Wir verlassen das Hotel wieder gegen 8 Uhr. Alle haben mehr oder weniger gut geschlafen. Zum Glück mußten wir noch keine Koffer packen, denn heute erwartete uns nur ein Tagesausflug in die nähere Umgebung von Trujillo. 30 Kilometer standen auf dem Programm, aber von uns wußte ja noch keiner, in welchem Zustand die Straßen sein würden.
Direkt nach dem Frühstück fuhren wir als erstes aus dem Viertel, in dem das Hotel de Sol untergebracht war, und auch aus Trujillo. Das erste Tagesziel sind die Sonnen- und Mondpyramide. Dorthin sind wir etwa 30 Minuten unterwegs. Das Wetter ist wieder bedeckt, man sieht wenig von den nahen Bergen oder dem Meer. Alles was weiter als 2 Kilometer entfernt ist, verschwindet hinter einer Wand aus Dunst und Nebel.
Gegen 8 Uhr 45 erreichen wir dann die Pyramide. Die Huaca del Sol ist eine Pyramide, die im Moche-Tal in der Nähe von Trujillo von den Moche erbaut wurde. Die Anlage war ursprünglich 340m x 220m groß und 41m hoch und befindet sich auf einer 18m hohen Stufenterrasse. Sie ist das größte massive Bauwerk des kontinentalen Amerikas. Die Huaca de la Luna ist eine Pyramide aus luftgetrockneten Lehmziegeln im Moche-Tal. Sie ist kleiner als die gegenüberliegende Sonnenpyramide und befindet sich am Fuß des Berg Cerro Blanco. Sie besteht aus vier durch Mauern und Plattformen miteiander verbundenen Pyramiden, die für vier verschiedene Bauphasen stehen. Zwischen beiden Pyramiden liegen etwa 500m, in denen sich die urbane Zone befand.
Wir lauschen den Worten von Willy, der uns auf dem Platz zwischen den Pyramiden wieder sehr ausführlich etwas von der Geschichte der Pyramiden berichtet. Dann geht es ins Museum. Leider sind wir nicht die einzigen, die an diesem Morgen ins Museum gehen. Mindestens zwei peruanische Schulklassen trafen mit uns ein und betraten fast gleichzeitig das Museum. Entsprechend laut wurde es. Doch wir versuchen Willy und seinen Erklärungen zu folgen, als er uns von Vitrine zu Vitrine führte.
In diesen Vitrinen sind die Ausstellungsstücke, fast alles Keramiken, nach Themen geordnet. Es gibt Keramiken, die sich mit dem Thema der Coca Pflanze befassen, andere, die verschiedenes Obst und Gemüse darstellen. Eine Keramik stellte einen blinden Priester dar, die Augenpartie war besonders deutlich ausgearbeitet, so dass man wirklich deutlich erkennen konnte, dass dieser blind war. Die Keramiken waren zum Teil besonders detailiert gearbeitet und zu entsprechenden Formen gestaltet, zum Teil handelte es sich aber auch einfach um Alltagsgegenstände, auf denen mit ganz feinen Strichen Szenen des Alltags aufgemalt worden war.
In einer anderen Vitrine konnte wir eine sehr schön gearbeitete Begräbniszeremonie sehen, deren Figuren aus dem Holz des Johannisbrotbaumes gearbeitet waren.
Nachdem wir alle Vitrinen durch hatten und mittlerweile fast die einzigen Besucher im Museum waren, abgesehen von ein paar einzelnen Peruaner, ging es auch schon wieder zum Bus und dann weiter zur Mondpyramide, deren Zugang nur ein paar hundert Meter am Ende eines staubigen, nicht asphaltierten Weges war.
Inzwischen war die Sonne rausgekommen und es wurde warm. Sonnenbrille und Cappie wurden aufgesetzt und wir waren froh, uns bereits nach dem Frühstück mit Sonnencreme eingeschmiert zu haben. Oft hatten wir es noch nicht benötigt, aber heute war es sicherlich sinnvoll.
Willy führte uns zu den teilweise sehr gut erhaltenen Resten der Mondpyramie, deren Mauern unter großen Dächern gut vor Wind und Regen geschützt waren. Wir sahen die fast verblichenen Fresken auf der äußersten Schicht der Lehmziegel, Mauerreste und Grabschächte. Über Holztreppen und Sandwege ging es über die ganze Anlage. Vom Aussichtspunkt aus konnten wir die gegenüberliegende Sonnenpyramide sehen und dazwischen die gerade erst im Beginn befindlichen Ausgrabungen der Stadt zwischen den Pyramiden. Und wenn man ganz genau hinschaute oder ein gutes Teleobjektiv besaß, konnte man sogar ein paar Archäologen bei der Arbeit beobachten, die unterhalb der Spitze der Pyramide auf einem Plateau waren.
Weiter ging es zum Opferaltar und einen kurzen Blick hinter die Kulissen bzw. in den Raum, wo sich der Moche-Herrscher auf den bevorstehende Opferrung vorbereite und seine Gewänder, Nasenring, Ohrringe und Krone aufgesetzt bekam. An den Wänden des Altares konnten wir wieder fast verblichene Symbole sehen, immer wiederkehrend das Motiv der Wellen und Meerestiere.
Dann ging es weiter auf die eigentliche Vorderseite der Pyramide, denn wir hatten uns dem ganzen von der Rückseite genähert. Als wir den staubigen Weg entlanggingen und links neben uns schon erkannten, wie sich Mauer auftümte und plötzlich ein riesiges Dach darüber zum Vorschein kam, begannen wir zu ahnen, was uns nun erwartete. Aber als wir dann noch ein paar Schritte weiter gingen und den Kopf etwas weiter nach links drehten, trauten wir unseren Augen kaum. Auf einer Fläche von etwa 80 Meter und rund 20 Meter in die Höhe sahen wir teils sehr gut erhaltene Wandreliefs der Moche Kultur.
Die Pyramide erhob sich darüber noch etwa weitere 20 Meter und der ganze Vorplatz war etwa 110 Meter breit und gut 150 Meter lang. Staunend gingen wir den sandigen Weg hinab und näherten uns diesem archäologischen Höhepunkt. Natürlich waren hier viele Touristen, in erster Linie Einheimische. Doch viel interessanter waren die Archäologen, die hier bei der Arbeit zu beobachten waren. Etwa einen Meter neben uns saß ein Peruaner und säuberte mit einem feinen Pinsel ein verblichenes Wandrelief vom Staub. Er war sehr konzentriert bei der Arbeit und ließ sich von den Touristen um ihn herum auch nicht ablenken. Mit einem Mal dreht er sich um und lächelte uns zu.
Wir staunten und machten Fotos, um diesen Moment festzuhalten. Nur schwer konnten wir uns trennen. Kurz bevor es wieder zurück zum Bus ging, beobachteten wir eine Gruppe peruanischer Schulmädchen, die vor der Reliefwand keck posierte und sich von einer Freundin fotografieren lies. Sibylle ergriff die Gelegenheit und schoß ein Foto der drei. Das fanden diese so komisch, dass sie anfingen verschämt zu lachen. Als sie sich gefangen hatten, probierten sie es noch ein zweites Mal. Nachdem dieses Foto im Kasten war und wir schon im Begriff waren zu gehen, kam plötzlich eines der Mädchen auf uns zu und fragte Sibylle, ob sie sich mit ihr fotografieren lassen würde. Klar doch, warum nicht. Und aus dem einen Foto wurden dann schnell ganz viele, nachdem auch die Freundinnen mitbekommen hatten, dass hier etwas ungewöhnliches war. Eines der Mädchen gab Sibylle dann sogar noch einen Kuss auf die Wange.
Dann mußten wir leider wieder zum Bus und weiterfahren.
Gegen 12 Uhr waren wir wieder in Trujillo und hielten am Plaza de Armas.
Wir stiegen aus und besichtigten ein paar sehr sehenswerte Patrizierhäuser, mit bunten Fassaden und großen Eingangsportalen.
Wir gingen in die Kirche Merced hinein und schauten uns den sehr schönen Innenhof an und warfen auch einen Blick in einen sehr exquisiten Herrenclub, den Club Central. Danach ging die Fahrt dann weiter nach Huanchaco, direkt an die Küste. Das Wetter war immer noch super, es war warm und die Sonne schien. Gegen 14 Uhr kamen wir in dem Küstenort an und gingen erst einmal zum Mittagessen in ein Restaurant in Strandnähe, von wo wir einen guten Blick aufs Wasser und die Schilfboote hatten, die am Strand zum trocknen aufgestellt waren. Das Essen war sehr lecker, natürlich gab es Fisch in verschiedenen Variationen!
Nachdem wir alle gesättigt und wieder fit waren – 7 Stunden waren ja seit der letzten Mahlzeit vergangen – machten wir noch einen kurzen Rundgang am Strand und konnten die Schilffboote, die Totoritas genannt werden und seit Jahrhunderten in ihrer Bauweise unverändert sind, einmal aus der Nähe begutachten. Ein Fischer gab uns sogar eine Präsentation, wie man mit diesem Boot aufs Meer hinausfuhr und voran kam.
Nach diesem Ausflug ans Meer ging es wieder weiter. Unser nächster Stop war Chan Chan, die gut erhaltene Hauptstadt des Chimu Reiches und mit 20 Quadratkilometern größte archäologische Stätte der Welt. Die Anlage ähnelt ein bißchen einem Labyrinth, denn es gibt hier viel Wege und Gassen, hohe Wände, über die man nicht hinwegschauen kann. Und immer wieder sehen wir Reliefs auf den Wänden, die wir schon auf Keramiken in den Museen gesehen habe. Leider läßt sich nicht unterscheiden, welche Stücke echt und antik und welche als Replik eingesetzt wurde, um den Touristen einen besseren Eindruck der Anlage zu vermitteln.
Etwa 2 Stunden führt uns Willy wieder sehr gewissenhaft über die Anlage, wir sehen den großen Zeremonialplatz, den Platz des Mondes, den Platz der Begräbnisfeierlichkeiten und können auch einen Blick in ein Grab werfen.
Das wirklich beeindruckende dieser Anlage aber ist seine Weitläufigkeit. Chan Chan ist eine Stadt in der Stadt. Sie war die Hauptstadt des präkolumbischen Chimu-Reiches und befand sich an der peruanischen Pazifikküste westlich der heutigen Stadt Trujillo. Sie entstand etwa um das Jahr 1300 und erstreckt sich noch heute über eine Fläche von 28 Quadratkilometern. Das Gebiet ist so groß, dass der Bezirk Lambayeque sogar die Hauptstraße durch dieses archäologische Ausgrabungsstätte führen mußte, weil der Umweg sonst uneffektiv gewesen wäre.
Wir besichtigten den sogenannten Tschudi-Bereich, der benannt ist nach dem Schweizer Forscher Johann Jakob von Tschudi. Dieser Bereich wird aktuell restauriert und ist für Touristen geöffnet. Hier sind noch einige der Festsäle mit ihren prachtvollen Verzierungen zu sehen. Es handelt sich um rieisge Flächen von Lehmbauten in mehr oder weniger schlechtem Zustand. Gerade Chan Chan hat, da es an der Küste liegt, sehr unter El Ninio zu leiden. Jahrzehntelang fiel in dieser Gegend kein Regen, aber durch die Klimaänderung wird der Sturm immer heftiger und verändert die wüstenähnlichen Küstengebiete.
Die Hauptstadt der Chimu bestand aus ursprünglich neun autonomen Bezirken, die jeweils von einem anderen erfolgreichen Herrscher regiert wurden. Sie wurden wie Könige verehrt. Jeder Bezirk enthielt Grabstätten mit umfangreichen Beigaben an Juwelen, keramischen Gegenständen und Dutzenden Skeletten von jungen Frauen.
Die weiten und hohen Gänge wirken wie ein Labyrinth. Und wie es bei Labyrinthen so üblich ist, befindet sich in der Mitte ein Garten bzw. in diesem Fall eine große Oase mit Schilf und einem kleinen Teich, auf dem ein paar Enten schwimmen.
Als wir die Anlage um halb sechs wieder verlassen, sind wir die letzten Gäste. Das Licht wird auch langsam schwächer und wir haben eigentlich alles schon fotografiert. Dann setzten wir uns wieder in den Bus und fuhren heim ins Hotel. Während der Fahrt können wir die wunderschön rot-orange farbene untergehende Sonne beobachten. Schade, dass wir jetzt nicht wieder in Huanchaca sind und mit einem Pisco Sour irgendwo am Strand sitzen können.
Wir essen heute in einem kleinen Restaurant in der nähe vom Hotel zu Abend, nachdem der gestrige Abend doch eher eine Enttäuschung war. Die Stimmung in dem einheimischen Restaurant ist super und die Bedienung, ein junges Mädchen Anfang 20, super freundlich. Sie ist etwas nervös bei so vielen fremdartigen Touristen, aber sie macht ihre Sache sehr gut. Leider ist das Restaurant nicht auf soviele Gäste eingestellt, so dass viele Gerichte, die wir bzw. die Günther gerne hätte, nicht mehr vorhanden sind. Aber letztlich findet jeder etwas und wir genießen den netten Abend.
Zum Schluß des Tages genehmigen sich Petra, Sibylle, Thorsten, Dieter, Heiner und ich noch einen Pisco Sour in der Hotel Bar und beenden somit einen sehr schönen und wirklich ereignisreichen Tag.
Hallo Ihr Lieben,
wir haben die „Staetten“,die Ihr in den letzten Tagen besucht habt, noch gut vor Augen. In Huanchaco haben wir ja zwei Naechte verbracht. Unser Zimmer lag direkt gegenueber dem Strand, so dass wir nachts das Meeresrauschen gehoert haben….Sind vorgestern in Cuzco angekommen. Unser Highlight Machu Picchu haben wir bei besten Wetterverhaeltnissen erlebt :-). Ein Volltreffer! Ueberhaupt war es in den letzten Tagen sehr heiss. Nur bei der Anreise ins Hochland bzw. am Anfang des Heiligen Tals (Chinchero) hat es geregnet. Michi hatte gestern einen „Feuertanz“ bei einer Dinnershow. Sie haben ihn fast abgefackelt, aber es war saukomisch und wir haben Traenen gelacht. Heute kommt noch ein echter Schamane zu uns, der uns von allen Leiden befreien soll. Na, wir werden sehen. Morgen geht es weiter nach Puno und zum Titicaca-See. Das wird auf der Reise unsere laengste Fahrtstrecke. (430 km) und wird sicher anstrengend. Aber wir freuen uns darauf. Euch weiterhin viele spannende Erlebnisse und Eindruecke im Norden.
Wie immer herzliche Gruesse an alle,
Martina und Michi