Tag 16: 12.11.2018, Zur Canyon Lodge Gondwana

Was für ein Tag! Schon beim Frühstück ist es recht warm, es müssen um die 25 Grad Außentemperatur herrschen. Sibylle, Anke und ich machen eine Wanderung zum Rand des Canyons.

Das Licht heute morgen ist ganz anders als gestern Nachmittag, wo Sibylle und ich diese Wanderung schon gemacht hatten.

Der Weg ist einfach, an zwei Stellen muss man ein wenig kraxeln, aber insgesamt stellt der Weg kein Problem dar und wieder werden wir belohnt mit einen mit einem fantastischen Ausblick auf den Canyon.

Leider müssen wir wieder zurück und uns auf den Weg zur Canyon Lodge auf der anderen Seite des Canyons machen.

Wir packen das Auto voll und fahren los. Anke sitzt am Steuer und parkt den Wagen aus. Wir fahren ein paar Meter und hören ein komisches Geräusch durch die offene Fensterscheibe. Von hinten kommt auch schon ein Angestellter der Lodge angelaufen. Wir haben einen platten Reifen hinten rechts.
Der Angestellte bietet aber sofort an, den Reifen für uns zu wechseln. Wir sind sehr froh darüber, denn er macht es richtig schnell und nicht mal 30 Minuten später können wir endlich aufbrechen. Wir haben wirklich Glück gehabt, dass es an der Lodge passiert ist. Mitten auf dem Weg ohne Hilfe ist es doch aufwändiger. Wir rufen noch beim Vermieter an und klären dass wir übermorgen einen neuen Ersatzreifen in Keetmanshoop bekommen.
Zunächst geht es wieder abenteuerliche 19 Kilometer zurück auf der Zufahrtsstraße der Lodge, durch eine steinige Straße, die gerade breit genug für ein Fahrzeug ist. Draußen wird es immer wärmer. Anke lenkt den Wagen sicher durch die ausgetrockneten Flussbetten und über die steinige Piste. Es ist schwierig, allen Steinen auszuweichen. Aber endlich ist es geschafft und wir erreichen die D463, eine eher sandige Piste, auf der man auch schneller als 40 km/h fahren kann. Wir machen ein paar Kilometer gut, doch dann bemerken Anke und Dieter, dass der Wagen irgendwie etwas unrund läuft. Dieter schaut aus dem Fenster und sieht, dass jetzt der linke hintere Reifen einen Plattfuß hat.

Ok, das ist zwar blöd und gerechnet hat mit diesem Zufall, zwei platte Reifen an einem Tag zu haben, keiner von uns. Doch wir haben die Notfallnummer von Budget. Ich gehe nach hinten zum Rucksack und krame die Nummer hervor. Aber telefonieren können wir trotzdem noch nicht, denn keiner von uns hat ein Netz! Wir sind im Niemandsland, in der Wüste, und können keinen Notruf absetzen! Was sollen wir jetzt tun? Inzwischen sind es weit über 30 Grad und es ist 12 Uhr Mittags! Wir haben nur noch begrenzt Wasser im Auto. Aber unsere Hoffnung ist, das bald ein Auto vorbeikommt. Sibylle und Dieter beschließen, mit dem Telefon auf einen Berg in der Nähe zu gehen, etwa 2 km entfernt. Anke und ich bleiben im Auto und warten, falls ein Auto vorbei kommt. Doch es kommt keines! Nach etwa einer Stunde sind Sibylle und Dieter wieder da. Auch auf dem Berg hatten sie keinen Handyempfang! Dieter erinnert sich, dass etwa 2 km die Straße zurück ein Haus steht. Dieses Mal machen Anke und ich uns, bewaffnet mit Wasser, auf den Weg. Wir sind etwa eine halbe Stunde in sengender Mittagshitze unterwegs, bis wir das Haus erreichen. Es sieht dort sehr skuril aus, im Vorgarten liegt sehr viel Schrott, alte Autos und Haushaltsgegenstände. Hunde bellen und in der Ferne laufen ein paar Ziegen. Aber es ist niemand zu sehen. Anke und ich rufen, denn wir hören ein paar Stimmen. Nach und nach kommt ein schwarzer Mann aus einer Hütte, hinter ihm eine Frau und ein Junge. Sie kommen gemächlich zu uns und der Mann scheint der einzige zu sein, der ein wenig Englisch spricht. Wir versuchen ihm unsere Situation klar zu machen. Es stellt sich raus, dass der Junge ein Handy hat und der Mann führt uns zum Haupthaus. Offensichtlich sind diese drei die Angestellten des Ranchbesitzers, der gerade nicht da ist. Wir erreichen Budget und informieren die Hotline über unseren erneuten Reifenplattfuß. Man will uns gleich zurückrufen. Doch irgendwie scheint die Familie das nicht zu verstehen, denn sie geht mitsamt des Handy wieder zurück in ihre Hütte, zum Mittagessen. Wir warten etwa 20 Minuten, bis sich wieder jemand blicken lässt. Dann kann ich noch mal telefonieren und erfahre, dass Budget versucht hat uns zu erreichen. Aber anscheinend geht das Handy des Jungen nur, wenn die Antenne der Ranch eingeschaltet wird! Als die drei zu ihrer Hütte gegangen sind, hatten sie die Antenne wieder ausgeschaltet. Auf jeden Fall erklärt mir die Dame von Budget, dass Hilfe für unser Auto unterwegs ist und in ca. 3 Stunden aus Keetmanshoop da sein wird.
Anke und ich machen uns auf den Weg zu Sibylle und Dieter. Mittlerweile ist es noch heißer und ein heißer Wind weht uns entgegen. Die Hitze nagt an unserem Kreislauf, doch wir erreichen das Fahrzeug und können endlich wieder ausreichend trinken und eine Banane essen. Wir berichten den beiden von unserem Abenteuer und das Hilfe unterwegs ist. Doch es dauert keine 2 Stunden mehr, nach nicht mal 30 Minuten erscheint endlich ein Auto und der Notfallservice ist mit 2 Ersatzreifen da. Den Austausch der Reifen erledigen sie schnell, auch wenn die Felgen sich etwas schwer in die neuen Reifen bringen lassen.




Aber alles läuft professionell ab und nach nicht mal 45 Minuten ist der Reifen am Auto getauscht und der kaputte Ersatzreifen gegen einen Neuen ausgetauscht. Wir können die Fahrt fortsetzen. Inzwischen ist es 17 Uhr und wir mussten 5 Stunden in der sengenden Hitze ausharren. In diesen 5 Stunden sind nur 2 Autos vorbeigekommen. Ein Wagen mit Namib Power Mitarbeitern, die wir gebeten hatten, bei nächster Gelegenheit die Notfallnummer von Budget anzurufen. Ob der Anruf erfolgt ist, wissen wir nicht! Während die Reifen gewechselt wurden, kam noch ein Bus vorbei. 2 Autos in 5 Stunden! Nicht auszudenken, wenn in der Hütte kein Telefon gewesen wäre. Wir vermuten, das Namib Power sich nicht bei Budget gemeldet hat…. Wahrscheinlich hätten wir im Auto übernachten müssen.
Die restliche Fahrt verläuft über nennenswerte Erlebnisse. In dem kleinen Ort Seeheim, der nur aus einem Hotel besteht, besorgen wir noch mal Wasser und Benzin, dann geht es weiter zur Canyon Lodge am Fish River Canynon. Leider ist die Straße genauso schlecht bzw. noch schlechter, als die Zufahrt zur letzten Lodge. Der Weg ist sehr ruckelig und steinig und über etwa 30 Kilometer müssen wir immer wieder neben der Straße fahren, weil wir auf dem eigentlichen Weg nicht recht vorankommen.
Langsam wird es dunkel und die letzten Kilometer zur Lodge legen wir auf besserer Straße aber in totaler Dunkelheit zurück. Gegen 20 Uhr 20 kommen wir in der Lodge an. Noch bevor wir den Wagen auspacken und die Zimmer beziehen geht es zum Essen. Das Essen ist ok, aber wahrscheinlich das auch an unserer Erschöpfung. Wir sind jedenfalls froh, nach diesem Tag ins Bett zu kommen! Alles ist gut ausgegangen, aber nochmal brauchen wir solchen einen Streß nicht!

1 Kommentar

  • Helga Asteroth sagt:

    Hallo Ihr Gebeutelten,
    das war wirklich unglücklich abgelaufen. Aber im
    Grunde habt Ihr ja doch noch Glück gehabt. Auf jenen Fall
    bei dem ersten Platten. Und daß die Firma Budget eigentlich
    verhältnismäßig schnell reagiert hat. Ihr mußtet zwar
    stundenlang warten, aber es gibt bestimmt Länder und auch
    Firmen bei denen es anders abgelaufen wäre.
    Wie gut daß Ihr zu viert seid, in solchem Fall ist das bestimmt
    viel besser.
    Ich wünsche Euch, daß dies der unangenehmste Tag
    Eurer Reise war.
    Liebe Grüße Helga

Leave a Comment