Für den heutigen Tag hatte sich eine Änderung vom Ursprungsplan ergeben, von der wir schon in Lima beim Treffen mit Thorsten Hölscher erfahren hatten. Aufgrund einer gesperrten Straße (wegen eines Erdrutsches) auf der Strecke von Cajamarca nach Leimebamba mußten wir unsere Routenplanung ändern und wieder zuück nach Chiclayo fahren. Dadurch entging uns eine landschaftlich sehr schöne Strecke. Aber ändern lies sich daran ja nichts. Mit der Straßensperrung rechneten Willy und Thorsten noch bis zum 15.11, nach peruanischer Rechnung konnte darauf locker noch eine Woche mehr werden.
Wir waren wie immer alle pünktlich beim Bus, das einfache Frühstück im Hotel lud ja auch nicht unbedingt zum sitzen bleiben ein. Pünktlich um 8 fuhren wir dann los. Das Wetter präsentierte sich schon jetzt von seiner besten Seite. Blauer Himmel und keine Wolken in Sicht.
Oscar fuhr uns zu einem Viehmarkt ein paar Kilometer außerhalb von Cajamarca. Die Fahrt dauerte nicht lange, maximal 20 Minuten waren wir unterwegs gewesen. Die Stadt hatten wir hinter uns gelassen und fuhren nun auf einfacheren Feldstraßen zum Isco Conga, dem Viehmarkt der Region.
Bereits auf dem Weg dorthin sahen wir einige Bauern, die Kühe und Schafe an einem dicken Strick hinter sich herführten. Es konnte also nicht mehr weit sein. Die ländliche Gegend war von reicher Vegetation und lud zum dableiben ein, aber wir waren leider etwas im Zeitdruck. Da Oscar den Bus rechtzeitig in Chiclayo zur Reparatur bringen mußte, hatten wir für alle Aktivitäten ein strenges Zeitfenster. In Isco Conga angekommen hielten wir auf einem schon gut besuchten Parkplatz. Wir folgten der Menschenmasse, die von der Straße kommend zu den Viehplätzen strömten. Ein Gewirr von Tierstimmen und Gerüchen überfiel uns und begleitete uns zum ersten großen Platz, auf dem Kühe gehandelt wurden. Die Fläche war fast schwarz, Kühe aller Größen und Qualität standen dort mit ihren Besitzern. Es wurde geschaut und gefeilscht, dazwischen ein lautes „Muh“. Ich versuchte eine Kuh in dem Moment zu filmen, wo sie sich bemerkbar machte, doch immer war ich im falschen Moment mit der Kamera dabei.
Zuerst trauten wir uns nicht, durch die Menge zu gehen, bei der Kühe von den Menschen nicht zu unterscheiden waren. Doch dann wagten wir es, immer aufpassend, nicht in die braunen Hinterlassenschaften der Kühe zu treten, was gar nicht so einfach war. Wir sahen stattliche Bullen und junge Kälber, daneben die erwartungsfrohen Besitzer, die auf einen Käufer warteten. Viele peruanische Frauen in Trachtenkleidung mit ihren großen Strohhüten kamen vor unsere Kameralinsen. Es roch nach Bauernhof und nach Stroh. Vorsichtig gingen wir zwischen den vierbeinigen Tieren hindurch und gelangten auf die andere Seite des Platzes. Obwohl wir uns deutlich von den Peruanern abhoben und immer die Kamera im Anschlag hatten, wurden wir kaum wahrgenommen. Es war fast so, als wären wir unsichtbar.
Weiter ging es zu den Schafen. Gleich zu Beginn wurde unser Blick von einer interessanten Szene angezogen. Ein Mann und eine Frau saßen am Boden und hatten ein Schaf in ihrer Mitte. Der Mann hielt das Schaf fest und die Frau hatte die Schere in der Hand und befreite das Schaf von seiner dicken Wolle. Hinter dem Schaaf war bereits ein Berg an Wolle angefallen. Dazu immer wieder ein Gewirr von Stimmen und lautes „Mäh“. Kleine Lämmer versteckten sich zwischen den erwachsenen Schafen, hockten im Rudel zusammen, daneben eine stolze peruanische Frau in blauem Rock, weißer Bluse und rotem Oberteil, einen gelben Strohhut auf dem Kopf.
Von den Schafen gingen wir kurz zu den Schweinen und dann zu den Pferden. Bei den Pferden war am wenigsten los. Dort war es auch fast idyllisch ruhig. Nur ein junges Fohlen, das neben seiner Mutter stand, wieherte immer wieder, als wollte es sich einfach nur bemerkbar machen.
Mit einem Mal kam Bewegung in die Szenerie. Neben uns lief ein Schaf vorbei, schlug einen Haken und lief weiter. Plötzlich kam ein Mann angelaufen und folgte dem Schaf. Ich hielt die Kamera darauf und dann sahen wir, dass insgesamt drei Männer versuchten, das Schaf wieder einzufangen. Aber es gelang ihnen nicht, das Schaf war schneller, lief zwischen den Pferden hindurch und wich immer wieder aus.
Wir kamen zwei Minuten zu spät zum Bus, wo die anderen schon auf uns warteten. Aber wir mußten dieses Erlebnis einfach bis zum Ende genießen. Es waren wunderbare Eindrücke.
Dann fuhren wir ein paar Minuten weiter, zu den Banos de Inka. Dabei handelt es sich um Thermalquellen, die schon von den Inkas genutzt wurden. Wir können auch die Thermalquelle besichtigen, in der der letzte Inkakönig gebadet hat, als er von den Spaniern gefunden und nach Cajamarca bestellt wurde.
Die Thermalbäder geben nicht besonders viel her, es gibt auf der Anlage etliche private Baderäume, in die man sich allein oder mit mehreren Personen zurückziehen kann. Im Außenbereich sehen wir dampfende Becken mit 70 Grad heißem Wasser und metallenen Ablagerungen am Boden. Sicherheitsleute patroullieren am Rand der Becken und achten darauf, das keiner dem Wasser zu nahe kommt und seinen Finger oder andere Körperteile hineinsteckt. Thorsten erzählte, dass vor einigen Jahren, als es noch keine Aufpasser gab, ein Kind in das Wasser gefallen und gestorben ist.
Danach fahren wir weiter zu den Ventanillas de Otuzco. Hierbei handelt es sich um Begräbnisstätten im Fels, kleine Nischen, in denen vermutlich vor 1400 Jahren Tote bestattet wurden. Willy zahlte den Eintritt in dem kleinen Häuschen am Fuß der Felsen und dann gehen wir ein paar Minuten über die großen Steine den Weg hinauf, so dass wir am Fuß der Begräbnisstätte stehen und direkt auf die Gräber schauen. Die Sonne brannte heiß von oben, obwohl es wohl nicht mehr als 25 Grad waren.
Ein paar Kinder begleiteten uns bei der Besichtigung der Anlage, offensichtlich wollten sie etwas. Als wir gerade dabei waren zu gehen kam heraus, dass sie uns ein peruanisches Lied vorsingen wollten. Sie sangen und tanzten zaghaft, offensichtlich wollten sie sich etwas Geld von uns Touristen verdienen. Aber sie machten das ganz süß, so dass wir ihnen am Ende ein paar Soles gaben.
Dann ging es in die Stadt Cajamarca zurück, wo wir im Restaurant von Thorstens Schwiegermutter wieder zu Mittag essen konnten. Auch heute war der Tisch, die gleiche Tafel wie gestern, wieder wunderschön gedeckt.
Dieses Mal standen andere Blumen, aber es waren wieder sehr schöne Gestecke. Statt einer reich gedeckten Tafel konnten wir aus 3 Gerichten auswählen, was wir essen wollten. Denn leider waren wir im Zeitstreß und hatten nur eine Dreiviertelstunde Zeit für das Essen. So wählte jeder sein Gericht und nach wenigen Minuten standen die vorbereiteten Sachen schon auf dem Tisch. Auch heute waren alle wieder furchtbar nett und freundlich und schenkten uns immer wieder ein herzliches Lächeln. Es war wirklich sehr schade, dass wir heute so wenig Zeit hatten und schon so bald Cajamarca verlassen mußten. Aber pünktlich um 12 Uhr 30 war Abfahrt und wir verließen die schöne quirlige Stadt Cajamarca, die uns sehr gut gefallen hat und uns doch sehr an Cusco erinnerte.
Die Fahrt nach Chiclayo fand dann bei sehr schönem, heißen Wetter stand. Es ging hinauf in die Anden und immer brannte die Sonne durch die Seitenfenster. Wir hätten die Klimaanlage gut gebrauchen können, aber sie war ja kaputt und so klebten unsere Körper immer wieder an den Sitzen fest. Nach einer Stunde Fahrt machten wir eine kurze Pause in Chilete. Dann ging es weiter und wir hielten erst wieder in Chiclayo. Für Oscar, unseren Fahrer, war das sicher eine sehr anstrengende Fahrt gewesen. Aber er hat seine Sache sehr gut gemacht und uns sicher gefahren! Es ist schade, dass er nur Spanisch spricht und wir uns nicht alle mit ihm unterhalten und uns bei ihm bedanken können. Aber dafür wird sich sicher im Verlauf der weiteren Reise, spätestens zum Schluß, noch eine Gelegenheit ergeben. Gegen halb 6 kamen wir in Chiclayo an und bezogen unser Hotel. Die Zimmer waren in Ordnung, aber es gab wieder kein Außenfenster. Lediglich ein Lichtschacht, in dem ein Kühlgenerator stand, war unsere natürliche Lichtquelle.
Wir trafen uns alle im Restaurant zum Begüßungscocktail, natürlich Pisco Sour, dann gingen wir zum Essen. Inzwischen hatten wir uns auch an die Hektik und den Lärm in dieser Stadt gewöhnt, aber nur ein bißchen. Zum Essen gingen wir wieder in unser Stammlokal, Balta 512. Der Kellner erkannte uns und schien erfreut zu sein, uns zu sehen. Wir bekamen ein paar Tische auf der Dachterasse zusammengestellt, bestellten Getränke und probierten andere peruanische Leckereien aus, als die üblichen Gerichte. Reis und Choclo gab es natürlich, aber Petra, Marion und Sibylle bestellten sogar Senor de Sepan, ein Gericht mit Ziegenfleisch. Es hat ihnen sehr lecker geschmeckt. Insgesamt wurde noch länger nett geklönt, bis wir dann gegen 10 Uhr zum Hotel zurückgingen. Wir hatten einen sehr netten Abend.
Hallo Ihr Beiden,
Ihr seid ja von einem Highlight zum Nächsten unterwegs.Die ersten Bilder aus Lima haben bei uns die geminsame Reise wieder aufleben lassen.
Weiterhin toi, toi, toi