Unser Frühstück nahmen wir in jenem Restaurant ein, dass uns gestern abend nicht so gefallen hatte. Aber es war nunmal der Frühstücksraum. Die Auswahl war übersichtlich, wir waren durch das Hotel Mariel in Lima doch sehr verwöhnt. Dort war die Auswahl zwar auch übersichtlich, aber es gab jeden Tag andere peruanische Leckereien. Leider hatten wir bisher noch nicht wieder die leckeren Tamales bekommen, wie am ersten Morgen in Lima.
Nach dem Frühstück waren wir mit einem lokalen Führer zu einem Besuch auf dem sogenannten Hexenmarkt von Chiclayo verabredet. Ich hatte mir darunter einen alten Mann vorgestellt, mit Schlapphut und langem Bart, in zerschlissener Kleidung und mit Amuletten behangen. Aber nicht diese junge Frau mit eleganter Handtasche, die da auf dem Sofa neben Anke und Dieter saß, als Sibylle und ich in die Lobby traten. Ihr Name war Mitzi und sie sprach perfekt Englisch! Wir waren auf einen Spanisch sprechenden Guide eingerichtet. Super, das Thorsten es doch noch möglich gemacht hatte, dass wir einen Englisch sprechenden Guide hatten.
Mitzi führte uns etwa 9 Blöcke entlang am Plaza de Major vorbei in einen nicht gerade schönen Stadtbezirk. Die Straßen glichen mehr einer Baustelle, wir gingen durch aufgeweichten Morast und staubigen Belag, doch am Ende einer Seitengasse sahen wir bereits die blauen Plastikbahnen der Hütten, unter denen sich der Markt verbergen sollte. Die Gerüche wurden stärker und die Menschen strömten neben uns dorthin. Wir folgten Mitzi über den Markt und unser erster Stopp war am Stand eines Heilers.
Dort erklärte sie uns – der Heiler selber kam kaum zu Wort – die Wirkung der verschiedenen Mittelchen, die er an seinem Stand verkaufte. Wurzeln, Holz, Pflanzen, diverse Wässerchen, Schwefel und vieles mehr, was er zu verkaufen hatte. Mitzi wußte aber bei einigen Dingen besser Bescheid als er.
Er war kein Schamane, er war nur ein Heiler, und viele der Dinge an seinem Stand wurden industriell hergestellt, wie wir an der Verpackung sehen konnten. Nichtsdestotrotz war es sehr interessant, von diesen Mittelchen zu hören und zu sehen, das die Einheimischen tatsächlich hier einkauften. Während wir den Erklärungen lauschten, kamen ab und zu Peruaner vorbei und kauften etwas. Der Geschäftspartner unseres Heilers sprach am Telefon mit einer Frau wahrscheinlich über eine Großbestellung oder eine Speziallieferung. Jedenfalls schienen die Geschäfte gut zu laufen.
Nach dem Heiler ging es weiter über den Markt. Wir begutachteten die Obst- und Gemüseabteilung,
sahen zu wie Fisch filetiert und Hühnchen zubereitet wurden. Wir sahen Unmengen an exotischen Früchten, viele verschiedene Sorten Kartoffeln und einige Sorten Getreide.
Der Markt war gut besucht und wir stellten mehr ein Hindernis für die zahlende Kundschaft dar. Während wir schlenderten, wollten die Peruaner kaufen und meist standen wir im Weg herum. Aber es wurde keiner laut oder beschwerte sich, tatsächlich wurden wir mehrmals gewarnt, auf unser Fotoequipment aufzupassen, weil hier auch Taschendiebe unterwegs sind. Doch wir kamen gut zurecht und es wurde nichts gestohlen.
Nach dem Besuch des Marktes ging es zurück zum Hotel, wo wir uns eine Stunde ausruhten. Dann gingen wir wieder los. Wir hatten Hunger und wollten eine Kleinigkeit zum Mittag essen. Bei Tag sah die Situation natürlich schon ganz anders aus. Wir hatten uns inzwischen auch etwas an das quirlige in Chiclayo gewöhnt, nicht aber an den Lärm und das Hupen der Autos. Von Mitzi hatten wir den Tipp bekommen, doch das Restaurant Balta 52 zu versuchen. Dort sollte das Essen ganz gut sein.
Warum nicht, dachten wir uns, und gingen die Straße Balta entlang, bis wir zu dem Restaurant kamen. Es machte einen guten und sauberen Eindruck. Einheimische saßen hier und aßen zu Mittag. Das ist immer ein gutes Zeichen. Also setzten wir uns an einen Tisch und ließen uns Speiskarte und Getränke bringen. Nachdem wir dann auch etwas zu Essen auf der ausschließlich in Spanisch verfaßten Speisekarte fanden, warteten wir und unterhielten uns. Es dauerte nicht lange, bis das Essen auf dem Tisch stand. Wir alle aßen typische peruanische Gerichte und es schmeckte ausgesprochen gut. Einzig Marions Essen war nicht richtig heiß, aber geschmeckt hat es ihr trotzdem. Nach dem Essen gingen wir einen Geldwechsler suchen. Das war nicht so schwer, denn die Balta war die Straße der Geldwechsler. Im Abstand von etwa 2 Metern standen die Geldwechsler in ihren gelben und blauen Westen, viele hatten bereits einen Taschenrechner in der Hand und warteten nur darauf, dass ein Kunde kam. Doch so einfach machten wir es ihnen nicht und erkundigten uns bei einem nach dem anderen nach dem Wechselkurs. Erst als wir einen günstigen Kurs bekamen, schlugen wir zu und tauschten entsprechendes Geld in Soles, so dass wir gut über die Runden kommen würden.
Anschließend schlenderten wir etwas durch die Stadt. Wir gingen noch mal zum Plaza de Armas und etwas weiter, dann erinnerte sich Marion, dass sie noch eine kleine Kirche auf dem Stadtplan entdeckt hatte. Vielleicht lohnte es sich, sich diese Kirche einmal anzusehen. Also ging es wieder zurück Richtung Hotel, doch etwa auf halber Strecke zwischen Plaza de Armas und Hotel bogen wir in eine Seitenstraße ein und sahen die Kirche direkt vor uns. Leider war sie geschlossen und von nahem jetzt auch nicht so wunderschön anzusehen. Gegenüber der Kirche stellten wir fest, wie einfallsreich die Peruaner sind. Zunächst war es nicht zu erkennen, denn da war ein junges Mädchen, das nach oben schaute und eine Leiter festhielt. Neben ihr stand ein älterer Mann, wahrscheinlich der Vater. Auch er hielt die Leiter fest. Auf der Leiter, die augenscheinlich auch nicht mehr die neueste war, stand ein junger Mann und versuchte etwas an der Dachrinne zu reparieren. Das Besondere an dieser Situation war, dass die Leiter gar nicht bis zur Dachrinne reichte sondern etwa einen halben Meter unterhalb plötzlich aufhörte.Vater und Tochter stellten also den Widerstand dar, gegen den die Leiter gestemmt wurde und verhinderten, das der junge Mann zu Boden fiel. Wir hofften nur, dass die Reparatur nicht allzu lange dauerte.
Wir gingen weiter und kamen zu einem alten Hospital. Auch hier verweilten wir ein paar Minuten, bevor uns dann langsam der Kaffeedurst überfiel. Wir suchten ein nettes Lokal, wo wir uns hinsetzen und etwas trinken konnten. In der Nähe vom Plaza de Armas fanden wir so einen Laden. Wir bestellten Kaffee und frisch gepreßten Saft und genossen die Minuten der Erholung. Draußen war es inzwischen ja wärmer geworden, die Sonne hatte sich schon seit etwa 2 Stunden hervorgewagt und schien strahlend auf uns herab. Während wir so unsere Getränke zu uns nahmen, passierte etwas in dem kleinen Restaurant. Es wurde die Flügeltür geöffnet und ein Tresen von innen davor geschoben. Schnell erkannten wir den Tresen als mobilen Verkaufsstand. Pünktlich um 17 Uhr begann der Mann in Gummistiefeln und mit einer weißen Kopfbedeckung ausgestattet, Fleisch auf einem heißen Stein zu braten. Draußen vor dem Laden hatte sich bereits eine kleine Menschentraube gebildet. Wir konnten den Herstellungsprozeß eines Hamburgers von der anderen Seite beobachten. Danach gingen wir langsam zum Hotel zurück. Die anderen Reisenden würden bald landen und wir wollten sie sogleich begrüßen, wenn sie im Hotel ankommen. Mit etwa 20 Minuten Verspätung trafen sie dann auch im Hotel ein. Wir begrüßten uns kurz und entschlossen uns dann, relativ schnell essen zu gehen. Willy, der Reiseführer, empfahl uns einen Chinesen, der direkt auf der anderen Straßenseite sein Geschäft hatte. Wir folgten seinem Rat und gingen hinüber. Das erste Beschnuppern der Gruppe fiel sehr positiv aus, es gab lediglich beim bezahlen der Rechnung ein wenig Chaos, da so mancher wohl nicht mehr wußte, was er bestellt hatte und entsprechend ein falsches Gericht von der Rechnung abhakte. Aber letztlich stimmt die Endrechnung und wir konnten dann beruhigt aufs Zimmer gehen und uns auf den nächsten Tag freuen.