Es regnete wieder. Eigentlich hatte es die ganze Nacht geregnet. Beim Frühstück plattesten die Tropfen auf das Dach in Wellblechform unseres Frühstücksraumes. Trotzdem fiel es uns schwer, dieses Hotel zu verlassen, denn wir haben uns hier sehr wohl gefühlt. Das Zimmer war schön und das SPA haben wir auch sehr genossen.
Wir setzten uns ins Auto und fuhren Richtung Egilstadir. Die Straße führte durch den Ort hindurch und immer höher hinauf. Links fuhren wir an Kratern und hingeworfenen Hügel vorbei, rechts begleitete uns ein ca. 100 Meter hoher Steinwall, dazwischen waren Felder und Wiesen, die von Schafen und Ziegen bewirtet waren. Die Straße schlängelte sich durch zusehends bergiger werdende Landschaft und mit einem Mal entdeckten wir, das von dem Steinwall zur Rechten mehrere kleinere Wasserfälle herunterstürzten. Einer war besonders imposant und wir bogen geradewegs auf den Parkplatz ab und gingen zu dem Beobachtungspunkt hinauf. Rjukandafoss war sein Name und wir hatten ihn gar nicht auf dem Plan. Aber der Rjukandafoss war mit seinen 139 m Fallhöhe sehr beeindruckend.
Danach fuhren wir dann noch ein paar Kilometer auf der asphaltierten Straße Nr.1, der Ringstraße, und bogen dann in die 923 ein. Nach wenigen Metern wurde der asphaltierte Belag zu einer Schotterstraße, die dazu noch gespickt war mit Schlaglöchern unterschiedlichster Größe. Das Fahren machte keinen Spaß und erforderte volle Konzentration. Doch Sibylle war am Steuer und meisterte die Strecke mit Bravour. Allerdings mussten wir uns am Ende eingestehen, dass es besser gewesen wäre, gleich den ersten Parkplatz anzusteuern. Die letzten 2 Kilometer waren schon ein wenig abenteuerlich gewesen.
Wir packten unseren Rucksack und marschierten los zum Studlagil Canyon. Es hatte zwar aufgehört zu regnen, aber dafür was es so windig, das die Gischt des Wasserfalls direkt hinter unserem Parkplatz fast senkrecht nach oben spritzte. Der Weg zum Canyon selber war nochmal etwa 2 Kilometer lang, dann sahen wir ihn schon. Wir waren auch nicht die einzigen Touristen. Einige tummelten sich unten im Canyon auf einem Stück, das nicht unter Wasser stand durch den hindurchfließenden Fluß, dessen Wasser von einem in der Nähe befindlichen Staudamm gespeist wird. Es musste hier lange und viel geregnet haben, denn die Wiesen und Wege waren klitschnass, im Gras sackte man ein wie in einem Sumpf und der lehmige Boden war rutschig und ausgetreten. Wir suchten uns einen Weg, um zu dem wie eine Wasserscheide wirkenden Felsen in der Mitte des Canyons zu gelangen. Von hier aus hatte man einen wunderbaren Blick auf die Basaltsäulen des Studlagil Canyons. Sehr beeindruckend.
Dann gingen wir wieder zurück zum Auto und ich setzte mich ans Steuer und versuchte uns genauso sicher über die Schotterpiste zu bringen, wie Sibylle es getan hatte. Immerhin kamen wir heil auf der 1 an und auch das Auto blieb ganz.
Es ging weiter hinauf in ein Gebiet, das schon etwas vom Hochland hatte. Die Vegetation wurde zusehends karger und öder. Es wurde so windig, das unser Auto ganz schön hin und her geschüttelt wurde. Aber das liest man auch in jedem Reiseführer, das in Island aufgrund der fehlenden Wälder sehr viel Wind herrscht.
Nach dem Besuch des Canyons fuhren wir nur noch. Erst als wir die Hochebene hinter uns gelassen hatten und langsam die Gegend um den Myvatn See erreichten, wurde das Wetter freundlicher und die Sonne kam heraus. Mit einem Mal sahen wir abseits der Straße Qualm aufsteigen und in der Nähe der Quelle viele Autos stehen. Als wir näher fuhren sahen wir, dass sich dort ein Geothermal Gebiet befand. Kurzerhand bogen wir auf den Parkplatz ein und stellten das Auto ab, buchten über die App ein Parkticket und gingen dann los zu den heißen Quellen und dampfenden Steinen. Der Geruch verfaulter Eier war hier noch stärker als damals in Neuseeland, im Geothermalgebiet in der Nähe Rotoruas. Aber es war sehr interessant und so weitläufig, dass man sich durch die anderen Touristen nicht bedrängt fühlte.
Nachdem wir herumgegangen waren, entdeckten wir, dass hinter uns ein Berg war, auf den ein Wanderweg hinaufführte. Das Hinweisschild sagte zwar aus, das man vorsichtig sein sollte und es bei nassem Wetter sehr rutschig werden konnte, doch im Moment sprach nichts dagegen, hinauf zu gehen. Die ersten paar Meter waren auch einfach, doch dann wurde der Weg steiler und es stellte sich heraus, das richtige Wanderschuhe für diesen Berg doch besser gewesen wären. Da ich nicht auf eine echte Wanderung eingestellt war, hatte ich die Wanderschuhe im Auto gelassen und nur Wander-Turnschuhe angezogen. Die boten hier aber nur unzureichend Halt und ich rutschte immer wieder weg. Aber schließlich schaffte ich es und folgte Sibylle auf den Gipfel. Von oben hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf das Gebiet.
Der Rest des Rundwegs war einfach und wir waren einfach nur froh und stolz, dass wir es geschafft hatten, hier hoch zu kraxeln! Unten erwarteten uns dann leider die berüchtigten Mücken, für die der Myvatn See auch berühmt ist. Übersetzt bedeutet der Name Myvatn nämlich Mücken. Die kleinen Viecher stachen nicht, aber sie flogen in Scharen um unsere Köpfe und belagerten uns unentwegt. Sie waren hartnäckig und kaum zu vertreiben.
Schnell bestiegen wir das Auto und fuhren die letzten Kilometer zu unserem Hotel. Dabei ging es am Myvatn See vorbei. Von der Ferne sahen wir auch schon die Pseudokrater und die Lavafelder, denn dieses Gebiet um den Myvatn See ist die Heimat einiger kleinerer Vulkane.
Wir kamen gegen 20 Uhr im Hotel an und bezogen unsere Zimmer. Es war ein nettes kleines Hotel und wir hatten ein Zimmer direkt unter dem Dach. Für morgen ist die Erkundung des Myvatn Sees geplant.
Hallo,
das wirkt ja alles recht abenteuerlich, wie immer bei Euch. Vielleicht
solltet ihr doch den Heidschnucken-Wanderweg mal einplanen. Der
Canyon ist grandios mit den riesigen Basaltsäulen.
Auf die weiteren Berichte und Fotos freue ich mich.
Liebe Grüße Helga