Heute war wieder Action angesagt. Da wir schon die Wanderung in die Masca Schlucht mit der Familie Gregori nicht machen konnten, hatten wir uns über unser Hotel für eine Wanderung ins Anaga Gebirge angemeldet. Victor, der Sohn des Familienunternehmens, dessen Vater schon in der Sendung Wunderschön im WDR aufgetreten ist, würde diese Wanderung leiten. Die Tour war uns als echte Alternative zur Masca Wanderung angeboten worden. Der Weg sollte uns durch einen Lorbeerwald auf einer Höhe von 600 m führen, durch sukkulente, subtropische Vegetation in die alte Piratenbucht Antequera hinab.
Da wir bereits um 20 vor 9 an der Busstation sein sollten, waren wir gleich früh um halb 8 beim Frühstück. Die Tagesrucksäcke hatten wir schon gut vorgepackt, so dass wir uns Zeit lassen konnten. Doch wir hatten beide nicht den großen Hunger und gingen dann doch nach kurzer Zeit wieder aufs Zimmer.
Die Bushaltestelle war nicht weit vom Hotel entfernt. Wir mussten auch nicht lange warten, dann hielt ein kleiner Bus und eine Frau stieg aus und sprach uns sogleich an. Wir stiegen ein und weiter ging es. Es wurden noch ein paar Stopps gemacht und uns wurde klar, dass dies heute eine größere Wandergruppe werden würde. Am letzten Hotel in Puerto stieg unser Guide Victor hinzu und erklärte, dass wir uns heute aufteilen würden. Es gäbe eine rein deutsche Gruppe mit ihm und eine Gruppe, in der die Erklärungen auf Spanisch und Englisch erfolgen würden. Wir entschieden uns für die letztere Gruppe, die von Victors Frau Marina geführt wurde.
Doch bevor es auf die Wanderung ging, mussten wir erst einmal zu unserem Startpunkt im Anaga Gebirge kommen. Die mittlerweile beiden Busse fuhren erst einmal Richtung La Laguna. Dort hielten wir in der schönen Altstadt von La Laguna an einem Markt, wo wir 20 Minuten Zeit hatten, uns die Füße zu vertreten und zur Toilette zu gehen. Es war die letzte Toilette für die nächsten 6 Stunden, laut Victor.
Der Markt war genau das, was wir uns vom Mercado in Puerto de la Cruz erhofft hatten. Es gab hier Obst in Hülle und Fülle, sowie Fisch, Gewürze und Trockenobst. Herrlich! Leider hatten wir nicht genug Zeit und vor allem keinen Platz, um jetzt einzukaufen. Also beschränkten wir uns aufs Schauen und gingen dann zurück zum Bus.
Wir fuhren noch etwa eine weitere Stunde hoch ins Anaga Gebirge, bevor wir an einer unscheinbaren Stelle in einer Kurve anhielten und ausstiegen. Die Gruppen verteilten sich auf Marina und Victor und wir bekamen jeder einen Wanderstock, denn das Gelände sollte teilweise recht anspruchsvoll sein. Dann ging es auch schon los. Victor marschierte mit seiner deutschsprachigen größeren Gruppe los, ein paar Minuten später folgte Marina ihrem Mann mit der wesentlich kleineren Gruppe von 11 Personen. Zunächst führte der Weg über natürliche Treppenstufen durch einen Wald hinab, doch bald schon lichtete sich der Wald und wir erreichten einen Steinpfad, auf dem es wieder etwas hinauf ging.
Dies war wirklich die erste anspruchsvollere Wanderung und wir waren teilweise recht froh über die Unterstützung durch den Wanderstab. Man hätte die Wanderung auch so bewältigt, aber dank der Unterstützung war es etwas entspannter.
Der Weg war richtig schön und interessant, immer wieder hatten wir fantastische Ausblicke auf das Anaga Gebirge, auf ein Meer aus Sukkulenten und Kakteen unterschiedlicher Arten. Einige Kakteen blühten sogar. Manchmal hatten wir das Gefühl, auf einer Wanderung in Mexiko unterwegs zu sein. Wir sahen Lorbeer, Thymian und Agaven am Wegesrand.
Die Gruppe war wieder sehr harmonisch. Wir waren nicht die einzigen Deutschen, die der Gruppengröße den Vorzug gegeben hatten. Marina war recht gut zu verstehen, obwohl sie als gebürtige Russin schon einen etwas anstrengenden englischen und spanischen Akzent hatte. Aber das meiste verstanden wir. Und vieles von dem, was sie uns über die Pflanzen erzählte, hatten wir bereits auf den anderen Wanderungen gehört.
Langsam führte der Weg immer weiter hinunter. Wir bewegten uns auf die Antequera Bucht zu. Von weitem konnten wir San Andres erkennen, von wo wir am späteren Nachmittag wieder mit dem Bus nach Puerto fahren würden. Dazwischen lagen aber noch ein paar grüne Hügel, die es zu überqueren galt.
Wir machten eine kleine Rast auf einem Steinfeld in einem Barranco, einem trockenen Flussbett. Victor versorgte uns mit Trockenobst und von Marina bekamen wir noch Kekse, die sie uns auch schon unterwegs angeboten hatte. Beides war sehr lecker.
Dann ging Victor mit seiner Gruppe weiter und wir folgten kurz darauf. Plötzlich sahen wir, dass Victors Gruppe stehengeblieben war und sich irgendwie an einem Hang zu schaffen machte. Als wir näher kamen erfuhren wir, dass dort eine kleine Ziege in einem Erdloch hinter Steinen eingeschlossen war und Victor nun versuchte, sie zu befreien. Stein um Stein wurde abgetragen und Victor hatte nur seinen Wanderstab als Hilfsmittel. Es war eine mühselige Angelegenheit, doch mit der Hilfe einiger Mitstreiter aus der Gruppe schafften sie es, das Ziegenkitz aus dem Loch zu befreien. Victor holte es heraus und stellte es auf seine kleinen wackeligen Beine. Wer weiß, wie lange es in dem Loch gefangen gewesen war!
Nach dieser Heldentat ging es dann weiter Richtung Antequera.
Wir kamen am späten Nachmittag in der alten Piratenbucht an und Victor und Marina ermunterten uns, im Ozean zu baden. Das war in der Tat etwas, was wir in diesem Urlaub noch nicht geschafft hatten. Also zogen wir uns die mitgebrachten Badesachen an und liefen über den schwarzen Strand ins Wasser.
Es war zu Anfang etwas frisch, doch einmal von einer Welle erfasst und es war schon nicht mehr so schlimm. Es machte einen riesigen Spaß und wir bedauerten, dass unser Urlaub bald vorbei war. Wir zogen uns wieder an und gingen zum alten Kai hinüber, wo die Wassertaxis vor Anker lagen. Wir stiegen in die Taxis und fuhren mit ordentlicher Geschwindigkeit über das Meer in Richtung San Andres. Es war ein riesiger Spaß, so über das Wasser zu preschen.
In San Andres angekommen setzten wir uns noch kurz in die Strandbar, denn es würde noch etwas dauern, bis das letzte Wassertaxi mit den restlichen Wanderern kam. Dann ging es mit dem Bus zurück nach Puerto de la Cruz. Nachdem wir geduscht waren, schauten wir noch kurz vom Balkon nach draußen. Der Mond war richtig groß und strahlte uns rot entgegen. Wir mochten uns gar nicht trennen, so schön war der Ausblick. Aber schließlich verließen wir das Hotel und gingen wir ins Restaurant Templo del Vino und aßen wieder sehr lecker draußen kanarische Spezialitäten.
Hallo,
das war bestimmt ein toller Tag. Der helle Sand in San Andres ist meiner
meinung nach künstlich angelegt (von Medano.)
Zur Ziegenkitz-Rettung: ich hätte angenommen, daß die Ziegenmutter
das Kleine dort versteckt hat, um es vor Feinden zu schützen.
Hoffentlich habe ich Unrecht und das Kleine ist wieder bei seiner Familie.
Die begeisterte Leserin Helga.