18.11.2013: Moyobamba – Tarapoto

Heute waren wir das erste Mal unpünktlich. Aber nach 18 Tagen Rundfahrt kann man darüber mal hinwegsehen. Um 5 Minuten nach 8 konnte Oscar erst losfahren, denn dann waren wir alle im Bus.Wir hatten beim Frühstück Sonne gehabt, doch als wir dann im Bus saßen und der Wagen sich in Bewegung setzte, zogen wieder dunkle Wolken auf. Die Luftfeuchtigkeit war bereits wieder sehr hoch, wir schätzten sie auf etwa 80 bis 90 Prozent. Duschen war fast überflüssig gewesen, denn man war sowieso gleich wieder verschwitzt und die Kleidung begann am Körper zu kleben.

Laut unserem Reiseveranstalter und dem Internet wird Moyobamba als peruanische Hauptstadt der Orchideen bezeichnet. Zu diesem Zweck war unser erstes Ziel der Orchideengarten Waqanki. Der Weg dorthin war natürlich keine asphaltierte Straße, sondern in erster Linie wieder ein Feldweg, der einen kleinen Berg hinauf führte. Es gab auf dem Weg zum Orchideengarten keine Hinweisschilder, zumindest konnten wir keine als solche identifizieren. Ein Wunder, dass Oscar immer so sicher seinen Weg gefunden hat. Ok, ein paar Mal hat er auch nach dem Weg gefragt, aber er hat uns immer ans Ziel gebracht.

Auch dieses Mal fand Oscar den Weg und brachte uns zum Eingang des Orchideengarten Waqanki. Abgeholt wurden wir von einem peruanisch sprechenden Guide. Er führte uns durch ein kleines Holzgatter in den direkt dahinter beginnenden Regenwald, ein extra angelegtes Areal, in dem mehrere hundert Orchideenarten wachsen und im subtropischen Klima prima gedeien. Außerdem haben wir besonders viele und unterschiedliche Heliconias gesehen.

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Viele Orchideen waren so klein und unscheinbar, dass wir sie gar nicht sofort als Orchidee identifizieren konnten. Wir wären einfach so daran vorbei gegangen, doch der Guide zeigte uns die versteckten Blüten und gab ausführliche Erklärungen, die dann von Willy ins Deutsche übersetzt wurden.

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Er erzählte uns auch die Geschichte von dem Baum, der von Ameisen in Symbiose bewohnt wird. Wir sahen die Ameisen auf diesem Baum sehr wuselig umherlaufen. Der Guide erzählte – von Willy übersetzt – dass man früher Gefangene an diese Art Baum gefesselt hatte und die Bisse der Ameisen, die den Baum verteidigten, sehr schmerzhaft sind. Würde man von vielen Ameisen gebissen, kann man daran sogar sterben!

Wie im Yacumama Park hatten wir auch hier das Gefühl, im tiefen Regenwald zu sein. Die schwülwarme Luft und die vielen, riesigen Grünpflanzen hüllten uns in einen subtropischen Mantel und machten das atmen ein wenig schwerer. Aber es war eine schöne und faszinierende Atmosphäre, so weit weg von dem Lärm der Städte, dem Gehupe der Autos und den ratternden Motortaxis.

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Am Ende des Orchideenartens bogen auf einen schmalen Trampelpfad, der einen Hügel hinauf führte. Ein Schild wies den Weg zu den Kolibris. Schon von weitem hörten wir das typische Schwirren in der Luft und die hohen piependen Laute, die diese flinken flügelschlagenden Vögel von sich gaben. Die kleinen Körper rasten durch die Luft und zwischen den Bäumen hindurch und schafften es kaum, richtig still zu stehen. Nur wenn sie für ein paar Sekunden an den von den Ästen herabhängen Tränken Nahrung zu sich nahmen, waren ihre strahlenden, farbigen Körper deutlich zu sehen. Die spitzen Schnäbel sogen die Flüssigkeit aus dem Trog und die Flügel schlugen mit 50 Schlägen pro Sekunde, um in Position zu verharren. Ihr Herz schlägt immerhin mit 400-500 Schlägen pro Minute!!! Es gelang uns, mit viel Geduld und gutem Blick einige schöne Fotos dieser eleganten kleinen Vögel zu schiessen.

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Gegen 10 Uhr 30 verließen wir den Orchideengarten. Kurz bevor wir uns wieder in den Bus setzten, tauchte noch ein Pfau auf. Als er sich unbeobachtet fühlte, präsentierte er sein schönes Kleid. Doch als wir dann versuchten, ihm ein schönes Foto abzuluchsen, klappte er sein Federkleid wieder zu und lief vor uns davon. Sibylle und Dieter versuchten noch, ihm zu folgen und ein wenig zu provozieren, doch er lies sich nicht beirren und lief immer wieder fort.

Dann mußten wir auch schon weiter. Es ging wieder hinauf in die Berge. Wir fuhren zum Volk der Lamas, einem der letzten überlebenden Stämme, dessen Vorfahren die Inkas waren und die sich nach der Niederschlagung durch die Spanier in entferntere Gegenden geflüchtet hatten. In diesem Bergdorf sollen laut Willy die Frauen größtenteils noch in alter Tracht rumlaufen. Doch während wir einmal um den großen Platz herum liefen, der sich im unteren Teil des Dorfes befand und eingesäumt war von Artesanias – Kunsthandwerkläden – sahen wir leider keine einzige Frau in Tracht herumlaufen.

Wir schlenderten umher und schauten in den Läden nach interessanten Mitbringseln, doch so richtig fündig wurden nicht alle. Peter fand einen handgemachten Bogen, den er seinem Enkel mitbringen wollte. Nachdem wir alle Geschäfte um den Platz abgeklappert hatten und den Geiern ausgewichen waren, die wieder vielfach über unseren Köpfen flogen und dann in der Ferne verschwanden, war es auch langsam Zeit zum Mittagessen. Wir stiegen in den Bus und fuhren in den oberen Teil des Dorfes, vorbei an einer Burg, die hoch über den einheimischen Häusern hinaufragte und von unten durch die Bäume sichtbar gewesen war.

Die Burg war von einem italienischen Milliardär gebaut worden und beherbergte inzwischen ein Cafe. Sie paßte so gar nicht in diese noch recht ursprüngliche Umgebung. Für uns wirkte sie eher wie ein Walt Disney Schloß, doch für einige aus der Gruppe war dieses Bauwerk dennoch ein Foto wert. Sie wurden etwas ungnädig, als Oscar nicht anhielt zum aussteigen, doch wir wollten ja erst zu Mittag essen. Unterhalb des Gipfelkreuzes und Aussichtspunktes befand sich ein Restaurant. Von oben sah es so aus, als hätte es geschlossen und Willy wollte schon wieder runter ins Dorf fahren, doch wir konnten ihn überzeugen, ersteinmal bei diesem Restaurant nachzuschauen.

Tatsächlich hatte es geöffnet und es war auch genügend Platz für 14 Personen. Tische wurden wieder zusammengestellt und Essen und Trinken bestellt. Von den Tischen hatten wir einen wunderbaren Blick in das Tal und den unteren Teil der Stadt. Und wir konnten viele Geier beboachten, die über der Stadt kreisten und dann in der Ferne verschwanden. Immer wenn wir dachten, jetzt wären sie endgültig verschwunden, tauchten sie plötzlich über unseren Köpfen auf und waren zum greifen nahe. Als das Essen kam war es eine unwillkommene Unterbrechung, doch das Essen gewann sehr schnell unsere Aufmerksamkeit.

Die Gerichte sahen alle sehr lecker aus und dufteten herrlich. Sie schmeckten genauso gut. Wir waren erstaunt, so gutes Essen hier vorzufinden. Nach dem Essen fuhren wir in das tropische Tarapoto. Das Hotel war ähnlich wie das letzte Hotel in Moyobamba aufgebaut. Wir verbrachten den Rest des Nachmittags am Pool und genossen die freie Zeit. Es war schön, einmal durchzuatmen, auch wenn wir langsam feststellten, dass die Reise nun wirklich zu Ende ging. Im Hotelrestaurant hatten wir dann noch ein schönes Abendessen in gemütlicher Runde und genossen die letzten Stunden zusammen.

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