13.06.2022: Vom Gulfoss nach Vik

Wir hatten schon beim Aufwachen gehört, wie der Regen auf das Wellblech der Unterkunft trommelte. Es war nicht stark, aber sehr beständig. Auch die Wettervorhersage ließ uns leider nicht sehr optimistisch sein. Wenn wir Glück hatten, würde es nicht den ganzen Tag regnen. Doch wir verloren nicht den Mut und waren sicher, dass wir ein paar schöne Dinge sehen würden.

Zunächst packten wir die Koffer und luden alles ins Auto, dann fuhren wir hinüber zum Restaurant, wo wir gestern zu Abend gegessen hatten. Dort gab es nämlich das Frühstück für uns. Wir hatten einen schönen Platz am Fenster bekommen und konnten auf den Strokkur blicken, zumindest auf die Gischt, die er empor schleuderte. Mit diesem Ausblick schmeckte das wirklich sehr reichhaltige Frühstück noch etwas besser. Die Auswahl war schon sehr gut. Es war für jeden etwas dabei.

Gut gestärkt brachen wir dann auf und fuhren in wechselhaftem Regen durch wunderschöne, meist sattgrüne Landschaften. Wir passierten viele Wiesen, auf denen wunderschöne Island-Pferde oder Schafherden grasten. Die Straße glich oft einer Allee aus Lupinen, ein ums andere Mal waren große Felder an Lupinen einfach so am Straßenrand zu finden. Selbst bei diesem Regenwetter strahlten die blauen Lupinen wunderschön und machten die Landschaft so abwechslungsreich. Sibylle kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Im Regen erreichten wir unser erstes Ziel, den Wasserfall Seljalandfoss, der schon von der Straße aus sichtbar ist. Wir bogen von der Hauptstraße ab und fuhren den ausgeschilderten Weg zum Parkbereich. Obwohl der Parkplatz recht voll war, fanden wir sofort einen guten Platz. Es hatte hier schon etwas länger geregnet, denn die Pfützen waren tief. Wir zogen unsere Regenkleidung an und verpassten dem Rucksack einen Überzieher, lösten das Parkticket und machten uns dann auf den Weg, uns den Wasserfall so richtig aus der Nähe anzusehen. 

Schon aus der Ferne war der Seljalandfoss sehr beeindruckend! Das Wasser stürzte herab und prallte auf einen kleinen Pool, die Gischt spritzte in alle Richtungen und man wurde binnen Minuten richtig nass. Gut, dass wir die Regenkleidung angezogen hatten. 

Wir gingen näher heran und reihten uns in die Schlange ein, um hinter den Wasserfall zu gehen. Wir mussten über ein paar Steine klettern, die ein wenig rutschig waren, doch mit unseren Wanderschuhen war das kein Problem.

Um uns herum was alles nass, aber der Ausblick von der Rückseite des Wasserfalls war herrlich. Es war nicht schlimm, das wir keinen blauen Himmel hatten, obwohl wir dann wahrscheinlich ausgeflippt wären. Aber auch so war das Erlebnis einmalig schön. Am Ende des Rundweges war unsere Regenkleidung wirklich total durchnässt, aber eben nur die oberste Schicht. Nur die Schuhe hatten etwas abbekommen. Das Wasser hatte es irgendwie geschafft, dort hinein zu laufen.

Schweren Herzens lösten wir uns vom Seljalandfoss und brachen auf zum nächsten Wasserfall, dem Skogafoss, nur ein paar Kilometer die Straße runter.

Wir parkten, zogen wieder die nun schon nassen Regenklamotten an und gingen zum Wasserfall.

Auch wenn viele sagen, das man sich nicht jeden Wasserfall anschauen muss, weil sie doch alle irgendwie gleich sind, so können wir sagen, dass jeder Wasserfall anders ist. Die Höhe, die Breite, die Geschwindigkeit, mit der das Wasser herabstürzt. Alles ist so unterschiedlich. Manche Fälle erstrecken sich über mehrere Stufen, andere tröpfeln nur so leicht aus dem Stein herab. Jeder Wasserfall ist einzigartig. 

Der Skogafoss war ebenfalls wieder in sattgrüne Landschaft getaucht. Es führte eine schmale Metalltreppe den Hügel hinauf zur Aussichtsplattform. Wir entschieden uns, erst hinauf zu gehen. Die Schafe, die am Hügel lagen und uns beobachteten, machten sich wohl auch so ihre Gedanken.

Oben angekommen bestaunten wir die Kraft und Geschwindigkeit, mit der das Wasser aus dem über mehrere Stromschnellen heran eilenden Fluss in die Tiefe stürzte. Dann gingen wir wieder herunter und näherten uns von unten dem Skogafoss. Es war noch beeindruckender!

Unser nächstes Ziel war ein altes Flugzeugwrack bei Solheimasandur, das am Strand lag. Man konnte dort nicht mit dem Auto direkt hinfahren, sondern musste ca. 5 km je Richtung hinwander oder einen Shuttle Bus nehmen. Aufgrund des Regens entschieden wir uns für den Bus. Wir hatten Glück, dass kurz nach unserer Ankunft auf dem Parkplatz der Shuttle startete. Wir bezahlten die Tickets und gingen in das an einen Unimog erinnernde Gefährt mit den riesigen Zwillingsreifen. Kaum das wir saßen, setzte sich der Bus auch schon in Bewegung und wir preschten über den schwarzen Sand, der ein Überbleibsel des Ausbruchs vom Vulkan Katla ist, der um 1918 hier ausgebrochen ist. Die Fahrt war sehr ruckelig, wir waren durchnässt und hungrig, aber man musste Prioritäten setzten. Nach etwa 10 Minuten Fahrt hatten wir das Flugzeugwrack erreicht und stiegen aus. Es waren noch ein paar Meter zu gehen. Das Flugzeug ist eine 1973 hier wegen Treibstoffmangels notgelandete Douglas DC-3 der US-Navy. Bei der Landung damals ist aber niemand zu Schaden gekommen. Das Wrack ist ein beliebtes Fotomotiv dieser Region, vor allem seit der kanadische Musiker Justin Bieber hier ein Musik-Video gedreht hat.

Auch wir machten ein paar Fotos, auch wenn diese aufgrund des Regens nicht ganz so spektakulär ausfielen, wie gehofft. Aber wir hatten Glück, dass nicht allzu viele Menschen hier waren,

Dann nahmen wir den nächsten Bus wieder zurück und setzten uns ins trockene Auto und aßen erst einmal etwas. Danach fuhren wir weiter nach Vik, zu unserem Hotel. Wir checkten ein und tauschten die nassen Klamotten gegen trockene. Da es für alle anderen Aktivitäten leider zu nass und trübe war, hatten wir uns Tickets für eine Lava-Show besorgt, die hier in Vik stattfinden sollte. Wir wussten nicht, was uns erwartete, aber es war eine absolut lohnenswerte Show. In einem wirklich sehr spannenden Vortrag, der aus einem Video und direkter Erklärung eines Moderators bestand, der sich selber als Vulkanologen vorstellte, wurde uns viel über die Geschichte des Vulkanismus auf Island erzählt.

Die Show wurde abgerundet durch echte Lava, die in einem Bett aus Basalt und Eis in den Zuschauerraum floss. Wir konnten die Hitze spüren, die von der Lava ausging. Vor unseren Augen begann die Lava direkt zu erkalten und sich zu verfärben.

Der Moderator demonstrierte uns verschiedene Wechselwirkungen mit anderen Materialien und zeigte uns die unterschiedlichen Stadien des Erkaltungsprozesses der Lava.

Nun verstanden wir sehr gut, warum man nicht auf das vermeintlich kalte schwarze Lavagestein des Grindavik Vulkans steigen sollte. Da dieser erst letztes Jahr erloschen ist, kann es noch immer sein, das darunter Lava fließt, auch wenn die Oberfläche kalt und hart zu sein scheint.

Es war ein tolles Live-Event, sehr beeindruckend.

Anschließend aßen wir in dem angrenzenden Restaurant, der Soup Company, jeder eine leckere Suppe. Dann ging es in unser Hotel und wir ließen den Abend ausklingen. Trotz einigem Regen war es ein sehr schöner Tag mit vielen einmaligen Erlebnissen!

3 Kommentare

  • Helga sagt:

    Hallo Ihr Lieben,
    auch an Regentagen kann man tolle Eindrücke sammeln. Wasserfälle
    haben mich auch immer begeistert. Das Bild mit den Lupinen zum Abschluss
    macht das Regenwetter wieder wett. Wie das mit der echten Lava bei der
    Show funktioniert ist mir allerdings nicht klar.
    Liebe Grüße von Helga.

  • Angelika und Jens sagt:

    Tolle Aufnahmen.
    Morgen ist das Wetter sicher wieder besser, nach unserer Erfahrung ändert es sich doch dort oben mehrmals täglich.

  • Andreas sagt:

    Hallo Ihr Reisebegeisterten !
    Tolle Bilder, schöne Landschaften… Island scheint eine Reise wert zu sein. Wir sind gespannt auf die weiteren Bilder und Berichte. Schließlich steht Island auch noch auf unserer Wunschreiseliste.
    Euch wünschen wir spannende Tage mit vielen weiteren schönen Erlebnissen. Genießt die Zeit!
    Liebe Grüße
    Hilke und Andreas

Leave a Comment