05.03.2025: Von Franz Josef nach Punakaiki

Zweiter Versuch mit 5 Uhr aufstehen. Heute musste es einfach klappen! Wir machten uns fertig und als wir das Auto mit den Koffern beluden,  sahen wir einen sternenklaren Himmel über uns. Auch die Wetter-App verhieß nur Gutes. Als Schlummertrunk hatte es gestern übrigens noch ein Gläschen Wein gegeben. Wir hatten nämlich vom Hotel eine Flasche Wein bekommen, da heute nicht frühstücken können.

Im Dunkeln fuhren wir dann ein weiteres Mal nach Franz Josef, 27 Kilometer Kurven mit wieder sehr wenigen Autos auf der Straße.

Wir waren heute sogar noch etwas früher am Ziel als gestern und warteten vor dem Gebäude im Auto, bis der erste Angestellte kam und aufschloß. Dann gingen wir hinein und warteten im Warmen, bis jemand kam und bestätigte, das der Pilot Grünes Licht gegeben hatte.

Wir wurden noch mal auf die Waage gestellt und bekamen dann gelbe Bändchen um die Handgelenke. Auf diese Bändchen wurden Zahlen und Buchstaben geschrieben. Bei Sibylle und mir stand jeweils ein F. Sibylle mutmaßte, dass dies vielleicht bedeutete, dass wir vorne sitzen können. Mal schauen.

Dann kam ein junger Bursche, der sich als Alex vorstellte und eine Sicherheitseinweisung mit uns durchführte. Außer dem Fotoapparat und Mobiltelefon durften wir nichts bei uns haben, vor allem keine Mützen oder Handschuhe, die ggf. in die Rotorblätter des Hubschraubers geraten könnten.

Alex führte uns über einen Weg hinter dem Haus durch einen Wald und über eine Straße zum Startplatz des Helikopters. Tatsächlich bedeutete das F auf dem Bändchen, dass wir vorne neben dem Piloten sitzen durften, der sich als Matt vorstellte. Sibylle saß also zwischen Matt und Matthias 🙂

Kaum saßen wir, hoben wir auch schon ganz sanft ab und flogen in einer wundervollen ruhigen und szenischen Route auf den Gletscher zu.

Alex und Matt erzählten während des Anflugs einiges über den Gletscher und das Gebiet, in dem wir landen würden, doch wir hatten nur Augen für die wunderbare Landschaft und den Gletscher vor uns. Wir kamen den Bergen scheinbar so nah, doch natürlich hatte Matt einen ausreichenden Sicherheitsabstand. Er hatte uns zwar erzählt, dass der Flug vielleicht etwas ruckelig werden könnte, doch wir fanden ihn absolut ruhig.

Matt landete den Hubschrauber auf einer für uns winzigen Fläche Eis und wir durften aussteigen.

Alex half uns dabei, denn das Eis war wirklich extrem rutschig. Während wir auf dem Eis standen, hob der Hubschrauber wieder ab und flog davon und wir blieben auf dem Eis und sahen Alexs Kollegen zu, die mit Spitzhacken Stufen in das Eis schlugen. Alex vermittelte uns unterdessen viele interessante Fakten über die Gletscherbewegungen.

Tatsächlich bewegt sich dieser Gletscher jedes Jahr um 7 Zentimeter voran. Es gab auch Zeiten, in denen das Eis zurückgegangen ist, im Moment wird es aber wieder mehr. Alex berichtete uns auch, das er eigentlich von der Nordinsel stammt, aber hier in diesem Beruf auf dem Eis seine Bestimmung gefunden hatte.

Er liebt die Berge und ist glücklich darüber, in dieser Umgebung arbeiten und leben zu dürfen. Es ist ihm auch schon passiert, dass er mit einer Gruppe Touristen auf dem Eis gestrandet ist und über Nacht ausharren musste, weil das Wetter für den Hubschrauber zu gefährlich zum landen war.

Während wir uns mit Alex angeregt unterhielten, kam unser Hubschrauber wieder zurück und landete wenige Meter neben uns auf einer kleinen ebenen Fläche und eine Gruppe Touristen stieg aus. Der Wind der Rotorblätter war so stark, dass wir aufpassen mussten, nicht auszurutschen.

Als die neue Gruppe an uns vorbeiging, allesamt ausgestattet mit Helm, Seil und Spike-Schuhen, mussten wir dann leider wieder in den Hubschrauber klettern. 

Matt ermöglichte uns aber noch einmal einen wunderschönen Flug über das Gebiet und wir genossen die Zeit in der Luft sehr und wollten gar nicht, das es aufhörte. Das Wetter war perfekt und wir waren so froh, dass es heute geklappt hatte! Und vorne sitzen zu können war dann noch das i-Tüpfelchen 😉

Wieder auf dem Boden gingen wir frühstücken und versuchten das eben erlebte zu verarbeiten. Wahrscheinlich hatten wir ein Dauergrinsen im Gesicht, aber es war auch einfach so fantastisch gewesen, dass wir noch lange an den Flug denken werden.

Wir kauften noch ein paar Lebensmittel ein, tankten das Auto voll und machten uns dann auf den Weg. Bevor wir uns aber auf die längere Autostrecke begaben, sind wir noch zu einer kleinen Wanderung aufgebrochen. Der Name war Peters Pool und hatte seinen Startpunkt kurz vor der Ortsgrenze von Franz Josef. Hier hatten wir das Glück, an einem See vorbeizukommen, in dessen stiller Wasseroberfläche sich der Gletscher perfekt spiegelte. Wir sind dann noch etwa eine knappe halbe Stunde weitergegangen bis zu einer Hängebrücke und dann wieder umgekehrt.

Dann haben wir uns noch ein bisschen an den See gesetzt und die Stimmung genossen. Anschließend haben wir uns dann ins Auto gesetzt und sind losgefahren Richtung Punakaiki, zu unserer Unterkunft nahe den Pancake Rocks. Auf dem Weg dorthin ging es viel an der Küste entlang. Auf der Straße waren immer mal wieder tote Tiere zusehen und in der Luft kreisten viele Neuseeländischen Falken. Leider war es nicht möglich, auf der Straße anzuhalten und ihn zu fotografieren. Zum einen war der Falke wieder schnell in der Luft, zum anderen kamen doch immer wieder Autos hinter uns.

Wir fuhren also weiter und machten im ehemaligen Goldgräberstädtchen Hokitika eine Kaffeepause. Doch der Ort gab nicht viel her, so dass wir nach einem kurzen Strandbesuch wieder weiterfuhren. Im Örtchen Greymouth haben wir noch mal getankt, denn bis nach Punakaiki gibt es keine einzige Tankstelle mehr. Die Strecke bis nach Punakaiki war dann aber extrem schön.

Raue Felsenformationen an der Küste verleiteten uns immer wieder dazu, an den Seitenstreifen zu fahren oder an einem Aussichtspunkt zu halten und uns die tolle Landschaft anzuschauen. So kamen wir natürlich nicht so schnell voran, wie wir hofften. Aber es war einfach zu schön.

Schließlich kamen wir dann an den Pancake Rocks an und machten einen Spaziergang durch das Areal. Leider stand die Sonne etwas ungünstig, so dass die meisten Steinformationen im Dunkeln waren. Aber wir beschlossen, morgen früh noch einmal herzukommen.

Darum ging es dann zu unserer 2 Kilometer entfernten Unterkunft im Baumhaus. Wir machten uns Abendessen und fielen dann todmüde ins Bett.

2 Kommentare

Leave a Comment