihnachten unter einer Dürre. Wir haben das unterwegs gesehen, weil die meisten Wiesen und Felder braun sind und die Schaf- und Rinderherden wenig schmackhaftes zu futtern haben. Wassser für Gartenaktivitäten ist überall reglementiert und die Feuergefahr ist fast überall sehr hoch. Die letzte Nacht hat die Herzen vieler Neuseeländer, zumindest im Bereich von Napier, höher schlagen lassen. Aber wahrscheinlich war das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Wir haben mit unseren Gasteltern gefrühstückt, zumindest in deren Küche, im oberen Stock, mit Blick auf das Meer. Die beiden haben ein wirklich großes Anwesen, mit einem riesigen Wohn- und Eßbereich und einer großen Terrasse. Auf einem Tisch vor der Küchenzeile hatten sie für uns Müslig und Joghurt bereitgestellt, Kaffee und Tee, sowie Toast wurde frisch zubereitet. 
Während wir frühstückten, unterhielten wir uns sehr nett mit unserer Gastmutter. Unser Gastvater musste die Wäsche aufhängen 🙂
Dann sind wir aufgebrochen zu unserer geplanten Wanderung. Wir hatten für den frühen Nachmittag eine Tour zu den Tölpeln auf Cape Kidnappers gebucht, vorher wollten wir uns noch etwas bewegen. Wir sind zu einem Park gefahren, in dem es einige schöne Wanderwege geben sollte. Doch leider regnete es auf dem Weg dorthin. Zwischenzeitlich wurde der Regen weniger und als wir ankamen, war es zeitweise trocken. Wir machten uns bereit und brachen auf. Wir hatten die Auswahl zwischen 5 unterschiedlich langen und schweren Wanderungen. Aus Zeitgründen entschieden wir uns für zwei kleinere, doch kaum waren wir auf dem Weg durch den Wald unterwegs, entpuppte sich unsere erste Wahl als die einzig durchführbare, denn alle anderen Wanderungen waren zur Zeit wegen Baumfällarbeiten für die Öffentlichkeit gesperrt worden. 

Auf der Wanderung
Noch ohne Regen…


Da wir uns also augenscheinlich richtig entschieden hatten, gingen wir weiter und folgten den Weg durch den dicht bewachsenen Wald, rechts von uns erhoben sich ein paar größere Hügel, die es zu erklimmen galt. Doch der Regen wurde wieder stärker und als wir nach etwa 2 Kilometern dann nach einer echten Rutschpartie von einem Mitarbeiter des Forstdienstes darauf hingewiesen wurden, dass auch unser Wanderweg nur zum Teil zugänglich war, entschieden wir uns, abzubrechen. Es machte weder Spaß noch war das Wetter nach einer schönen Wanderung. Wir gingen die Straße entlang zum Peak House Cafe und wärmten uns bei einem Cappucino auf. An schönen Tagen hätte man vom Cafe aus einen tollen Blick auf das Tal gehabt, doch heute sahen wir nur Wolken.
Wir gingen danach zurück zum Auto und folgten der Empfehlung unserer Gastmutter, eine etwas andere Strecke zum Cape Kidnappers zu nehmen. Diese Route führte am Fluss entlang und vorbei an vielen schönen Weingütern. Wir konnten die reifen Trauben weiß und rot von den Rebstöcken hängen sehen, während wir an den teilweise sehr imposanten Anbaugebieten vorbeifuhren. Dass der neuseeländische Wein auch schmeckt, hatten wir ja bereits erfahren.

Ein Zaungast
Cape Kidnappers


Pünktlich kamen wir dann in Cape Kidnappers an und begannen unsere Tour zu den Tölpeln. Unser Guide war Jane, eine etwas ältere aber noch sehr rüstige Frau, der man die Bedienung dieses alten Busses, in den man uns verfrachtete, so gar nicht unbedingt zugetraut hätte. Aber sie lenkte den Bus, als würde sie nie etwas anderes machen. Unterwegs zum Cape versorgte sie uns mit allerlei Informationen über die Gegend, über die Menschen und die Geschichte von Cape Kidnappers.

Wir erfuhren, dass der Name durch eine Episode aus Captain James Cooks Reisen entstanden war, als er hier in Napier vor Anker lag und zwei seiner polyniesischen Navigatoren entführt wurden, weil man sie für Sklaven hielt. Doch tatsächlich waren die beiden Polynesier im Auftrag der englischen Krone unterwegs und kehrten zurück an Bord. Cook gab daraufhin dem Ort des Vorfalls den Namen Cape Kidnappers.

Cape Kidnappers


Die Fahrt mit dem Bus auf das Plateau dauerte eine gute Dreiviertelstunde und war recht abenteuerlich, gerade auf dem letzten Stück wurde der Weg sehr eng und führte steil an den Klippen vorbei. Aber Jane war eine gute Autofahrerin und lenkte den Bus elegant über das steile Plateau und als wir um die letzte Ecke kamen, sahen wir sie:

Die Tölpelkolonie

tausende von Tölpeln. Ganz junge, flauschige Tölpel, wie auch ältere Tölpel.

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Es herrschte ein Gewusel und geschnattere und es roch etwas unangenehm, als wir den Bus verließen. Doch schlimmer als der Geruch war der Wind, der uns fast umhaute!

Wind….
Immer noch Wind…

Es regnete nicht, aber wir mussten aufpassen, dass wir nicht umgeweht wurden. Die Kamera ruhig zu halten, war eine echte Herausforderung. Und es gab viel auf Foto und Film festzuhalten. Allein die riskanten Start und Landemannöver der Tölpel waren bemerkenswert, aber auch das Füttern der Jungtiere, wenn diese mit ihren spitzen Schnäbeln im Mund der Elterntiere verschwanden und das vorverdaute Futter hervorzogen, war schon etwas ganz Besonderes.

Fütterung

Wir sahen Tölpel, die ihre frisch geschlüpften Jungen wärmten und wir sahen Tölpeleltern bei der schnäbelnden Begrüßung und den Nachwuchs, der hungrig danebenstand und nach seinem Recht verlangt. Im Bus gab es derweils heißen Tee und Kaffee sowie ein paar Kekse und ein paar nette Anekdoten von Jane zum Cape und zur Geschichte Napiers. Nach einer guten Stunde auf dem Cape ging es dann wieder hinab.

Steilküste
Der Bus


Anschließend sind wir nach Napier hinein gefahren und haben uns noch einen entspannten Besuch im Ocean Spa gegönnt. Die heißen Bäder und das Dampfbad waren auch sehr schön und erholsam. Dann haben wir zu Abend gegessen und sind zurück zu unserer Unterkunft gefahren.

1 Kommentar

  • Helga sagt:

    Hallo Ihr Beiden,
    ein schöner Bericht. Solche großen Kolonien zu beobachten ist doch
    immer schön, egal welche Art. Die Fotos sind auch toll, besonders
    die Fütterung. Von der Dürre auf der Nordinsel hatte ich schon gelesen.
    Ein paar Tage Regen werdet Ihr schon überstehen.
    Liebe Grüße
    Helga