6.11.2013: Chiclayo – Sican – Pyramiden von Tucume – Lambayeque

Heute ist der erste Tag unserer offiziellen Reise, zuvor war unser Privatprogramm. Da wir wohl viel zu fahren haben, beginnt der Tag um 8 Uhr. Eine Stunde früher als die Tage zuvor sind wir dann im Frühstücksraum, zusammen mit all den Geschäftsleuten und Arbeitern, für die gleich der normale Arbeitstag beginnt. Es war ein Stimmengemisch von Menschen und den Fernsehern zu hören. Aber wir haben die Hoffnung, das die weiteren Hotels auf der Reise wieder ruhiger werden.

Pünktlich um 8 Uhr sind alle abfahrbereit. Wir fahren aus Chiclayo raus und sind relativ schnell im landwirtschaftlich genutzten Gebiet. Auf den Feldern wird meist Zuckerrohr angebaut. Die Zuckerrohrpflanzen sind auch das einzig grüne in der Umgebung, alles andere wirkt grau und schmutzig. Nach etwa einer Dreiviertelstunde erreichen wir den 1550 gegründeten Ort Ferrenafe. Hier befindet sich das Museum, in dem die Ausgrabungen von Sican untergebracht sind.

Das Museum ist ein von außen unscheinbarer Klotz, hinter hohen Mauern und einem bewachten grünen Zaun verborgen. Wir sind die ersten Gäste, es ist kurz vor 9 Uhr. Der Himmel ist wie immer bedeckt und die Temperatur angenehm kühl. Zusammen gehen wir in das Museum hinein und direkt am Anfang der Ausstellung ist eine Tafel vorbereitet, auf der die wichtigsten peruanischen Kultuen in überwiegend symbolischer Form dargestellt sind. Die folgenden Beschreibungen waren ausschließlich auf Spanisch. Nur ein paar Leute aus unserer Gruppe dürften in der Lage sein, alles zu verstehen.

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Aber Willy, der Reiseführer, erklärt uns sehr ausführlich und sehr geduldig jede einzelne Vitrine. Ich habe den Eindruck, dass seine Erklärungen auch über das hinausgehen, was auf den Tafeln in Spanisch steht. Unter anderem berichtet Willy auch von Kulturen Perus, von denen ich bisher nie etwas gehört habe: Cupinisque, Salinar, Gallinazo, Transitional, Chimu und Colonial. Von den Moche, Lambayeque und Inka dagegen hatten wir schon einiges gehört und auch gelesen. Beim Rundgang durch das Museum erfahren wir etwas über die Opferrituale verschiedener Kulturen, sehen schön aufbereitete Modelle, an denen alltägliche Situationen dargestellt wurden. Zum Beispiel wird auf einer Schautafel und dem danebenstehenden Modell genau erklärt, wie etwa die Moche Keramiken herstellten, einen Raum weiter konnten wir sehen, wie Metall bearbeitet wurde.

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Nach etwas mehr als einer Stunde in diesem interessanten Museum fahren wir weiter. Wir sind wieder etwas mehr als 30 Minuten unterwegs, dann erreichen wir das Naturschutzgebiet „Bosque de Pomac“. Hier befindet sich die Grabkammer des Senor de Sican, mit seinen wertvollen Grabbeigaben aus Gold, Smaragden, Türkisen und Bergkristallen. Um zu der Ausgrabungstätte selbst zu gelangen, müssen wir durch einen Wald aus Johannisbrotbäumen gehen. Viele Holzgegenstände, besonders die Stützpfeiler der Gräber oder die Tragestangen der Sänften wurden aus diesem Holz gemacht.

Auf dem Weg zu der Ausgrabungsstätte entdeckten wir plötzlich einen kleinen Fuchs am linken Wegesrand. Er saß da still auf dem Boden und beobachtete uns, dann stand er seelenruhig auf und verschwand zwischen den Büschen. Als der Bus endgültig hält und wir aussteigen, können wir zunächst einen 1000jährigen Johannisbrotbaum sehen, der schon vor langer Zeit umgefallen und am Boden liegend weiter gewachsen ist.

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Wir machten uns dann auf den kurzen aber sehr staubigen Weg zur Ausgrabungsstätte. Unsere Füße versanken fast im Sand, als wir durch ein längst ausgetrocknetes Flußbett (La Leche) gingen und dann nach etwa 5 Minuten das Areal betraten.

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Es ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, dass wir hier so auf der Anlage umherlaufen können. Aber Willy erklärt uns, dass dies nur möglich ist, weil wir einen lokalen Führer von der Parkverwaltung dabei haben. Auf dem Gipfel der Anlage Huaca Las Ventanas, von wo aus wir einen fantastischen Blick über die Gegend haben, sehen wir drei Aasfresser hocken, die sich ausruhen. Nach dem Besuch des Bosque de Pomac und der Ausgrabungsstätte von Sican geht es wieder in den Bus zurück und auf die Fahrt nach Tucume.

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Nahe dem Ort Tucume befindet sich auf einem Areal von ca. 220 ha die größte bekannte Ansammlung von Pyramiden aus ungebrannten Lehmziegeln aus vorkolumbianischer Zeit. Von den Einheimischen wird diese historische Stätte auch Purgatorio, das Fegefeuer genannt. Wir betreten die Anlage und endlich scheint die Sonne. Darauf waren nicht alle vorbereitet. Ich hatte Sonnenbrille und Cappie im Bus liegen lassen und mußte mich so auf den staubigen und langsam heißer werdenden Weg machen.

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26 Pyramiden -von rund 260- waren in diesem Areal bisher ausgegraben worden. Ein steiniger Weg führte hinauf zu einem ersten Aussichtspunkt, von dem man schon einen sehr schönen Überblick über die ganze Anlage hatte.

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Es kamen auch alle aus der Gruppe mit hinauf, auch unsere Rentner waren tapfer dabei. Wahrscheinlich waren einige auch fitter als wir. Ein paar von uns gingen dann auch noch etwas weiter, zu einem zweiten, höher gelegenen Aussichtspunkt. Thorsten war sogar noch mutiger und ging noch etwa 50m weiter den Berg hinauf bis zur Spitze. Es war ein steiler und nicht gesichterter weg, aber er schaffte die Strecke und kehrte nach ein paar Minuten ziemlich kaputt wieder zurück.

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Dann ging es wieder in den Bus und weiter nach Sipan. Hier statteten wir dem Museum Tumbas Real einen Besuch ab. In diesem Museum ist der Herr von Sipan mit seinen Grabbeigaben untergebracht. Das Museum wurde extra für diesen Fund gebaut, es hat die Form einer Moche-Pyramide.

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Man kann guten Gewissens sagen, dass dieses Museum eines der schönsten ist, die wir je gesehen haben. Die Art der Präsentation ist schon etwas besonderes. Man kommt hinein in den ersten Saal und die Augen müssen sich erst einmal an die Dunkelheit gewöhnen, doch dann ist es einfach, sich zurecht zu finden und es ist ein besonderes Vergnügen, die vielen schönen, goldenen Fundstücke in ihren beleuchteten Vitrinen anzusehen. Und die Erklärungen von Willy, dem Reiseführer, sind auch wieder sehr ausführlich und interessant. Er weiß wirklich eine ganze Menge und führt uns wirklich durch das ganze Museum. Ohne ihn würden wir nur halb soviel mitbekommen.

Man beginnt den Rundgang ganz oben, quasi an der Spitze der Pyramide, und wird dann hinunter geführt. Es beginnt mit allgemeinen Informationen zu den Kulturen, dann sind die einzelnen Gräber mit ihren wichtigsten Fundstücken ausgestellt. Ab und zu hat man auch versucht, das Grab exakt nachzubilden und Repliken zu zeigen, wie die Dinge im Grab angeordnet waren. Auch die Gebeine des Herrn von Sipan und das Skelett vom Alten Herrn von Sipan, der ca. 100 Jahre vor dem jüngeren gelebt hatte, konnten wir sehen. Alles natürlich hinter Glas, aber sehr interessant aufbereitet. Es ist unglaublich, wie ungemein filigran die Arbeiten der präkolumbischen Kulturen hier auf dem südamerikanischen Kontinent waren. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie man so unglaublich feine Webarbeiten oder Metallverzierungen mit den einfachen Handwerksmitteln herstellen konnte. Wir haben Ketten gesehen, die aus winzigen Perlen mit einem Loch in der Mitte bestanden. Aber wie kann man ein Werkzeug herstellen, dass ein derartig kleines Loch produzieren kann? Wir haben dafür keine Lösung gefunden.

Nach 2 ½ Stunden im Museum taten unsere Füße weh und der Magen knurrte. Es hatte heute kein Mittagessen gegeben, weil wir wohl etwas hinter dem Zeitplan waren. So waren wir froh, die Heimfahrt nach Chiclayo antreten zu können. Es dauerte noch etwas, bis wir dann wieder im Hotel waren. Wir hatten anschließend etwa eine Dreiviertelstunde Zeit, bis wir uns wieder zum Essen mit den anderen treffen wollten. Die Zeit verging wie im Flug. Kaum einer schaffte es, vorher noch zu duschen. Aber das war egal, da wir alle verschwitzt und eingestaubt waren. In der Gruppe gingen wir zum Plaza de Mayor. Außer unser 5er Gruppe kannten die anderen Mitreisenden Chiclayo ja noch nicht. Auf dem Weg zu dem Platz reservierten wir einen Platz im gleichen Restaurant, wo wir am Tag zuvor Mittag gegessen hatten, und kehrten dann auf dem Rückweg dort ein. Das Essen war wieder typisch peruanisch und sehr reichlich, wie wir es gewohnt waren. Und es war vor allem sehr lecker. Wir unterhielten uns alle sehr nett, bevor die Runde sich dann langsam auflöste und einige Richtung Hotel verschwanden. Am Schluß des Tages trafen sich noch ein paar von uns zu einem Pisco Sour in der Hotelbar, bevor es dann auf die Zimmer ging und wir erschöpft nach einem ereignisreichen Tag ins Bett fielen und fast sofort einschliefen.

1 Kommentar

  • Tanja Helmker sagt:

    Hallo Ihr Lieben!

    Vielen Dank für die eindrucksvollen Erzählungen Eurer Reise. Man hat das Gefühl irgendwie daran teilhaben zu können. Wir wünschen Euch noch eine schöne Reise.
    Liebe Grüße

    Tanni und Dieter