Ein Blick aus dem Fenster kurz nach dem aufstehen war nicht sehr vielversprechend. Es war bedeckt, sehr diesig, fast neblig. Die Temperatur war angenehm, aber eben nicht schön. Doch wir wußten, das sich das Wetter noch ändern konnte. Lima liegt oft unter einem feinen verborgen, der sich selten komplett auflöst. Man mag denken, dass dies der Smog einer industriellen Großstadt ist, doch dies ist nicht der Fall. Ein paar Kilometer außerhalb konnte alles schon ganz anders aussehen.
Also gingen Sibylle und ich zum Frühstück, wo wir bereits auf Anke, Marion und Dieter trafen, die schon auf uns warteten. Beim Frühstück besprachen wir die Pläne für den heutigen und die kommenden Tage. Dieter hatte unseren ursprünglichen Plan etwas umstellen müssen, da durch den Feiertag vorgestern doch alles etwas durcheinander gekommen war. So war es besser, dass wir heute Pachacamac und das Museo de Oro, das Goldmuseum, besichtigen würden. Dieter hatte auch schon einen Taxifahrer besorgt, der uns den ganzen Tag zur Seite stehen würde. Das war wirklich sehr komfortabel!
Nach dem Frühstück gingen wir schnell aufs Zimmer und packten die Rucksäcke für den Tag fertig, dann ging es hinunter. Das Taxi stand schon dort. Wir verabschiedeten uns von Dieter, der wieder zu seinem Vater fahren wollte, und stiegen in das schwarze Privattaxi ein. Der Fahrer war ein junger Peruaner, der einen sehr netten Eindruck machte. Er sprach auch sehr gut Englisch, so dass es keine Verständigungsprobleme geben dürfte. Er fuhr uns sicher durch den Verkehr Limas und steuerte den Wagen auf die Panamericana, die uns Richtung Süden aus der Stadt hinausbrachte. Während wir hinausfuhren fiel uns wieder auf, dass Lima eine Wüstenstadt war.
Die Luft war voller Staub und Sand, die Straßen waren knochentrocken und Grünpflanzen mußte man suchen. Es gab sie, meist auf schmalen Streifen zwischen den Fahrbahnen angelegt. Doch sie waren selten. Wir fuhren an die Küste und kamen durch die Vororte von Lima. Hier leben die ärmeren Menschen, die Häuser waren einfacher als in der Stadt, viele waren nur halb fertiggestellt. Am Straßenrand sahen wir Obdachlose und Menschen, die auf Mülltüten schliefen. Da wurde es uns wieder bewußt, wie gut es uns eigentlich geht und wie dankbar wir sein müssen, so eine Reise machen zu können. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir Pachacamac, die größte archäologische Ausgrabrungsstätte Limas, 30 Kilometer vor den Toren der Stadt im fruchtbaren Lurin Tal gelegen.
Pachacamac ist seit dem 9.Jahrhundert ein Wallfahrtsort. Pilger reisten hunderte Kilometer, um hier das Orakel zu befragen.Die Inka eroberten im 15. Jahrhundert Pachacamac, übernahmen die Tempelanlagen und erweiterten sie um ein weiteres größeres Sonnenheiligtum in Form einer terrassenartig ansteigen Pyramide. Unser Fahrer setzte uns am Eingang ab und wollte dort auf uns warten.
Als wir vor drei Jahren schon einmal hier waren und ein privates Taxi gemietet hatten, hatte ich noch Bedenken, ob der Fahrer auch wirklich warten würde. Doch heute war ich mir sicher, dass alles gut gehen würde. Wir betraten die Anlage und sahen schon von weitem am Ende des geschwungen, leicht ansteigenden Sandweges die Anlage in der Ferne. Wir waren hier in der Wüste, von dem fruchtbaren Tal war auf dieser Seite der Pyramide nichts zu sehen, hier war nur Sand. Zur rechten Seite konnte man das Meer sehen, links befanden sich in den Hügeln weitere Armensiedlungen, die fast direkt bis an die Ausgrabrungsstätte reichten. Es war immer noch sehr diesig und die Sonne wollte noch nicht rauskommen. Wir waren noch fast allein auf der Anlage, lediglich ein Schulklasse kam uns entgegen und steuerte auf den Ausgang zu.
Es war Samstag und wir hatten gestern beim Essen mit Dieters Vater erfahren, das Schulausflüge eigentlich immer Samstags oder am Tag nach einem schulfreien Feiertag fallen. Demzufolge hatten wir heute mit sehr viel mehr Trubel gerechnet und waren umso glücklicher, dass wir die Anlage noch fast für uns alleine hatten. Der Weg hinauf zum Sonnenheiligtum war trotz der nicht sichtbaren Sonne und des eigentlich recht kühlen Windes etwas anstrengend und wir fragten uns, ob es beim letzten Mal auch so war. Tatsächlich war es beim letzten Besuch doch noch sehr viel wärmer gewesen und die Sonne hatte sich früher gezeigt.
Während wir jetzt den leicht ansteigenden und sich windenden Weg hinauf gingen, verschwand der Dunst mehr und mehr und die blauen Himmelsflecken wurden sichtbar. Oben angekommen kam uns der Sonnentempel nicht mehr ganz so gewaltig vor, wie damals. Doch als wir dann auf dem neu geschaffenen Rundweg einmal um den Tempel gingen und auf der anderen Seite auch ein Blick auf das grüne Tal werfen konnten, waren wir uns wieder der gewaltigen Ausmaße der Anlage bewußt. Auf einer Informationstafel konnten wir obendrein auch noch die antiken Formen und Strukturen der Anlage erkennen. Wir haben hier schon gemerkt, dass sich in den letzten 3 Jahren, genau wie in der Huaca Puccllana, sehr viel getan hat.
Der Rundweg war nur ein Teil der Anlage, der beim letzten Besuch noch nicht angelegt war. Es gab sicher noch andere Bereiche, die sich stark verändert haben. Anhand abgeschirmter Bereiche auf der Anlage konnten wir sehen, dass hier immer noch aktiv gegraben und geforscht wird. Leider hatten wir keine Zeit, uns auch noch den großen Nebenteil der Anlage im Landesinneren anzusehen, denn wir waren um 12 Uhr mit unserem Fahrer verabredet. So gingen wir dann langsam wieder hinunter Richtung Parkplatz. Punkt 12 Uhr waren wir am Taxi und konnten weiterfahren. Es ging wieder zurück Richtung Lima. Inzwischen hatte der Autoverkehr stark zugenommen.
Wir kamen zunächst bis zur Mautstation nur langsam voran, danach ging es etwas schneller. Aber trotzdem waren wir etwa 45 Minuten unterwegs, bis wir beim Restaurant ankamen, wo wir mit Dieter und seinem Vater verabredet waren. Die Gegend, in der unser heutiges Mittagsziel lag, gehört sicher zu den besseren Viertel Limas. In unmittelbarer Nähe befindet sich eine Militärbasis, wie unser Taxifahrer erwähnte.
Das Restaurant heißt Jose Antonio und wir merkten schon beim aussteigen aus dem Taxi, dass es hier etwas nobler zugeht. Man kam ans Auto und öffnete uns die Türen, trotz unseres legeren Outfits wurden wir freundlich begrüßt und Sibylle bestellte auf Spanisch einen Tisch für 7 Personen, weil wir nicht wußten, ob die Haushälterin von Dieters Vater auch mitkommen würden. Im Restaurant sah es sehr schick und gehoben aus, und es war noch vollkommen leer. Einige Tische waren reserviert, aber wir hatten noch die Auswahl, wohin wir uns setzen wollten. Wir wählten einen großen Tisch in einem abgetrennten Außenbereich, wo wir etwas unter uns waren. Dann bestellten wir schon etwas zu trinken. Kurze Zeit später erschienen Dieter und sein Vater und gemeinsam aßen wir dann zu Mittag und genossen die leckeren Speisen.
Nach dem Essen trennten sich dann wieder unsere Wege. Dieter fuhr mit seinem Vater weiter zum nächsten Termin, Anke, Marion, Sibylle und ich fuhren mit unserem Taxifahrer zum Museo de Oro, zum Goldmuseum. Für Marion war es der erste Besuch dort, wir anderen waren schon einmal dort gewesen. Dennoch nahmen wir alle einen Audio Guide, um uns die vielen Fundstücke beschreiben zu lassen. Das Museo de Oro ist eines der reichsten Museen Südamerikas. Ausgestellt sind hier unvorstellbare Goldschätze der Chimu-, und Inka-Kultur, Perlen, Smaragde und andere Edelsteine, Zeremonial- und Kulturgegenstände, goldene Haarnadeln, Kämme, Ketten und Trinkgefäße sowie feine Silber- und Goldblättchen. Man erhält hier eine gute Ahnung vom einstigen Reichtums Altperus.
Obwohl wir schon einmal hier waren, ist der Anblick dieser antiken Gegenstände wieder sehr faszinierend und aufschlußreich. Besonders interessant, neben all den handgefertigten Silber- und Goldschmuckstücken, finde ich die ausgestellten Mumien, die man in den Gräbern gefunden hat. Sie sind so gut erhalten, als wären sie erst vor ein paar Wochen begraben worden. Leider begegnen uns auf unserem Rundgang zwei Gruppen mit französischem Dolmetscher. Beide Führer reden so unglaublich laut, dass es schwer ist, sich in den Hallen auf die Stimme des Audio-Guides zu konzentrieren. Ab der Hälfte der Ausstellung, die allein in den unteren Säälen mehr als 100 vertonte Vitrinen umfaßt, fällt die Konzentration insgesamt sehr schwer und ich lasse einige Erklärungen einfach aus.
Meine Aufnahmefähigkeit ist erschöpft. Nichtsdestotrotz ist es ein wunderschönes Museum und auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man nach Lima kommt! Unser Fahrer wartet bereits vor dem Museum auf uns. Jetzt ging es zurück zum Hotel. Inzwischen regten wir uns auch nicht mehr über die recht unorthodoxe Fahrweise der Peruaner auf. In Deutschland wären bei dem ständigen Spurwechsel ohne blinken schon haufenweise Blechschäden passiert. Hier ging bisher immer alles glatt und wir kamen sicher beim Hotel an, wo Dieter schon auf uns wartete. Wir gingen kurz auf unsere Zimmer und machten uns frisch, denn der nächste Programmpunkt wartet bereits. Zu Fuß gingen wir anschließend zu einem kleinen Park, in dessen unmittelbarer Nähe sich ein kleines Busterminal befand. Dort kauften wir Karten für den Mirabus, mit dem wir eine Rundfahrt durch das nächtliche Lima machen wollten. Eingeschlossen war hier auch ein Besuch der Lichtspiele im Park Reserva, für uns besser bekannt unter dem Namen Fuentes.
Leider hatte sich seit Dieters Recherche im Internet die Abfahrtzeit des Busses geändert, so dass wir noch mehr als eine Stunde Zeit hatten, die wir irgendwie rumbringen mußten. Als erstes machten wir uns auf die Suche nach einem Geldwechsler, damit Marion und Dieter Geld wechseln konnten. Dann suchten wir uns ein Restaurant, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Bis unser Essen geliefert wurde, verging dann aber so viel Zeit, dass wir buchstäblich die letzten Bissen noch im Mund hatten und bereits wieder aufsprangen, um den Bus noch zu erreichen. Bezahlt hatten wir vorher schon. Mit dem Bus ging es dann in der einsetzenden Dämmerung durchs nächtliche Miraflores.
Wir sahen viele Ecken Limas nun mit ganz anderen Augen, in einem ganz anderen Licht eben. Lima bei Nacht war schon sehr schön. Einiges davon werden wir morgen auch bei Tag noch einmal sehen, etwa den Plaza de Armas oder das Convento San Francisco. Dann hielten wir bei den Fuentes und gingen in den Park hinein.
Leider hatten wir dieses Mal nicht so viel Zeit, wie noch vor drei Jahren. Auch waren wir damals an einem Mittwoch im Park und nicht an einem Samstag. Entsprechend voll war es heute. Doch das tat dem Vergnügen keinen Abbruch.
Wir genossen die Lichtspiele ein zweites Mal und folgten unserem Guide zu den wichtigsten Wasserfontänen. Besonders lange verweilten wir vor den Fontänen, auf deren Strahlen Laserfiguren abgespielt wurden.
Nach etwas mehr als einer Stunde im Park mußten wir wieder zurück zum Bus. Wir machten auf unserem Weg zur Busstation noch einmal Halt im Sheraton Hotel, wo es für alle ein Getränk und drei kleine Snacks gab. Dann setzten wir den Weg durchs nächtliche Lima fort. Allerdings war es inzwischen schon recht kühl geworden, so dass wir alle froh waren, als wir dann endlich wieder an der Busstation ankamen und uns auf dem Weg zum Hotel machen konnten. Nach einem ereignisreichen und schönen Tag fielen wir dann todmüde ins Bett und schliefen fast sofort ein.
Dieser Beitrag ist eine Überraschung- Ich hatte den Bericht einfach übersehen.
Schande.So haben wir den Bericht erst nach dem nächsten gelesen.
Gefällt uns aber trotzdem gut. Wie ist es in Chiclayo?
Gute Weiterreise
Helga un Karl