Auch heute fuhren wir wieder um 8 Uhr ab. Doch nun war ein Hotelwechsel angesagt, das bedeutete, dass wir die Koffer gepackt und um 8 Uhr ausgecheckt haben mußten. Wobei das mit dem Koffer packen natürlich so eine Sache war, denn nicht alle Reisenden waren im Besitz eines Koffers. Petras Koffer befand sich irgendwo auf dem Weg von Hamburg nach Trujillo. So genau konnte das keiner sagen, aber sie war seit ihrer Ankunft in Lima vor 4 Tagen ohne Gepäck unterwegs. Aufgrund der knappen Zeit beim umsteigen in Amsterdam und der Verspätung ihres Abfluges aus Hamburg war das Gepäck nicht bis nach Lima mitgekommen und bisher auch nicht nachgeliefert worden. Recherchen und aktive Nachfragen von Thorsten hatten nun ergeben, dass es wohl irgendwann heute am Flughafen von Trujillo ankommen sollte. Aber auch ohne Gepäck mußte Petra sicher auch früh aufstehen. Entsprechend früh klingelte also unser Wecker und wir verschwanden nacheinander unter der Dusche. Dusche konnte man das im Bad aber nicht wirklich nennen, denn es waren mehr ein paar kleine Rinnsale, die da aus dem Wasserhahn tropften. Die Lautstärke im Frühstücksraum war wieder genauso laut wie gestern, doch heute waren wir schneller mit dem Frühstück fertig. Schnell packten wir die letzten Sachen ein, dann ging es auch schon wieder runter zur Rezeption, um auszuchecken.
Kurz nach 8 brachen wir dann wirklich auf und verließen Chiclayo. Es ging wieder vorbei an Zuckerrohrfeldern, die hier scheinbar das einzige Anbauobjekt darstellte. Unser erstes Ziel heute war ein kleines Museum, in dem Ausgrabungsobjekte zu den Gräbern 14-16 des Herrn von Sipan ausgestellt sind.
Danach fuhren wir zu der Ausgrabungstätte, wo der Senor de Sipan gefunden wurde. Hier haben wir ein wenig Zeit, über die Anlage zu gehen. Es ist sehr beeindruckend, die originalen Ausgrabungsstätten zu sehen, jetzt natürlich abgeschirmt mit riesigen, stabilen Planen, die die offenen Löcher gegen Wind und Regen schützen.
In den Gräbern sind auch wieder Repliken der gefundenen Skelette und ihrer speziellen Anordnungen aufgebaut. Dieter erzählte, dass er mit Anke vor etlichen Jahren schon einmal hier gewesen ist, als die Ausgrabungen noch frei zugänglich waren und man die Fundstücke direkt vom Boden aufheben konnte. Seitdem hat sich hier viel verändert. Neben dem Grab des Herrn von Sipan konnten wir auch das Grab des Alten Herrn von Sipan sehen. Sehr beeindruckend!
Auf unserem Weg Richtung Ausgang kamen wir dann auch an ein paar abgedeckten Bereichen vorbei. Leider war die Absperrung so weiträumig, dass wir keinen Blick unter die schwarzen Planen werfen konnte. Doch Sibylle fand einen Weg – zugegeben nicht ganz so offensichtlich – so dass sie doch noch sehen konnte, was sich unter der Plane befand. Und sie sah drei Archäologen bei der Arbeit. Einer schleppte Sand, zwei andere diskutierten offensichtlich über etwas. Aber alle winkten ihr freundlich zu und einer fragte, ob sie nicht mithelfen wollte.
Nach diesem viel zu kurzen Besuch mußten wir weiterfahren. Es ging mit dem Bus auf eine Schotterpiste in Richtung der Geisterstadt Zana. Zana wird als Geisterstadt bezeichnet, weil die einst so lebendige Stadt von einem gigantischen El Nino und einer Plünderung durch Piraten heimgesucht wurde, wodurch die Bevölkerung für lange Zeit die Stadt verlassen hatte. Durch diese Katastrophen wurden auch viele Kirchen zerstört, die heute immer noch als Ruinen in der Stadt stehen und das Gesamtbild der Stadt prägen. Wir besichtigen die größte dieser Kirchen und steigen sogar über eine verborgene, enge Treppe hinaufg zum Dach und spazieren ein paar Minuten auf der Kuppel umher.
Das war nicht ganz ungefährlich, aber wir waren ja auch sehr vorsichtig.
Dann ist eigentlich langsam Mittagszeit, doch wir müssen erfahren, dass es auch heute keinen Mittagshalt gibt. Notgedrungen gehen wir noch mal kurz zu einem Laden und können dort ein paar Kekse und Getränke einkaufen. Ich hoffe, dass wir nicht jeden Reisetag ohne Mittagessen auskommen müssen! Anschließend fahren wir rund 2 ½ Stunden auf einer asphaltierten Straße zur Ausgrabungsstätte der Herrscherin von Cao.
Die Stätte und das Museum befinden sich scheinbar direkt in der Wüste, jedenfalls können wir bei der Ankunft nicht mehr sehen als endlose Sanddünen und die abgeschirmte Ausgrabungsstätte. Erst als wir aus dem Auto aussteigen und langsam durch das Tor zu der Stätte hingehen, lichtet sich plötzlich der Nebel und wir sehen, dass wir in unmittelbarer Nähe des Meeres sind. Wir können den Ozean fast schmecken. Der Weg ist durch weiße Steine markiert, die einer geschwungenen Linie folgend hinauf zur größtenteils abgeschirmten Anlage führen. Riesige Sonnensegel wurden über dem Areal angebracht, um die ausgegrabenen Lehmziegel vor Wind und Erosion zu schützen, und vor dem Regen, der auch hier in der Gegend um Trujillo manchmal fällt.
Willy führt und wieder durch die Anlage und bis auf ein paar Meter an die hohen Mauern heran, die mit Ikonisationen verziert sind, die die Opferzeremonie darstellten. Jene Grafik, die wir jetzt schon einige Male im Museum gesehen haben, konnten wir nun in der Realität auf der Originalwand erkennen. Die Farbe war etwas verblichen, aber die Strukturen waren noch klar erkennbar; besiegte Krieger, die nackt und mit einem Strick um den Hals zur Herrscherin geführt wurden, um vor ihr geopfert zu werden. Auch andere Wandverzierungen konnten wir deutlich erkennen, etwa die amorphen Zwitterwesen, die zum Teil aus überdimensionalen Tieren und menschlichen Formen bestanden. Ich habe beim umhergehen auf dieser Anlage ständig die Fernsehdokumentation vor Augen, die wir nun schon zweimal gesehen haben und in der wir das allererste Mal etwas über die Herrscherin von Cao, die nachweislich erste und bisher einzige weibliche Moche-Herrscherin erfahren haben. Instinktiv werden die Räume in denen wir uns befinden und die Wandverzierungen mit den computeranimierten Bildern verglichen. Natürlich ist dort vieles aufbereitet worden, aber auch Sibylle, Anke, Marion und Dieter können die Figuren spüren, die dort in den Spielsequenzen des Films die Opferung nachahmten.
Wir sehen das Grab der Moche-Herrscherin und ihrer Begleiter in den Tod. Bis ganz nach oben dürfen wir leider nicht gehen, denn dort wird gerade wieder gegraben oder restauriert. Also gehen wir langsam wieder hinunter. Dann statten wir dem Museum einen Besuch ab. Leider dürfen wir dort nicht fotografieren oder filmen, alle Aufzeichnungsgeräte müssen abgegeben werden. Das ist sehr schmerzlich, aber wir müssen uns fügen. Zum Glück kann Willy wieder eine ganze Menge über die Fundstücke und die Geschichte der Herrscherin von Cao erzählen. Sehr viele Schmuckstücke sind zu bewundern, die im Grab gefunden wurden. Allein die Anzahl der Nasenringe ist um ein vielfaches höher, als bei anderen Herrschern der Moche Kultur. Aber wirklich beeindruckend ist dann doch die Mumie der Herrscherin, die wir durch einen Spiegel ganz nah sehen können.
Wir mögen uns gar nicht trennen, müssen es dann aber doch nach einigen Minuten tun. Schnell sind alle im Bus und es geht zurück ins Hotel. Unterwegs halten wir noch am Flughafen von Trujillo und Petra kann endlich ihren Koffer in Empfang nehmen, der tatsächlich angekommen ist. Noch einen Tag länger und sie hätte sich wohl Kleidung von den Mitreisenden ausleihen müssen. Im Hotel angekommen ist nicht mehr viel Zeit bis zum Abendessen. Einige nutzen diese Zeit, um zu duschen oder sich noch ein wenig hinzulegen, oder vielleicht den Blog zu vervollständigen.
Aber um 19 Uhr 30 sind wir dann alle in der Lobby und bereit, ins Restaurant im Hotel zu gehen. Leider ist kein Platz für uns 14 vorbereitet. Unsere Reiseleitung bittet die Servicekräfte im Restaurant, ein paar Tische zusammenzustellen. Da dies etwas dauern wird, schlägt Willy vor, doch in der Zwischenzeit den Pisco Sour Begrüßungsdrink zu nehmen. Es dauert zwar ein paar Minuten, doch in der Zwischenzeit unterhalten wir uns sehr nett. Dann sind endlich die Tische in dem Restaurant Cao fertig arrangiert und wir ziehen von der Bar in das Restaurant um. Nach dem äußeren Ambiente erwarten wir ein gehobenes Essen und entsprechende Preise. Doch weit gefehlt! Die Preise sind zwar etwas teurer als woanders, aber das Essen ist von der Qualität nicht so gut, wie in den einfacheren Restaurants. Speziell gestern in Chiclayo waren Essen und Kellner besser, als heute. Das Essen hat geschmeckt, aber zum Beispiel mein Risotto war mehr eine Reissuppe als ein gut zubereitetes Risotto. Sibylles Causa war auch auf sehr ungewöhnliche Art präsentiert. Geschmacklich war es ok, aber kein Höhepunkt. Auch die Qualität der Bedienung war sehr durchschnittlich. Die bestellten Getränke kamen erst mit dem Essen und bei der Verteilung der Getränke gab es dann auch ein leichtes Durcheinander.
Zum Abschluss überraschte uns Petra dann noch mit der Ankündigung, in Anbetracht der Ankunft ihres Koffers für alle einen Pisco Sour auszugeben. Das war eine wirklich sehr nette Geste, hatten wir doch eigentlich noch gar nichts gemacht und nur angekündigt, dass wir ihr im Fall der Fälle aushelfen würden. Aber das hatte sie zum Anlass genommen, sich bei uns zu bedanken! Und der Pisco schmeckte auch wirklich sehr lecker! Nach dem Essen fielen wir wie immer müde ins Bett und freuten uns auf den nächsten Tag.
Armer Matthias, das fehlende Mittagsmahl ist hart,
allerdings der fehlende Koffer der mitreisenden Petra
ist wohl härter.Wenn ich mir das bei einer Rundreise
vorstelle, OH weh!!!!
Grüße aus Klecken
Helga und Karl