Wir haben beide nicht besonders gut geschlafen. Ein wenig aufgeregt waren wir schon angesichts der Herausforderung, die heute auf uns wartete. 19,4 km alpine Wanderung, über vulkanisch aktive Berge im Tongariro Nationalpark. Einerseits waren wir sicher, das wir fit genug für diese Aktion sind, andererseits weiß man nie, wie sich die Höhe auf die eigene Fitness auswirkt.
Den Shuttle Service hatten wir in Wellington für 7 Uhr morgens gebucht. Der letzte Shuttle zurück vom Zielparkplatz würde um 17 Uhr 30 gehen. Das sollte uns Zeit genug geben, die Wanderung durchzuführen. Im Durchschnitt braucht man 6 bis 7 Stunden für die Strecke. Wir würden auf 1120 m starten und den höchsten Punkt am Roten Krater auf 1890 m erreichen. Dann würde es stetig auf 790 m hinunter gehen.
Wir hatten unsere Rucksäcke schon gestern Abend gepackt und alles notwendige herausgelegt. Das waschen und anziehen ging also schnell und wir hatten sogar noch Zeit für ein kleines Frühstück in Form eines Smoothies. Der Sammelpunkt für den Shuttle Service war nur 5 Minuten von unserem Hotel entfernt. Die Sonne war gerade dabei, sich langsam über den Horizont zu schieben und tauchte den Himmel in ein herrliches rotgelbes Licht. Der Mount Tongariro war frei von Wolken und zeigte sich uns herausfordernd im schönsten Licht.
Kurz nach 7 Uhr kam der Shuttle und zusammen mit ein paar Touristen aus dem YHA Backpacker Hostel ging es dann los zum Berg. Die Sonne ging auf und wir waren schon jetzt verwundert, dass wir soviel vom Berg sehen konnten. Es war eigentlich bewölktes Wetter für unseren Wandertag angesagt, doch im Moment sah es eher nach einem sonnigen Tag aus. Aber wir wollten nicht zu optimistisch sein, denn in den Bergen kann das Wetter schnell umschlagen. An Kleidung hatten wir alles eingepackt, was für diesen Tag an Temperaturen zu erwarten war. Sonnencreme und Mützen waren dabei, auch genügend zu Essen und Wasser. Nur auf Handschuhe hatten wir verzichtet, so kalt würde es schon nicht werden.
Als wir am Parkplatz auf 1120 Meter ausstiegen hätten wir gerade diese gerne dabei gehabt. Aber das änderte sich schnell. Wir waren erstaunt, wie viele Busse hielten und welche Massen an Wanderlustigen aus den Bussen herauskamen. Viele suchten als erstes die Toiletten auf, so viele gab es auf der Strecke nämlich nicht.
Optimistisch begannen wir die Wanderung und reihten uns in den Fluss der Menschen ein, die dasselbe Ziel verfolgten wie wir: einmal die Tongariro Alpine Crossing Tour absolviert zu haben. Zu Beginn verlief der Weg sehr eben und und einfachem Terrain, links und rechts blühte die Heide.
Es war noch etwas frisch, aber schon jetzt wären die Handschuhe überflüssig gewesen. Vor uns schob sich langsam die Sonne über den Kraterrand und es wurde wärmer. Um uns herum war vulkanisches Gestein, immerhin waren wir hier in einem aktiven Vulkan unterwegs. Immer wieder mussten wir innehalten und einen Blick zurück werfen. Die Landschaft lag atemberaubend schön zu unseren Füßen! Der Himmel war blau und klar und in der Ferne sahen wir den knapp 200 Kilometer entfernten Mount Taranaki im Egmont Nationalpark, unser nächstes Reiseziel. Aber erst einmal stand die Bewältigung dieser Tour auf dem Programm. Beim Aufstieg spürten wir die Höhe schon, aber wir kamen besser voran als erwartet. Wir konnten nicht rennen, aber unser Ziel hieß ankommen, nicht die Bestzeit zu laufen. Menschen jeden Alters und jeder Kondition begleiteten uns, sogar ein spanisches Paar mit einem Baby war unterwegs. Beide Elternteile sahen aus, als wären sie in der Natur zur Welt gekommen. Aber die meisten Wanderer waren wesentlich jünger als wir.
Der erste Abschnitt führte über Stufen, teilweise in Holzgerüste eingefasste Steinstufen, auch als Devils Staircase bekannt. Immer wieder gab es nach teilweise anstrengenden Anstiegen kleinere Plateaus, die zum kurzen Verschnaufen und Pause machen einluden. Natürlich wurden auch Fotos gemacht, bei den jüngeren Wanderern in erster Linie Selfies mit dem Handy.
Auf dem Weg standen an markanten Punkten Warnschilder, die einem rieten, jetzt eine Entscheidung zu treffen, ob man noch fit genug und das Wetter gut genug für die weitere Wanderung ist! Man konnte sie nicht übersehen und ging auf eigene Rechnung weiter.
Die Anstiege wurden steiler und auf dem Weg zum Roten Krater mussten nach der Durchquerung der Talsohle sogar ein wenig kraxeln, um zum Plateau zu kommen.
Doch der Anblick aus nächster Nähe entschädigte für alles! Diese Natur war einfach der absolute Wahnsinn! Unglaublich, wie schön es hier oben ist! Vor unseren Augen dieser latent aktive Vulkan, die rote Erde am Rand seines Kraters und der gelbe ausgetrocknete Vulkansee zu seinen Füßen. Schwefelgeruch lag in der Luft, doch das störte uns schon längst nicht mehr. Wir staunten und genossen und waren gleichzeitig erstaunt, wie gut wir voran kamen.
Nachdem wir den höchsten Punkt passiert hatten, ging es langsam wieder abwärts. Wir lagen gut in der Zeit, um das Shuttle um 16 Uhr zu erreichen. Doch der folgende Abstieg war etwas herausfordernd, denn wir mussten hinab zu den Emerald Lakes und der Weg führte über loses vulkanisches Gestein, Scree genannt.
Es war kein Abstieg sondern eine Rutschpartie, doch nach wenigen Minuten hatten wir auch hier den Dreh raus, wie man am besten herunterkommt. Als wir unten an den Lakes ankamen und bei einer Mittagspause verschnauften und noch einmal hinauf schauten, waren wir schon erstaunt, wie steil der Abstieg gewesen war!
Wir verzehrten einen Teil unseres mitgebrachten Proviants, um wieder Energie für den Abstieg zu bekommen. Die Hälfte der 19,4 km hatten wir bewältigt. Dann machten wir uns wieder auf den Weg und gingen am Blue Lake vorbei.
Hinter dem Blue Lake ging es noch mal ein kleines Stück hinauf, doch kurz darauf begann der eigentliche Abstieg. Der Weg führte in einer leichten Kurve um den Berg herum und wir erblickten mit einem Mal zwischen zwei Bergrücken in der Ferne Wasser. Das war der Lake Taupo, der wie eine gigantische Fjordlandschaft da lag. Im Vordergrund war der kleinere Lake Rotoaira zu sehen.
Von nun an führte der Weg in langen Serpentinen am Berghang hinab. Ab und zu sahen wir an den Bergrücken Rauch aufsteigen und wurden immer wieder daran erinnert, dass dies hier ein Vulkan ist.
Die Sonne brannte noch immer, von den angekündigten Wolken hatten wir nichts zu Gesicht bekommen. Wir hatten, wie schon oft in diesem Urlaub, ein wirklich unglaubliches Glück mit dem Wetter und freuten uns, dass wir so einen perfekten Tag für die Wanderung hatten. Für die nächsten Tage und den eigentlich geplanten Wandertag sah die Aussicht nicht so gut aus. Regen wurde erwartet! Daher hatten wir schon in Napier beschlossen, unsere Route zu ändern, da uns diese Wanderung doch sehr wichtig war.
Wir erreichten den Parkplatz gegen 15 Uhr 30, insgesamt hatten wir 8 Stunden für die Strecke benötigt. Da wir aber so oft stehengeblieben waren und Foto- und Essenspausen eingelegt hatten, dürfte die reine Gehzeit bei etwa 6 Stunden liegen. Keine schlechte Leistung.
Inzwischen spürten wir auch unsere Füße, aber nicht so schlimm, wie erwartet. Nachdem wir dann knapp 1 Stunde in der heißen Sonne auf das Shuttle warten mussten, sprangen wir im Hotel unter die Dusche und gingen anschließend in den heißen Pool. Das heiße Wasser war eine Wohltat für unsere müden Muskeln und die angestrengten Füße. Aber wir waren trotz der nun spürbaren Erschöpfung stolz auf uns, dass wir die alpine Überquerung geschafft hatten! Aber ob wir in der Lage sind, übermorgen am Mount Taranaki zu wandern, das wissen wir noch nicht.
Ihr Lieben, Gratulation!!!
Daß Ihr die Tour schaffen würdet, habe ich erwartet, aber der Bericht
wirkt, als wärt Ihr verhältnismäßig „entspannt“ dabei gewesen.
Die Emerald Lakes sind ja schon auf den Fotos phantastisch, wenn
ich mir dann die Realität vorstelle!!!!!
Genießt die tolle Zeit weiterhin.
Liebe Grüße
Helga
Super, Ihr Beiden! Bei den Fotos kommen die Erinnerungen von 1998 wieder zurück, als wäre es gestern.
Hallo Weltreisende !
Unglaublich tolle Bilder aus Neuseeland…viele erinnern mich an unsere Reise in 2015. Wahnsinn, wie viele Kilometer ihr auf euren Wanderungen zurücklegt. Chapeau !! Wir wünschen euch weiterhin tolle Eindrücke und atemberaubende Erlebnisse… ihr habt noch einiges vor euch. Wir zählen auch so langsam die Stunden bis Freitag…dann geht der Flieger Richtung Thailand / Koh Samui.
Hallo ihr Beiden
Was für ein Abenteuer!!! Toll ,ich bin jeden Tag aufs neue begeistert,aber heute war es ein besonderes Abenteuer!
Tolle Bilder!!! Ich wünsche euch weiter viel Spaß
L.G. Ingrid