Auf diesen Tag hatten wir uns die ganze Reise über ganz besonders gefreut: heute ging es in den Gletscher Langjökull hinein. Wir hatten eine Tour gebucht, die ab Husafell losging und uns mit einem Shuttle Bus erst einmal ins Basis-Camp bringen sollte, von wo aus wir dann zum Gletscher gebracht würden. Allerdings mussten wir erst einmal nach Husafell kommen, das gut 130 Kilometer von unserem Hotel auf der Snaefellsnes Halbinsel entfernt war. Da die Tour um 9 Uhr 30 losgehen sollte, mussten wir auf jeden Fall früher frühstücken. Irgendwie waren wir beide etwas aufgeregt und bekamen kaum etwas runter. Und dabei hatte man extra für uns den Frühstücksraum etwas eher geöffnet. Doch wir aßen nur unser Müsli, tranken etwas und dann machten wir uns auf den Weg nach Husafell.
Die Strecke war allerdings gut zu fahren, es war noch kaum ein Auto unterwegs, das Wetter war wieder herrlich und wir konnten konstant mit nahezu 90 Km/h über die teils gut ausgebauten, teils auch etwas mit Schlaglöchern versehenen Straßen fahren. Auf jeden Fall kamen wir sehr gut voran und waren pünktlich um 9 Uhr 15 am Husafell Activity Center. Von dort fuhren wir erst einmal mit dem Shuttle Bus auf den eisfreien Bereich des Gletschers hinauf. Die Räder des Busses waren aber auch dafür gemacht, über die teilweise sehr großen Gesteinsbrocken zu fahren. Mit unserem Suzuki Swift hätten wir hier gar nicht fahren dürfen. Wir waren etwa eine halbe Stunde auf dieser Strecke unterwegs und hatten kurz vor dem Ziel noch eine Begegnung, mit der wir so nicht gerechnet hätten. Da standen nämlich mit einem Mal ein gutes Dutzend Ralley-Autos und wurden gewartet oder warteten darauf, dass es weiter ging. Der Bus manöverierte sich durch die Autos hindurch und die Fahrer ließen sich auch nicht stören. Wahrscheinlich waren sie auch so im Tunnel und nur auf ihre Strecke fokussiert. Wir haben uns allerdings schon gefragt, wo hier auf dem Gletscher des Langjökull die Ralley-Strecke verlaufen soll.
Der Shuttle Bus bog also ab und fuhr immer weiter den Gletscher hinauf, bis wir zum Klaki Base Camp kamen. Hier war es schon um einiges kälter und windiger als unten in Husafell. Wir nahmen unsere Tickets entgegen und bestiegen dann einen Eis-Truck, mit dem es dann geradewegs auf den Schnee hinauf ging.
Während der Eis-Truck sich den Berg hinaufquälte, unterhielt uns unser junger Guide Ace mit nützlichen und interessanten Fakten zum Gletscher. Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde, dann erreichten wir das Ziel. Allerdings sahen wir es nicht, denn es war alles weiß! Die Türen öffneten sich und wir wurden hinausbegleitet und zum Eingang des Tunnels geführt. Es hatte inzwischen auch angefangen zu schneien. Der Tunneleingang war nicht sehr groß, wir huschten hinein und mussten erst einmal aufpassen, nicht auszurutschen. Und dann waren wir auch schon mitten drin im Langjökull Gletscher!
Unglaublich faszinierend. Wir folgten Ace durch den Tunnel, überall in den Wänden waren LEDs angebracht, die bei der Lichterzeugung wenig Wärme produzierten. Aber dennoch, so erklärte uns Ace später, passiert es immer wieder, dass die Lichtenergie dafür sorgt, dass die LED in der Wand herunterrutscht, weil das umgebende Eis natürlich schmilzt. Man konnte in den Wänden sehr gut die unterschiedlichen Schichten des Gletschereises sehen und daraus theoretisch sogar die Vergangenheit ablesen, denn in den Schichten sind Luft und Schmutzpartikel vergangener Zeiten eingefroren.
Der Rundgang von ca. 500m durch den Gletscher hatte die Form eines Herzens. Eigentlich, so sagte uns Ace, sollte ein perfekter Kreis entstehen, doch als die Tunnel fertig waren haben die Ingenieure gemerkt, dass sie sich etwas verbohrt hatten und statt eines Kreises kam ein Herz dabei heraus.
Es gibt in dem Tunnelsystem auch einen kleinen Raum, der für besondere Zwecke benutzt wird. Er wird allgemein Die Kapelle genannt und es finden dort auch Hochzeiten statt. Ace hat uns hier dann ein paar isländischen Geschichten erzählt und zum Abschluß ein Lied gesungen.
Dann ging es leider langsam wieder auf den Rückweg. Wir kamen aber noch zu einem Riß im Gletscher, der direkt über dem Tunnel verlief und deutlich sichtbar war. Ace berichtete uns, dass die Gletscher dafür sorgen, dass sich diese Risse im Lauf der Zeit selber verschließen. Dafür entstehen an anderer Stelle dann neue Risse.
Ace erklärte uns auch noch einmal, was wir alle eigentlich schon längst wissen und doch immer wieder vergessen. Die globale Erwärmung ist Gift für die Gletscher! Allein der Langjökull Gletscher verliert jedes Jahr etliche Meter Eis und wird immer kleiner. Man rechnet damit, dass der Gletscher in 200 Jahren nicht mehr vorhanden ist. Auf dem Weg im Shuttle Bus haben wir Jahresmarkierungen gesehen, die zeigen, bis wohin das Eis einmal gereicht hat. Ähnliches hatten Sibylle und ich ja schon auf dem Athabasca Gletscher in Kanada gesehen.
Schweren Herzens mussten wir den Gletscher wieder verlassen und das Eis-Mobil besteigen. Durch dichtes Schneetreiben ging es dann hinunter zur Basis Station Klaki, wo wir etwas auf unseren Shuttle warten mussten. Als wir dann umsteigen konnten und zurück nach Husafell fuhren, sahen wir, dass die Ralley-Fahrer immer noch unterwegs waren.
In Husafell angekommen machten wir erst einmal ein kleine Pause im Auto und aßen eine Kleinigkeit. Dann fuhren wir los Richtung Reykjavik. Am späten Nachmittag kamen wir in Reykjavik an und schafften es noch, auf die Hallgrimmskirka zu gehen und von dort den Blick auf die Stadt zu genießen.
Anschließend schlenderten wir noch ein bisschen durch die Straßen von Reykjavik und aßen eine Kleinigkeit, leckeres Brot mit frischem Lachs, direkt in der Sonne, aber mit Mütze auf dem Kopf.
Dann fuhren wir nach Keflavik zu unserem Hotel. Wir checkten ein und fingen an, die Koffer fertig zu packen. Morgen früh mussten wir sehr früh das Auto abgeben und um 7 Uhr 50 nach Hause fliegen.
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